scholarly journals Seelische Gesundheit und psychische Belastungen von Kindern und Jugendlichen in der ersten Welle der COVID-19-Pandemie – Ergebnisse der COPSY-Studie

Author(s):  
Ulrike Ravens-Sieberer ◽  
Anne Kaman ◽  
Christiane Otto ◽  
Adekunle Adedeji ◽  
Ann-Kathrin Napp ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Die mit der COVID-19-Pandemie einhergehenden Veränderungen und Kontaktbeschränkungen können das psychische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen beeinflussen. Ziel der Arbeit COPSY ist die erste deutschlandweite repräsentative Studie, welche die psychische Gesundheit und Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie untersucht. Die Ergebnisse werden mit denen der repräsentativen longitudinalen BELLA-Studie aus der Zeit vor der Pandemie verglichen. Material und Methoden Vom 26.05. bis zum 10.06.2020 wurden n = 1586 Eltern mit 7‑ bis 17-jährigen Kindern und Jugendlichen, von denen n = 1040 11- bis 17-Jährige auch Selbstangaben machten, befragt. Dabei wurden international etablierte Instrumente zur Erfassung von gesundheitsbezogener Lebensqualität, psychischen Auffälligkeiten, Ängstlichkeit und depressiven Symptomen eingesetzt. Die Daten wurden mittels deskriptiver Statistiken und bivariater Tests ausgewertet. Ergebnisse 71 % der Kinder und Jugendlichen und 75 % der Eltern fühlten sich durch die erste Welle der Pandemie belastet. Im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie gaben die Kinder und Jugendlichen eine geminderte Lebensqualität an, der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten hat sich in etwa verdoppelt und ihr Gesundheitsverhalten hat sich verschlechtert. Sozial benachteiligte Kinder erlebten die Belastungen durch die Pandemie besonders stark. Zwei Drittel der Eltern wünschten sich Unterstützung im Umgang mit ihrem Kind. Diskussion Die COVID-19-Pandemie führt zu einer psychischen Gesundheitsgefährdung der Kinder und Jugendlichen, auf die präventiv mit niedrigschwelligen und zielgruppenspezifischen Angeboten in der Schule, in der ärztlichen Praxis und in der Gesellschaft im Sinne des Kinderschutzes reagiert werden sollte.

2019 ◽  
Vol 48 (4) ◽  
pp. 204-218
Author(s):  
Veronika Müller-Bamouh ◽  
Martina Ruf-Leuschner ◽  
Katalin Dohrmann ◽  
Thomas Elbert ◽  
Maggie Schauer

Zusammenfassung. Hintergrund: Über die seelische Gesundheit von minderjährigen Flüchtlingen, die ohne sorgeberechtigte Person nach Deutschland gereist sind, liegen bisher kaum Daten und keinerlei längsschnittliche Untersuchungen vor. Fragestellung: Ziel ist es daher, die psychische Gesundheit im Zusammenhang mit stressvollen Erfahrungen (insbesondere familiäre und organisierte Gewalterfahrungen) sowie deren Entwicklung nach etwa zwei Jahren bei unbegleiteten minderjährig Geflüchteten in Deutschland zu untersuchen. Methode: In einer Querschnittsstudie wurden belastende Erlebnisse sowie posttraumatische, depressive und psychosomatische Symptome bei 57 unbegleiteten und 22 begleiteten minderjährig eingereisten Flüchtlingen mittels strukturierter klinischer Interviews untersucht. Nach durchschnittlich 20 Monaten wurde eine Subgruppe der unbegleiteten Minderjährigen erneut untersucht. Ergebnisse: Ein Drittel der Teilnehmer erfüllte die Kriterien einer PTBS-Diagnose nach DSM-IV. Nach Einbezug einer Gruppe begleiteter minderjähriger Flüchtlinge zeigte sich, dass vor allem organisierte und familiäre Gewalterfahrungen sowie die Dauer der Flucht bedeutsame Prädiktoren hinsichtlich der PTBS-Symptomschwere waren. Für das psychische Wohlbefinden insgesamt waren die erfahrene Gewalt in der Herkunftsfamilie, bestehende Freundschaften und das Vorhandensein von Privatsphäre relevant. Ergebnisse einer Folgeuntersuchung mit einer Teilgruppe der UMF etwa 20 Monate später zeigten, dass die psychische Beeinträchtigung im Durchschnitt unverändert hoch geblieben war. Fazit: Die Möglichkeit einer frühzeitigen psychischen Untersuchung mit Erfassung kindlicher Gewalterlebnisse sowie ein verbesserter Zugang zu einer traumafokussierten Behandlung mit Sprachmittlern sind wichtig, um Leid zu reduzieren und Integration zu ermöglichen.


