Jeder hat doch Rückenschmerzen: degenerative lumbale Wirbelsäulenerkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten

Praxis ◽  
2020 ◽  
Vol 109 (2) ◽  
pp. 87-95
Author(s):  
Mathias Fortunati ◽  
Frédéric Rossi-Mossuti ◽  
Carl Muroi

Zusammenfassung. Rückenschmerzen sind eine der verbreitetsten Volkskrankheiten. Rund 84 % aller Menschen leiden zumindest einmal in ihrem Leben daran. Unspezifische Rückenschmerzen werden konservativ behandelt. Unterstützend können interventionelle schmerztherapeutische Verfahren, i.e. Infiltrationen, angewendet werden. Operationen bei rein lumbalen Schmerzen sollten nur in Ausnahmefällen erfolgen. Häufig zeigen sich aber auch zusätzliche neurologische Symptome, wie z.B. ein Ausstrahlen, i.e. Ischialgie. Typische Ursachen sind Diskushernien oder die – aufgrund der erhöhten Lebenserwartung immer häufiger auftretende – Spinalkanalstenose. Operationen bei Versagen der konservativen Therapiemassnahmen zeigen hier eine bessere Prognose. Bei schweren neurologischen Symptomen ist eine operative Behandlung angezeigt. Osteoporotische Wirbelkörperfrakturen führen zu akuten Rückenchmerzen. Hier muss anhand klarer Richtlinien entschieden werden, ob eine operative Behandlung im Sinne einer Vertebro- oder Kyphoplastie erfolgen soll oder nicht.

2018 ◽  
Vol 75 (4) ◽  
pp. 199-207
Author(s):  
Raphaël Tamò ◽  
Marianne Rohrbach ◽  
Matthias Baumgartner ◽  
Felix Beuschlein ◽  
Albina Nowak

Zusammenfassung. Lysosomale Speicherkrankheiten (LSK) sind eine Gruppe von über 50 hereditären Erkrankungen, welche durch eine gestörte lysosomale Funktion charakterisiert sind. Das Lysosom fungiert als Recyclinganlage der Zelle. Der Grossteil der LSK wird durch einen Mangel an sauren Hydrolasen ausgelöst. Der gestörte Metabolismus führt dann zur Akkumulation komplexer Moleküle. Die klassische Einteilung der LSK orientiert sich an diesen Hauptspeichermolekülen und unterscheidet Sphingolipidosen (Glykosphingolipide), Mukopolysaccharidosen (Glykosaminoglykane) und Oligosaccharidosen (Oligosaccharide, Glykoproteine) (In Klammern jeweils das Hauptspeichermolekül). Die moderne Einteilung weitet den Begriff auf alle Erkrankungen aus, welche einen Defekt einer Komponente zeigen, die für die normale Funktion des Lysosoms nötig ist. Dies können lysosomale Membranproteine, Aktivatorproteine, Transportproteine oder nicht-lysosomale Proteine sein. Mit einer gemeinsamen Inzidenz von etwa 16 Fällen pro 100’000 Lebendgeburten sind die LSK insgesamt seltene Erkrankungen. Ergebnisse aus Screening-Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass die Inzidenz unter Lebendgeburten unterschätzt wird. Die häufigsten LSK sind die beiden Sphingolipidosen Morbus Gaucher und Morbus Fabry. Die Gemeinsamkeiten der LSK bezüglich ihrer Symptomatik sind die systemischen Manifestationen und die häufige zerebrale Beteiligung. Die Ausprägung der Symptome ist innerhalb der Erkrankungen sehr unterschiedlich. Die pathophysiologischen Prozesse sind vielfältig und nicht durch blosse Überladung und konsekutiven Untergang der Zelle bedingt. Therapeutisch sind verschiedene Angriffspunkte vorhanden: die Substitution der Enzyme mittels Enzymersatztherapie, die Gentherapie oder hämatopoetischen Stammzelltransplantation, die Stabilisierung der defekten Enzyme durch pharmakologische Chaperone sowie die Verringerung der Substrate durch Substratreduktionstherapie.


