Wirksamkeit psychiatrischer und psychotherapeutischer Behandlungen bei psychischen Störungen von Kindern und Jugendlichen

Author(s):  
Mareile Bachmann ◽  
Christian Bachmann ◽  
Winfried Rief ◽  
Fritz Mattejat

Zusammenfassung: Fragestellung: In den letzten Jahren hat die Forschung zur Wirksamkeit von Therapien bei psychisch gestörten Kindern und Jugendlichen erfreulicherweise einen starken Aufschwung genommen. Mittlerweile liegen sehr viele Reviews und Metaanalysen zu den Forschungsergebnissen vor, so dass es schwer ist, einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu gewinnen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die vorliegenden Reviews und Metaanalysen in systematischer Weise auszuwerten, um den aktuellen Ergebnisstand der Therapie-Wirksamkeitsforschung bei den vier häufigsten psychischen Störungen von Kindern und Jugendlichen (Angststörungen, depressive Störungen, ADHS, Störungen des Sozialverhaltens) zusammenfassend zu charakterisieren. Methodik: Grundlage der vorliegenden Arbeit war eine systematische Literaturrecherche; in die Auswertung wurden 112 Metaanalysen bzw. Reviews zur Wirksamkeit psychotherapeutischer und psychiatrischer Behandlungsansätze im Kindes- und Jugendalter eingeschlossen, die zwischen dem Jahr 2000 und 2007 publiziert wurden. Die Auswertung der 112 Übersichtsarbeiten wurde anhand von explizit definierten Kriterien durchgeführt. Die Ergebnisdarstellung orientiert sich schwerpunktmäßig an der Unterteilung in internalisierende und externalisierende Störungen. In Teil I werden die Ergebnisse zu Angststörungen und depressiven Störungen dargestellt. Ergebnisse: Bezogen auf den Publikationszeitraum von 2000 bis 2007 liegen die meisten Reviews und Metaanalysen für ADHS und depressive Störungen vor. Für drei der vier untersuchten Störungsbilder wird Psychotherapie als die wirksamste Methode beschrieben, nur bei ADHS ist pharmakologische Behandlung (Stimulantien) effektiver. Die Kombination von psychologischern und pharmakologischer Behandlung ist eine wichtige Option bei ADHS und depressiven Störungen. In Bezug auf die Wirksamkeit verschiedener Behandlungen finden sich für Angststörungen und ADHS die höchsten Effektstärken, die Effektivität in der Behandlung depressiver Störungen und Störungen des Sozialverhaltens ist geringer. Für alle vier Störungsbilder sowie störungsübergreifend sind eine Reihe von inhaltlichen und methodologischen Forschungsdefiziten zu konstatieren. Diskussion: Für alle beschriebenen Störungsgruppen können empirisch gut fundierte Empfehlungen für die Therapie abgeleitet werden. Es ist außerdem erkennbar, welche Forschungsfragen für die Zukunft von vorrangiger Bedeutung sind.

Author(s):  
Mareile Bachmann ◽  
Christian Bachmann ◽  
Winfried Rief ◽  
Fritz Mattejat

