Untersuchungen zur paraneoplastischen Polyneuropathie des Hundes

2004 ◽  
Vol 32 (02) ◽  
pp. 82-87
Author(s):  
Heike Wagner ◽  
K. Rentmeister ◽  
Th. Bilzer ◽  
U. Wurster ◽  
Marion Hewicker-Trautwein ◽  
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Zusammenfassung: Gegenstand und Ziel: Die paraneoplastische Polyneuropathie beim Hund ist eine neurologische Erkrankung, bei der periphere Nerven sekundär durch ein extraneurales Tumorgeschehen geschädigt werden. Ursächlich wird eine antikörpervermittelte Nervenzellschädigung angenommen. Ziel der vorliegenden Arbeit war, die klinische Relevanz der Erkrankung zu definieren. Material und Methoden: 120 Hunde mit extraneuralen Tumoren, die histopathologisch klassifiziert werden konnten, wurden neurologisch und elektrodiagnostisch untersucht. Zusätzlich wurden Serumproben entnommen, um antineuronale und antinukleäre Antikörper (ANA) immunhistochemisch bzw. mithilfe der Immunfluoreszenz zu bestimmen und die Relevanz dieser Antikörper beim Hund mit extraneuralen Tumoren zu untersuchen. Als Kontrollgruppen dienten 20 gesunde Hunde und 20 Hunde mit Polyneuropathien anderer Genese. Eine Positivkontrollgruppe für die immunhistochemischen Untersuchungen bildeten fünf Hunde, die an Lupus erythematodes erkrankt waren und einen positiven Titer antinukleärer Antikörper aufwiesen. Ergebnisse: Die neurologischen und elektrodiagnostischen Untersuchungen der 120 Tumorpatienten zeigten mit Ausnahme von vier Hunden keine Auffälligkeiten (96,6%). Bei diesen vier Patienten konnte die Verdachtsdiagnose »paraneoplastische Polyneuropathie« gestellt werden. Die Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) betrug durchschnittlich 40 m/s; in der Elektromyographie (EMG) fielen Fibrillationspotenziale auf. Bei den gesunden Kontrollhunden war das EMG ohne besonderen Befund, die NLG betrug durchschnittlich 87 m/s. Hunde mit Polyneuropathien anderer Genese wiesen ebenfalls Fibrillationspotenziale auf, die NLG lag durchschnittlich bei 43 m/s. Immunhistochemische Untersuchungen zum Nachweis von antineuronalen Antikörpern verliefen bei den Hunden aus der Gruppe »extraneurale Tumoren« negativ. Nur bei einem Hund aus dieser Gruppe war der Nachweis von ANA positiv, hingegen wiesen alle Hunde mit Lupus erythematodes einen positiven ANNAund ANA-Titer auf. Schlussfolgerung: Anhand dieser Studie muss die klinische Relevanz der paraneoplastischen Polyneuropathie als eher niedrig eingestuft werden. Subklinische Verlaufsformen mit histopathologischen Veränderungen können nicht ausgeschlossen werden und betreffen vor allem ältere Tiere im Endstadium der Tumorerkrankung.

2007 ◽  
Vol 35 (05) ◽  
pp. 325-332 ◽  
Author(s):  
K. Henneveld ◽  
W. Beck ◽  
R. Müller

Zusammenfassung: Gegenstand und Ziel: Dieser Artikel gibt eine Literaturübersicht über Vorratsmilben und ihre Bedeutung in der Tiermedizin. Weiterhin präsentiert er Ergebnisse aus einer eigenen Studie, deren Ziel es war herauszufinden, ob Vorratsmilben im Trockenfutter oder in der direkten Umgebung von Hunden vorkommen. Material und Methode: Im ersten Teil der Studie wurden 23 Hundefuttersäcke über einen Zeitraum von sechs Wochen mittels mikroskopischer Untersuchung auf eine Kontamination mit Vorratsmilben überprüft. Im zweiten Teil der Studie erfolgte eine Untersuchung von Staubproben aus 20 unterschiedlichen Haushalten mit gesunden Hunden auf eine Kontamination mit Vorratsmilben. Ergebnisse: In keiner Futterprobe fanden sich Vorratsmilben. In fünf der insgesamt 40 untersuchten Staubproben waren Milben verschiedener Spezies nachweisbar: Dermatophagoides pteronyssinus (4/40), kurzschwänzige Demodex-Milbe (1/40) und Vorratsmilbe (1/40). Schlussfolgerung: Die Ergebnisse lassen vermuten, dass Vorratsmilben kommerzielles Hundetrockenfutter nicht kontaminieren, aber im Hausstaub vorkommen können. Klinische Relevanz: Bei den meisten Hunden mit positiven Serum- oder Hauttestreaktionen gegen Futtermilben wird eine Änderung der Fütterung keinen Einfluss auf die klinische Symptomatik haben.