2017 ◽  
Vol 80 (08/09) ◽  
pp. 693-699 ◽  
Author(s):  
Stefan Bär ◽  
Sebastian Starystach

Zusammenfassung Ziel der Studie Die Studie untersucht Effekte von Krankenhausarbeit auf die psychische Gesundheit von Pflegekräften. Mittels Querschnittsanalyse werden psychische Belastungen des Pflegepersonals durch dessen Arbeitsbedingungen an einem Großkrankenhaus differenziert nach organisationalen durch die Organisation bedingten Kategorien hinsichtlich Status- und Struktureffekten dargestellt. Methodik Die Daten wurden standardisiert als Vollerhebung aller examinierten Pflegekräfte eines Großkrankenhauses der Maximalversorgung mithilfe des Impuls-Tests und eines kontextspezifischen Zusatzfragebogens erhoben. Die Analyse der Daten erfolgte anhand des Gratifikationskrisen- und Job-Demand-Control-Modells sowie einer Mittelwertberechnung der erhobenen 13 Dimensionen der Arbeitsbedingungen, die nach nominalen organisationalen Kategorien der Arbeitsorganisation unterscheidet. Ergebnisse und Schlussfolgerungen Die Ergebnisse zeigen, dass psychische Belastungen von Pflegekräften nur unter Berücksichtigung von deren arbeitsorganisatorischen Einbindung und Verortung in der Organisation Krankenhaus sinnvoll verstanden werden können. Es lassen sich eindeutige Effekte daraufhin feststellen, welchem Arbeitszeitmodell Pflegekräfte unterworfen sind, welcher Organisationseinheit und Klinik sie angehören und insbesondere, ob sie eine Führungsposition innehaben oder nicht.


2014 ◽  
Vol 33 (06) ◽  
pp. 419-426
Author(s):  
K. Behrens ◽  
W. Schulz ◽  
I. T. Graef-Calliess ◽  
M. A. del Pozo

ZusammenfassungErfasst wurden die Depressivität und Akkulturationsstile von Migranten, die die Spezialsprechstunde für Migration und seelische Gesundheit der Medizinischen Hochschule Hannover aufsuchten.Zum Einsatz kamen ein semistrukturiertes Interview und Fragebögen, die soziodemografische Information, erlebte Migrationstraumata, Depressivität und Akkulturationsstil erfassten.Integrierte Migranten waren am wenigsten belastet, wohingegen assimilierte Migranten signifikant höhere Depressivitätsraten hatten. Migranten, die unfreiwillig migriert waren, hatten eine tendenziell höhere Wahrscheinlichkeit an Depressivität zu erkranken. Dabei scheint die Freiwilligkeit zur Migration nicht unabhängig von dessen Herkunftsland zu sein. Die Faktoren “aus Polen kommend”, “Migration aus ökonomischen Gründen”, “integriert sein” und wenn unklar war, ob ein Vormigrationstrauma vorlag, sagen psychische Gesundheit am besten vorher.Von allen vier untersuchten Akkulturationsstrategien scheint die Integration mit der geringsten seelischen Belastung einher zu gehen.Sensibilisierung für die unterschiedlichen Akkulturationsstile und den Zusammenhang mit emotionaler Belastung, hieraus ableitbare Implikationen für die Praxis und Prävention.


2020 ◽  
Author(s):  
Hannelore Lier-Schehl

Psychische Belastungen und peripartale Erkrankungen von Müttern stellen ein großes Entwicklungsrisiko für ihre Kinder dar. Hannelore Lier-Schehl zeigt auf, wie eine erfolgreiche psychosoziale Präventionsarbeit für psychisch belastete Familien und peripartal erkrankte Mütter aussehen muss. Je früher Unterstützung erfolgt, desto besser sind die Heilungschancen für die Kleinfamilie. Die enge Zusammenarbeit der Kinder- und Jugendhilfe mit der Erwachsenenpsychiatrie innerhalb des Netzwerkes der Frühen Hilfen ist hierzu erforderlich. Für die AkteurInnen in den Frühen Hilfen, die seelisch erkrankte Mütter und Väter mit ihren kleinen Kindern begleiten, bietet dieses Buch praktische Hilfe bei der Differenzialprävention sowie bei der Zusammenarbeit verschiedener Fachgruppen. 


