Neue europäische Empfehlungen zum Blutdruckmanagement im Alter

2018 ◽  
Vol 143 (24) ◽  
pp. 1745-1748
Author(s):  
Ute Hoffmann ◽  
Jan-Marc Thrun

Was ist neu? Neuer Standard für Messmethoden Unter anderem ist die korrekte Blutdruckmessung unter standardisierten Bedingungen in den letzten Jahren in den Fokus gerückt. Dies beinhaltet vor allem die richtige Anwendung von validierten Messgeräten und die Einhaltung eines einheitlichen Messablaufs mit Ruhezeit vor der Messung, dem Durchführen von mehreren Messzyklen ebenso wie der Messung im Stehen bei älteren Patienten. Wegen des höheren Auftretens eines Weißkitteleffekts und der orthostatischen Hypotonie sowie zur Therapiekontrolle wird bei älteren Menschen auch immer die häusliche Selbstmessung empfohlen. Welche Messgeräte für ältere Menschen? Ältere Patienten sollten die Blutdruckmessung mit validierten Oberarmmessgeräten mit gut ablesbarem Display durchführen. Blutdruckzielwerte Die neuen europäischen Leitlinien zum Management der arteriellen Hypertonie empfehlen konkrete und z. T. niedrigere Blutdruckzielwerte zumindest für fitte ältere Patienten. Bei der Einteilung in Gruppen spiegelt sich v. a. die Berücksichtigung von Frailty, der Selbstständigkeit, der Begleitmedikation und der Therapieverträglichkeit der älteren Menschen wider. Nicht-medikamentöse und medikamentöse antihypertensive Strategie bei älteren Menschen Auch älteren Menschen sind, sofern möglich, nicht-medikamentöse Maßnahmen zu empfehlen. Als medikamentöse Initialtherapie eignet sich eine Kombinationstherapie beginnend mit den jeweils niedrigsten Dosen, idealerweise als „single pill“.

2020 ◽  
Vol 9 (05) ◽  
pp. 424-430
Author(s):  
Britt Hofmann ◽  
Andreas Simm

ZusammenfassungÄltere Menschen stellen einen wachsenden Anteil unserer täglich medizinisch und chirurgisch zu versorgenden Patienten dar. Allerdings definiert das kalendarische Alter alleine den älteren Patienten nur unzureichend. Vielmehr scheint das biologische Alter oder das Maß an Gebrechlichkeit entscheidend für die Charakterisierung zu sein. Auch der Prozentsatz der Menschen, die gebrechlich sind, ist in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen. Gebrechlichkeit oder Frailty ist ein geriatrisches Syndrom, welches durch verringerte physische und psychische Reserven zur Kompensation gekennzeichnet ist. Die beiden am häufigsten genutzten Ansätze zur Definition von Gebrechlichkeit sind der phänotypische Ansatz und der Ansatz der Defizitakkumulation. Für ältere Patienten haben sich in diesem Zusammenhang 2 Interventionspunkte in der klinischen Praxis herauskristallisiert: 1. die präinterventionelle/operative Identifizierung von Hochrisikopatienten, um sowohl die Patientenerwartungen als auch die chirurgische Entscheidungsfindung zu steuern, und 2. periinterventionelle/operative Optimierungsstrategien für gebrechliche Patienten. Noch fehlt ein mit vertretbarem Zeitaufwand in der klinischen Praxis umsetzbarer, objektiver Goldstandard zur Analyse der Frailty.


2020 ◽  
Vol 58 (06) ◽  
pp. 564-576
Author(s):  
Nadine Schulte ◽  
Matthias P. Ebert ◽  
Christoph Reissfelder ◽  
Nicolai Härtel