2007 ◽  
Vol 35 (01) ◽  
pp. 37-40 ◽  
Author(s):  
T. Gerlach

Zusammenfassung: Gegenstand und Ziel: Beschreibung einer Intoxikation mit Clostridium botulinum. Material und Methode: Fallbericht einer fünfjährigen Golden-Retriever-Hündin. Die Diagnose erfolgte durch den Toxinnachweis in verendeten Hähnchenkadavern, an denen das Tier geleckt hatte. Ergebnisse: Die Hündin entwickelte innerhalb von 24 Stunden eine schlaffe Tetraplegie, die nach drei Tagen unter symptomatischer Therapie eine beginnende Reversibilität zeigte. Schlussfolgerung: Botulismus sollte beim Hund differenzialdiagnostisch bei einer progressiven Nachhandschwäche, aszendierend bis zur Tetraplegie berücksichtigt werden. Klinische Relevanz: Neben der Fallbeschreibung wird eine Übersicht über Pathogenese und Klinik gegeben und die aktuellen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten aufgezeigt.


2019 ◽  
Vol 38 (09) ◽  
pp. 657-661
Author(s):  
Martin D. Ohlmeier

ZUSAMMENFASSUNGGegenstand und Ziel: Abhängigkeitserkrankungen sind bei Erwachsenen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) häufig. Insbesondere Abhängigkeit von Cannabis, Amphetaminen und Alkohol haben sowohl für die differenzialdiagnostische Einschätzung als auch für den differenzialtherapeutischen Entscheidungsprozess eine hohe klinische Relevanz. Eine wichtige Rolle in der Pathophysiologie der Komorbidität spielt neben der „Selbstbehandlungshypothese“ und der „Dopaminmangelhypothese“ die oftmals bestehende erhöhte Risikobereitschaft bei ADHS-Patienten im Sinne eines „Sensation-Seekings“.Material und Methoden: In dem Artikel wird eine Übersicht über die Epidemiologie, Pathophysiologie sowie die sich daraus ergebenden klinischen Implikationen der ADHS und komorbiden Abhängigkeitserkrankungen gegeben.Ergebnisse, Schlussfolgerungen: Bei Erwachsenen mit ADHS ist die Komorbidität mit Abhängigkeitserkrankung häufig, insbesondere Cannabis, Amphetamine und Alkohol betreffend. In der Ätiopathogenese hat die „Selbstmedikationshypothese“ im Kontext der „Dopaminmangelhypothese“ eine wichtige Bedeutung. Auch die erhöhte Risikobereitschaft der betroffenen ADHS-Patienten hat im Sinne des „Sensation-Seekings“ eine große klinische Relevanz. Die Behandlung mit Psychostimulanzien ist bei Vorliegen einer komorbiden Suchterkrankung kritisch abzuwägen, da sie selbst ein Abhängigkeitspotenzial besitzen. Alternativ können Noradrenalin- und Dopamin-Wiederaufnahmehemmer eingesetzt werden. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen hinsichtlich geeigneter Behandlungsmethoden erscheinen notwendig.


