Ursachen für die Entstehung antidemokratischer Haltungen. Ausgewählte quantitative Ergebnisse
Zusammenfassung Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Politikverdrossenheit und des aufkommenden Rechtspopulismus werden mögliche Ursachen der Entstehung antidemokratischer Haltungen überprüft. Vorgestellt werden quantitative Befunde einer empirischen Überprüfung im Rahmen eines Forschungsprojekts im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Hinsichtlich soziodemografischer Daten entsprechen die Befunde den Erwartungen: Menschen, die der Demokratie distanziert gegenüberstehen, haben häufiger Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit im Vergleich mit Zufriedenen. Gleichgültigkeit und Distanz gegenüber der Demokratie ist eher bei Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen zu finden. Bei Gutverdienern und der Mittelschicht überwiegen eindeutig positive Grundhaltungen gegenüber der Demokratie, bei Geringverdienern halten sich positive und negative Haltungen nur noch die Waage. Insofern muss die soziale Frage in der politischen Debatte wieder auf die Tagesordnung. Überraschend sind die Befunde hinsichtlich autoritärer Haltungen und menschenfeindlicher Einstellungen: es sind nicht die Demokratie-Distanzierten, sondern eher die Unpolitischen, welche solche Haltungen an den Tag legen. Daraus ergeben sich wichtige (sozial-)politische Befunde für die Praxis und die politische Bildung. Abstract: Causes for the Development of Antidemocratic Attitudes. Selected Quantitative Findings On the background of increasing disenchantment in politics and increasing right wing populism possible causes for antidemocratic attitudes are examined. In the paper quantitative findings of an empirical research project in the Berlin district of Marzahn-Hellersdorf are presented regarding the causes of such attitudes. Concerning socio-demographical factors the results correspond with the expectations. People that are distant towards democracy have more experiences with unemployment as compared with people that are satisfied with democracy. Indifference or distance towards democracy can more often be found among people with a lower educational level. Among higher earners and middle-class people positive attitudes towards democracy prevail. Poor earners are split in positive and negative attitudes towards democracy. These findings underline the neeed that the social question must get more importance in political discussions. Surprising were the findings concerning authoritarian and inhumane (racist) attitudes: it is less the democracy distant and to a much bigger extent the unpolitical people that are prone to such attitudes. This implies important findings for practical (social) politics and for civic education.