Pharmakotherapie von Schlaf-Wach-Störungen

Praxis ◽  
2019 ◽  
Vol 108 (2) ◽  
pp. 131-138
Author(s):  
Sebastian C. Holst ◽  
Esther Werth ◽  
Hans-Peter Landolt

Zusammenfassung. Schlaf ist ein komplexes Verhalten, das von verschiedenen Kerngebieten im Gehirn koordiniert wird. Diese neurochemischen Systeme modulieren die Wachheit und den Schlaf und können pharmakologisch beeinflusst werden. Die exzessive Tageschläfrigkeit (ETS) wird gewöhnlich mit dopaminergen Pharmaka behandelt, die in leichten Fällen von Koffein über (Ar)Modafinil zu Amphetamin-Derivaten reichen. Trizyklische Antidepressiva und Melatonin-basierte Medikamente werden auch verwendet, aber in geringerem Masse. Zu den Arzneimitteln zur Schlafförderung gehören GABA-erge Medikamente wie Benzodiazepine und Z-Hypnotika sowie Histamin-H1-Rezeptor-Antagonisten. Exogenes Melatonin oder eine pharmakologische Kombination aus Melatonin-Rezeptor-Agonismus und 5-HT2C-Rezeptor-Antagonismus werden auch in weniger schweren Fällen verwendet. Als zukünftige schlaffördernde Medikamente werden zurzeit selektive und duale Orexin(Hypocretin)-Rezeptor-Antagonisten (DORA), aber auch Medikamente, die an spezifische 5-HT-Rezeptoren binden, untersucht. Die pharmakologische Behandlung ist jedoch nicht immer die primäre Behandlungsmethode. Insomnie wird in erster Linie mit einer kognitiven Verhaltenstherapie behandelt, zur Behandlung von Schlafapnoe wird eine Überdruckbeatmung eingesetzt.

Praxis ◽  
2017 ◽  
Vol 106 (1) ◽  
pp. 9-14
Author(s):  
Markus Schneemann ◽  
Daniel Hofmänner

Zusammenfassung. Als SIADH (Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion, Schwarz-Bartter-Syndrom) wird eine Elektrolytstörung aus dem Formenkreis der Hyponatriämie bezeichnet. Durch komplexe Mechanismen und verschiedene Ätiologien wird das im Hypothalamus gebildete, und im Hypophysenhinterlappen freigesetzte ADH (antidiuretisches Hormon) in inadäquat hohem Ausmass in die systemische Zirkulation freigesetzt. Nach Erreichen der renalen Sammelrohre führt das ADH zu einer der homöostatischen Situation unangemessenen Wasserretention, was konsekutiv eine hypoosmolare Hyponatriämie bewirkt. Mögliche Auslöser eines SIADH sind Medikamente, Neoplasien, Pneumopathien oder Pathologien des zentralen Nervensystems. Daneben können Operationen, Stress, Traumata, Schmerzen oder eine idiopathische Form zu diesem Syndrom führen. Die klinischen Symptome der Hyponatriämie sind mannigfaltig und häufig unspezifisch. Viele milde Formen verlaufen asymptomatisch. Bei schwererer Ausprägung der Elektrolytstörung treten Appetitlosigkeit, Nausea, Erbrechen, Muskelkrämpfe oder Wesensveränderungen auf. Extremformen mit komaähnlichen Zustandsbildern oder zerebralen Krampfanfällen werden heutzutage nur noch selten beobachtet. Die Differenzialdiagnose der Hyponatriämie ist breit und kann im klinischen Alltag nach definierten Abklärungsalgorithmen erfolgen. Therapeutisch bildet die Trinkmengenrestriktion den Hauptpfeiler der Behandlung.


2009 ◽  
Vol 66 (6) ◽  
pp. 449-457 ◽  
Author(s):  
Marc Walter ◽  
Gerhard A. Wiesbeck

