scholarly journals Diagnose Arthrose

2019 ◽  
Vol 45 (01) ◽  
pp. 39-47
Author(s):  
Stephan Kirschner ◽  
Lukas Konstantinidis

ZusammenfassungDie Arthrose ist eine multifaktorielle Erkrankung, die pathoanatomisch durch den vollständigen Verlust des Gelenkknorpels gekennzeichnet ist. Epidemiologie und Prognose Die Erkrankung weist einen klaren Altersbezug auf, und betrifft 20% der Bevölkerung über 60 Jahre. Am häufigsten sind die Gelenke der Hand betroffen, danach folgen die großen Körpergelenke der unteren Extremität. Über einen 10 Jahreszeitraum kommt es bei einem Drittel bis zu der Hälfte der Patienten zur Progression der Erkrankung. Einflußfaktoren Biomechanik, Sport und Körpergewicht Anlagestörungen wie Achsabweichungen der Beine oder auch mechanische Engpassyndrome des Hüftgelenkes sind biomechanische Risikofaktoren. Ein erhöhtes Körpergewicht stellt den größten Risikofaktor für die Entwicklung einer Gonarthrose dar. Sport auf internationalem Wettkampfniveau oder körperliche Arbeit dem regelmäßigen Tragen schwerer körperlicher Lasten sind weitere Risikofaktoren für die Entwicklung einer Arthrose. Klinische Diagnose und Bildgebung und Lebensqualität Die Patienten weisen Ruhe- und Belastungsschmerzen, sowie Bewegungseinschränkungen auf. Der klinische Goldstandard ist die belastete Röntgenaufnahme in 2 Ebenen. Für die Frühdiagnose der Arthrose werden MRT Untersuchungen benötigt. Arthrosepatienten weisen eine verminderte Lebensqualität mit Beeinträchtigung der mentalen Gesundheit auf. Pathophysiologie Anteil an der Arthroseentstehung und deren Progression haben zunächst der Gelenkknorpel und der subchondrale Knochen, die Synovia und die das Gelenk umgebende Muskulatur. Die biologischen Prozesse im Knorpel führen zu einer enzymatisch vermittelten Degradation von Typ II Kollagen und den Proteoglycanen. Über die Synovialis werden proinflammatorische Zytokine in das Gelenk und den Organismus sezerniert, worunter die Chondrozyten eine Hypertrophie und Apoptose entwickeln. Eine Verminderung der gelenkführendem Muskulatur steht am Beginn und nicht am Ende der Arthroseentwicklung. Die benannten Risikofaktoren (Achse und Gelenkmechanik, sowie sportliche oder arbeitstägliche Belastung) bewirken bei Überschreiten der Gelenkhomöostase den Beginn der Arthroseentwicklung. Ein metabolisches Syndrom wirkt sich über das erhöhte Körpergewicht, zusätzlich durch eine systemische Entzündungskonstellation verstärkend auf die Arthroseentwicklung aus. Das vermehrt vorhandene Fettgewebe wirkt bei den Patienten mit metabolischem Syndrom als endokrines Organ und sezerniert Zytokine, die als Adipokine bezeichnet werden. Genetik und Epigenetik Mittels Genom-weiter Assoziationsstudien werden Zusammenhänge zwischen der individuellen genetischen Ausstattung und der Arthroseentwicklung hergestellt. Aus der Zwillingsforschung ist die unterschiedliche Erkrankungswahrscheinlichkeit für Hüft- und Kniegelenk bei gleicher genetischer Ausstattung gezeigt worden. Die Epigenetik beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel zwischen der genetischen Information und den molekularen Mechanismen, die zu einer unterschiedlichen Ausprägung führen. Einfluss darauf haben das Erbgut selbst, Umwelteinflüsse und stochastische Zufälle. Der wichtigste bisher beschriebene Mechanismus ist die DNA-Methylierung. Mit bevölkerungsbasierten Kollektiven sind anhand von einfachen Merkmalen Kellgren-Lawrence Score des Gelenkes, der Quadricepskraft, des Körpergewichtes und der Depressivität unterschiedliche Phänotypen der Arthrose beschrieben worden. Künftig wird eine stärker individualisierte Therapie in Hinblick auf den Phänotyp erwartet.

