Akutes Koronarsyndrom und Schlaganfall – interdisziplinäres Management

2017 ◽  
Vol 6 (06) ◽  
pp. 446-449
Author(s):  
Tobias Zeus ◽  
Sebastian Jander

ZusammenfassungDas akute Koronarsyndrom folgt in Diagnostik und Therapie europäischen Leitlinien. Die interventionelle Therapie steht in der Akutphase im Vordergrund. Ziel ist die Wiederherstellung der Myokardperfusion durch Wiedereröffnung eines verschlossenen oder stenosierten Koronargefäßes. Analog hierzu ist der wesentliche Eckpunkt der Behandlung des akuten Hirninfarkts die zerebrale Rekanalisation. In Abhängigkeit vom zeitlichen Verlauf und der Lokalisation wird dies durch Thrombolyse und/oder endovaskuläre Thrombektomie erreicht. Eine besondere Herausforderung ist das gleichzeitige Auftreten von Schlaganfall und akutem Koronarsyndrom. Da eine Troponinerhöhung in diesem Zusammenhang sowohl eine Dysbalance zwischen Sauerstoffangebot und -bedarf als auch Zeichen einer koronaren Plaqueruptur darstellen kann, sind Anamnese, EKG und Bildgebung besonders wichtig, um die Indikation zur Herzkatheterdiagnostik sicher stellen zu können. Die periinterventionelle und postinterventionelle Gerinnungstherapie sollte interdisziplinär abgestimmt werden und das intrazerebrale Blutungsrisiko berücksichtigen.

2021 ◽  
Vol 47 (11) ◽  
pp. 485-493
Author(s):  
Sigbert Jahn ◽  
Evangelia Diamanti ◽  
Julia Föhr ◽  
Andria Papageorgiou ◽  
Matthias Herbst

ZusammenfassungEs wurden 40 Patienten mit Psoriasisarthritis (PsA) aus unserer Praxis nach dem Kriterium „Vorstellung in der Spezialsprechstunde Immundermatologie“ ausgewählt und einer retrospektiven Datenanalyse unterzogen. Entsprechend wurden nur vorhandene Angaben zu Krankheitsmerkmalen, -schwere und -verlauf, zu Therapien sowie zu Laborparametern ausgewertet, keine neuen oder ergänzenden nachträglich erhoben. Unsere Patientenkohorte wird charakterisiert durch epidemiologische Daten wie Geschlechtsverteilung (weiblich:männlich = 1,2:1), Alter (Mittelwert 52 Jahre), Erkrankungsdauer (23 Jahre, 5/40 Patienten mit Late-Onset-Erkrankung). In den meisten Fällen traten die Gelenkbeschwerden deutlich nach, bei nur wenigen Patienten zeitnah zu den Hautsymptomen, auf oder wurden dann bemerkt. Für die Diagnosestellung wurden die CASPAR-Kriterien und der DAPSA-Score verwendet. Die röntgenologische Diagnostik erwies sich als wenig hilfreich. Soweit möglich, wurde bei der Diagnosestellung und Therapieeinleitung mit Kollegen der Rheumatologie oder Kliniken zusammengearbeitet. Entsprechend der Vielzahl zur Verfügung stehender therapeutischer Optionen wurden verschiedene Substanzen eingesetzt und ein Therapiealgorithmus ausgearbeitet. In einigen Fällen wurde versucht, Therapieverläufe mittels DAPSA, PASI, NAPSI und DLQI zu objektivieren. Kasuistische Berichte aus der Kohorte veranlassten uns zur Analyse von Hinweisen auf Atopie (klinische Symptome, Labor- und Testparameter, entsprechende Therapien), wobei wir bei 12/40 Patienten mit PsA atopische Phänomene feststellten. Wir möchten mit dieser retrospektiven, klinischen Datenanalyse einen Beitrag leisten für ein gutes interdisziplinäres Management einer sehr komplexen und häufig schweren Erkrankung in unseren dermatologischen Praxen.


2017 ◽  
Vol 6 (03) ◽  
pp. 185-198
Author(s):  
Thomas Deneke ◽  
Karin Nentwich ◽  
Kai Sonne ◽  
Franziska Fochler ◽  
Elena Ene ◽  
...  

