Die neue Leitlinie zum Reizdarmsyndrom: Was ändert sich?

2021 ◽  
Vol 146 (19) ◽  
pp. 1243-1248
Author(s):  
Henrike von Schassen ◽  
Viola Andresen ◽  
Peter Layer

Was ist neu? Reizdarmsyndrom: Was ändert sich? Folgende Ausführung bezieht sich nur auf das Reizdarmsyndrom (RDS) beim Erwachsenen. Die neue Leitlinie enthält einen eigenständigen Anteil Reizdarmsyndrom für pädiatrische Patienten. Das RDS präsentiert sich als heterogenes Bild mit chronisch-abdominellen Beschwerden, die auf den Darm bezogen werden. Diese gehen in der Regel mit Stuhlgangveränderungen einher und führen zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität. Die Genese ist multifaktoriell und es liegen komplexe pathophysiologische Mechanismen zugrunde, die mit einem RDS assoziiert sind. So konnten Störungen in verschiedenen Komponenten der Darm-Hirn-Achse und auch die zunehmende Bedeutung des Mikrobioms identifiziert werden. Auch verschiedene psychische Komorbiditäten spielen eine Rolle. Diagnostik Die Diagnosestellung erfolgt durch eine gründliche Anamnese und symptomorientierten Ausschluss wichtiger Differenzialdiagnosen (Ausschlussdiagnose). Eine Unterteilung in verschiedene Subtypen je nach Hauptsymptom ist für das weitere Management der RDS-Patienten vorteilhaft. Die Diagnose Reizdarmsyndrom sollte möglichst früh nach zuverlässigem Ausschluss der wichtigen Differenzialdiagnosen erfolgen. Wenn die Diarrhö als Symptom dominiert, ist eine ausführliche Differenzialdiagnostik und Funktionsdiagnostik durchzuführen. Therapie Es gibt keine gesicherte kausale und etablierte Standardtherapie. Aufgrund der variablen Genese und Symptommanifestation des RDS resultiert ein breites Spektrum an Therapiemöglichkeiten, wobei keine individuelle Vorhersage bezüglich der Wirksamkeit besteht und daher jede Therapie zunächst probatorisch ist. Zu den symptomunabhängigen allgemeinen Therapieverfahren, die für alle Subtypen zur Anwendung kommen können, gehören Verfahren der Ernährung (z. B. die Low-FODMAP-Diät), Probiotika, Verfahren der Psychotherapie und der Komplementärmedizin. Die Wahl der symptomabhängigen medikamentösen Behandlungen erfolgt je nach Subtyp/Hauptsymptom. Bei Diarrhö können neben Loperamid auch Gallensäurebinder, das nicht resorbierbare Antibiotikum Rifaximin oder in Einzelfällen 5-HT3-Antagonisten eingesetzt werden. Bei der Obstipation haben neben der Verwendung von löslichen Ballaststoffen und Makrogol/anderen Laxanzien auch Prucaloprid und Linaclotid einen Stellenwert. Bei Bauchschmerzen/Krämpfen zeigt die Studienlage gute Ergebnisse für Spasmolytika, besonders für Pfefferminzöl, und für Antidepressiva vom Typ der Trizyklika. Beim Hauptsymptom Blähungen konnten Probiotika, Rifaximin und vor allem auch die Low-FODMAP-Diät positive Ergebnisse in Studien zeigen.

