scholarly journals Multimodales Management nichtresektabler Lebermetastasen – neue Therapieoptionen mit Ausblick auf sekundäre Resektion

Author(s):  
Eva Braunwarth ◽  
Stefan Stättner

ZusammenfassungLebermetastasen treten bei 50 % der Patienten mit kolorektalem Karzinom auf. Bei resektablen Metastasen ist die chirurgische Resektion die Therapie der Wahl. Steht dies als Option nicht zur Verfügung, ist die primäre Behandlung eine systemische Chemotherapie. Die selektive interne Radiotherapie (SIRT) ist eine innovative Behandlungsform für primäre und sekundäre Lebertumoren. Es handelt sich um ein minimal-invasives Verfahren, bei dem kleine radioaktive Kügelchen, sog. Mikrosphären, über die Leberarterie in den Lebertumor bzw. die Lebermetastasen eingebracht werden. Die Mikrosphären führen zu einer Reduktion der Tumorlast durch hochenergetische Strahlung. Die Behandlung stellt eine vielversprechende Option für Patienten dar, deren Lebertumoren nicht mit einer Operation oder lokalen Verfahren wie der Radiofrequenzablation behandelbar sind und nicht mehr ausreichend auf eine Chemotherapie ansprechen. Die SIRT kann auch zur Leberaugmentation eingesetzt werden, um primär nichtresektable Patienten einer Resektion zugänglich zu machen. Die Behandlung ist umso erfolgreicher, je stärker die Blutversorgung des Primärtumors bzw. der Lebermetastasen aus der Leberarterie erfolgt. Anhand zahlreicher Studien wurde im Lauf der Jahre die Wirksamkeit dieser Therapie belegt. Sie stellt für selektionierte Patienten eine Erweiterung des therapeutischen Armamentariums dar, die in der First‑, Second- und Third-line-Behandlung eingesetzt werden kann.

Praxis ◽  
2002 ◽  
Vol 91 (34) ◽  
pp. 1352-1356
Author(s):  
Harder ◽  
Blum

Cholangiokarzinome oder cholangiozelluläre Karzinome (CCC) sind seltene Tumoren des biliären Systems mit einer Inzidenz von 2–4/100000 pro Jahr. Zu ihnen zählen die perihilären Gallengangskarzinome (Klatskin-Tumore), mit ca. 60% das häufigste CCC, die peripheren (intrahepatischen) Cholangiokarzinome, das Gallenblasenkarzinom, die Karzinome der extrahepatischen Gallengänge und das periampulläre Karzinom. Zum Zeitpunkt der Diagnose ist nur bei etwa 20% eine chirurgische Resektion als einzige kurative Therapieoption möglich. Die Lebertransplantation ist wegen der hohen Rezidivrate derzeit nicht indiziert. Die Prognose von nicht resektablen Cholangiokarzinomen ist mit einer mittleren Überlebenszeit von sechs bis acht Monaten schlecht. Eine wirksame Therapie zur Verlängerung der Überlebenszeit existiert aktuell nicht. Die wichtigste Massnahme im Rahmen der «best supportive care» ist die Beseitigung der Cholestase (endoskopisch, perkutan oder chirurgisch), um einer Cholangitis oder Cholangiosepsis vorzubeugen. Durch eine systemische Chemotherapie lassen sich Ansprechraten von ca. 20% erreichen. 5-FU und Gemcitabine sind die derzeit am häufigsten eingesetzten Substanzen, die mit einer perkutanen oder endoluminalen Bestrahlung kombiniert werden können. Multimodale Therapiekonzepte können im Einzellfall erfolgreich sein, müssen jedoch erst in Evidence-Based-Medicine-gerechten Studien evaluiert werden, bevor Therapieempfehlungen für die Praxis formuliert werden können.


