Primärer Hyperparathyreoidismus

2020 ◽  
Vol 77 (9) ◽  
pp. 433-440
Author(s):  
Roswitha Köberle ◽  
Claudine Falconnier Bendik

Zusammenfassung. Der primäre Hyperparathyreoidismus ist eine häufige endokrinologische Erkrankung mit Einfluss auf die Kalziumhomöostase und damit mannigfaltigen Symptomen unterschiedlicher Ausprägung. Diese werden häufig übersehen, da sich manche Patienten mit unspezifischen Symptomen präsentieren oder gar asymptomatisch sind. Die Diagnose wird durch die Bestimmung der Kalzium- und Parathormonwerte, sowie die Messung der Kalziumausscheidung im 24-Stunden-Urin gestellt. Eine Operation ist die einzige Therapie, die Heilung verspricht. Sobald die Operationsindikation gegeben ist, wird eine bildgebende Lokalisationsdiagnostik durchgeführt, um eine fokussierte Parathyreoidektomie zu ermöglichen. Dies verspricht eine geringe Komplikations- und hohe Erfolgsrate. Zur Kontrolle wird intraoperativ der Parathormonspiegel monitorisiert. Als Erweiterung der Technik gilt die bilaterale Halsexploration, die in speziellen Fällen angewendet werden muss. Eine endokrine chirurgische Expertise ist vor allem bei der Reoperation, beim hereditären primären Hyperparathyreoidismus und bei Karzinomen von Bedeutung. Wird aus verschiedenen Gründen beschlossen nicht zu operieren, steht eine medikamentöse Behandlung zur Verfügung, welche jedoch einer kontinuierlichen Verlaufskontrolle bedarf. Es hat sich gezeigt, dass interdisziplinäres Management die Voraussetzung ist, für die Patienten ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen.

2003 ◽  
Vol 60 (6) ◽  
pp. 329-333
Author(s):  
R. Stohler ◽  
K. M. Dürsteler-MacFarland

Kokain und Opiate sind – zusammen mit Alkohol – für die «drei grossen Süchte» verantwortlich. Das medizinische Konzept dessen, was Sucht resp. Abhängigkeit ausmacht, hat sich wesentlich aus der kritischen Beobachtung verschiedener Gebrauchsmuster dieser drei Substanzen und der Evaluation – meist nur beschränkt erfolgreicher – Therapieunternehmungen herausgebildet. Therapeutische Konsequenz der Prohibitionshaltung war ein totales Verbot jeglichen Konsums. Die analytische Defekttheorie sieht abhängigen Gebrauch als epiphänomenales Verhalten schwer gestörter Persönlichkeiten, deren Störung psychotherapeutisch anzugehen sei. Vertreter der «Metabolischen Theorie» hingegen propagieren vor allem die medikamentöse Behandlung einer zu Grunde liegenden Stoffwechselstörung. Eine gedrängte Darstellung heute gebräuchlicher Konsumformen und deren Verbreitung mündet in einen Überblick über effektive Therapien mit den drei Schwerpunkten «Abstinenz», «Überführung in einen kontrollierten Konsum» und «Behandlung komorbider Störungen». Es wird eine multimodale, integrative und individuell angepasste Behandlung befürwortet.


2011 ◽  
Vol 68 (6) ◽  
pp. 321-326 ◽  
Author(s):  
Isabelle Suter-Widmer ◽  
Marius E. Kraenzlin ◽  
Christian Meier

Der primäre Hyperparathyroidismus ist eine häufige Zufallsdiagnose und verläuft meist asymptomatisch. Gehäuft wird ein primärer Hyperparathyroidismus im Rahmen einer Osteoporoseabklärung diagnostiziert, selten führen eine hyperkalzämische Krise, Myopathie, Nierensteine und Nephrokalzinose, oder eine Osteitis fibrosa zur Diagnose. Die häufigste Krankheitsursache ist ein benignes solitäres Adenom, seltener ist eine Nebenschilddrüsenhyperplasie. Eine Hyperkalzämie bei gleichzeitig inadäquat erhöhtem intaktem PTH ist charakteristisch für das Vorliegen eines primären Hyperparathyroidismus. Bei allen symptomatischen, sowie allen asymptomatischen Patienten mit einem Serumkalzium > 0.25mmol/L (1.0 mg/dl) über der oberen Normgrenze, einer Niereninsuffizienz (GFR < 60 ml/min) oder dem Vorliegen einer Osteoporose (T-score < - 2.5 oder bei atraumatischen Frakturen), sollte die Indikation zur Operation gestellt werden. Die Parathyreoidektomie gehört in die Hände eines erfahrenen Chirurgen. Als Alternative zur Operation bei z. B. inoperablen Patienten oder bei schwerer Hyperkalziämie zur Überbrückung bis zur Operation kann eine medikamentöse Behandlung mit Cinacalcet in Betracht gezogen werden. Bei asymptomatischen Patienten, die keiner Operation bedürfen, ist eine jährliche Kontrolle von Kalzium und Kreatinin im Serum und 2-jährlich eine Osteodensitometrie empfohlen.


