Die neue Leitlinie zum Reizdarmsyndrom: Was ändert sich?
Was ist neu? Reizdarmsyndrom: Was ändert sich? Folgende Ausführung bezieht sich nur auf das Reizdarmsyndrom (RDS) beim Erwachsenen. Die neue Leitlinie enthält einen eigenständigen Anteil Reizdarmsyndrom für pädiatrische Patienten. Das RDS präsentiert sich als heterogenes Bild mit chronisch-abdominellen Beschwerden, die auf den Darm bezogen werden. Diese gehen in der Regel mit Stuhlgangveränderungen einher und führen zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität. Die Genese ist multifaktoriell und es liegen komplexe pathophysiologische Mechanismen zugrunde, die mit einem RDS assoziiert sind. So konnten Störungen in verschiedenen Komponenten der Darm-Hirn-Achse und auch die zunehmende Bedeutung des Mikrobioms identifiziert werden. Auch verschiedene psychische Komorbiditäten spielen eine Rolle. Diagnostik Die Diagnosestellung erfolgt durch eine gründliche Anamnese und symptomorientierten Ausschluss wichtiger Differenzialdiagnosen (Ausschlussdiagnose). Eine Unterteilung in verschiedene Subtypen je nach Hauptsymptom ist für das weitere Management der RDS-Patienten vorteilhaft. Die Diagnose Reizdarmsyndrom sollte möglichst früh nach zuverlässigem Ausschluss der wichtigen Differenzialdiagnosen erfolgen. Wenn die Diarrhö als Symptom dominiert, ist eine ausführliche Differenzialdiagnostik und Funktionsdiagnostik durchzuführen. Therapie Es gibt keine gesicherte kausale und etablierte Standardtherapie. Aufgrund der variablen Genese und Symptommanifestation des RDS resultiert ein breites Spektrum an Therapiemöglichkeiten, wobei keine individuelle Vorhersage bezüglich der Wirksamkeit besteht und daher jede Therapie zunächst probatorisch ist. Zu den symptomunabhängigen allgemeinen Therapieverfahren, die für alle Subtypen zur Anwendung kommen können, gehören Verfahren der Ernährung (z. B. die Low-FODMAP-Diät), Probiotika, Verfahren der Psychotherapie und der Komplementärmedizin. Die Wahl der symptomabhängigen medikamentösen Behandlungen erfolgt je nach Subtyp/Hauptsymptom. Bei Diarrhö können neben Loperamid auch Gallensäurebinder, das nicht resorbierbare Antibiotikum Rifaximin oder in Einzelfällen 5-HT3-Antagonisten eingesetzt werden. Bei der Obstipation haben neben der Verwendung von löslichen Ballaststoffen und Makrogol/anderen Laxanzien auch Prucaloprid und Linaclotid einen Stellenwert. Bei Bauchschmerzen/Krämpfen zeigt die Studienlage gute Ergebnisse für Spasmolytika, besonders für Pfefferminzöl, und für Antidepressiva vom Typ der Trizyklika. Beim Hauptsymptom Blähungen konnten Probiotika, Rifaximin und vor allem auch die Low-FODMAP-Diät positive Ergebnisse in Studien zeigen.