Morbus Parkinson und Neuropsychologie

2021 ◽  
Vol 89 (07/08) ◽  
pp. 344-345
Author(s):  
Claus-W. Wallesch

Liepelt-Scarfone et al. 1 legen einen sorgfältig erarbeiteten, informativen und (hoffentlich) handlungsleitenden Artikel zur neuropsychologischen Diagnostik bei Verdacht auf leichte kognitive Störungen bei M.Parkinson und Parkinson-Demenz vor. Besonders beeindruckt hat mich Tabelle 3, in der Effektstärken für die Unterscheidung von Parkinson-Patienten und „neurodegenerativ gesunden Personen“ für eine Vielzahl von neuropsychologischen Tests angegeben werden. Cohens d beschreibt für Werte zwischen 0,5 bis 0,8 einen mittleren, ab 0,8 einen starken Effekt. Es ist davon auszugehen, dass auch Parkinson-Patienten, die nicht die Kriterien der leichten kognitiven Störung oder der Demenz erfüllen, neuropsychologische Auffälligkeiten aufweisen.

2014 ◽  
Vol 25 (1) ◽  
pp. 17-30 ◽  
Author(s):  
Elke Kalbe ◽  
Annette Petrelli

Neuropsychologische Defizite bei Parkinsonpatienten sind häufig und umfassen typischerweise exekutive Störungen, Gedächtnis- (v. a. strategische Enkodier- und Abruf‐) Defizite, visuell-räumliche sowie Aufmerksamkeitsstörungen. Die Punktprävalenz der leichten kognitiven Störungen bei Parkinsonpatienten (Mild Cognitive Impairment in Parkinson′s Disease, PD-MCI), für die 2012 Forschungskriterien publiziert wurden, wird im Mittel auf 27 % geschätzt werden; die Punktprävalenz der Parkinson-Demenz (Parkinson′s Disease Dementia, PDD) wird mit etwa 30 % angegeben. Longitudinal entwickeln die meisten Parkinsonpatienten während ihrer Erkrankung eine kognitive Störung. Aufgrund ihrer Häufigkeit und Relevanz ist es wichtig, diese zu diagnostizieren. Für die Therapie der PDD ist der Acetylcholinesterasehemmer Rivastigmin zugelassen; andere zugelassene Behandlungsmöglichkeiten existieren derzeit nicht. Die Evidenzlage zu nicht-pharmakologischen Interventionsansätzen ist bislang unzureichend; erste Studien zur Wirksamkeit kognitiven Trainings sowie physischer Aktivität sind jedoch vielversprechend.


Author(s):  
Inga Liepelt-Scarfone ◽  
Susanne Gräber ◽  
Elke Kalbe ◽  
Oliver Riedel ◽  
Hubert Ringendahl ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Das Vorliegen von leichten kognitiven Störungen bei der Parkinson-Erkrankung ist aktuell der beste Prädiktor für die Entwicklung einer Demenz bei Morbus Parkinson. Expertengruppen der Movement Disorder Society haben für die Diagnose leichter kognitiver Störungen und Parkinson-Demenz standardisierte diagnostische Verfahren vorgeschlagen. Diese können aufgrund fehlender Übersetzungen oder geeigneter Normen nicht ohne Weiteres auf den deutschsprachigen Raum angewendet werden. Fragestellung Entwicklung evidenzbasierter Empfehlungen zur deutschsprachigen neuropsychologischen Diagnostik bei Morbus Parkinson. Methode Anhand einer ersten systematischen Literaturrecherche wurden Empfehlungen (Konsensuskriterien, Guidelines und Reviews) zur neuropsychologischen Diagnostik zusammengetragen. In einer zweiten Literaturrecherche wurden normierte neuropsychologische Testverfahren in deutschsprachigen Studien identifiziert. Berechnet wurde die Effektstärke dieser Tests zur Diskrimination zwischen Gesunden und Parkinson-Patienten bzw. Parkinson-Patienten mit verschiedenen kognitiven Diagnosen (ohne kognitive Störungen, mit leichten kognitiven Störungen und mit Demenz). Ergebnisse Nach Volltextsuche wurden 48 neuropsychologische Tests aus 127 Artikel zu Testempfehlungen extrahiert. In der zweiten Literaturrecherche wurden aus 1716 Artikeln final 23 in das Review aufgenommen. Die höchsten Effektstärken zur Diskrimination der neuropsychologischen Leistung von Gesunden und Parkinson-Patienten wurden für Tests in den Domänen Exekutivfunktionen, Aufmerksamkeit und visuell-kognitive Leistungen ermittelt. Testempfehlungen der Autoren basieren auf den Ergebnissen beider Literaturrecherchen und ermöglichen eine Level-II-Diagnose für Patienten mit leichten kognitiven Störungen und Parkinson-Demenz. Diskussion Die vorliegenden Empfehlungen haben das Potenzial für eine Verbesserung der deutschsprachigen standardisierten neuropsychologischen Testdiagnostik bei Parkinson-Patienten.