2020 ◽  
Vol 145 (15) ◽  
pp. 1095-1099
Author(s):  
Anna Isenmann ◽  
Stefan Isenmann

Zusammenfassung Einleitung Die ersten Arbeiten über die neue COVID-19-Erkrankung berichteten von schwer betroffenen, häufig intensivpflichtigen Patienten mit Pneumonien. Zwischenzeitlich wurden vermehrt mildere Verläufe beschrieben. Hier wird erstmals der Verlauf der Symptomatik von 5 leichten COVID-19-Erkrankungen ohne stationäre Behandlungspflicht in einer Familie dargestellt. Anamnese Ein 56-jähriger, bislang gesunder Mann, Freizeit-Ausdauersportler, bemerkte nach kurzen Episoden mit Geruchsmissempfindungen eine Anosmie. Wenige Tage später stieg sein Ruhepuls deutlich an. Es folgten Reizhusten, Abgeschlagenheit und Myalgien. Im gleichen Zeitraum traten Symptome bei den 4 bislang ebenfalls gesunden Familienmitgliedern auf. Diagnostik und Befunde Beim Indexpatienten bestand ein trockener Reizhusten. Der internistische Befund war unauffällig, Herzfrequenz 60/min, Temperatur 36,6 °C. Neurologisch zeigte sich eine Anosmie. Die RT-PCR für SARS-CoV-2 aus dem tiefen Rachenabstrich war bei allen 5 Familienmitgliedern positiv. Therapie und Verlauf In häuslicher Quarantäne bestanden Symptome über etwa 2 Wochen. Eine Anosmie sowie Gliederschmerzen bestanden bei allen Betroffenen, eine Geschmacksstörung, Abgeschlagenheit sowie Reizhusten und Halsschmerzen bei 4 von 5. Ruhedyspnoe oder gastrointestinale Symptome traten nicht auf. Es kam zu Ein- und Durchschlafstörungen. Erhöhte Temperatur oder Fieber bestand bei keinem der Betroffenen. Spezifische medizinische oder medikamentöse Behandlung war nicht erforderlich. Es kam in der Folge der Erkrankung zu keinen fassbaren Organkomplikationen; die körperliche Leistungsfähigkeit erholte sich. Diskussion Es wird eine 5-köpfige Familie ohne Vorerkrankungen mit mildem Verlauf einer COVID-19-Erkrankung beschrieben. Die Symptome werden in Verlauf und Intensität dargestellt. Eine Anosmie kann den übrigen Symptomen um Tage vorangehen und als Frühzeichen einer Infektion erfasst werden, was auch epidemiologisch von Bedeutung sein kann. Ein Anstieg des Ruhepulses kann auch ohne Fieber als Erkrankungszeichen beobachtet werden. Symptome und Verlauf werden im Kontext der Pandemie und der Infektionskontrolle diskutiert.