Störungen durch psychotrope Substanzen umfassen im engeren Sinn die akute Intoxikation, den schädlichen Gebrauch, die Abhängigkeit sowie die Entzugssyndrome. Im erweiterten Sinn können komorbide psychische Störungen sowie somatische Folgeschäden auftreten. In der Akutbehandlung erfolgen zunächst die Entgiftung und der Entzug psychotroper Substanzen, anschließend dienen die medikamentöse Rückfallprophylaxe oder eine Substitutionsbehandlung zur Stabilisierung bei bestehender Abhängigkeitserkrankung. Die Pharmakotherapie ist neben den psychosozialen Therapien ein entscheidender Grundpfeiler in der Behandlung der Abhängigkeitserkrankungen und Entzugssyndrome. In dieser Übersicht werden evidenzbasierte medikamentöse Behandlungsstrategien der häufigsten substanzbezogenen Störungsbilder anhand aktueller Leitlinien beschrieben und diskutiert. Für die Alkoholabhängigkeit werden langwirksame Benzodiazepine oder Clomethiazol im Entzug sowie Acamprosat und Naltrexon für die Rückfallprophylaxe empfohlen. Für die Cannabisabhängigkeit existieren bisher noch keine etablierten pharmakotherapeutischen Konzepte zur Rückfallsprophylaxe. Für die Kokainabhängigkeit besteht die grösste Evidenz im Entzug für antriebssteigernde trizyklische Antidepressiva. Auch für die Kokainabhängigkeit gibt es derzeit noch keine ausreichend gesicherte Evidenz für eine Rückfallprophylaxe. Stimmungsstabilisierer wie Topiramat und Tiagabin sowie Disulfiram stellen hier Behandlungsalternativen dar. Gesichert ist die Gabe von Methylphenidat für die Kokainabhängigkeit bei komorbider Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Für die Opioidabhängigkeit stellt die Substitutionsbehandlung mit Methadon oder Buprenorphin die Therapie der ersten Wahl dar. Für die Tabakabhängigkeit kann die Nikotinersatztherapie für den Entzug und die medikamentöse Behandlung mit Bupropion oder Vareniclin als Rückfallprophylaxe empfohlen werden.


2000 ◽  
Vol 57 (3) ◽  
pp. 121-127 ◽  
Author(s):  
Ballmer-Weber

Die hypoallergene Diät schlechthin gibt es nicht. Diätverordnungen im Rahmen einer Allergie oder Intoleranzreaktion leiten sich rational von der zugrundeliegenden allergologischen Diagnose ab. Nach einer Begriffsdefinition und Erläuterung zur Einteilung unerwünschter Reaktionen auf Nahrungsmittel wird auf die Krankheitsbilder aus dem allergologischen Formenkreis im weitesten Sinne eingegangen, bei denen der Einsatz einer Diät sinnvoll ist. Bei einer echten, also IgE-vermittelten Allergie wird eine einfache Eliminationsdiät verordnet. Bei chronischen Beschwerden (z.B. chronische Urtikaria oder chronische Abdominalbeschwerden) kann nur selten eine Nahrungsmittelallergie als Krankheitsursache gefunden werden. Die Relevanz einer Sensibilisierung (Nachweis von spezifischen IgE auf Nahrungsmittel) kann hier mittels einer diagnostischen Eliminationsdiät und nachfolgenden oralen Provokationen mit verdächtigen Nahrungsmitteln belegt werden. Bei Risiko-Kindern (ein oder beide Elternteile respektive Geschwister mit atopischer Erkrankung) ist eine präventive Diät während des ersten Lebensjahres empfehlenswert. Diese umschließt Stillen bis zum 6. Lebensmonat, spätes Einführen von solider Kost und Vermeiden von allergenen Proteinen (Kuhmilch, Eier, Fisch etc.) während des ersten Lebensjahres. Bei Intoleranzreaktionen stehen je nach Diagnose eine additiva-freie Diät oder eine Diät arm an biogenen Aminen zur Verfügung. Da Patienten mit chronischer Urtikaria oder atopischem Ekzem zum Teil eine verminderte Histamintoleranz aufweisen, kann eine Diät arm an biogenen Aminen bei diesen Patienten allenfalls eine Verbesserung ihrer Beschwerden bewirken.


2021 ◽  
Author(s):  
Jürgen Abrams

ZusammenfassungIn den letzten Jahren wird eine steigende Anzahl odontogener Entzündungen der Kieferhöhle beobachtet. Voraussetzung für eine bakterielle Infektion der Kieferhöhle ist die Perforation der Schneider’schen Membran. Pathogenetisch ist die ostiomeatale Einheit durch die vom Kieferhöhlenboden aufsteigende Infektion erst sekundär involviert. Wichtig sind neben der Anamnese bildgebende Verfahren, wobei der hochauflösenden CT und der DVT wegen der 3-dimensionalen Auflösung eine besondere Aufgabe zukommt. Eine zahnärztliche Röntgenaufnahme oder eine zahnärztliche Untersuchung zur Diagnostik ist in vielen Fällen nicht ausreichend. Aufgrund der Anatomie sind vor allem die Molaren als Auslöser einer dentogenen Sinusitis anzusehen. Das Keimspektrum ist polymikrobiell mit einer Dominanz von Anaerobiern. Therapeutisch favorisieren wir die 1-zeitige Operation mit Sanierung des zugrunde liegenden Prozesses und funktioneller Nebenhöhlenchirurgie. Auch in der Implantologie kann die funktionelle Nebenhöhlenchirurgie einen wesentlichen Beitrag zur Sanierung entzündlicher Komplikationen leisten.