2017 ◽  
Vol 74 (2) ◽  
pp. 45-50
Author(s):  
Diana Meier-Allmendinger

Zusammenfassung. Psychisch Kranke sind in verstärktem Masse gefährdet auch körperlich zu erkranken. Umgekehrt können Krankheiten mit lebensbedrohlichem Charakter zu psychischen Krisen und Erkrankungen führen. Im Akutspital werden körperliche und psychische Komorbiditäten und ihre möglichen Folgen auf Behandlungsverlauf und –entscheide häufig nicht diagnostiziert und angemessen behandelt. Auch im Bereich der Psychoonkologie und dem noch jungen Gebiet der Psychokardiologie stellt sich die Frage, ob alle Patientinnen und Patienten entsprechend erfasst und ihre Bedürfnisse nach psychologischer Unterstützung und Behandlung ausreichend erkannt sind. Eine besondere Herausforderung im klinischen Alltag und speziell auf der Intensivstation stellt die Einschätzung der Urteils- und Einwilligungsfähigkeit dar. Diese anspruchsvolle Aufgabe kann nicht im professionellen Alleingang erfolgen, sondern erfordert einen interdisziplinären Zugang. Es ist Aufgabe der Ethik für die Gewährleistung einer ausreichenden Diagnostik und angemessenen Behandlung psychisch Kranker im Akutspital einzustehen und die Interdisziplinarität – für psychisch Kranke häufig in der Person des Konsiliarpsychiaters – einzufordern. Für Behandlungsentscheide gelten aus juristischer und ethischer Sicht die Gleichbehandlung aller Patientinnen und Patienten und das Diskriminierungsverbot. Unabhängig von einer körperlichen oder psychischen Erkrankung bedarf jede therapeutische Massnahme der Zustimmung des Patienten. Orientierend am Prinzip der Selbstbestimmung ist es Rolle der Ethik für eine patientengerechte Entscheidungsfindung bei psychisch Kranken zu sensibilisieren. Behandlungsentscheide entstehen hier häufig als Ergebnis therapeutischer Prozesse, die zugleich die Befähigung zur Einwilligung anstreben und zeitintensiv sind. Situationen beeinträchtigter Urteils-und Entscheidungsfähigkeit und Erfahrungen der Abhängigkeit weisen auf die grundsätzliche Sorgebedürftigkeit des Menschen hin. Nur eingebettet in einer Kultur der Sorge als Grundlage ärztlichen und pflegerischen Handelns kann eine Haltung des Respekts gegenüber psychisch Kranken und ihrer (beeinträchtigten) Selbstbestimmung zum Tragen kommen. Als Ausdruck dieser Kultur ist zu wünschen, dass „die Sprache der Sorge“ wiedererlernt, eingeübt und dauerhaft angewendet wird.


Author(s):  
Lutz Wartberg ◽  
Bettina Moll ◽  
Christiane Baldus ◽  
Monika Thomsen ◽  
Rainer Thomasius

Zusammenfassung. Fragestellung: Für pathologischen Internetgebrauch im Jugendalter haben sich in epidemiologischen Studien hohe Prävalenzwerte ergeben. Allerdings liegen kaum Daten zu Jugendlichen vor, die sich deswegen in kinder- und jugendpsychiatrische Behandlung begeben haben. Ein Vergleich von Patienten in ambulanter und stationärer Behandlung fehlt bislang. Methodik: Insgesamt 74 Jugendliche, die sich wegen eines pathologischen Internetgebrauchs in Behandlung begeben hatten, wurden mit standardisierten Fragebögen zu problematischer Internetnutzung, psychopathologischer Belastung sowie Lebenszufriedenheit untersucht. Ambulant wurden 35 dieser Jugendlichen behandelt (JAB) und 39 weitere stationär (JSB). Ergebnisse: Für beide Gruppen zeigten sich in substanziellem Umfang psychische Komorbiditäten (am häufigsten Ängstlichkeit/Depressivität). Die JAB und die JSB unterschieden sich nicht hinsichtlich ihrer problematischen Internetnutzung. Im Vergleich zu den JAB berichteten die JSB höhere Internetnutzungszeiten, eine stärkere Ängstlichkeit/Depressivität, mehr Selbstwertprobleme und eine niedrigere Lebenszufriedenheit. Im multivariaten logistischen Regressionsmodell erwiesen sich Lebenszufriedenheit und Internetnutzungszeit als statistisch signifikante Faktoren für die Prognose der Zugehörigkeit zu einer der beiden Behandlungsgruppen. Schlussfolgerungen: Die Befunde beschreiben eine neue Patientengruppe näher und können bei der Entwicklung von Interventionen für Jugendliche mit pathologischem Internetgebrauch hilfreich sein.