2018 ◽  
Vol 143 (11) ◽  
pp. 815-819 ◽  
Author(s):  
Michael Schultheiß ◽  
Dominik Bettinger ◽  
Stefan Fichtner-Feigl ◽  
Robert Thimme

Was ist neu? Aktueller Stand und Allgemeines Die Leitlinien für das hepatozelluläre Karzinom (HCC) sind derzeit unter Revision, Neuauflagen werden 2018 erwartet. Patienten mit chronischen Lebererkrankungen oder Leberzirrhose müssen mittels Ultraschall alle 6 Monate in Bezug auf die Entwicklung eines HCC gescreent werden. Die chirurgische Resektion oder die Lebertransplantation sind kurative Optionen im frühen Stadium. Lokoregionäre Therapien Die selektive interne Radiotherapie (SIRT) wird zunehmend häufiger als lokoregionäre Therapie eingesetzt. Die Studiendaten sprechen für eine gute Verträglichkeit, aber keine überlegene Wirksamkeit gegenüber transarterieller Chemoembolisation (TACE) oder Systemtherapie mit Sorafenib. Neue zielgerichtete Therapien Regorafenib stellt bei Patienten mit Progress unter Sorafenib eine neu zugelassene Alternative in der Zweitlinientherapie dar. Positive Phase-III-Studien wurden für Lenvatinib in der Erst- und Cabozantinib in der Zweitlinientherapie publiziert. Immuntherapie Der Checkpoint-Inhibitor Nivolumab ist in den USA in der Zweitlinientherapie aufgrund guter Phase-I/II-Daten zugelassen worden. Daten zu einer Phase-III-Studie in der Erstlinientherapie vs. Sorafenib werden 2018 erwartet.


1999 ◽  
Vol 56 (6) ◽  
pp. 318-323
Author(s):  
Bösch ◽  
Banic

Die frühe Erkennung und vollständige Exzision ist entscheidend für den Krankheitsverlauf des malignen Melanoms der Haut. Der Sicherheitsabstand bei der chirurgischen Resektion ist heute geringer als vor Jahren und liegt abhängig von der Tumordicke zwischen 1 und 3 cm. Die elektive Lymphadenektomie, das heißt die prophylaktische Entfernung der regionalen Lymphknoten gleichzeitig mit der Nachexzision des Primärtumors, ist umstritten. Sie ist mit einer hohen Komplikationsrate behaftet und bringt nur für eine kleine Subgruppe eine Verbesserung der Überlebensrate. Ein neues Konzept, die Sentinellymphknotenexzision, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Durch bestimmte Markierungsmethoden wird derjenige Lymphknoten ermittelt, welcher primär den Lymphabfluß aus dem vom Melanom betroffenen Hautbereich erhält. Dieser Lymphknoten ist repräsentativ für den Metastasenstatus seiner Station. Falls er bei der histologischen Untersuchung eine Metastase zeigt, wird eine vollständige Exzision der regionalen Lymphknotenstation vorgenommen. Diese Methode vermag weitere Hinweise auf die Biologie des Melanoms zu geben und dient als Grundlage für die Wahl von adjuvanten Therapien. Ob sie zu einer Verlängerung der Überlebenszeit führt, ist Gegenstand einer laufenden multizentrischen Studie. Systemische Melanommetastasen haben eine schlechte Prognose. Die chirurgische Resektion von solitären Fernmetastasen hat ihre Bedeutung in der palliativen Behandlung des Melanoms, in Kombination mit adjuvanten Therapien.