Zusammenfassung: Fragestellung: In den letzten Jahren hat die Forschung zur Wirksamkeit von Therapien bei psychisch gestörten Kindern und Jugendlichen erfreulicherweise einen starken Aufschwung genommen. Mittlerweile liegen sehr viele Reviews und Metaanalysen zu den Forschungsergebnissen vor, so dass es schwer ist, einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu gewinnen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die vorliegenden Reviews und Metaanalysen in systematischer Weise auszuwerten, um den aktuellen Ergebnisstand der Therapie-Wirksamkeitsforschung bei den vier häufigsten psychischen Störungen von Kindern und Jugendlichen (Angststörungen, depressive Störungen, ADHS, Störungen des Sozialverhaltens) zusammenfassend zu charakterisieren. Methodik: Grundlage der vorliegenden Arbeit war eine systematische Literaturrecherche; in die Auswertung wurden 112 Metaanalysen bzw. Reviews zur Wirksamkeit psychotherapeutischer und psychiatrischer Behandlungsansätze im Kindes- und Jugendalter eingeschlossen, die zwischen dem Jahr 2000 und 2007 publiziert wurden. Die Auswertung der 112 Übersichtsarbeiten wurde anhand von explizit definierten Kriterien durchgeführt. Die Ergebnisdarstellung orientiert sich schwerpunktmäßig an der Unterteilung in internalisierende und externalisierende Störungen. In Teil I werden die Ergebnisse zu Angststörungen und depressiven Störungen dargestellt. Ergebnisse: Bezogen auf den Publikationszeitraum von 2000 bis 2007 liegen die meisten Reviews und Metaanalysen für ADHS und depressive Störungen vor. Für drei der vier untersuchten Störungsbilder wird Psychotherapie als die wirksamste Methode beschrieben, nur bei ADHS ist pharmakologische Behandlung (Stimulantien) effektiver. Die Kombination von psychologischer und pharmakologischer Behandlung ist eine wichtige Option bei ADHS und depressiven Störungen. In Bezug auf die Wirksamkeit verschiedener Behandlungen finden sich für Angststörungen und ADHS die höchsten Effektstärken, die Effektivität in der Behandlung depressiver Störungen und Störungen des Sozialverhaltens ist geringer. Für alle vier Störungsbilder sowie störungsübergreifend sind eine Reihe von inhaltlichen und methodologischen Forschungsdefiziten zu konstatieren. Diskussion: Für alle beschriebenen Störungsgruppen können empirisch gut fundierte Empfehlungen für die Therapie abgeleitet werden. Es ist außerdem erkennbar, welche Forschungsfragen für die Zukunft von vorrangiger Bedeutung sind.


2016 ◽  
Vol 25 (1) ◽  
pp. 10-20 ◽  
Author(s):  
Fionna Klasen ◽  
Franz Petermann ◽  
Ann-Katrin Meyrose ◽  
Claus Barkmann ◽  
Christiane Otto ◽  
...  

Zusammenfassung. Psychische Auffälligkeiten sind in der Kindheit und Jugend häufig und weisen geschlechts- und altersbedingte Unterschiede auf. Aktuelle, bundesweit repräsentative Daten über den Verlauf von psychischen Auffälligkeiten fehlen bisher. Anhand der Angaben von 3 256 Teilnehmern (7 – 19 Jahre) der prospektiven und für Deutschland repräsentativen BELLA-Kohortenstudie wurde mit Mehrebenenmodellen der Verlauf von Depression (CES-DC), Angst (SCARED-5), ADHS (Conners 3) und Störungen des Sozialverhaltens (CBCL) untersucht. Insgesamt zeigten im Elternbericht 11.2 % der Kinder und Jugendlichen klinisch bedeutsame Anzeichen für Depression, 10.6 % für Angst, 5.7 % für ADHS und 12.2 % für Störungen des Sozialverhaltens. Im Selbstbericht wiesen 16.1 % klinisch bedeutsame Symptome für Depression, 15.1 % für Angst und 2.0 % für ADHS auf. Mit zunehmendem Alter nahmen Symptome von ADHS und Störungen des Sozialverhaltens ab, während internalisierende Auffälligkeiten zunahmen. Symptome von Depression und Angst traten häufiger bei Mädchen auf, Symptome von ADHS und Störungen des Sozialverhaltens häufiger bei Jungen. Eltern schätzten die internalisierenden Auffälligkeiten ihrer Kinder niedriger ein als diese selbst. Für die klinische Praxis sind eine störungsspezifische, entwicklungs- und geschlechtssensitive Diagnostik und Behandlung von großer Bedeutung.


2004 ◽  
Vol 13 (2) ◽  
pp. 64-79 ◽  
Author(s):  
Wolfgang Ihle ◽  
Maria Elisabeth Ahle ◽  
Dörte Jahnke ◽  
Günter Esser

Zusammenfassung. Ein Entwurf evidenzbasierter Leitlinien zur Diagnostik und Psychotherapie von depressiven Störungen im Kindes- und Jugendalter wird vorgestellt. Für die Diagnosestellung depressiver Störungen im Kindes- und Jugendalter müssen die gleichen diagnostischen Kriterien nach ICD-10 erfüllt sein wie für Erwachsene. Allerdings kann das klinische Bild einer Depression in verschiedenen Altersgruppen deutlich variieren. Depressive Störungen sind vor allem im Jugendalter häufig, chronische Verläufe und Rückfälle treten auf und sie gehen oft mit komorbiden Störungen wie Angststörungen, Störungen des Sozialverhaltens und Störungen durch Substanzgebrauch einher. Wirksame Interventionsansätze zur Prävention depressiver Störungen und zur Akutbehandlung bei leichten und mittelschweren depressiven Störungen stehen zur Verfügung. Die psychotherapeutischen Interventionen der Wahl stellen derzeit kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze (KVT) und die interpersonale Therapie (IPT) dar. Die Antidepressiva der Wahl sind derzeit selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI). Weitere Studien, vor allem hinsichtlich Rückfallprophylaxe und der Evaluation der Wirksamkeit einer Kombinationsbehandlung von Psychotherapie mit antidepressiver Medikation stehen noch aus.