2019 ◽  
Vol 28 (4) ◽  
pp. 230-241 ◽  
Author(s):  
Silke Naab ◽  
Markus Fumi ◽  
Sandra Schlegl ◽  
Ulrich Voderholzer

Zusammenfassung. Anorexia nervosa und Bulimia nervosa betreffen vor allem Jugendliche sowie junge Erwachsene, wobei das Ersterkrankungsalter sinkt, und bei Anorexia nervosa bereits 8-Jährige betroffen sein können. Häufig ist der Verlauf chronisch und kann sowohl schwere körperliche als auch psychische Komorbiditäten nach sich ziehen. Schlimmstenfalls enden Essstörungen tödlich (je nach Schweregrad der Erkrankung Mortalitätsraten bis zu 15 % bei Anorexia nervosa). Ein frühzeitiger Therapiebeginn geht mit einer verbesserten Prognose einher, weshalb die rasche Diagnosestellung von großer Bedeutung ist. Wesentlich hierfür ist die sichere Kenntnis der Diagnosekriterien sowie der essstörungstypischen Folgen. Es werden Aspekte der Symptomatik, Diagnostik, Differentialdiagnostik, Epidemiologie, Pathogenese, Funktionalität, sowie Therapiemöglichkeiten und eigene sowie internationale Studienergebnisse mit Schwerpunkt auf der stationären Therapie von Jugendlichen mit Anorexia nervosa und Bulimia nervosa ausgeführt.


2009 ◽  
Vol 17 (1) ◽  
pp. 30-39 ◽  
Author(s):  
Jochen Hardt ◽  
Ulrich Mingram ◽  
Johannes Kruse ◽  
Ulrich Tiber Egle

Zusammenfassung. Studien zeigen, dass die Inanspruchnahme des Gesundheitswesens in Bezug auf somatische Behandlung und Diagnostik wesentlich durch psychische Faktoren der Patienten mitbestimmt wird. In der vorliegenden Studie soll untersucht werden, wie psychische Komorbiditäten und frühe Kindheitsbelastungen das Inanspruchnahmeverhalten in der somatischen Primärversorgung beeinflussen. Insgesamt wurden 453 Patienten bei hausärztlichen Konsultationen gefragt, ob sie an einer Studie zu Kindheitsbelastungen teilnehmen. Die Ergebnisse von 366 Patienten wurden mit den Daten zum Inanspruchnahmeverhalten, somatischen und psychischen Diagnosen der Praxen verglichen. Die Auswertung erfolgte auf Basis eines Graphischen Markov Modells. Psychische Erkrankungen beeinflussen die Anzahl der Hausarztbesuche und die Zeit, die der Hausarzt für den Patienten aufwendet. Letzteres gilt nicht nur für psychisch orientierte Diagnostik und Behandlung, sondern auch für somatisch orientierte. Ein umgekehrter Effekt, dass somatische Erkrankungen oder der Verdacht auf deren Vorliegen ebenfalls vermehrte psychiatrisch orientierte Diagnostik nach sich ziehen, zeigte sich nicht. Kindheitsbelastungen sind nicht mit dem Inanspruchnahmeverhalten assoziiert. Die strikte Trennung zwischen somatischer und psychiatrisch-psychotherapeutischer Medizin in Form der häufig praktizierten Sequenz zuerst somatische Medizin, dann psychiatrisch/psychotherapeutische Diagnostik und Therapie ist überdenkenswert, um Diagnostik und Therapie somatischer wie auch psychischer Erkrankungen zu optimieren und Verzögerungen zu vermeiden.