2020 ◽  
Vol 39 (03) ◽  
pp. 147-152
Author(s):  
Sven G. Meuth

ZUSAMMENFASSUNGDie frühzeitige, individualisierte Therapie der schubförmig-remittierenden Multiplen Sklerose (RRMS) kann die Prognose der Patienten verändern. Wird eine Eskalationstherapie notwendig, steht heute eine ganze Reihe von Therapeutika zur Auswahl. Dabei stellt sich die Frage nach der individuell besten Strategie.


2020 ◽  
Vol 145 (11) ◽  
pp. 728-732
Author(s):  
Elena Tsourdi ◽  
Josef A. Nees ◽  
Lorenz C. Hofbauer

Was ist neu? Epidemiologie Aufgrund der demografischen Entwicklung wird eine steigende Prävalenz osteoporotischer Frakturen und demzufolge ein höherer Versorgungsbedarf erwartet. Trotz der Häufigkeit osteoporotischer Frakturen (ca. 765 000 Fragilitätsfrakturen pro Jahr in Deutschland) und zahlreicher Therapieoptionen erhalten in den meisten Ländern, einschließlich Deutschland, nur etwa 10 % aller Patienten eine leitliniengerechte Behandlung. Diagnostik der Osteoporose Zur Einschätzung des Frakturrisikos ist neben der Messung der Knochendichte die Beurteilung des Sturzrisikos von entscheidender Bedeutung. Ein problemorientiertes geriatrisches Assessment zur Abschätzung des Sturzrisikos sollte neben Muskelkraft, Gehgeschwindigkeit und Ernährungszustand auch die psychische und kognitive Situation umfassen. Bei Frauen über 70 Jahren und Männern über 80 Jahren ist das Alter per se der dominierende Risikofaktor für eine Fraktur. Insbesondere nach osteoporotischen hüftnahen Femurfrakturen kann hier von einer Messung der Knochendichte abgesehen werden. Therapie Bewegung kombiniert mit gezieltem Training von Kraft, Ausdauer, Koordination und Balance sind neben einem allgemein gesunden und aktiven Lebensstil Grundpfeiler einer effektiven Sturz- und Frakturprävention. Eine ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D sollte vor dem Einsatz spezifischer Osteoporose-Medikamente garantiert sein. Die zugelassenen Osteoporose-Medikamente sind gut verträglich und reduzieren auch bei geriatrischen Patienten das Frakturrisiko. Die Therapie der Osteoporose beim geriatrischen Patienten ist immer eine individualisierte Therapie. Konsequenz für den klinischen Alltag Eine effektive Osteoporose-Therapie in der Geriatrie erfordert einen ganzheitlichen, interdisziplinären Ansatz.


2018 ◽  
Vol 86 (S 01) ◽  
pp. S43-S47
Author(s):  
Richard Dodel ◽  
Jiri Koschel ◽  
Stefan Lorenzl ◽  
Johannes Levin ◽  
Thilo van Eimeren ◽  
...  
Keyword(s):  

ZusammenfassungDie Demenz mit Lewy-Körpern ist histopathologisch durch die Ablagerung von α-Synuclein in Einschlusskörpern gekennzeichnet. Für die klinische Diagnose wird eine fortschreitende Demenz sowie das Auftreten von Fluktuationen der Kognition, früh im Krankheitsverlauf auftretende visuelle Halluzinationen, REM-Schlafverhaltensstörungen sowie die Symptome eines Parkinson-Syndroms zugrunde gelegt. Anhand der 2017 erschienenen neuen Kriterien soll eine bessere Trennung von anderen neurodegenerativen Erkrankungen mit Demenz möglich sein. Therapiekonzepte beinhalten die Behandlung der motorischen sowie der kognitiven Leistungseinbuße sowie die psychologischen und Verhaltenssymptome. Gegenwärtig stehen nur wenige Studien für dieses Krankheitsbild zur Verfügung, so dass Evidenz-basierte Therapieansätze nur bedingt möglich sind.