2012 ◽  
Vol 40 (03) ◽  
pp. 161-170
Author(s):  
W. Osthold ◽  
R. S. Mueller ◽  
C. Bouassiba

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: Ein wichtiger Aspekt einer erfolgreichen Therapie der Otitis externa (OE) ist die Reinigung des Gehörgangs. Dafür stehen verschiedene Präparate zur Verfügung. Im Hinblick auf steigende Antibiotikaresistenzen wird eine Keimbekämpfung in Kombination mit Antiseptika angestrebt. Die plazebokontrollierte Doppelblindstudie überprüfte die In-vivo-Wirksamkeit eines Chlorhexidin (1500 μg/ml) und Tris-EDTA (48 μg/ml) enthaltenden kommerziellen Ohrreinigers anhand klinischer Symptomatik, zytologischer und bakteriologischer Untersuchung. Material und Methoden: An 64 Hunden mit OE wurde dieser Ohrreiniger (Gruppe A) bzw. das Plazebo (Gruppe B) zweimal täglich angewendet, einmal täglich gefolgt von der Applikation eines Marbofloxacin/Dexamethason/Clotrimazol enthaltenden Ohrmedikaments. Die Kontrolluntersuchung fand nach 14 Tagen statt. Die Auswertung erfolgte klinisch und zytologisch. Ferner wurde zu Beginn sowie nach 14 Tagen aus jedem Ohr eine Tupferprobe entnommen und bakteriologisch untersucht. Ergebnisse: Verglichen mit dem Plazebo kam es bei Anwendung des Ohrreinigers zu einer signifikanten Reduktion der Kokken, Stäbchen und neutrophilen Granulozyten. Die Hefenzahl verringerte sich in beiden Gruppen signifikant. Klinisch bestand kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen. Die Zahl Marbofloxacinresistenter Bakterien stieg in Gruppe A von 0 auf 44%, in Gruppe B von 8 auf 31%. Schlussfolgerung: Chlorhexidin und Tris-EDTA führten in Kombination mit Marbofloxacin/Dexamethason/Clotrimazol zu einer zytologisch verifizierbaren Keimreduktion. Die Zahl Marbofloxacin-resistenter Bakterien stieg unter dieser Therapie signifikant an. Klinische Relevanz: Die Ergebnisse lassen die Vermutung zu, dass eine Kombination von Chlorhexidin und Tris-EDTA zusammen mit antimikrobiellen Ohrentropfen zur Reduktion der bakteriellen Besiedelung einer bakteriell bedingten OE empfohlen werden kann, doch das Risiko der Resistenzentwicklung besteht. Basierend auf den Resultaten können lokale Nebenwirkungen erwartet werden.


2020 ◽  
Vol 145 (16) ◽  
pp. 1179-1183
Author(s):  
Johanna Mucke ◽  
Matthias Schneider

Was ist neu? Klassifikation 2020 Die neuen ACR/EULAR-Klassifikationskriterien für den systemischen Lupus erythematodes (SLE) stellen einen wichtigen Beitrag zur Optimierung klinischer Studien und eine Hilfestellung zur Diagnostik dar. So kann ein SLE erst als solcher klassifiziert werden, wenn antinukleäre Antikörper (ANA) ab einer Titerhöhe von 1:80 unabhängig vom Fluoreszenzmuster nachgewiesen werden. Sind ANA nachgewiesen, erhalten Lupus-spezifische Symptome und serologische Auffälligkeiten eine unterschiedliche Wichtung für die Klassifikation. Therapie 2020 Mit der Überarbeitung der EULAR-Empfehlungen zum Management des SLE sowie der Lupusnephritis und des Antiphospholipid-Syndroms stehen nun wichtige neue Therapieprinzipien zur Verfügung. So sollte jede Lupus-Therapie ganz im Sinne eines Treat-to-Target-Ansatzes das Ziel der Remission verfolgen. Dies dient der Sicherung des Langzeitüberlebens, der Reduktion von Schaden sowie der Verbesserung von Lebensqualität. Erreicht werden diese Ziele durch konsequente Therapie auf Basis einer regelmäßigen Evaluation der Krankheitsaktivität. Alle Patienten sollen bei Abwesenheit von Kontraindikationen Antimalariamittel erhalten. Bei unzureichendem Ansprechen auf Antimalariamittel bzw. organgefährdende Manifestationen werden Steroidpulse (über wenige Tage) sowie der frühzeitige Einsatz von Immunsuppressiva (IM) und Biologika wie Belimumab und Rituximab (off-label) empfohlen.