Author(s):  
P. Melchers ◽  
G. Lehmkuhl

Zusammenfassung: Bei einer Vielzahl von Fragestellungen und Störungsbildern sollte neuropsychologische Diagnostik einen festen Stellenwert haben, sowohl in der initialen wie auch in der Verlaufsbeurteilung. Mit Blick auf die Anwendung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist zunächst eine beschreibende Definition dieses Bereichs psychologischer Diagnostik zu versuchen. Dabei bestehen methodisch grundlegend unterschiedliche Zugangswege, die in ihren Auswirkungen auf Psychometrie wie Interpretation zu erörtern sind. Unabhängig davon, dass die gegenwärtige Verfügbarkeit standardisierter neuropsychologischer Diagnostik nur in einigen Bereichen befriedigen kann, wird eine Darstellung der in klinischer Praxis und/oder Forschung anwendbaren Verfahren versucht. Neben einzelnen Testbatterien werden Einzeltestverfahren für die Bereiche visuelle und auditive Gedächtnisfunktionen, Aufmerksamkeitsfunktionen, sprachassoziierte Funktionen und Exekutivfunktionen besprochen. Der aktuelle Stand neuropsychologischer Diagnostik führt zu wesentlichen Aufgaben ihrer Weiterentwicklung. Dies gilt sowohl für kurzfristig erreichbare Ziele wie Adaptation oder Normierung verfügbarer Instrumente als auch für längerfristige Forschungsaufgaben.


Author(s):  
Gernot von Collani ◽  
Philipp Yorck Herzberg
Keyword(s):  

Zusammenfassung: Für die deutschsprachige Fassung der Rosenberg-Skala zum Selbstwertgefühl von Ferring und Filipp (1996) wird eine Teilrevision vorgeschlagen. Ein Item der bisherigen Skalenversion stellte sich in eigenen Analysen als psychometrisch unzulänglich heraus und weist eine mangelnde inhaltliche Validität auf. Dadurch ist möglicherweise die Vergleichbarkeit mit der Originalversion und mit Adaptationen der Rosenberg-Skala in anderen Sprachen nicht gewährleistet. Die vorgeschlagene Teilrevision der Skala versucht, diese Mängel zu beheben und erweist sich in zwei unabhängigen Untersuchungen als Verbesserung der bisherigen Skala auf Itemebene. Außerdem werden hier erstmals vollständige Kennwerte für alle Skalenitems mitgeteilt.


2001 ◽  
Vol 12 (4) ◽  
pp. 314-323
Author(s):  
Kerstin Konrad ◽  
Siegfried Gauggel

Zusammenfassung: In diesem Beitrag wird eine Übersicht über Störungen der Stimmung und des Antriebs bei Kindern und Jugendlichen mit erworbenen Hirnschädigungen unterschiedlicher Ätiologie (Hirntumoren, Schädel-Hirn-Trauma) gegeben. Obwohl es in den letzten Jahren immense Fortschritte im Bereich der Diagnostik und Therapie von kindlichen Depressionen gegeben hat, stellen die depressiven Symptome nach Hirnschädigungen im Kindesalter ein noch weitgehend unerforschtes Gebiet dar. Ausgehend von den bislang vorhandenen empirischen Studien werden Vorschläge für Diagnostik und Therapie von organisch bedingten Stimmungs- und Antriebsstörungen im Kindesalter gemacht.


1999 ◽  
Vol 56 (6) ◽  
pp. 318-323
Author(s):  
Bösch ◽  
Banic

Die frühe Erkennung und vollständige Exzision ist entscheidend für den Krankheitsverlauf des malignen Melanoms der Haut. Der Sicherheitsabstand bei der chirurgischen Resektion ist heute geringer als vor Jahren und liegt abhängig von der Tumordicke zwischen 1 und 3 cm. Die elektive Lymphadenektomie, das heißt die prophylaktische Entfernung der regionalen Lymphknoten gleichzeitig mit der Nachexzision des Primärtumors, ist umstritten. Sie ist mit einer hohen Komplikationsrate behaftet und bringt nur für eine kleine Subgruppe eine Verbesserung der Überlebensrate. Ein neues Konzept, die Sentinellymphknotenexzision, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Durch bestimmte Markierungsmethoden wird derjenige Lymphknoten ermittelt, welcher primär den Lymphabfluß aus dem vom Melanom betroffenen Hautbereich erhält. Dieser Lymphknoten ist repräsentativ für den Metastasenstatus seiner Station. Falls er bei der histologischen Untersuchung eine Metastase zeigt, wird eine vollständige Exzision der regionalen Lymphknotenstation vorgenommen. Diese Methode vermag weitere Hinweise auf die Biologie des Melanoms zu geben und dient als Grundlage für die Wahl von adjuvanten Therapien. Ob sie zu einer Verlängerung der Überlebenszeit führt, ist Gegenstand einer laufenden multizentrischen Studie. Systemische Melanommetastasen haben eine schlechte Prognose. Die chirurgische Resektion von solitären Fernmetastasen hat ihre Bedeutung in der palliativen Behandlung des Melanoms, in Kombination mit adjuvanten Therapien.