2007 ◽  
Vol 64 (1) ◽  
pp. 5-8
Author(s):  
Ransmayr

Die klinischen Kriterien des Morbus Parkinson (Parkinson-Krankheit) sind eine Akinese in Kombination mit zumindest einem der folgenden Symptome: Tremor, in erster Linie asymmetrischer Ruhetremor, Rigor oder Störungen des Gleichgewichtes. Anamnestisch und klinisch sowie gegebenfalls zusatzdiagnostisch (vor allem durch bildgebende Diagnostik, wie CT oder MRT, oder nuklearmedizinisch, SPECT oder PET) sind symptomatische Formen eines Parkinsonsyndroms (z.B. vaskuläre Enzephalopathie, Normaldruckhydrocephalus) sowie medikamentöse oder toxische Ursachen oder atypische Parkinsonsyndrome auszuschließen. Bei M. Parkinson kommt es im Gegensatz zu atypischen und symptomatischen Parkinsonsyndromen während des gesamten Krankheitsverlaufes zu einem Ansprechen der motorischen Symptomatik auf L-Dopa oder Dopaminagonisten. Neben den motorischen Symptomen finden sich häufig vegetative Symptome, Schmerzen, Geruchsstörungen, Angst, Depression, kognitive Störungen und Demenz.


2003 ◽  
Vol 60 (9) ◽  
pp. 535-540 ◽  
Author(s):  
B. Norrving

Lakunäre Infarkte, kleine tief liegende Hirninfarkte als Folge eines Verschlusses einer perforierenden Arteriole, machen zahlenmäßig etwa einen Viertel aller ischämischen Hirninfarkte aus. Die Meinung, dass es sich um eine gutartige und harmlose vaskuläre Affektion handelt, hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Die Prognose in den ersten Jahren nach dem Ereignis ist besser als bei Hirninfarkten anderer Ätiologie, möglicherweise wegen der geringen Größe der Läsion, längerfristig steigt jedoch das Risiko zu sterben, Rezidivinfarkte zu erleiden und kognitive Störungen zu entwickeln überdurchschnittlich. Schlaganfallrezidive sind langfristig etwa gleich häufig wie bei den meisten anderen Schlaganfalltypen. Außerdem sind die Patienten gefährdet, kognitive Einschränkungen zu erleiden und schließlich dement zu werden. Fortschreitendes Alter, vaskuläre Risikofaktoren und hoher nächtlicher Blutdruck haben prognostisch entscheidende Bedeutung. Lakunäre Infarkte und eine vaskuläre Leukenzephalopathie, die zwei Haupttypen der Mikroangiopathie, kommen oft gleichzeitig vor. In diesem Fall wirken sie synergistisch auf einen kognitiven Abbau hin. Die wichstige Sekundärprophylaxe nach einem lakunären Infarkt besteht in der Gabe von Thrombozytenaggregationshemmern und der Modifikation der vaskulären Risikofaktoren.