ZusammenfassungDie neue ESC-Leitlinie zum Management von Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) aus 2016 gibt einen Überblick über die aktuelle Datenlage zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit VHF. Viele Empfehlungen der Leitlinie beruhen auf Expertenmeinung, und eine Anpassung durch zukünftige Studienergebnisse ist wünschenswert. Insbesondere wird ein multidisziplinärer, kooperativer Ansatz der Prävention, Diagnostik und Therapie von Vorhofflimmern in den Vordergrund gestellt. Ziel ist es, Patienten mit Vorhofflimmern in unterschiedlichen Settings optimal zu behandeln, wobei Lebensqualität und Prognose im Vordergrund stehen. Die Behandlung VHF-begünstigender Faktoren oder Komorbiditäten spielt eine entscheidende Rolle in der Prävention und Therapie von Patienten mit VHF. Neben diesen Empfehlungen zur Prävention und frühzeitigen Erkennung von Vorhofflimmern ist ein großer Teil der Leitlinie auf eine adäquate Schlaganfallprophylaxe und Risikostratifizierung ausgerichtet. Weiterhin wird der klinische CHA2DS2-VASc-Score zur Risikoprädiktion und adäquaten Indikation einer oralen Antikoagulation empfohlen. Insgesamt sind die Empfehlungen bei der Antikoagulation auf ein Vermeiden einer Unter- bzw. Überdosierung von Vitamin-K-Antagonisten zugunsten der neuen direkten Thrombininhibitoren verschoben. Die interventionelle Therapie von Vorhofflimmern wird für symptomatische, medikamentös therapierefraktäre Patienten, aber auch als „First-Line“-Therapie bei Wunsch des Patienten empfohlen. Die Einbindung des Patienten in die Prophylaxe und Entscheidungsfindung zur Therapie wird empfohlen und stellt einen zentralen Kernpunkt der Leitlinienempfehlungen dar, wobei kontrollierte Studien zum Nutzen der Einbindung interdisziplinärer Gremien bisher nicht existieren.


2006 ◽  
Vol 26 (03) ◽  
pp. 208-213
Author(s):  
K.-L. Schulte ◽  
R. Langhoff

ZusammenfassungDer rasende Fortschritt insbesondere der interventionellen Therapie der pAVK erfordert eine Überarbeitung und Revision der geltenden Richtlinien (TASC Recommendations 2000). Die Therapieoptionen unterliegen einer ständigen Weiterentwicklung, so dass Empfehlungen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vielfach nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen. Unter Berücksichtigung der europaweiten Zahlen für operative und interventionelle Prozeduren wird ein Trend zu weniger operativen Eingriffen deutlich. Konsensus-Papiere wie die Charing-Cross-Empfehlungen 2005 und neu veröffentlichte amerikanische Richtlinien (ACC/AHA Guidelines for the Management of Patients With Peripheral Arterial Disease 2005) spiegeln diese Entwicklung wider. Die interventionelle Therapie ist ungeachtet der Komplexität Therapieansatz der ersten Wahl. Eine z. B. jährliche Anpassung geltender Konsensus-Papiere wäre sinnvoll, um aktuelle Entwicklungen abbilden zu können. Die moderne Bildgebung hat im diagnostischen Stufenschema an Bedeutung gewonnen. Goldstandard bleibt in der Diagnostik der AVK neben dem ABI und der Laufbanduntersuchung die Duplexsonographie.


2021 ◽  
Vol 10 (02) ◽  
pp. 133-137
Author(s):  
Franziska Stephanie Burianek ◽  
Julinda Mehilli

ZusammenfassungDie 2020 neu erschienenen ESC-Leitlinien zum akuten Koronarsyndrom ohne ST-Hebungen überholen die alten Empfehlungen zur invasiven Diagnostik und Therapie aus 2018 in verschiedenen Aspekten. In Bezug auf die initiale Risikostratifizierung wird aktuell nun insbesondere zwischen Patienten mit sehr hohem Risiko sowie hohem Risiko unterschieden, die sofort (< 2 Stunden) oder früh (< 24 Stunden) invasiv diagnostiziert werden sollen. Extern erfolgreich wiederbelebte Patienten mit stabiler Hämodynamik und ohne ST-Hebungen müssen nicht mehr einer sofortigen invasiven Diagnostik zugeführt werden, sollten aber weiterhin im kurzfristigen Abstand invasiv abgeklärt werden. Hinsichtlich technisch-prozeduraler Aspekte wurde die bisherige Empfehlung zur kompletten Revaskularisierung bei stabilen Patienten mit Mehrgefäßerkrankung weiter aufgewertet. Insgesamt sollte eine komplette Revaskularisierung stattfinden – dies kann, muss aber nicht während der Index-Prozedur erfolgen. Ferner kann eine FFR-Messung von Nicht-Culprit-Läsionen während der Index-Prozedur durchgeführt werden. Standardmäßig sollte nun auch für NSTE-ACS-Patienten der radiale Zugangsweg gewählt werden.