2005 ◽  
Vol 62 (11) ◽  
pp. 779-786
Author(s):  
Blum

Bei neurologischen Zeichen einer fokalen Entzündung, eines Tumors oder einer Meningoenzephalitis sollte vor allem bei wechselnder Lokalisation der Symptome, einer bereits bekannten Helminthiase oder bei einer positiven Expositionsanamnese (Reiseanamnese, Einnahme nicht genügend gekochter Lebensmittel oder Tierkot) an eine Wurmerkrankung gedacht werden. Als erster Abklärungsschritt wird eine Eosinophilie im Blut und/oder Liquor gesucht. Später werden serologische Abklärungen und bildgebende Verfahren eingesetzt. Da eine Wurmbehandlung zu einer entzündlichen Reaktion mit Verschlechterung des klinischen Bildes führen kann, sollte sie vorsichtig und unter Schutz von Kortikosteroiden durchgeführt werden.


2001 ◽  
Vol 58 (7) ◽  
pp. 413-418 ◽  
Author(s):  
Jean Siegfried ◽  
G. Wellis ◽  
S. Scheib ◽  
D. Haller ◽  
A. M. Landolt ◽  
...  

Das Gamma Knife ist ein stereotaktisch-radiochirurgisches Gerät, das erlaubt, radiologisch scharf begrenzte Hirntumore (oder arteriovenöse Missbildungen) mit einem Durchmesser von maximal 3,5 cm und einem Volumen von höchstens 25 cm3 zu behandeln. Diese Methode ist eine echte Alternative zur klassischen Behandlung von Hirnmetastasen mit operativer Entfernung und/oder Ganzhirnbestrahlung. Die Vorteile dieser Technik sind klar: die Methode ist nicht invasiv, die Behandlung benötigt nur eine Sitzung mit einer kurzen Hospitalisation von höchstens zwei bis drei Tagen, die physische und psychische Belastung ist gering, der Kopf wird weder rasiert noch verliert der Patient durch die Behandlung seine Haare; für eine befriedigende Überlebenszeit wird eine gute Lebensqualität erreicht und im Kostenvergleich mit alternativen Methoden (Operation und/oder anschließender Ganzhirnbestrahlung) wirtschaftlich günstiger. Von September 1994 bis Dezember 2000 wurden am Gamma Knife Zentrum in Zürich 140 an Hirnmetastasen leidende Patienten mit dieser Methode behandelt. Mit einer Überlebenszeit von durchschnittlich 263 Tagen und einem Maximum von drei Jahren entsprechen unsere Resultate denjenigen der Literatur mit weltweit über 30000 behandelten Patienten. Günstige Prognosen sind ein Karnofsky Performance Rating Scale Score zwischen 70 und 100, kleine Volumina der Metastasen, kontrollierter Primärtumor und fehlende oder stabile extrakranielle Metastasen.


2001 ◽  
Vol 58 (5) ◽  
pp. 315-320
Author(s):  
C. Bucher ◽  
E. W. J. Russi

Asthma bronchiale ist eine chronische entzündliche Erkrankung der Atemwege, die gehäuft bei Atopikern auftritt. Die Therapie des allergischen Asthma bronchiale stützt sich auf drei Pfeiler: Das Vermeiden einer Allergenexposition, eine medikamentöse Therapie sowie in ausgewählten Fällen eine spezifische Immuntherapie (SIT). Ein völliges Meiden des Allergenkontaktes ist in der Regel nicht zu erreichen, weshalb die meisten Asthmatiker eine medikamentöse Behandlung benötigen. Dafür stehen moderne und wirksame Medikamente zur Verfügung. Die SIT hat sich vor allem bei der Pollenallergie bewährt. Wegen des in der Regel chronischen und wechselhaften Verlaufs sowie mitunter lebensbedrohlichen Situationen sollte der Patient über die Natur der Erkrankung, die Therapie, notwendige Kontrollen, sowie Maßnahmen bei einer plötzlichen Verschlechterung sorgfältig instruiert werden. Allgemein gilt für die Therapie des Asthma bronchiale, dass die Compliance des Patienten für den Therapieerfolg entscheidend ist.


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