2017 ◽  
Vol 74 (9) ◽  
pp. 503-509
Author(s):  
Klemens Gutbrod ◽  
Dörthe Heinemann ◽  
René Müri

Zusammenfassung. Eine erworbene Hirnschädigung ist die häufigste Ursache für eine chronische Behinderung im Erwachsenenalter. Trotz neurologischer Erholung können neuropsychologische Störungen persistieren und die Lebensqualität des Patienten einschränken. Aus diesem Grund ist die kognitive Rehabilitation eine wichtige Komponente der Neurorehabilitation. Kognitive Störungen nach einer Hirnschädigung finden sich am häufigsten in den Bereichen Gedächtnis, Aufmerksamkeit, exekutive Funktionen und Neglect. Für jeden dieser Bereiche werden in dieser Überblicksarbeit die verschiedenen Therapiemöglichkeiten beschrieben. Für alle diese kognitiven Domänen existieren evidenzbasierte Studien zur spezifischen Therapiewirksamkeit, welche eine Empfehlung eines Standards für die klinische Praxis erlauben.


Praxis ◽  
2003 ◽  
Vol 92 (19) ◽  
pp. 909-910
Author(s):  
Crosby ◽  
Deane ◽  
Clarke
Keyword(s):  

Praxis ◽  
2017 ◽  
Vol 106 (22) ◽  
pp. 1221-1223 ◽  
Author(s):  
Jean-Bernard Daeppen

Zusammenfassung. Erwachsene in der Schweiz trinken durchschnittlich zwei Gläser Wein pro Tag. Alkoholmissbrauch und kognitive Störungen sind eng verknüpft, vor allem bei älteren Personen. Die klinische Untersuchung muss nach Anzeichen von Unterernährung suchen und eine neuropsychologische Untersuchung einschliessen, wenn der Mini-Mental-Status pathologisch ist. Bei Anzeichen einer Gayet-Wernicke-Krankheit muss eine intravenöse B1-Vitamin-Therapie zur prophylaktischen oder therapeutischen Behandlung eingeleitet werden. Kognitive Beeinträchtigung ist eine schlechte Prognose für die Behandlung von Alkoholabhängigkeit, sollte aber nicht dazu führen, die Behandlungsbemühungen aufzugeben.


Praxis ◽  
2017 ◽  
Vol 106 (22) ◽  
pp. 1225-1228 ◽  
Author(s):  
Marie-Therese Clerc ◽  
Armin von Gunten

Zusammenfassung. Depressionen, leichte kognitive Störungen und Demenzen sind besonders bei älteren Menschen häufig assoziiert. Ähnliche neuropathologische Mechanismen scheinen diesen Zusammenhang und die gegenseitigen Einflüsse mindestens teilweise zu erklären. Wir schlagen hier eine Kurzreview der Rolle der Depression als Risikofaktor, Prodrom oder Folge der kognitiven Störungen vor und skizzieren kurz mögliche Behandlungsansätze.


2006 ◽  
Vol 17 (4) ◽  
pp. 178-186 ◽  
Author(s):  
Günther Bernatzky ◽  
Franz Wendtner ◽  
Patrick Bernatzky ◽  
Werner Kullich ◽  
Rudolf Likar

Zusammenfassung. Schmerz stellt einerseits eine große Belastung für die Patienten dar, andererseits sind dadurch höhere Kosten und u.U. längere Krankenhausaufenthalte der Fall. Schmerz ist immer subjektiv und wird individuell unterschiedlich erlebt. Psychische Faktoren, wie Hilflosigkeit, Angst, Depression usw. steigern die Wirkung von Schmerz als physiologischen Stressor und haben Einfluss auf die Schmerzstärke. Ängste, Verspannungen und Herabsetzung der Schlafqualität mindern das Wohlbefinden und verzögern den Genesungsprozess. Musik in Kombination mit einer gesprochenen Entspannungsanleitung kann über den Einfluss auf affektive, kognitive und sensorische Vorgänge eine maßgebliche schmerzhemmende Wirkung entfalten. Ziel der vorliegenden Studie ist es, den Effekt einer standardisierten Musik in Kombination mit einer gesprochenen Entspannungsanleitung, bei chronischen Rückenschmerzpatienten zu evaluieren. Gleichzeitig wird in diesem Beitrag gezeigt, welche Wirkung eine stimulierende Musik bei Patienten mit Morbus Parkinson hat.


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