2017 ◽  
Vol 42 (04) ◽  
pp. 310-315
Author(s):  
A. Keck ◽  
V. Jaeger ◽  
U. Walker

ZusammenfassungDiese Übersichtsarbeit fokussiert auf die Overlap- und undifferenzierten Myopathien, welche bei der Systemischen Sklerose (SSc), dem systemischen Lupus erythematodes (SLE) und dem Sjögren Syndrom beobachtet werden. Am häufigsten findet sich ein Myositis-Overlap bei der SSc. Da eine einheitliche Definition nicht existiert, schwanken die Angaben über die Prävalenz stark. Grundsätzlich aber sind myopathische Symptome bei der diffusen SSc deutlich häufiger als bei der limitierten Unterform. Es werden 2 myopathische Muster bei der SSc beschrieben: die „einfache“ Myopathie (milde proximale Muskelschwäche, eine normale oder nur leicht erhöhte Creatinkinase (CK) und polyphasische Potenziale im EMG von normaler Dauer und Amplitude) sowie die „komplizierte“ Myopathie (mit mindestens 3 von 4 Befunden: symmetrische Schwäche, bioptischer Nachweis eines entzündlichen Infiltrates, EMG-Veränderungen, Erhöhung der Muskelenzyme im Serum). Neuere Befunde der sogenannten Blood Oxygenation Level Dependent (BOLD) Magnetresonanztomografie legen jedoch nahe, dass die bei SSc im Muskel beobachtete Mikroangiopathie zu einer dynamischen, d. h. sich erst bei Kraftausdauer manifestierenden Muskelschwäche führen könnte. Im Allgemeinen wird angenommen, dass Patienten mit “komplizierter” Myopathie und histologisch nachgewiesener Myositis im Vergleich zur „einfachen“ Mypoathie besser auf eine immunsuppressive Therapie ansprechen. Empfohlen wird eine Glucokortikosteroid-Therapie in möglichst geringer Dosierung, da Steroide eine lebensbedrohliche renale Krise triggern können. Beim SLE werden Myalgien oder eine Muskelschwäche von bis zu 70% der Patienten beklagt, schwere Paresen und Muskelatrophien sind jedoch selten. Eine Myositis, definiert als Muskelschwäche mit begleitender CK-Erhöhung und charakteristischen EMG oder inflammatorischen Biopsiebefunden, wurde bei 6,5% der Patienten beobachtet und war in ungefähr der Hälfte der SLE Patienten bereits Teil der Initialmanifestation. Die Lupus-Myositis wird als milde Erkrankung beschrieben, obwohl sie allerdings von Rezidiven mit abwechselnden Remissionen geprägt ist. Evidenz-basierte Therapieempfehlungen existieren nicht. In der Praxis hat sich jedoch neben Kortikosteroiden der Einsatz von Methotrexat oder Azathioprin bewährt. Beim Sjögren-Syndrom wird die Prävalenz der Myositis zwischen 3 und 7% beziffert, unspezifische Myalgien wurden bei einem Drittel der Patienten beobachtet. Die Muskelsymptome korrelieren beim Sjögren-Syndrom nur schlecht mit den Biopsie-Ergebnissen, welche eine sogar noch häufigere Prävalenz der Myositis nahe legen. Allerdings ist die Ausprägung der Muskelschwäche beim Sjögren-Syndrom meist relativ mild und nur langsam progredient. Bereits geringe Initialdosen von Prednison führen in aller Regel zu einer lang anhaltenden Remission mit nur geringer Rezidivrate. Einheitliche Kriterien zur Klassifikation und Verlaufsbeurteilung der Overlap-Myositis fehlen. Eine Standardisierung der diagnostischen Methoden aller involvierten Fachdisziplinen sowie eine länderübergreifende Harmonisierung der Myositis-Definitionen und der Erfassungsgrundlagen in Registern wären wichtig.