2019 ◽  
Vol 13 (02) ◽  
pp. 79-87
Author(s):  
Michaela Nagl ◽  
Franziska Lehnig ◽  
Holger Stepan ◽  
Birgit Wagner ◽  
Anette Kersting

Zusammenfassung Ziel der Studie Adipositas, eine exzessive Gewichtszunahme und psychische Belastungen während der Schwangerschaft sind mit erheblichen gesundheitlichen Risiken für die Mutter und das ungeborene Kind verbunden. Ziel der Studie war die Erfassung der Prävalenz von Adipositas und einer exzessiven Gewichtszunahme sowie von Zusammenhängen zur psychischen Gesundheit der Mutter nach der Entbindung. Methodik In die Studie eingeschlossen wurden 774 Frauen im Alter zwischen 18 und 43 Jahren. Die postpartale psychische Gesundheit wurde mithilfe des BDI-II und der SCL-90-R erfasst. Ergebnisse 47,3 % der Frauen wiesen eine exzessive Gewichtszunahme auf. Die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas betrug 15,4 % bzw. 7,6 %. Übergewicht und Adipositas waren relativ zum Normalgewicht mit einem höheren Risiko für eine exzessive Gewichtszunahme assoziiert (2,92 ≤ OR ≤ 3,75; p < 0,001; p = 0,008). Eine exzessive Gewichtszunahme war mit einem höheren Risiko für Makrosomie assoziiert (OR = 2,06; 95 % CI: 1,21–3,50). Für Adipositas zeigte sich eine Tendenz für ein erhöhtes Risiko für eine klinisch relevante postpartale depressive Symptomatik (OR = 2,16; 95 % CI: 0,99–4,69; p = 0,052). Schlussfolgerung Adipositas und exzessive Gewichtszunahme in der Schwangerschaft stellen auch in unserer Stichprobe ein häufiges und ernstzunehmendes Problem dar. Die Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit effektiver Präventionsprogramme sowie der Berücksichtigung der mütterlichen psychischen Gesundheit.


2017 ◽  
Vol 33 (04) ◽  
pp. 140-147
Author(s):  
L. Wolbring ◽  
A. Abbott ◽  
P. Bachert ◽  
H. Wäsche

ZusammenfassungArbeitsplatzanforderungen und damit psychische Belastungen von Arbeitnehmern * haben in letzter Zeit zugenommen. Untersuchungen konnten zeigen, dass körperlich-sportliche Aktivität hier entgegenwirken kann. Das Ziel dieser Arbeit ist, einen systematischen Überblick über Studien zu geben, die den Einfluss von Interventionen körperlich-sportlicher Aktivität am Arbeitsplatz auf die psychische Gesundheit von Beschäftigten untersuchen. 5 der 10 Studien zeigten einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit, wobei vor allem Interventionen, die mindestens 3-mal pro Woche stattfanden, einen positiven Effekt erkennen ließen.


2004 ◽  
Vol 33 (4) ◽  
pp. 251-260 ◽  
Author(s):  
Frank Jacobi ◽  
Jürgen Hoyer ◽  
Hans-Ulrich Wittchen