2016 ◽  
Vol 36 (02) ◽  
pp. 93-100
Author(s):  
R. Kothe ◽  
M. Pietrek

ZusammenfassungDie Inzidenz von Rückenschmerzen aufgrund osteoporotischer Wirbelkörperfrakturen nimmt vor dem Hintergrund der demogra-fischen Entwicklung in Deutschland zu. Die Diagnostik umfasst neben Anamnese und Untersuchung ein Röntgenbild möglichst im Stand. Bei Frakturverdacht sollte ein MRT erfolgen, bei instabilen Frakturen zusätzlich ein CT. Des Weiteren sind eine DXA-Knochendichtemessung und ein Osteoporose-Basislabor erforderlich. Eine konservative Therapie ist ausreichend bei mobilen Patienten ohne neurologische Defizite und ohne Progredienz der Sinterung. Eine operative Behandlung ist indiziert bei immobilisierenden Schmerzen, neurologischer Symptomatik und/oder Frakturprogredienz. Eine neue Klassifikation osteoporotischer Wirbelfrakturen wird vorgestellt (OF-Klassifikation) sowie ein damit verbundener Score als Hilfe für die therapeutische Indikationsfindung. Die operativen Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig und müssen Frakturmorphologie, Wirbelsäulenprofil und Nervenkompressionen berücksichtigen. Es sollten möglichst minimalinvasive Techniken zur Anwendung kommen. Bei allen Wirbelkörperfrakturen mit einem DXAT-Score < –2,0 wird die Einleitung einer medikamentösen Osteoporosetherapie empfohlen.


2006 ◽  
Vol 25 (10) ◽  
pp. 839-846
Author(s):  
M. Paulig

ZusammenfassungKognitive Einbußen sind eine häufige Folge verschiedener Hirnerkrankungen. Ihre Erfassung ist hilfreich, da sie einerseits erhebliche Auswirkungen auf das Alltagsleben des Patienten haben und andererseits dem Untersucher Informationen über die Lokalisation von Krankheitsprozessen im Gehirn geben. Viele neuropsychologische Störungen lassen sich in einem klinischen Screening durch gezielte Anamnese, Verhaltensbeobachtung und kurze Untersuchungen erkennen. Allerdings sind einige Defizite, wie z.B. Störungen von Aufmerksamkeit oder Exekutivfunktionen, bei der klinischen Untersuchung schwer zu erfassen da sie weniger augenfällig als andere neurologische Symptome sind und oft vom Betroffenen selbst nicht bemerkt werden. Deshalb ist eine eingehende neuropsychologische Testung unabdingbar, wenn es darum geht ein detailliertes kognitives Leistungsprofil zu erstellen oder eine kognitive Rehabilitationsbehandlung zu planen.


2022 ◽  
Author(s):  
J. Hoppe ◽  
T. Kalckreuth ◽  
M. Metelmann ◽  
J. J. Rumpf ◽  
S. Klagges ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund und Ziele Schädelbasismetastasen sind eine seltene Manifestation onkologischer Erkrankungen. Wenn Hirnnerven beteiligt sind, können schon kleine Läsionen erhebliche funktionelle Beeinträchtigungen hervorrufen. Spezifische klinische Charakteristika wie neurologische Symptome, assoziierte Primärtumoren, Prognose und optimale Therapie der Erkrankung sind schlecht definiert und sollen in dieser Arbeit systematisch dargestellt werden. Methoden Mit einem monozentrischen retrospektiven Ansatz wurden Schädelbasismetastasen bei Patienten, die im Zeitraum von 2006 bis 2018 behandelt wurden, detailliert hinsichtlich klinischer Charakteristika, der durchgeführten Therapie und des weiteren Erkrankungsverlaufs analysiert. Ergebnisse Insgesamt 45 Patienten mit Schädelbasismetastasen und Hirnnervenausfällen wurden erfasst. Die häufigsten Primärtumoren waren Prostatakarzinom (27 %), Mammakarzinom (22 %) und multiples Myelom (16 %). Die am häufigsten betroffenen Hirnnerven waren Nervus trigeminus (42 %), Nervus oculomotorius (33 %) und Nervus facialis (27 %). 84 % aller Patienten wiesen außerhalb der Schädelbasis liegende weitere Knochenmetastasen auf. Eine durale Infiltration oder eine Meningeosis neoplastica lagen bei je 13 % der Patienten vor. Nach Bestrahlung waren 61 % der Patienten hinsichtlich der auf die Schädelbasismetastase zurückzuführenden Symptome klinisch stabil, bei 22 % hatten sich die Symptome gebessert. Das mediane Gesamtüberleben betrug 8 Monate (Spanne: 0,4–51 Monate). Bei Patienten, die mit einer dosiseskalierten Bestrahlung behandelt wurden, bestand eine längere Überlebenszeit (16,4 Monate vs. 4,7 Monate). Dieser Effekt persistierte auch in der multivariaten Analyse unter Berücksichtigung der Faktoren Karnofsky-Index, Metastasenanzahl, Primärtumor und Bestrahlungsdosis (HR 0,37, p = 0,02). Diskussion Schädelbasismetastasen mit Hirnnervenausfällen haben ein vielgestaltiges Bild und oft eine schlechte Prognose. Um potenziell eine Überlebenszeitverbesserung zu erreichen, sind präzise Diagnostik und Therapie Voraussetzung. Prospektive kontrollierte Untersuchungen sind notwendig.