2019 ◽  
Vol 38 (06) ◽  
pp. 337-380
Author(s):  
Jan-Gerd Rademacher ◽  
Cornelia S. Seitz ◽  
Jana Zschüntzsch ◽  
Rotraut Mößner ◽  
Michael Zeisberg ◽  
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ZUSAMMENFASSUNG Gegenstand und Ziel Myositis-Patienten bedürfen einer interdisziplinären Diagnostik und Therapie. Über Konsile erfolgt die Besprechung unsystematisch und zum Teil therapeutisch divergent. Interdisziplinäre Fallkonferenzen bieten potenzielle Vorteile bei Myositiden und anderen Systemerkrankungen. Material und Methoden Narrative Beschreibung des „Göttinger Modells“ und retrospektive Analyse der immunologischen Fallkonferenzen von September 2018 bis Februar 2019. Ergebnisse 30 Patienten wurden vorgestellt, 15 im Rahmen einer Myositis. Weitere Diagnosen umfassten Sarkoidose, Sklerodermie und andere Entitäten. 20 Patienten wiesen positive antinukleäre Antikörper (AK) auf; weitere AK waren Ro52, Antisynthetase, Mi2-β, TIF1-γ, MDA5 und CENP-B/Fibrillarin. Eine CK-Erhöhung lag in 5 Fällen vor. 23 Patienten wurde eine weitere Diagnostik empfohlen. Therapieänderungen erfolgten bei 11 Patienten. Schlussfolgerungen Interdisziplinäre Fallkonferenzen ermöglichen eine systematische diagnostische und therapeutische Strategie. In einer prospektiven Studie sollte untersucht werden, inwieweit sich Fallkonferenzen auf krankheitsassoziierte sowie patientenseitige Outcomes auswirken. Klinische Relevanz Das „Göttinger Modell“ ist gut umsetzbar und führt überwiegend zu diagnostischen und therapeutischen Konsequenzen.


2007 ◽  
Vol 35 (01) ◽  
pp. 75-80 ◽  
Author(s):  
M. May ◽  
A. Meister ◽  
W. Ohnmar Kyaw ◽  
T. Lobeck ◽  
A. Uhlig ◽  
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Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: Bei einem vierjährigen Vollbluthengst und einem 14-jährigen Fjordpferd-Wallach mit Leistungsdepression über sieben Monate bzw. mehrere Jahre und Ikterus wird eine primär kontinuierlich unkonjugierte Hyperbilirubinämie nachgewiesen. Material und Methoden: Im Blut wurden die unkonjugierte und konjugierte Bilirubinkonzentration sowie die Enzymaktivitäten bestimmt. Es erfolgte eine Überprüfung auf hämolytische Anämien (infektiöse Anämie, immunbedingte Erythrozytolyse, Babesiose, Ehrlichiose und primär intravaskuläre Hämolyse) und chronisch entzündliche Lebererkrankungen (Ultraschall und Biopsie). Der Wallach wurde mit 1 mg Phenobarbital/kg KM zweimal täglich p. o. über 20 Tage behandelt, um die Glucuronosyltransferase zu stimulieren und damit das unkonjugierte Bilirubin zu reduzieren. Ergebnisse: Die Konzentration des unkonjugierten Bilirubins beider Pferde lag bei Aufnahme zwischen 114,2 (konjugiert 8,3) und 76,4 (konjugiert 8,8) μmol/l und blieb ohne Therapie im Beobachtungszeitraum von vier bzw. fünf Monaten konstant zwischen 111,2 (konjugiert 10,8) und 58,1 (konjugiert 9,3) μmol/l. Der Coggins- Test (infektiöse Anämie) beider Pferde war negativ und der indirekte und direkte Coombs-Test konnten keine autoagglutinierenden Antikörper (immunbedingte Erythrozytolyse) nachweisen. Weder Zoiten (Babesia equi) in Erythrozyten noch Morula (Anaplasma phagocytophila) in neutrophilen Granulozyten waren nachweisbar. Die Konzentration des freien Hämoglobins im Serum lag beim Fjordpferd im Referenzbereich (zu Beginn 1,07 μmol/l; fünf Monate später 1,36 μmol/l). Beim Wallach ließ sich die Konzentration des unkonjugierten Bilirubins mit Phenobarbital von 76,4 auf 61,6 μmol/l senken. Der Hengst wies zu Beginn leicht erhöhte Aktivitäten der AST und γ-GT auf. Die monatliche Kontrolle der Enzyme AST, γ-GT, AP, GLDH und LDH beider Pferde ergab jedoch keine Abweichungen von den Referenzbereichen. Das Lebersonogramm des Hengstes zeigte eine normale Echogenität des Parenchyms und keine erweiterten Gefäße. Chronisch entzündliche Lebererkrankungen beim Hengst konnten mittels histologischer Untersuchung von Leberbioptaten ausgeschlossen werden. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Die Absenkung der Konzentration an unkonjugiertem Bilirubin durch Phenobarbital bei einem Pferd sowie der kontinuierlich erhöhte Serumspiegel des unkonjugierten Bilirubins ohne Nachweis einer hämolytischen Anämie oder chronisch entzündlicher Lebererkrankungen bei beiden Pferden zeigt eine Ähnlichkeit zum hereditären Gilbert-Meulengracht-Syndrom des Menschen. Die Aufnahme des unkonjugierten Bilirubins in die Leberzelle ist bei diesem Syndrom durch eine geringe Aktivität der Glucuronosyltransferase vermindert. Wie in diesen Fällen mit mildem Ikterus ist die primäre von der sekundären unkonjugierten Hyperbilirubinämie (hämolytische Anämien, Lebererkrankungen) zu unterscheiden.