2019 ◽  
Vol 38 (08) ◽  
pp. 547-552
Author(s):  
Ulrich Voderholzer ◽  
Maria Rieger ◽  
Mathias Favreau

ZUSAMMENFASSUNGIn der Behandlung von Angststörungen gibt es sehr gute empirische Belege für die Wirksamkeit kognitiver Verhaltenstherapie, insbesondere bezgl. Expositionsbehandlung. Als pharmakologische Behandlung von Angststörungen werden SSRIs und SNRIs als Pharmakotherapie der Wahl empfohlen. Dennoch gibt es einen Anteil an Patienten, die von der gängigen Therapie nicht ausreichend profitieren oder eine Behandlung ablehnen. Im vorliegenden Beitrag wird zunächst das aktuelle psychotherapeutische Vorgehen für die einzelnen Angststörungen beschrieben. Aktuelle Forschungsfelder zur Weiterentwicklung der Psychotherapie sowie alternative verhaltenstherapeutische Therapieverfahren und Modalitäten werden anschließend erläutert. Der Einsatz von Achtsamkeit und ACT bei Angststörungen, neue Expositionsmöglichkeiten durch virtuelle Realität, internetbasierte Therapieangebote, Anregungen zur Expositionspraxis anhand des inhibitorischen Lernens, Besonderheiten in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen sowie die Umsetzung von Kurzzeittherapieprogrammen werden vorgestellt.


2005 ◽  
Vol 25 (01) ◽  
pp. 1-5
Author(s):  
B. W. Böttiger ◽  
F. Spöhr

ZusammenfassungTrotz einer jährlichen Inzidenz von 40–90/100 000 Einwohnern mangelt es noch an therapeutischen Optionen, um die sehr ungünstige Prognose der vom prähospitalen Kreislaufstillstand betroffenen Patienten zu verbessern. Etwa 50–70% aller Kreislaufstillstände werden durch einen akuten Myokardinfarkt (AMI) oder eine fulminante Lungenembolie (LE) verursacht. Die Thrombolyse ist eine etablierte, effektive und kausale Therapie für Patienten mit AMI oder LE, die keinen Kreislaufstillstand erleiden. Hingegen sind die Erfahrungen mit der Anwendung der Thrombolyse während eines Kreislaufstillstands bisher begrenzt. Experimentelle Untersuchungen weisen darauf hin, dass die thrombolytische Therapie während der Reanimation einerseits Thromben oder Emboli, die einen AMI oder eine LE verursachen, kausal behandeln, andererseits zu einer Verbesserung der Mikrozirkulation während der Reperfusionsphase beitragen. Die intra-und prähospital durchgeführten Fallserien und Studien zur Thrombolyse während CPR legen nahe, dass diese Therapie zu einer Wiederherstellung eines Spontankreislaufs und zum Überleben von Patienten führen kann, die mit konventionellen Maßnahmen vergeblich reanimiert worden waren. Darüber hinaus gibt es Hinweise auf ein verbessertes neurologisches outcome von Patienten, die eine thrombolytische Therapie während CPR erhielten. Ob diese neue Therapieoption die Prognose von Patienten mit Kreislaufstillstand ganz allgemein verbessern kann, wird eine große randomisierte, doppelblinde Multicenterstudie zeigen.


2017 ◽  
Vol 107 (11-12) ◽  
pp. 808-812
Author(s):  
Y. Yan ◽  
M. Bohn ◽  
D. Schäfer ◽  
U. Prof. Heisel

Die ISO (International Organization for Standardization)-Norm „Geometrische Produktspezifikation“ (GPS) definiert die Linienprofiltoleranz. Die Linie ist entweder eine extrahierte Linie eines Bauteils – spezifiziert durch eine Schnittebene – oder eine abgeleitete Linie. Diese Definition kommt in der Praxis kaum zur Anwendung. Auch können so funktional erforderliche Toleranzinformationen nicht vollständig beschrieben werden. Die Autoren empfehlen in diesem Fachbeitrag eine neue Systematik, basierend auf der Analyse von Bauteilfunktionen, um die Definition der Linienprofiltoleranz zu ergänzen und zu erweitern. Dazu zeigt der Artikel Praxisbeispiele und es wird eine erweiterte Definition des Linienprofils erstellt.   According to the ISO standard on Geometrical Product Specification (GPS), the tolerance symbol of line profile describes a derived middle line or an extracted line of a part specified by an intersection plane. This definition is rarely applied in practice and some functionally required tolerance information of parts made of sheet metal cannot be described by the current ISO definition. This article suggests a new holistic methodology to complete and extent the definition of line profile based on the analysis of product functions and gives practical examples. As a result, this paper presents an enhanced definition of line profile.