2017 ◽  
Vol 85 (12) ◽  
pp. 740-746 ◽  
Author(s):  
Bernhard Widder

ZusammenfassungBeschwerdenvalidierung ist sowohl im klinischen Kontext als auch bei Begutachtungen von wesentlicher Bedeutung. Werden bei einer Untersuchung neurologische Symptome demonstriert und/oder Schmerzen geklagt, die nicht oder nicht vollständig durch eine zugrunde liegende Erkrankung erklärbar sind, gilt es eine mögliche psychische Verursachung zuverlässig zu erkennen, um weitere unnötige Untersuchungen zu vermeiden. Bei Begutachtungen ist zusätzlich in einem weiteren Schritt eine Vortäuschung oder Aggravation der Beschwerden zur Erlangung finanzieller Vorteile zu differenzieren. Die vorliegende Übersicht enthält eine Zusammenstellung der für den Neurologen und Psychiater wichtigsten klinischen Beobachtungen und Tests zur Beschwerdenvalidierung bei sensomotorischen Symptomen, Tremor, Gang-, Gleichgewichts- und Sehstörungen sowie geklagten Schmerzen.


2021 ◽  
Vol 238 (04) ◽  
pp. 493-498
Author(s):  
Jan Heckmann ◽  
Margarita Todorova ◽  
Veit Sturm

Zusammenfassung Hintergrund Die operative Behandlung von Abduzensparesen orientiert sich vor allem an der verbliebenen Motilität des M. rectus lateralis. Reicht die maximale Abduktion nicht über die Mittellinie hinaus, sollte eine gleichseitige Muskeltransposition der vertikalen Recti erfolgen. Seit der Erstbeschreibung vor mehr als 100 Jahren sind eine Vielzahl von Modifikationen vorgestellt worden. Die minimalinvasive Adaptation nach Nishida hat zuletzt zunehmend Beachtung erfahren. Patienten und Methoden Retrospektive Fallserie von 4 Patienten mit Abduzensparesen, deren chirurgische Versorgung mittels Transpositionsmanöver nach Nishida erfolgte. Die Kasuistiken werden unter besonderer Berücksichtigung der prä- und postoperativen Verhältnisse hinsichtlich Schielwinkel und Motilität präsentiert. Ergebnisse Vier Patienten (2 weiblich, 2 männlich) wurden in die Studie eingeschlossen. Bei einem 7-jährigen Mädchen und einer 37-jährigen Frau mit linksseitiger Abduzensparese erfolgte eine gleichseitige Transposition. Bei einem 56-jährigen Mann mit linksseitiger Parese und einem 82-jährigen Mann mit Parese rechts wurde die Transposition nach Nishida mit einer gleichseitigen Rücklagerung des M. rectus medialis kombiniert. Bei allen 4 Patienten wurden durch die Operation eine deutliche Verkleinerung des Schielwinkels sowie eine Verbesserung der Motilität erreicht. Schlussfolgerung Die Transposition der Vertikalmotoren ist bei Abduzensparesen als Operationsmethode etabliert. Unter den verschiedenen Modifikationen stellt die Adaptation nach Nishida eine sichere, wirkungsvolle und minimalinvasive Option dar. Die gefäßschonende Technik erlaubt auch die gleichzeitige Schwächung des M. rectus medialis.


2020 ◽  
Author(s):  
Andreas Wiedl ◽  
Stefan Förch ◽  
Annabel Fenwick ◽  
Edgar Mayr