2017 ◽  
Vol 14 (03) ◽  
pp. 151-159
Author(s):  
M. Holtmann ◽  
T. A. Jarczok

ZusammenfassungDepressive Störungen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Sie gehen mit einer starken psychosozialen Beeinträchtigung einher und sind ein Risikofaktor für affektive Störungen im Erwachsenenalter. Sowohl in der Diagnostik als auch in der Behandlung sind bei Kindern und Jugendlichen alters- und entwicklungsspezifische Aspekte zu beachten. Es wird eine selektive Übersicht über die aktuelle Datenlage zur Behandlung depressiver Störungen mit besonderem Augenmerk auf Besonderheiten des Kindes- und Jugendalters gegeben. Mittel der Wahl in der Behandlung depressiver Störungen bei Kindern und Jugendlichen sind psychotherapeutische Verfahren sowie die antidepressive Psychopharmakotherapie mit selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmern. Unter den psychotherapeutischen Verfahren existieren die besten Wirksamkeitsnachweise für die kognitive Verhaltenstherapie. Die beste Datenlage zur Wirksamkeit von Antidepressiva existiert für den Wirkstoff Fluoxetin, welcher als einziges Antidepressivum in dieser Altersgruppe zur Behandlung depressiver Störungen zugelassen ist. Da trotz der existierenden wirksamen Behandlungsverfahren ein signifikanter Anteil von Patienten unter der Behandlung nicht remittiert, ist die Entwicklung neuer und verbesserter therapeutischer Verfahren dringend erforderlich.


2017 ◽  
Vol 14 (03) ◽  
pp. 143-150 ◽  
Author(s):  
C. Nisch ◽  
R. F. Tauber ◽  
H. Himmerich

ZusammenfassungStationäre Depressionstherapie findet in Deutschland in krankenversicherungsfinanzierten psychiatrisch-psychotherapeutischen oder psychosomatisch-psychotherapeutischen Akutkliniken und in rentenversicherungsfinanzierten Rehabilitationskliniken statt. In Akutkliniken wird die Diagnose nach der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) gestellt und therapeutisch versucht, eine Remission zu erreichen; häufig sind eine spezialisierte Depressionsstation und ein klinikinterner Behandlungsalgorithmus vorhanden. In Rehabilitationskliniken spielt diagnostisch das Modell der internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) eine wesentliche Rolle; seitens der Deutschen Rentenversicherung wurde ein Reha-Therapiestandard für depressive Störungen entwickelt. Als störungsspezifische Psychotherapieformen empfehlen sich neben der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) und anderen Richtlinienverfahren für bestimmte Patienten Schematherapie oder Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP). Das Behandlungsangebot kann außerdem die Therapie mit Antidepressiva, indikative Gruppen bei Komorbidität, Fertigkeitentraining und Psychoedukation sowie Ergo-, Physio-, Bewegungsund Musiktherapie, Sozialarbeit, Angehörigenarbeit und Selbsthilfegruppen umfassen.