2010 ◽  
Vol 30 (02) ◽  
pp. 75-82
Author(s):  
W. Brückle

ZusammenfassungDas Fibromyalgiesyndrom (FMS) tritt häufiger gemeinsam mit Erkrankungen der Bewegungsorgane auf als nach der statistischen Wahrscheinlichkeit zu erwarten wäre, wobei hier entzündlich-rheumatische Erkrankungen im Vordergrund stehen. Häufig finden sich in der Literatur Berichte über Koinzidenzen von FMS mit rheumatoider Arthritis (RA), systemischem Lupus erythematodes (SLE) und dem Sjögren-Syndrom (SS). Dagegen gibt es kaum Literatur über das gemeinsame Auftreten von FMS und seronegativen Spondyloarthritiden (SPA). Es können aber auch vermeintliche Komorbiditäten entstehen, wenn es zu Fehldiagnosen entzündlich-rheumatischer Erkrankungen kommt. Dies betrifft besonders ältere Menschen, bei denen gehäuft positive Rheumafaktoren und erhöhte antinukleäre Antikörper nachgewiesen werden. Auch der Nachweis des Gewebsantigens HLA B27 oder das Auftreten von Tendopathien, die Sehnenansatztendinitiden vorspiegeln, führt nicht von Labortests und Assessments zugesprochen werden muss. Weiterhin spielt die Erfahrung der Behandler mit dem Fibromyalgie- Syndrom eine wichtige Rolle. Besonderes Augenmerk müssen z. B. die Patienten erfahren, welche ein unerwartet geringes Ansprechen ihrer Symptomatik auf eine Intensivierung der antientzündlichen bzw. immunmodulierenden Therapie zeigen.


2005 ◽  
Vol 33 (05) ◽  
pp. 364-369 ◽  
Author(s):  
Paula Grest ◽  
C. Favrot ◽  
Sylvia Wilhelm

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: Diskussion klinischer, labordiagnostischer und histopathologischer Befunde zweier Katzen mit Verdacht auf kutanen Lupus erythematodes. Material und Methode: Fallbericht zweier Katzen. Ergebnisse: Zwei Katzen wurden dem Tierspital Zürich zur Abklärung einer exfoliativen Dermatitis vorgestellt. Histologisch lagen in beiden Fällen eine lymphozytenreiche Interface-Dermatitis, Apoptose der Keratinozyten und eine lymphozytäre murale Interface-Follikulitis vor. Kutane Arzneimittelnebenwirkungen, Erythema-multiforme-Komplex, thymomassoziierte Dermatitis und kutanes epitheliotropes Lymphom konnten ausgeschlossen werden. Als Ursache wurde ein kutaner Lupus erythematodes vermutet. Bei beiden Tieren ließen sich die Läsionen mit Cyclosporin A gut kontrollieren. Schlussfolgerung: Eine exfoliative Dermatitis kann bei der Katze in Kombination mit einer muralen Follikulitis und Interface-Dermatitis auftreten. Diese Veränderungen sind mit der Diagnose eines kutanen Lupus erythematodes vereinbar. Klinische Relevanz: Kutaner Lupus erythematodes ist in der Veterinärmedizin, vor allem bei Katzen, eine seltene Erkrankung und wurde noch nie in Assoziation mit einer exfoliativen Dermatitis beschrieben.


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