Zusammenfassung Hintergrund Osteoporotische Wirbelkörperfrakturen sind eine häufige Verletzung alter Menschen, deren optimale Behandlung (konservativ oder operativ) diskutiert wird. Die Literatur beschreibt nach Wirbelkörperaugmentationen geringere Mortalitäten als nach konservativer Therapie. Ob eine positive Korrelation des operativen Vorgehens mit dem Überleben nach oben genannten Verletzungen besteht, soll im eigenen alterstraumatologischen Patientenkollektiv überprüft werden. Methodik Es erfolgte die Erfassung aller Patienten, die mit einer osteoporotischen Wirbelkörperfraktur vom 01.02.2014 bis 31.01.2015 auf einer alterstraumatologischen Station behandelt wurden. Im Rahmen eines 2‑Jahres-Follow-up wurden diese auf die assoziierte Sterblichkeit untersucht, wobei insbesondere der Einfluss der Therapie untersucht wurde. Ergebnisse Insgesamt konnten 74 Patienten (Rücklauf 74 %) mit einem durchschnittlichen Alter von 83,2 Jahren eingeschlossen werden, davon wurden 40 konservativ und 34 operativ versorgt. Die gesamte Ein- und Zweijahresmortalität betrugen 29,7 % bzw. 35,1 %, nach operativer Versorgung 20,6 % bzw. 23,5 % und nach konservativer Therapie 37,5 % bzw. 45 % (p = 0,113 bzw. 0,086, Chi-Quadrat-Test). Die um Störfaktoren bereinigte „hazard ratio“ betrug 2,0 (95 %-KI: 0,686–6,100) Diskussion Auch wenn möglicherweise wegen der eher geringen Fallzahl kein signifikantes Ergebnis nachgewiesen werden konnte, zeigen die Analysen eine Tendenz des verbesserten Überlebens nach operativem Vorgehen. Dies steht im Einklang mit internationalen Studien. Bestehende Untersuchungen lassen vermuten, dass die Reduktion der Kyphosierung durch die Operation einen wichtigen kausalen Zusammenhang darstellen könnte.


2005 ◽  
Vol 62 (4) ◽  
pp. 230-237 ◽  
Author(s):  
Renteria

Epidemiologische Studien zeigen eine Prävalenz von Missbrauchserfahrungen bei Mädchen zwischen 14 und 33%. Indizien für einen Missbrauch sind zwar im Einzelnen unspezifisch, bei gleichzeitigem Auftreten jedoch bedeutungsvoll: Somatische Indizien sind sexuell übertragbare Erkrankungen, Schwangerschaft, unerklärbare Blutungen, rezidivierende genitale Beschwerden. Psychosoziale nichtsexuelle Indikatoren sind neu aufgetretene Verhaltensschwierigkeiten, Ausreissen, Esstörungen etc; Psychosexuelle Indikatoren sind eine Hypersexualisation der Sprache und des Verhalten, ein gestörtes Körpergefühl und gestörte Geschlechstidentität. Als indirekt beweisende Befunde gelten neben alten Genital oder/und Analläsionen Einrisse des Hymens bis auf den Insertionssaum, die sich an tpyischer Stellle im hinteren Bereich der Kommissur finden. Die Abklärung und Betreuung von Kindern, bei denen Verdachtsmomente, aber keine sicheren Indizien bestehen, setzt eine hohe Kompetenz und eine multdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kindergynäkologen, Kinderpsychiatern, Kinderschutzgruppen und eventuell weiteren beteiligten Fachleuten voraus, um einerseits nicht ungerechtfertigt Familienstrukturen schwer zu belasten und damit den Kindern zu schaden, um andererseits aber auch sicherzustellen, dass die Opfer eine umfassende akute und langfristige medizinische und psychosoziale Betreuung erfahren.


2009 ◽  
Vol 66 (4) ◽  
pp. 231-240
Author(s):  
Heidi Abbuehl ◽  
Michael J. Zellweger ◽  
Andreas Hoffmann

Die Koronare Herzkrankheit kann sich akut oder chronisch-rezidivierend mit meist belastungsabhängigen pektanginösen Beschwerden oder Atemnot manifestieren. Die Unterscheidung zwischen stabiler und instabiler Verlaufsform ist prognostisch wichtig, instabile Patienten müssen wie ein akutes Koronarsyndrom stationär abgeklärt werden, bei stabiler Symptomatik kann die weitere Diagnostik mehrheitlich ambulant erfolgen. Differentialdiagnostisch kommen eine Vielzahl anderer kardialer und extrakardialer Ursachen für Thoraxbeschwerden in Frage. Wichtigste initiale diagnostische Schritte sind eine kardiovaskuläre Risikostratifizierung sowie der Nachweis einer Ischämie (bzw. Narbe, Nekrose) in Ruhe oder meist unter Belastung, allenfalls ergänzt durch eine bildgebende Methode. Die Beurteilung der Leistungsfähigkeit erfolgt anhand physiologischer Parameter (Watt, VO2max. bzw. MET, Distanz) mittels Ergometrie, Spiroergometrie oder 6-Minuten-Gehtest (z.B. bei Herzinsuffizienz). Für die Beurteilung der Arbeitsfähigkeit sind zusätzliche Faktoren ausschlaggebend.


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