2012 ◽  
Vol 69 (12) ◽  
pp. 667-671 ◽  
Author(s):  
Henzen

Insulinome sind mit einer Inzidenz von 4 pro 100'000 eine seltene Erkrankung, vermeintliche Hypoglykämie-Symptome werden dagegen häufig auch von Menschen ohne Diabetes mellitus beschrieben. Die Liste der möglichen Ursachen ist sehr umfangreich, weshalb mittels Anamnese, Klinik und laborchemischen Untersuchungen der Verdacht auf ein Insulinom erhärtet werden bzw. ausgeschlossen werden muss. Wie bereits vor über 70 Jahren der New Yorker Chirurge Allen Whipple gefordert hat, ist eine strikte Beachtung der Trias: dokumentierte Hypoglykämie und Neuroglykopenie und Besserung auf Glukosezufuhr Voraussetzung für weitere diagnostische und therapeutische Schritte. Die hyperinsulinämische Hypoglykämie wird im Fastentest bewiesen, Ziel der bildgebenden Methoden ist die Lokalisation des Insulinoms für die chirurgische Resektion bzw. die Abgrenzung zur nicht-Insulinom bedingten pankreatogenen Hypoglykämie (Nesidioblastose). Als neue und hochsensitive Methode hat sich die GLP-1 Rezeptor Szintigraphie erwiesen, womit auch im vorliegenden Fallbeispiel eine zielgerichtete chirurgische Intervention möglich war.


2012 ◽  
Vol 69 (7) ◽  
pp. 394-400 ◽  
Author(s):  
Odermatt ◽  
Furrer

Zufällig entdeckte solitäre Lungenrundherde (Solitary pulmonary nodule, SPN) nehmen aufgrund des vermehrten Einsatzes von hochauflösenden CTs zu. Sie werden definiert als bis zu 3cm große Verdichtungen ohne Hinweise auf vergrößerte Lymphknoten. Radiologische Morphologiekriterien und Wachstumsdynamik sowie das Patientenrisikoprofil (Alter, Raucheranamnese, Malignomanamnese) dienen zur Einteilung des Malignomrisikos in gering, mittel oder hoch. Bei geringer Malignitätswahrscheinlichkeit wird der SPN beobachtet. Bei mittlerer Malignitätswahrscheinlichkeit wird eine transthorakale oder bronchoskopische Biopsie empfohlen. Diese ist aber nur aussagekräftig, wenn eine maligne oder eindeutig benigne Entität diagnostiziert wird. In allen anderen Fällen bleibt der SPN undeterminiert und die chirurgische Resektion ist angezeigt. Zunehmend wird bei mittlerem Malignitätsrisiko oder Patienten mit hohem Operationsrisiko das FDG-PET zur Bestimmung der Vortest-Wahrscheinlichkeit eingesetzt. Die Sensitivität ist etwa 80%. SPN mit hoher Malignitätswahrscheinlichkeit werden primär reseziert. Die chirurgische Resektion gilt als Goldstandard mit Sensitivität und Spezifität von praktisch 100%. Im Falle von Metastasen ist die Exzisionsbiopsie therapeutisch. Als chirurgisches Verfahren hat sich die videoassistierte thorakoskopische (VATS) Keilexzision etabliert. Hierfür geeignet sind periphere Herde von 1 - 2 cm Größe, die nicht tiefer als ihr Eigendurchmesser im Lungenparenchym liegen. Konzeptionell ist im Falle eines intraoperativ nachgewiesenen nicht-kleinzelligen Bronchuskarzinoms (NSCLC) die zweizeitige oder einzeitige Operation möglich. Beim einzeitigen Verfahren wird Diagnostik und onkologische Resektion in der gleichen Operation durchgeführt. Aufgrund der meist vorliegenden Frühstadien kann die Lobektomie videoassistiert erfolgen. Die diagnostische Thorakotomie mit offener Biopsie ist selten zur Klärung der Diagnose nötig. Zur Planung einer effizienten und individuellen Abklärung ist ein interdisziplinärer Approach essentiell.