2017 ◽  
Vol 42 (04) ◽  
pp. 301-309
Author(s):  
G. Riemekasten ◽  
S. Schinke

ZusammenfassungDie systemische Sklerose gehört zu den rheumatischen Erkrankungen mit dem höchsten Einfluss auf die Prognose und Lebensqualität. Organmanifestationen wie die interstitielle Lungenfibrose, die pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) und die Herzbeteiligung bestimmen die Mortalität, während Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und digitale Ulzerationen häufig die Lebensqualität beeinflussen. Mangelernährung, Sarkopenie, Depression, Osteoporose, kardiovaskuläre Erkrankungen und Tumorerkrankungen treten möglicherweise bedingt durch die chronische Aktivierung des Immunsystems gehäuft auf. Es gibt derzeit erste Ansätze, Krankheitsmechanismen und die Beziehung zwischen der obliterativen Vaskulopathie und der variabel vorhandenen Fibrose zu verstehen. Die Therapie sollte frühzeitig beginnen. Eine Reihe von Substanzen beeinflusst die Raynaud-Symptomatik und die obliterative Gefäßerkrankung. Leider werden diese Therapien oftmals nicht ausreichend genutzt. Immunsuppressiva wie Cyclophosphamid, MMF oder eine autologe Stammzelltransplantation haben zu einer deutlichen Verbesserung der inflammatorischen Fibrose in klinischen Studien geführt. Neue Therapieansätze, die Krankheitsmechanismen beeinflussen und nebenwirkungsärmer sind, erscheinen erfolgversprechend und könnten künftig zu einer Zulassung führen. Derzeit wird eine Vielzahl von Studien durchgeführt. Die konsequente zielorientierte und individuelle Therapie stellt einen wichtigen Schlüssel zum Therapieerfolg dar.


2017 ◽  
Vol 42 (04) ◽  
pp. 310-315
Author(s):  
A. Keck ◽  
V. Jaeger ◽  
U. Walker

ZusammenfassungDiese Übersichtsarbeit fokussiert auf die Overlap- und undifferenzierten Myopathien, welche bei der Systemischen Sklerose (SSc), dem systemischen Lupus erythematodes (SLE) und dem Sjögren Syndrom beobachtet werden. Am häufigsten findet sich ein Myositis-Overlap bei der SSc. Da eine einheitliche Definition nicht existiert, schwanken die Angaben über die Prävalenz stark. Grundsätzlich aber sind myopathische Symptome bei der diffusen SSc deutlich häufiger als bei der limitierten Unterform. Es werden 2 myopathische Muster bei der SSc beschrieben: die „einfache“ Myopathie (milde proximale Muskelschwäche, eine normale oder nur leicht erhöhte Creatinkinase (CK) und polyphasische Potenziale im EMG von normaler Dauer und Amplitude) sowie die „komplizierte“ Myopathie (mit mindestens 3 von 4 Befunden: symmetrische Schwäche, bioptischer Nachweis eines entzündlichen Infiltrates, EMG-Veränderungen, Erhöhung der Muskelenzyme im Serum). Neuere Befunde der sogenannten Blood Oxygenation Level Dependent (BOLD) Magnetresonanztomografie legen jedoch nahe, dass die bei SSc im Muskel beobachtete Mikroangiopathie zu einer dynamischen, d. h. sich erst bei Kraftausdauer manifestierenden Muskelschwäche führen könnte. Im Allgemeinen wird angenommen, dass Patienten mit “komplizierter” Myopathie und histologisch nachgewiesener Myositis im Vergleich zur „einfachen“ Mypoathie besser auf eine immunsuppressive Therapie ansprechen. Empfohlen wird eine Glucokortikosteroid-Therapie in möglichst geringer Dosierung, da Steroide eine lebensbedrohliche renale Krise triggern können. Beim SLE werden Myalgien oder eine Muskelschwäche von bis zu 70% der Patienten beklagt, schwere Paresen und Muskelatrophien sind jedoch selten. Eine Myositis, definiert als Muskelschwäche mit begleitender CK-Erhöhung und charakteristischen EMG oder inflammatorischen Biopsiebefunden, wurde bei 6,5% der Patienten beobachtet und war in ungefähr der Hälfte der SLE Patienten bereits Teil der Initialmanifestation. Die Lupus-Myositis wird als milde Erkrankung beschrieben, obwohl sie allerdings von Rezidiven mit abwechselnden Remissionen geprägt ist. Evidenz-basierte Therapieempfehlungen existieren nicht. In der Praxis hat sich jedoch neben Kortikosteroiden der Einsatz von Methotrexat oder Azathioprin bewährt. Beim Sjögren-Syndrom wird die Prävalenz der Myositis zwischen 3 und 7% beziffert, unspezifische Myalgien wurden bei einem Drittel der Patienten beobachtet. Die Muskelsymptome korrelieren beim Sjögren-Syndrom nur schlecht mit den Biopsie-Ergebnissen, welche eine sogar noch häufigere Prävalenz der Myositis nahe legen. Allerdings ist die Ausprägung der Muskelschwäche beim Sjögren-Syndrom meist relativ mild und nur langsam progredient. Bereits geringe Initialdosen von Prednison führen in aller Regel zu einer lang anhaltenden Remission mit nur geringer Rezidivrate. Einheitliche Kriterien zur Klassifikation und Verlaufsbeurteilung der Overlap-Myositis fehlen. Eine Standardisierung der diagnostischen Methoden aller involvierten Fachdisziplinen sowie eine länderübergreifende Harmonisierung der Myositis-Definitionen und der Erfassungsgrundlagen in Registern wären wichtig.