Zusammenfassung. Hintergrund: Bisher vorliegende Studien zur Häufigkeit psychischer Probleme und psychischer Störungen in den alten und neuen Bundesländern zeigen widersprüchliche Befunde: während einige über keine bedeutsamen Unterschiede berichten, haben andere auf eine bedeutsam schlechtere seelische Gesundheitslage in den neuen Bundesländern hingewiesen. Fragestellung: 1. Haben Personen in den neuen Bundesländern häufiger psychische Störungen? 2. Weisen Personen in den neuen Bundesländern eine schlechtere Lebensqualität und geringere Lebenszufriedenheit auf? Methode: Die Ergebnisse beruhen auf einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe von N = 4181 Personen der erwachsenen Durchschnittsbevölkerung im Alter von 18-65 Jahren (Bundesgesundheitssurvey 1998/99). Psychische Störungen nach DSM-IV wurden mit einem standardisierten diagnostischen Interview (M-CIDI), die gesundheitsbezogene Lebensqualität mit dem SF-36 beurteilt. Ergebnisse: Die 12-Monatsprävalenz psychischer Störungen beträgt 28% (neue Bundesländer), bzw. 32% (alte Bundesländer); das Lebenszeitrisiko beträgt 38,5% gegenüber 44%. Auch nach Kontrolle soziodemographischer und körperlicher Morbiditätsvariablen bestätigt sich insgesamt sowie für die Einzeldiagnosen die tendenziell höhere Morbiditätsrate in den alten Bundesländern: Substanzstörungen, unipolare Depressionen, somatoforme Störungen, soziale Phobien und Essstörungen waren zum Erhebungszeitpunkt in den alten Bundesländern signifikant häufiger als in den Neuen. Hingegen ergab sich für die neuen Bundesländern eine geringfügig schlechtere Zufriedenheit in mehreren Lebensbereichen, während die subjektive gesundheitsbezogene Lebensqualität in den neuen Bundesländern signifikant besser beurteilt wird. Schlussfolgerungen: Die psychische Gesundheit (definiert als Abwesenheit manifester psychischer Störungen) der Bevölkerung in den neuen Bundesländern ist entgegen den Befunden früherer Fragebogenstudien besser als die in den alten Bundesländern; lediglich die Lebenszufriedenheit ist tendenziell schlechter! Diese Befunde unterstreichen, dass die Prävalenzrate psychischer Störungen relativ robust gegenüber regionalen und gesellschaftlichen Einflüssen ist.


2020 ◽  
Vol 59 (04) ◽  
pp. 223-230
Author(s):  
Katharina Rathmann ◽  
Cosima Nellen ◽  
Lorena Denise Wetzel

Zusammenfassung Ziel der Studie Menschen mit Behinderung zählen zu einer vulnerablen Bevölkerungsgruppe, insbesondere hinsichtlich ihrer ökonomischen und gesundheitlichen Ausgangslage. In der sozialepidemiologischen Forschungslandschaft sind kaum Auswertungen zur psychischen Gesundheit und zum Gesundheitsbewusstsein bei Menschen mit Behinderung mittels repräsentativer Daten vorhanden, insbesondere nicht differenziert nach ihrem Behinderungsgrad (GdB). Ziel des Beitrags ist daher, zu untersuchen 1) wie die psychische Gesundheit und das Gesundheitsbewusstsein von Menschen mit Behinderung, differenziert nach dem GdB, im Vergleich zu Menschen ohne Behinderung eingeschätzt werden. Zudem stellt der Beitrag 2) Unterschiede in den genannten Zielgrößen, differenziert nach dem GdB, dar. Methodik Datenbasis bildet die repräsentative Studie „Gesundheit in Deutschland Aktuell (GEDA) 2012“ (N=19.294). Als Zielgrößen wurden die selbstberichtete Gesundheit, das Gesundheitsbewusstsein, das Vorliegen einer Depression bzw. depressiven Verstimmung, das seelische Unwohlsein, die Vitalität sowie das psychische Wohlbefinden analysiert. Als Expositionsvariable wurde die anerkannte Behinderung (GdB≥50 vs. GdB<50 vs. keine Behinderung) herangezogen. Es wurden uni- und bivariate Analysen anhand von kreuztabellarischen Analysen sowie multivariate Analysen mittels binär-logistischer Regression, kontrolliert für soziodemografische und -ökonomische sowie gesundheitsbezogene Merkmale, durchgeführt. Ergebnisse Menschen mit Behinderung schätzen ihre psychische Gesundheit häufiger schlecht ein als Menschen ohne Behinderung. In den bi- und multivariaten Analysen zeigt sich ein behinderungsspezifischer Gradient nach dem GdB für alle Zielgrößen (p<0,001). Menschen mit Behinderung weisen eine signifikant höhere Chance für schlechtere Ausprägungen aller untersuchten Aspekte der psychischen Gesundheit auf im Vergleich zu Menschen ohne Behinderung. Menschen mit Schwerbehinderung (GdB≥50) haben eine mehr als 4,6-fach erhöhte Chance für eine schlechte selbstberichtete Gesundheit und eine 2,5-fache Chance für eine Depression bzw. depressive Verstimmung im Vergleich zu Menschen ohne Behinderung. Ein hohes Gesundheitsbewusstsein war häufiger bei Menschen mit Behinderung vertreten als bei Menschen ohne Behinderung. Schlussfolgerung Der Beitrag verdeutlicht, dass Menschen mit Behinderung hinsichtlich der berichteten psychischen Gesundheitsindikatoren häufiger belastet sind als Menschen ohne Behinderung und ein deutlich erhöhtes Risiko für eine schlechte psychische Gesundheit aufweisen als Menschen ohne Behinderung. Zielgerichtete Maßnahmen sind erforderlich, die insbesondere die Zielgruppe der Menschen mit Behinderung adressieren. Der Zugang zu Gesundheitsdiensten und -programmen, Hilfstechnologien und Unterstützungsdiensten sollte künftig gestärkt sowie das Thema Gesundheit von Menschen mit Behinderung zum Gegenstand der Forschung und Gesundheitsförderung im Sinne des WHO Action Plans zu „Better health for all people with disability” (2014–2021) gemacht werden.