2019 ◽  
Vol 8 (01) ◽  
pp. 49-57
Author(s):  
Felix Post ◽  
Matthias Lutz ◽  
Norbert Frey ◽  
Thomas Münzel

ZusammenfassungDie notfall- bzw. akutmedizinische Versorgung der Bevölkerung von Patienten gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. In Deutschland stellen sich zum Beispiel pro Jahr hunderttausende Patienten mit Brustschmerzen in Notaufnahmen vor, wobei sich bei ca. 5 – 20% ein akutes Koronarsyndrom nachweisen lässt. Zudem werden pro Jahr 75 000 prähospitale Reanimationen durchgeführt, von denen mehr als 60% kardial bedingt sind. Die primäre Anlaufstelle dieser kardialen Patienten ist in der Regel eine Notaufnahme, die, wenn möglich, Strukturen vorhalten soll, um diese Patienten rasch und effizient zu diagnostizieren und zeitnah lebensrettende Maßnahmen einzuleiten. Gefordert werden heutzutage, dass der interdisziplinären Notaufnahme Chest Pain Units (CPU), Stroke Units, Brustschmerzambulanzen (BSA) und, falls möglich, Cardiac-Arrest-Zentren (CAC) angegliedert sind, die es wiederum ermöglichen, durch eine optimale interdisziplinäre Betreuung durch Internisten, Neurologen und Anästhesisten die Prognose der Patienten durch Diagnostik und Therapie zu optimieren. In unserem Übersichtsartikel wollen wir uns auf die Interaktionen der interdisziplinären Notaufnahme mit den CPU, BSA und CAC fokussieren.


2018 ◽  
Vol 143 (20) ◽  
pp. 1455-1459
Author(s):  
Roberto Sansone ◽  
Lucas Busch ◽  
Ralf Langhoff

Was ist neu? Epidemiologie, Risikofaktoren, Screening und Sekundärprävention Die europäischen Fachgesellschaften der Kardiologen, Angiologen und Gefäßchirurgen haben erstmals eine gemeinsame Leitlinie für die Diagnostik und Therapie der peripheren arteriellen Erkrankungen erarbeitet. Die Kooperation der medizinischen Fachgruppen mündet in der Empfehlung, multidisziplinäre „Vascular Teams“ zur Behandlung der peripheren arteriellen Erkrankungen einzurichten, analog zu den „Heart Teams“ in der Kardiologie und Kardiochirurgie. Antithrombozytäre Therapie Erstmals wurde ein Kapitel zur antithrombotischen Therapie ergänzt. Eine antithrombozytäre Therapie wird bei asymptomatischer peripherer arterieller Verschlusserkrankung (PAVK) nicht länger empfohlen. Bei symptomatischer PAVK empfiehlt die Leitlinie hingegen eine lebenslange antithrombozytäre Therapie. Karotis-Stenose Ab einem Stenosegrad von 50 % wird symptomatischen Patienten eine Revaskularisation empfohlen. Für asymptomatische Patienten werden Prädiktoren für ein erhöhtes Schlaganfallrisiko definiert, nach denen auch in dieser Patientengruppe mit einer mindestens 60 %igen Karotis-Stenose eine Revaskularisation erwogen werden kann. Atherosklerose der unteren Extremitätenarterien Eine Neuerung betrifft die Einteilung der Stadien. Viele Patienten mit arterieller Verschlusserkrankung der unteren Extremitäten sind asymptomatisch und können nur anhand eines erniedrigten Knöchel-Arm-Indexes (ABI) identifiziert werden (Stadium I). Bei dieser Subgruppe liegt nach neuer Terminologie eine „masked LEAD (lower extremity artery disease)“ (etwa „maskierte PAVK“) vor. Bei Patienten mit PAVK wird ein intensiviertes Screening empfohlen. Neben der erhöhten Wahrscheinlichkeit für andere Manifestationen der Atherosklerose ist auf eine mögliche Herzinsuffizienz und ein Bauchaortenaneurysma zu achten. Interventionelle Therapie der peripheren arteriellen Verschlusserkrankung Für die stabile PAVK wird eine Kombination aus supervidiertem Gehtraining und Revaskularisation empfohlen. Eine rasche Revaskularisation mittels Bypass oder endovaskulär sollte bei der chronischen Extremitätenischämie durchgeführt werden. Die akute Extremitätenischämie gebietet eine sofortige Revaskularisation.