Author(s):  
Anja Görtz-Dorten ◽  
Manfred Döpfner

Fragestellung: Der Fremdbeurteilungsbogen für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (FBB-ADHS) ist Bestandteil des Diagnostik-Systems für psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter nach ICD-10 und DSM-IV (DISYPS-II). Er erfasst in 20 Items die Symptomkriterien nach ICD-10 und DSM-IV und enthält zusätzlich 6 Kompetenzitems. Die vorliegende Studie untersucht in einer repräsentativen Stichprobe auf der Basis der Elternurteile Symptom- und Diagnoseprävalenzen, Reliabilität und faktorielle Validität, Korrelationen mit anderen Auffälligkeiten, Komorbiditätsraten sowie Alters- und Geschlechtseffekte. Methodik: Der Fragebogen wurde in einer per Zufall ausgewählten Feldstichprobe von N = 713 Eltern von Kindern und Jugendlichen im Alter von 4;0 bis 17;11 Jahren beantwortet. Ergebnisse: Laut Elternurteil schwanken die Symptomprävalenzen zwischen 4.5 % und 22.3 %. Die Diagnoseprävalenzen auf der Basis der Symptomkriterien nach DSM-IV liegen bei 11.5 %; nach ICD-10 bei 3.4 %. Bei Berücksichtigung von Funktionseinschränkungen sinken die Prävalenzraten auf 7.9 % bzw. 3.0 %. Die Reliabilitäten der Subskalen sind zufrieden stellend bis sehr gut. In den exploratorischen Faktorenanalysen ließ sich sowohl die Einteilung nach DSM-IV (Unaufmerksamkeit versus Impulsivität/Hyperaktivität) als auch die Aufteilung nach ICD-10 mit drei Faktoren (Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit) replizieren. Signifikante Alters-/Geschlechtseffekte zeigen sich auf den meisten Skalen. Zu den Elternurteilen über Störungen des Sozialverhaltens, Angst- und depressive Störungen fanden sich mittlere Korrelationen und Komorbiditätsraten zwischen 7 % und 39 %. Schlussfolgerungen: Die ermittelten Prävalenzraten entsprechen den Ergebnissen internationaler Studien. Der FBB-ADHS ist als Elternfragebogen ein intern konsistentes und valides Verfahren. Mit der Vorlage von Normen kann er in der Praxis gut eingesetzt werden.


2021 ◽  
Vol 78 (8) ◽  
pp. 427-434
Author(s):  
Martin Birkhäuser

Zusammenfassung. Frauen besitzen in jedem Alter eine höhere Inzidenz für Depressionen als Männer. Die lebenslängliche Prävalenz von depressiven Störungen ist bei Frauen doppelt so hoch und erreicht 18 – 21 %. Die menopausale Übergangszeit ist ein «Fenster mit erhöhter Verletzlichkeit» und kann eine depressive Verstimmung auslösen. Deren Wahrscheinlichkeit ist in der menopausalen Übergangszeit 1,5 bis 4-mal höher als in der Prämenopause, vor allem bei Frauen mit vasomotorischen Symptomen und zusätzlichen Risikofaktoren für Stimmungsveränderungen und Depression. Dies wird bei klimakterischen Frauen immer noch unterschätzt. Von Hausärzten und Gynäkologen sollte aktiv danach gesucht werden. Östrogene modulieren wie SSRI / SNRI und Antidepressiva den Stoffwechsel von Serotonin und Noradrenalin und beeinflussen Stimmungslage, mentale Funktionen und Kognition. In der menopausalen Übergangszeit kann eine Östrogentherapie Stimmungslage, Angstzustände und depressive Symptome verbessern. Bei peri- und früh postmenopausalen Frauen mit vasomotorischen Symptomen können Östrogene als Therapie der ersten Wahl für depressive Störungen eingestuft werden. Dagegen verbessern Östrogene Depressionen in der späten Postmenopause nicht mehr. Bei depressiven älteren postmenopausalen Frauen ohne Wallungen bleiben SSRI / SNRI und Antidepressiva das Mittel der ersten Wahl. Jede pharmakologische Behandlung muss immer in ein globales therapeutisches Konzept eingebettet werden. Oft gehören dazu unter anderen Massnahmen eine Psychotherapie und soziale Korrekturen.


2011 ◽  
Vol 30 (03) ◽  
pp. 138-143 ◽  
Author(s):  
S. Hellwig ◽  
M. Berger ◽  
D. van Calker