2015 ◽  
Vol 34 (01/02) ◽  
pp. 26-32 ◽  
Author(s):  
J. M. Fegert ◽  
A. Witt ◽  
L. Goldbeck ◽  
A. Münzer

ZusammenfassungGegenstand und Ziel: Sexuelle Viktimisierung kann zu massiven Belastungen führen, der die Kinderund Jugendhilfe sowie Angebote therapeutischer Versorgung zu begegnen versuchen. Die vorliegende Studie untersucht die aktuelle psychische Gesundheit sexuell viktimisierter Kinder und Jugendlicher sowie ihre Inanspruchnahme von Hilfen. Material und Methode: Von 70 Kindern und Jugendlichen und ihren Bezugspersonen wurden die genaue Misshandlungsanamnese, aktuelle psychische Belastungen sowie die Inanspruchnahme von Hilfen erfasst. Ergebnisse: Die Inanspruchnahme von Hilfen war in der Untersuchungsgruppe unabhängig vom Vorliegen einer gegenwärtigen psychischen Störung. Über 60% der psychisch auffälligen Teilnehmer nahm keine missbrauchsbezogene therapeutische Hilfe in Anspruch. Genutzte Angebote wurden als überwiegend hilfreich bewertet. Schlussfolgerungen: Viele psychisch erkrankte Betroffene bleiben unversorgt. Klinische Relevanz: Es ergibt sich die Herausforderung einer missbrauchsbezogenen Interventionsplanung und traumafokussierten therapeutischen Versorgung.


2020 ◽  
Vol 82 (05) ◽  
pp. 389-391 ◽  
Author(s):  
Omar Hahad ◽  
Donya A Gilan ◽  
Andreas Daiber ◽  
Thomas Münzel

Zusammenfassung Ziel Das Ziel des Beitrages besteht darin, auf die bedeutsame Rolle der Prävention und Reduktion der psychischen Belastungen in der Allgemeinbevölkerung und in sensiblen Gruppen im Rahmen der Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19) -Pandemie hinzuweisen. Methodik Der vorliegende Beitrag umfasst die Analyse und Bewertung von Studien und Empfehlungen von Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die die bevölkerungsbezogenen psychischen Auswirkungen von Epi-/Pandemien und deren Einfluss auf den weiteren Verlauf untersucht haben. Ergebnisse Angstbedingte Verhaltensweisen können sich negativ auf den Verlauf von Epidemien auswirken. Im Rahmen vergangener Ausbrüche von Infektionskrankheiten (Ebola- und Zika-Virus) konnte ermittelt werden, dass maladaptive Verhaltensweisen, bedingt durch erhöhte psychische Belastungen und Ängste, die Implementierung von Behandlungsstrategien und -maßnahmen beeinträchtigen und zu einer stärkeren Ausbreitung beitragen können. Hierbei können Strategien im Umgang mit Infektionskrankheiten, die Verdrängung und Unterdrückung von Ängsten beinhalten, einen Teufelskreis auslösen, wobei Ängste und Verdrängung sich gegenseitig verstärken. Schlussfolgerungen Die COVID-19-Pandemie stellt eine immense Herausforderung mit noch ungewissem Ausgang für Regierungen, Gesundheitssysteme und Menschen dar, die mit erheblichen Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit in der Bevölkerung verbunden ist. Im Einklang mit Empfehlungen der WHO sollten nationale Leitlinien und präventive Maßnahmen die psychischen Auswirkungen, die Akzeptanz und Normalisierung von Ängsten und die Förderung von Resilienz in der Bevölkerung im Umgang mit COVID-19 umfassen, um einer weiteren Ausbreitung entgegenwirken zu können.


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