2004 ◽  
Vol 04 (01) ◽  
pp. 25-30 ◽  
Author(s):  
Meinolf Suttorp

ZusammenfassungAls chronisch myeloproliferative Erkrankungen (CMPE) werden die essenzielle Thrombozythämie (ET), die Polycythaemia vera (PV), die idiopathische Myelofibrose (IM) und die chronisch myeloische Leukämie (CML) zusammengefasst. Gemeinsame Ursache ist eine primäre somatische Mutation, welche eine hämatopoetische Stammzelle mit einem klonalen Proliferationsvorteil ausstattet. Die einzelnen Entitäten sind durch die Proliferation von einer oder mehreren myeloischen Zellreihen (Granulopoese, Erythropoese oder Megakarypoese) mit relativ normaler, effektiver Ausreifung charakterisiert. Der Nachweis des Philadelphia-Chromosoms trennt die CML scharf von den anderen CMPE ab. Die extreme Seltenheit einiger Entitäten und zum Teil Schwierigkeiten bei der Klassifikation bedingen für pädiatrische Patienten schwankende Angaben zur Inzidenz von 0,05-0,40 pro 100 000. Eine moderne WHO-Klassifikation der CMPE wurde in den letzten Jahren für die internistische Hämatologie etabliert, welcher auch die pädiatrische Einteilung folgt.


2005 ◽  
Vol 5 (05) ◽  
pp. 249-253
Author(s):  
Cornelia Englert ◽  
Andrea Richter ◽  
Enke Grabhorn ◽  
Rainer Ganschow

ZusammenfassungDie intravenöse Applikation von Immunglobulinen (IVIG) stellt eine therapeutische Option für pädiatrische Patienten mit verschiedenen Immundefekten dar. Ziel unsere Studie war die Beurteilung der Effektivität und Sicherheit der ambulanten Immunglobulintherapie bei Kindern.Wir untersuchten prospektiv 29 pädiatrische Patienten, die monatlich ein doppelt konzentriertes (10%) IVIG-Produkt (0,4 bis 0,5 g/Kg KG) mit einer Infusionsgeschwindigkeit von 0,1 ml/Kg KG/min erhielten. Anhand von klinischen und laborchemischen Parametern wurden die Sicherheit und Effektivität von insgesamt 535 IVIG-Gaben beurteilt. Die Infusionen wurden jeweils von den Patienten sehr gut toleriert und schwerwiegende unerwünschte Wirkungen oder schwerere Infektionen wurden nicht beobachtet. In über 95% der Messzeitpunkte lag die Serum-IgG-Konzentration vor erneuter Gabe im angestrebten Bereich (> 6 g/l). Ein Patient hatte ein selbstlimitierendes leichtes Exanthem, drei weitere gaben wiederholt leichtgradige Kopfschmerzen während der Infusionen an.Unsere Studie zeigt, dass die ambulante intravenöse Applikation von Immunglobulinen bei Kindern mit Immundefekterkrankungen mit sehr guten Ergebnissen durchgeführt werden kann.


2004 ◽  
Vol 23 (05) ◽  
pp. 274-278 ◽  
Author(s):  
R.-T. Kiefer ◽  
K. Wiech

ZusammenfassungDie aktuellen Vorstellungen über pathophysiologische Mechanismen neuropathischer Schmerzen basieren wesentlich auf experimentellen Untersuchungen am Tier. Am Beispiel des Phantomschmerzes wird dargestellt, welche tierexperimentellen Befunde zur Erklärung neuropathischer Schmerzen beim Menschen herangezogen werden können. Neben pathologischen Prozessen im Stumpfbereich (z.B. Neurombildungen) und Fehlregulationen im sympathischen Nervensystem wurden vornehmlich schmerzassoziierte Auffälligkeiten in supraspinalen Strukturen untersucht. Untersuchungen mit Verfahren funktioneller Bildgebung zeigen, dass Phantomschmerzen mit Veränderungen der funktionellen Organisation im primären sensorischen und motorischen Kortex in Zusammenhang stehen, die den tierexperimentellen Befunden entsprechen.