2015 ◽  
Vol 43 (05) ◽  
pp. 331-336 ◽  
Author(s):  
S. Rüfenacht ◽  
M. M. Welle ◽  
N. Thom ◽  
A. Röthig

ZusammenfassungAcht eng verwandte Mitglieder einer Linie von Working Kelpies zeigten Symptome einer Dermatomyositis in Form von Alopezie, Krusten, Ulzerationen der Haut, Depigmentation von Nasenspiegel und Lefzen, Onychodystrophie und Muskelatrophie, vor allem der Kaumuskeln. Die Symptome waren bei den betroffenen Tieren unterschiedlich stark oder nur teilweise ausgeprägt. Die klinische Diagnose wurde bei drei Hunden durch histologische Untersuchung von Hautbioptaten, nicht jedoch Muskelbioptaten bestätigt. Therapeutisch kamen verschiedene immunmodulatorische Medikamente (Steroide, Ciclosporin, Mycophenolat-Mofetil, Pentoxifyllin, Doxycylin/Niacinamid, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin E) mit unterschiedlichem Erfolg zum Einsatz. Bei der Dermatomyositis handelt es sich um eine immunvermittelte Erkrankung mit genetischem Hintergrund bei Mensch und Hund. Die verantwortlichen Gene sind weitgehend unbekannt. Für die Hunderassen Collie und Shetland Sheepdog besteht eine Prädisposition. Zudem wird eine familiäre Häufung beim Beauceron beschrieben. Da die Rasse Working Kelpie im 19. Jahrhundert aus schottischen Hunden des Collie-Typs entstanden ist, wäre eine genetische Prädisposition für die Dermatomyositis erklärbar.


2017 ◽  
Vol 142 (20) ◽  
pp. 1531-1534
Author(s):  
Georg Evers ◽  
Michael Mohr ◽  
Andrea Kerkhoff ◽  
Georg Lenz ◽  
Rainer Wiewrodt ◽  
...  

Was ist neu? Molekulare Therapieoptionen in der Erstlinie Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) stellen bei bestimmten Mutationen neben der Chemotherapie heute die zweite Therapiesäule des metastasierten nicht kleinzelligen Lungenkarzinoms dar. Für EGFR-TKI der dritten Generation liegen gute Ergebnisse vor, sie sind aber derzeit in Deutschland nicht zugelassen. Zweitgenerations-TKI (z. B. Ceritinib oder Alectinib) zeigen günstige Effekte in der Erstlinientherapie fortgeschrittener ALK-positiver NSCLC Patienten. Immunonkologische Therapieansätze Als dritte therapeutische Säule für fortgeschrittene und metastasierte Lungenkarzinompatienten sind die Checkpointinhibitoren hinzugekommen. Neu ist Zulassung von Pembrolizumab in der Erstlinienbehandlung metastasierter NSCLC bei einer PD-L1-Expression. Angiogeneseinhibition Angiogeneseinhibitoren wie Bevacizumab können bei ausgewählten Patienten zur Therapieintensivierung herangezogen werden. Auch in der Erst- und Zweitlinientherapie konnten günstige Effekte mit dem Zusatz eines Angiogeneseinhibitors im Vergleich zur Monotherapie erreicht werden. Ausblick Es wird eine Erweiterung der Indikation für molekulare und immunonkologische Systemtherapien erwartet.


Author(s):  
G. Schulte-Körne ◽  
W. Deimel ◽  
H. Remschmidt

Zusammenfassung: Das ICD-10 fordert für die klinische Diagnose der Lese-Rechtschreibstörung die Verwendung von Tabellen, die die Korrelation von Rechtschreibung bzw. Lesen und Intelligenz berücksichtigen (Regressionsmodell). Im vorliegenden Beitrag werden die Konsequenzen für die Interpretation psychometrischer Tests zur Diagnostik der Lese-Rechtschreibstörung erörtert. Außerdem wird eine Tabelle vorgestellt, mit Hilfe derer diagnostische Entscheidungen unter Berücksichtigung des Regressionsmodells getroffen werden können. Darüber hinaus wird eine Abschätzung der zu erwartenden Prävalenz auf Grund einer Computer-Simulation mitgeteilt.