ZusammenfassungLeitlinien zur Diagnostik und Therapie depressiver Störungen in der Onkologie und Palliativmedizin sind ein zentraler Bestandteil der verbesserten Versorgung von Tumorpatienten. Komorbide depressive Erkrankungen verschlechtern die Lebensqualität und die Compliance, erhöhen vielleicht die Mortalität der Patienten und haben erheblichen Einfluss auf Kosten des Gesundheitssystems. Jüngste Entwicklungen in den bildgebenden Verfahren und molekularbiologischen Techniken ermöglichen ein neues Verständnis der Pathophysiologie von Depressionen bei onkologischen Prozessen. Neben ihren bekannten Wirkungen auf Depression und Angst sind Antidepressiva wirksam gegen neuropathischen Schmerz, Hitzewallungen, Fatigue, Anorexie und Kachexie. Psychosoziale Interventionen scheinen einen Effekt auf Wohlbefinden, Lebensqualität und depressives Syndrom zu haben, verbessern jedoch die Überlebensdauer nicht. Der vorliegende Artikel gibt einen Überblick über die pharmakologische Behandlung depressiver Störungen bei Krebserkrankungen und beschreibt neue neuroimmunologische Forschungsergebnisse, die das auffällig häufige Auftreten komorbider affektiver Erkrankungen bei onkologischen Patienten erklären könnten.


Author(s):  
Melina Wiedmann ◽  
Josefine Atzendorf ◽  
Lukas Andreas Basedow ◽  
Veit Roessner ◽  
Yulia Golub ◽  
...  

Zusammenfassung. Fragestellung: Nur wenige Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) bieten eine ambulante Behandlung von Jugendlichen mit Substanzkonsumstörungen (SUDs) an. Daher fehlen Angaben, welche Konsummuster, SUDs und begleitenden psychischen Störungen diese Jugendlichen aufweisen. Methodik: N = 201 Patient_innen einer universitären Spezialambulanz (12–19 Jahre alt) wurden bezüglich Konsummustern, SUDs und aktuellen psychischen Störungen mittels Interview untersucht. Es wurden diesbezüglich deskriptive Darstellungen zu Prävalenzzahlen der SUDs, Konsummustern und begleitenden psychischen Störungen aufgeteilt nach Geschlecht und aktuellem Alter erstellt. Ergebnisse: Tabak (88 %) und Cannabis (86 %) waren die verbreitetsten Substanzen. Bei 67 % aller Patient_innen wurde mehr als eine SUD festgestellt. SUDs bezogen sich am häufigsten auf Cannabis (84 %), gefolgt von Tabak (77 %). 72 % aller Patient_innen zeigten eine die SUD begleitende psychische Störung, insbesondere Störungen des Sozialverhaltens (40 %), hyperkinetische Störungen (21 %) und depressive Störungen (18 %). Schlussfolgerungen: Ambulant behandelte jugendliche KJP-Patient_innen mit SUDs präsentieren sich häufig mit begleitenden psychischen Störungen. Angebotene Behandlungsprogramme sollten in der Behandlung von SUDs insbesondere Störungen des Sozialverhaltens, Depressionen und hyperkinetische Störungen berücksichtigen.


2005 ◽  
Vol 62 (4) ◽  
pp. 230-237 ◽  
Author(s):  
Renteria

Epidemiologische Studien zeigen eine Prävalenz von Missbrauchserfahrungen bei Mädchen zwischen 14 und 33%. Indizien für einen Missbrauch sind zwar im Einzelnen unspezifisch, bei gleichzeitigem Auftreten jedoch bedeutungsvoll: Somatische Indizien sind sexuell übertragbare Erkrankungen, Schwangerschaft, unerklärbare Blutungen, rezidivierende genitale Beschwerden. Psychosoziale nichtsexuelle Indikatoren sind neu aufgetretene Verhaltensschwierigkeiten, Ausreissen, Esstörungen etc; Psychosexuelle Indikatoren sind eine Hypersexualisation der Sprache und des Verhalten, ein gestörtes Körpergefühl und gestörte Geschlechstidentität. Als indirekt beweisende Befunde gelten neben alten Genital oder/und Analläsionen Einrisse des Hymens bis auf den Insertionssaum, die sich an tpyischer Stellle im hinteren Bereich der Kommissur finden. Die Abklärung und Betreuung von Kindern, bei denen Verdachtsmomente, aber keine sicheren Indizien bestehen, setzt eine hohe Kompetenz und eine multdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kindergynäkologen, Kinderpsychiatern, Kinderschutzgruppen und eventuell weiteren beteiligten Fachleuten voraus, um einerseits nicht ungerechtfertigt Familienstrukturen schwer zu belasten und damit den Kindern zu schaden, um andererseits aber auch sicherzustellen, dass die Opfer eine umfassende akute und langfristige medizinische und psychosoziale Betreuung erfahren.


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