Gute Remission unter HER2-Blockade bei einem fortgeschrittenen Karzinom des ösophagogastralen Überganges bei nur fokaler HER2-Überexpression
ZusammenfassungDas Magenkarzinom und das Karzinom des ösophagogastralen Überganges werden in 55 – 65 % der Fälle im lokal fortgeschrittenen bzw. metastasierten Stadium diagnostiziert und in der Regel mit einer perioperativen bzw. palliativen Chemotherapie behandelt. Im metastasierten Stadium muss der HER2-Status als positiver prädiktiver Faktor für eine Therapie mit Trastuzumab vor Therapieeinleitung zuverlässig bestimmt werden. Leider ist diese Bestimmung aber nicht trivial und sowohl mit dem Problem der ausgesprochenen Tumorheterogenität für HER2 als auch mit Problemen des HER2-Auswertungsalgorithmus behaftet. Wir berichten über einen 80 Jahre alten Patienten, welcher bei neu aufgetretenen Schluckbeschwerden mit einem fortgeschrittenen Adenokarzinom des ösophagogastralen Überganges diagnostiziert wurde (uT3 uN+ cM0; Siewert II). Die initiale auswärtige HER2-Testung verlief negativ (HER2-Score 1 +) wurde aber in domo an umfangreicheren Biopsien wiederholt. Nach nachgewiesener fokaler, aber starker HER2-Positivität (HER2-Wert 3 +, ~10 % der Tumorzellen positiv) wurde eine Kombinationstherapie von Oxaliplatin, 5-Fluoruracil/Folinsäure und Trastuzumab eingeleitet, welche zur Besserung der Beschwerden und zu einer Remission führte. Die hier vorliegende Diskrepanz der zwei durchgeführten HER2-Testungen wurde verursacht durch eine Heterogenität der HER2-Expression, welche in den initialen, eher spärlichen Biopsien nicht erfasst wurde. Außerdem könnten Unterschiede zwischen dem bekannten, weitverbreiteten HER2-Auswertungsalgorithmus des Mammakarzinoms und dem mit Unschärfe behafteten, weniger oft verwendeten Magenkarzinom-Algorithmus eine Rolle gespielt haben. Dieser Fallbericht beschreibt einen Patienten mit gutem Ansprechen auf eine anti-HER2-Therapie in Kombination mit einer Chemotherapie bei einem offensichtlich nur in geringfügigen Anteilen HER2-positiven fortgeschrittenen Karzinom des ösophagogastralen Übergangs und illustriert, welche Probleme mit der HER2-Testung verbunden sind, gerade wenn nur wenig tumortragende Biopsien gewonnen werden konnten.