Author(s):  
P. Melchers ◽  
G. Lehmkuhl

Zusammenfassung: Bei einer Vielzahl von Fragestellungen und Störungsbildern sollte neuropsychologische Diagnostik einen festen Stellenwert haben, sowohl in der initialen wie auch in der Verlaufsbeurteilung. Mit Blick auf die Anwendung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist zunächst eine beschreibende Definition dieses Bereichs psychologischer Diagnostik zu versuchen. Dabei bestehen methodisch grundlegend unterschiedliche Zugangswege, die in ihren Auswirkungen auf Psychometrie wie Interpretation zu erörtern sind. Unabhängig davon, dass die gegenwärtige Verfügbarkeit standardisierter neuropsychologischer Diagnostik nur in einigen Bereichen befriedigen kann, wird eine Darstellung der in klinischer Praxis und/oder Forschung anwendbaren Verfahren versucht. Neben einzelnen Testbatterien werden Einzeltestverfahren für die Bereiche visuelle und auditive Gedächtnisfunktionen, Aufmerksamkeitsfunktionen, sprachassoziierte Funktionen und Exekutivfunktionen besprochen. Der aktuelle Stand neuropsychologischer Diagnostik führt zu wesentlichen Aufgaben ihrer Weiterentwicklung. Dies gilt sowohl für kurzfristig erreichbare Ziele wie Adaptation oder Normierung verfügbarer Instrumente als auch für längerfristige Forschungsaufgaben.


Author(s):  
Gernot von Collani ◽  
Philipp Yorck Herzberg
Keyword(s):  

Zusammenfassung: Für die deutschsprachige Fassung der Rosenberg-Skala zum Selbstwertgefühl von Ferring und Filipp (1996) wird eine Teilrevision vorgeschlagen. Ein Item der bisherigen Skalenversion stellte sich in eigenen Analysen als psychometrisch unzulänglich heraus und weist eine mangelnde inhaltliche Validität auf. Dadurch ist möglicherweise die Vergleichbarkeit mit der Originalversion und mit Adaptationen der Rosenberg-Skala in anderen Sprachen nicht gewährleistet. Die vorgeschlagene Teilrevision der Skala versucht, diese Mängel zu beheben und erweist sich in zwei unabhängigen Untersuchungen als Verbesserung der bisherigen Skala auf Itemebene. Außerdem werden hier erstmals vollständige Kennwerte für alle Skalenitems mitgeteilt.


2001 ◽  
Vol 12 (4) ◽  
pp. 314-323
Author(s):  
Kerstin Konrad ◽  
Siegfried Gauggel

Zusammenfassung: In diesem Beitrag wird eine Übersicht über Störungen der Stimmung und des Antriebs bei Kindern und Jugendlichen mit erworbenen Hirnschädigungen unterschiedlicher Ätiologie (Hirntumoren, Schädel-Hirn-Trauma) gegeben. Obwohl es in den letzten Jahren immense Fortschritte im Bereich der Diagnostik und Therapie von kindlichen Depressionen gegeben hat, stellen die depressiven Symptome nach Hirnschädigungen im Kindesalter ein noch weitgehend unerforschtes Gebiet dar. Ausgehend von den bislang vorhandenen empirischen Studien werden Vorschläge für Diagnostik und Therapie von organisch bedingten Stimmungs- und Antriebsstörungen im Kindesalter gemacht.


1999 ◽  
Vol 56 (6) ◽  
pp. 318-323
Author(s):  
Bösch ◽  
Banic

Die frühe Erkennung und vollständige Exzision ist entscheidend für den Krankheitsverlauf des malignen Melanoms der Haut. Der Sicherheitsabstand bei der chirurgischen Resektion ist heute geringer als vor Jahren und liegt abhängig von der Tumordicke zwischen 1 und 3 cm. Die elektive Lymphadenektomie, das heißt die prophylaktische Entfernung der regionalen Lymphknoten gleichzeitig mit der Nachexzision des Primärtumors, ist umstritten. Sie ist mit einer hohen Komplikationsrate behaftet und bringt nur für eine kleine Subgruppe eine Verbesserung der Überlebensrate. Ein neues Konzept, die Sentinellymphknotenexzision, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Durch bestimmte Markierungsmethoden wird derjenige Lymphknoten ermittelt, welcher primär den Lymphabfluß aus dem vom Melanom betroffenen Hautbereich erhält. Dieser Lymphknoten ist repräsentativ für den Metastasenstatus seiner Station. Falls er bei der histologischen Untersuchung eine Metastase zeigt, wird eine vollständige Exzision der regionalen Lymphknotenstation vorgenommen. Diese Methode vermag weitere Hinweise auf die Biologie des Melanoms zu geben und dient als Grundlage für die Wahl von adjuvanten Therapien. Ob sie zu einer Verlängerung der Überlebenszeit führt, ist Gegenstand einer laufenden multizentrischen Studie. Systemische Melanommetastasen haben eine schlechte Prognose. Die chirurgische Resektion von solitären Fernmetastasen hat ihre Bedeutung in der palliativen Behandlung des Melanoms, in Kombination mit adjuvanten Therapien.


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