2015 ◽  
Vol 15 (04) ◽  
pp. 243-249
Author(s):  
A. Brauhardt ◽  
A. Hilbert ◽  
L. Schäfer

ZusammenfassungDie Adipositas im Kindes- und Jugendalter geht mit einem erhöhten Risiko für psychische Komorbiditäten sowie psychosoziale Folgeprobleme einher, die den Verlauf und Erfolg einer Gewichtsreduktionsbehandlung beeinflussen können. Untersuchungen zeigen, dass vor allem Essprobleme und Essstörungen sowie affektive, Angst- und Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörungen mit der Adipositas assoziiert sind. Hinzu kommen psychosoziale Folgen wie gewichtsbezogene Stigmatisie-rung, negativer Selbstwert, erhöhte Körperunzufriedenheit und verringerte Lebensqualität. Darüber hinaus wurde ein Einfluss restriktiver Ernährungspraktiken auf die Adipositas beschrieben. Deshalb erscheint es ratsam, im Rahmen der Adipositastherapie eine umfassende psychologische Diagnostik durchzuführen. Um diese zu gewährleisten, wurden in einem Überblick wichtige und bewährte deutsche psychodiagnostische Instrumente dargestellt. Untersuchungen belegen dabei deren psychometrische Güte und legen Vergleichswerte vor. Eine Anwendung dieser Verfahren kann einer optimalen Therapieplanung sowie der Verlaufskontrolle dienen.


1986 ◽  
Vol 06 (06) ◽  
pp. 225-233
Author(s):  
G. Pawlik ◽  
K. Herholz ◽  
I. Hebold ◽  
K. Wienhard ◽  
W.-D. Heiss

ZusammenfassungQuantitative Untersuchungen der regionalen Durchblutung, des regionalen Sauerstoffverbrauchs, der Sauerstoff extraktionsrate , des regionalen Blutvolumens und des regionalen Glukosestoffwechsels im Gehirn mittels Positronen-Emissions-Tomographie haben in den letzten Jahren die Kenntnisse über pathophysiologische Mechanismen im Verlauf regionaler zerebraler Durchblutungsstörungen erweitert. Besonders wichtig sind hier Entkopplungsvorgänge von Stoffwechsel und Durchblutung, wobei hohe Sauerstoff extraktionsraten auf eine Mangelversorgung noch vitalen Gewebes hinweisen, während regionale Durchblutungssteigerungen über den Stoffwechselbedarf meist irreversible Schäden anzeigen. Eine gesteigerte Glukoseaufnahme kann Ausdruck anaerober Glykolyse sein, die durch vermehrte Laktatproduktion das Gewebe weiter schädigen kann. Als wichtige Kompensationsmechanismen weisen gesteigertes Blutvolumen und mäßig gesteigerte Sauer stoff extraktion auf Verminderung der Sauerstoffreserve des Gewebes hin. Mit den dreidimensionalen quantitativen Methoden zur Messung physiologischer Parameter können auch funktionelle Inaktivierungen in morphologisch intakten Hirnregionen nachgewiesen werden, die für nicht lokalisierbare Ausfälle bei Insultpatienten verantwortlich sind und wahrscheinlich für die Rehabilitationsfähigkeit der Betroffenen Bedeutung haben.


Author(s):  
Denise Birk ◽  
Soheyl Noachtar ◽  
Elisabeth Kaufmann

ZusammenfassungEpilepsiepatienten leiden überdurchschnittlich häufig unter Kopfschmerzen. Dies gilt insbesondere für Patienten mit idiopathisch generalisierten und parietookzipitalen Epilepsien. Die Häufigkeit des gemeinsamen Auftretens von Kopfschmerzen und Epilepsie überschreitet dabei die rechnerische Koinzidenz, sodass von einer Komorbidität beider Syndrome auszugehen ist. Bestärkt wird diese Hypothese durch überlappende genetische Veränderungen sowie gemeinsame pathophysiologische Mechanismen. Bis zu 62 % der Patienten mit z. B. Parietal- und Okzipitallappenepilepsie (POLE) geben Kopfschmerzen an. Diese treten v. a. nach dem Anfall (postiktal) auf und manifestieren sich am häufigsten als Migräne-ähnlicher Kopfschmerz oder Spannungskopfschmerz. Seltener kommt es zu Kopfschmerzen vor (periiktal), während (iktal) oder zwischen (interiktal) epileptischen Anfällen. Bei transienten neurologischen Ausfallsymptomen mit begleitenden Kopfschmerzen ist differenzialdiagnostisch neben der Migräne an vaskuläre Ereignisse wie Synkopen oder eine transiente ischämische Attacke zu denken.


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