Hereditäre Pankreatitis
Bei einer wesentlichen Anzahl von Patienten mit chronischer Pankreatitis lassen sich genetische und vererbbare Ursachen nachweisen. An eine hereditäre bzw. genetisch bedingte Pankreatitis sollte gedacht werden, wenn keine bekannten Risikofaktoren, z.B. ein chronischer Alkoholmissbrauch für eine chronische Pankreatitis bestehen und wenn eine positive Familienanamnese für eine akut rezidivierende bzw. eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung oder ein Pankreaskarzinom vorliegt. Patienten mit chronischer Pankreatitis und einer Mutation im kationischen Trypsinogen-Gen haben ein erhöhtes Risiko, im Laufe ihres Lebens an einem Pankreaskarzinom zu erkranken – insbesondere, wenn sie rauchen. Deshalb ist eine engmaschige klinische Verlaufskontrolle in einem spezialisierten Zentrum anzustreben. Die häufigsten genetischen Veränderungen bei Patienten mit positiver Familienanamnese, die mit einer hereditären Pankreatitis assoziiert sind, sind die Punktmutationen R122H, R122C und N29I im kationischen Trypsinogen-Gen. Bei Patienten ohne positive Familienanamnese werden meist Punktmutationen im SPINK1-Gen (N34S-Mutation) oder im CFTR-Gen nachgewiesen. Deren klinische Konsequenzen sind allerdings zum jetzigen Zeitpunkt noch unsicher. Eine molekulargenetische Untersuchung von betroffenen Patienten sollte erwogen werden, wenn Patienten ohne Risikofaktoren vor dem 25. Lebensjahr an einer chronischen Pankreatitis leiden oder ein weiteres Familienmitglied ersten Grades ebenfalls an einer Pankreatitis oder an einem Pankreaskarzinom erkrankt sind. Genetische Untersuchungen nicht erkrankter Verwandter von Patienten mit hereditärer Pankreatitis sollten nur nach ausführlicher genetischer Beratung erfolgen. Eine pränatale Diagnostik wird nicht empfohlen.