Swiss Surgery ◽  
2000 ◽  
Vol 6 (4) ◽  
pp. 164-168 ◽  
Author(s):  
Seiler ◽  
Redaelli ◽  
Schmied ◽  
Baer ◽  
Büchler

Neue Erkenntnisse über die Anatomie und Funktion der Leber haben dazu geführt, dass heute die chirurgische Resektion die Therapie der Wahl bei Lebermetastasen geworden ist. Obschon Lebermetastasen ein fortgeschrittenes Tumorstadium bedeuten, werden infolge besserer Kenntnisse der Karzinogenese (Mikrometastasen etc.) sowie der prognostischen Risikofaktoren erwiesenermassen die besten Langzeitresultate durch die chirurgische Resektion erzielt. In dieser Studie wurden die Ergebnisse von 109 Resektionen von kolorektalen sowie nicht kolorektalen Lebermetastasen an unserer Klinik während eines Zeitraumes von 59 Monaten zusammengefasst. Vier verschiedene Operationsverfahren (formelle Hemihepatektomie vs Segmentresektion vs atypische Resektion vs Biopsie) wurden untersucht. Die Einhaltung eines Resektionsabstandes von mindestens 10 mm wurde bei Resektionen immer angestrebt. Die kumulierte Morbidität aller Operationsverfahren zusammen betrug 23%. Obwohl die Morbidität bei ausgedehnten Resektionen höher war (Encephalopathie 16% vs 2.3% bei der Segmentresektion, Leberinsuffizienz 23% vs 4.7%), war das Langzeitüberleben gegenüber den limitierten Resektionsverfahren verbessert. Die 60-Tage Mortalität lag bei 2.7%. Patienten nach Resektion von kolorektalen Lebermetastasen hatten eine höhere Ueberlebensrate als diejenigen nach Resektion nicht kolorektaler Metastasen. Unsere Resultate zeigen, dass die Leberresektion heutzutage unter Einhaltung der anatomischen sowie funktionellen Grenzen (inkl. eines adäquaten Resektionsrandes) die einzige, potentiell kurative Therapie von Lebermetastasen darstellt. Trotz erhöhter perioperativer Morbidität ist die ausgedehnte formelle Resektion den limitierten Operationsverfahren bezüglich Langzeitüberleben überlegen. Ein Grund dafür ist die erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Mitresektion von präoperativ nicht detektierbaren lokalen Mikrometastasen.


Pneumologie ◽  
2014 ◽  
Vol 68 (S 01) ◽  
Author(s):  
B Redwan ◽  
J Schmidt ◽  
KM Müller ◽  
R Schmitz ◽  
J Sandkötter ◽  
...  

2007 ◽  
Vol 27 (03) ◽  
pp. 153-161
Author(s):  
Hans Dürr ◽  
Per-Ulf Tunn

ZusammenfassungWeichteilsarkome sind prinzipiell nur mit einer RO-Resektion im Stadium I-III (UICC) kurativzu therapieren. Dementsprechend sind vor der Therapie das Tumorstadium und insbesondere die korrekte Diagnose sowie das individuelle Risiko der Metastasierung zu erheben. Bereits die Diagnosesicherung stellt ein interdisziplinäres Vorgehen dar. Die Biopsie sollte dort erfolgen, wo auch die logistischen Voraussetzungen der definitiven Therapie gegeben sind. Falsche Schnittführungen und falsche Biopsietechniken können nicht nur zu einer Verzögerung der Therapie, sondern auch zu mutilierenden Eingriffen führen. Ist primär eine R0-Resektion im Stadium I-III zu realisieren, so ist die primäre Chirurgie indiziert. Bei lokal fortgeschrittenen Tumoren, die mutilierende Eingriffe erfordern würden, ist eine neoadjuvante Therapie (z. B. isolierte hypertherme Extremitätenperfusion, Radiotherapie, systemische Chemotherapie) vor der Resektion desTumors zu fordern. Sie verfolgt das Ziel einer lokalen Tumorremission, um nachfolgend günstigere Voraussetzungen für die Tumorresektion und damit für die Lebensqualität zu ermöglichen, da ablative Verfahren die Prognose in der Regel nicht verbessern können. Rekonstruktive Techniken sind unter Ausnutzung multimodaler Konzepte bei etwa 25 % der Patienten indiziert.


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