2001 ◽  
Vol 12 (4) ◽  
pp. 314-323
Author(s):  
Kerstin Konrad ◽  
Siegfried Gauggel

Zusammenfassung: In diesem Beitrag wird eine Übersicht über Störungen der Stimmung und des Antriebs bei Kindern und Jugendlichen mit erworbenen Hirnschädigungen unterschiedlicher Ätiologie (Hirntumoren, Schädel-Hirn-Trauma) gegeben. Obwohl es in den letzten Jahren immense Fortschritte im Bereich der Diagnostik und Therapie von kindlichen Depressionen gegeben hat, stellen die depressiven Symptome nach Hirnschädigungen im Kindesalter ein noch weitgehend unerforschtes Gebiet dar. Ausgehend von den bislang vorhandenen empirischen Studien werden Vorschläge für Diagnostik und Therapie von organisch bedingten Stimmungs- und Antriebsstörungen im Kindesalter gemacht.


2007 ◽  
Vol 64 (6) ◽  
pp. 337-343 ◽  
Author(s):  
Riecher-Rössler

Die Früherkennung und Frühbehandlung von schizophrenen Psychosen ist von entscheidender Bedeutung zur weiteren Verbesserung des Verlaufs dieser bisher häufig chronisch verlaufenden und zur Frühberentung führenden Erkrankungen. Frauen erkranken im Durchschnitt etwa 4–5 Jahre später als Männer, oft noch nach dem 40. Lebensjahr. Diese «Spätschizophrenien», die bei Frauen immerhin etwa 20% aller Schizophrenien ausmachen, sollten nicht übersehen werden. Prodromi und andere Vorboten der Erkrankung sind bei Frauen ganz ähnlich wie bei Männern, auch die Verzögerung von Diagnostik und Therapie zeigt keine Geschlechtsunterschiede. Durch die Tatsache, dass Frauen im Mittel erst in höherem Alter erkranken als Männer, sind sie in ihren verschiedenen sozialen Rollen schon besser etabliert. Allerdings besteht offensichtlich die Gefahr, dass bei Frauen die berufliche Integration vernachlässigt wird. Früherkennung, Frühintervention und Frührehabilitation sollten aus den genannten Gründen immer auch geschlechtersensibel sein.


2009 ◽  
Vol 66 (4) ◽  
pp. 231-240
Author(s):  
Heidi Abbuehl ◽  
Michael J. Zellweger ◽  
Andreas Hoffmann

Die Koronare Herzkrankheit kann sich akut oder chronisch-rezidivierend mit meist belastungsabhängigen pektanginösen Beschwerden oder Atemnot manifestieren. Die Unterscheidung zwischen stabiler und instabiler Verlaufsform ist prognostisch wichtig, instabile Patienten müssen wie ein akutes Koronarsyndrom stationär abgeklärt werden, bei stabiler Symptomatik kann die weitere Diagnostik mehrheitlich ambulant erfolgen. Differentialdiagnostisch kommen eine Vielzahl anderer kardialer und extrakardialer Ursachen für Thoraxbeschwerden in Frage. Wichtigste initiale diagnostische Schritte sind eine kardiovaskuläre Risikostratifizierung sowie der Nachweis einer Ischämie (bzw. Narbe, Nekrose) in Ruhe oder meist unter Belastung, allenfalls ergänzt durch eine bildgebende Methode. Die Beurteilung der Leistungsfähigkeit erfolgt anhand physiologischer Parameter (Watt, VO2max. bzw. MET, Distanz) mittels Ergometrie, Spiroergometrie oder 6-Minuten-Gehtest (z.B. bei Herzinsuffizienz). Für die Beurteilung der Arbeitsfähigkeit sind zusätzliche Faktoren ausschlaggebend.


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