2021 ◽  
Author(s):  
Manuel Krieter ◽  
Erwin Schultz

Zusammenfassung Ziel der Studie Der aktuelle Standard von Diagnostik und Therapie des Basalzellkarzinoms soll dargestellt werden. Hieraus sollen sinnvolle Vorgehensweisen für das klinische Management abgeleitet werden. Methodik Es erfolgte eine systematische Literaturrecherche in der Online-Datenbank PubMed. Die gesammelten Informationen wurden analysiert und bewertet. Aus den gewonnenen Erkenntnissen wurde ein Gesamtkonzept erstellt. Ergebnisse Das Basalzellkarzinom ist der häufigste Tumor des Menschen und die Inzidenz wird voraussichtlich künftig weiter zunehmen. Beim Management der Erkrankung wird eine eindimensionale Orientierung am klinischen bzw. histologischen Basalzellkarzinom-Subtyp der Heterogenität des Tumors nicht gerecht. Zunehmende Bedeutung gewinnt die primäre Durchführung einer Risikostratifizierung, die für die weiteren diagnostischen und therapeutischen Schritte maßgeblich ist. Goldstandard in der Behandlung bleibt weiterhin das operative Vorgehen, welches möglichst mittels mikrografisch kontrollierter Chirurgie erfolgen sollte. Daneben existieren weitere Therapieverfahren wie die Radiotherapie oder eine Reihe an topischen Therapieoptionen (photodynamische Therapie, Kryotherapie oder Applikation von 5-Fluoruracil bzw. Imiquimod), die in bestimmten Fällen zur Anwendung kommen können. Auch für fortgeschrittene oder metastasierte Basalzellkarzinome stehen mit den Hedgehog-Inhibitoren wirksame Medikamente zur Verfügung, für die inzwischen eine mehrjährige Anwendungserfahrung hinsichtlich Wirksamkeit und Umgang mit unerwünschten Ereignissen vorliegt. Mit den PD-1-Inhibitoren steht eine weitere systemische Therapieoption in Aussicht, deren Nutzen aktuell noch in klinischen Studien überprüft wird. Schlussfolgerung Das Basalzellkarzinom wird in den kommenden Jahren weiter an Relevanz in der täglichen dermatologischen Praxis gewinnen. Eine strukturierte Herangehensweise zur Einschätzung der vorliegenden Risikokategorie des Tumors und die anschließende Festlegung des optimalen Therapieregimes sind von zentraler Bedeutung. Fortgeschrittene oder metastasierte Tumoren stellen keine aussichtslose Situation für den Patienten mehr dar. Durch adaptierte Dosierschemata kann ein nebenwirkungsbedingter Therapieabbruch unter langfristiger Hedgehog-Therapie vermieden werden. Das therapeutische Potenzial von PD-1-Inhibitoren könnte bald auch beim Basalzellkarzinom genutzt werden.


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