ZusammenfassungÄltere Patienten (65 Jahre und älter) stellen die Mehrheit der Patienten mit einer Krebsdiagnose dar. Für Ösophaguskarzinome liegt der Altersgipfel in der siebten bis achten Lebensdekade. Bei Magenkarzinomen ist 1/3 der Patienten älter als 75 Jahre, und ca. 45 % der Kolonkarzinom-Patienten sind ≥ 75 Jahre alt.Aufgrund bestehender Komorbiditäten, altersbedingter Veränderungen und Polypharmazie stellen ältere und alte Patienten eine besondere Herausforderung in der Tumortherapie dar.In Studien sind diese Patienten meist deutlich unterrepräsentiert, und dezidierte „Elderly“-Studien sind rar. Neue Operationsverfahren mit der minimalinvasiven Technik wie der Laparoskopie oder mit Telemanipulatoren liefern gerade für das Ösophagus- und Magenkarzinom Vorteile, die zukünftig für alte und ältere Patienten die postoperative Morbidität in Bezug auf kardiale und pulmonale Komplikationen deutlich senken können.Bezüglich Chemotherapie zeigt sich eine gute Verträglichkeit von Fluoropyrimidinen und Oxaliplatin; von Triple-Therapien sollte eher Abstand genommen werden. Gerade die Immuntherapie bietet aufgrund des besseren Nebenwirkungsprofils eine interessante Alternative zur Standardchemotherapie.


2021 ◽  
Vol 146 (15) ◽  
pp. 950-954
Author(s):  
Mario Detomas ◽  
Miriam Reuter ◽  
Timo Deutschbein

Was ist neu? Diagnostik Bei Verdacht auf eine Akromegalie wird zunächst das Hormon Insulin-like growth factor 1 (IGF-1) als wesentlicher Mediator des Wachstumshormons (GH) bestimmt. Ist es erhöht, schließt sich eine Bestätigungsdiagnostik mittels GH-Suppressionstest an. Neue Arbeiten empfehlen für diesen Test niedrigere GH-Grenzwerte als früher, zudem sollen potenzielle Einflussgrößen (z. B. Body-Mass-Index) stärker berücksichtigt werden. Perspektivisch könnten Erkrankte mittels einer automatisierten Gesichtserkennung ggf. leichter identifiziert werden. Komorbiditäten Bei einem unkontrollierten GH-Exzess sind Lebensqualität und -erwartung zum Teil erheblich reduziert. Eine Akromegalie sowie deren typische Folgeerkrankungen (z. B. Schlafapnoe, Kardiomyopathie, Arthropathie) müssen daher frühzeitig erkannt werden. Kürzlich wurden neue Empfehlungen für ein standardisiertes diagnostisches Vorgehen publiziert. Therapie Die operative Adenomentfernung durch einen erfahrenen Hypophysenchirurgen ist Therapie der Wahl. Bei residueller Erkrankung kann perspektivisch eine Kombination aus volumetrischer Magnetresonanztomografie (MRT) und 11C-Methionin-Positronen-Emissions-Tomografie (PET) eine Folgeoperation erleichtern. Für die typische Zweitlinientherapie mit Somatostatin-Analoga (SSA) ist nun erstmals auch ein oral einzusetzendes Präparat verfügbar. Neue Daten belegen die Wirksamkeit und Sicherheit einer Hypophysenbestrahlung. Spezielle Patientenpopulationen Schwangere und ältere Patienten bedürfen besonderer Aufmerksamkeit. Gemäß aktueller Daten wirkt sich die COVID-Pandemie auch bei einer Akromegalie nachteilig auf Diagnostik und Therapie aus.


Author(s):  
Julian Wangler ◽  
Michael Jansky

Zusammenfassung Hintergrund Gerade im höheren Lebensalter kann regelmäßige körperliche Aktivität einen wertvollen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge und zum Erhalt eines selbständigen Lebens leisten. Das hausärztliche Setting gilt als gut geeignet, um ältere Patienten kompetent zu beraten, sie auf geeignete Bewegungsformate hinzuweisen und zu einer längerfristigen Wahrnehmung selbiger zu motivieren. Ziel der Arbeit Die Studie soll einen Beitrag leisten, den Status quo des Themas Bewegungsförderung für ältere Menschen im hausärztlichen Setting zu explorieren. Material und Methoden Zwischen März und September 2020 wurden 38 qualitative Einzelinterviews mit Hausärzt*innen in Rheinland-Pfalz und Hessen geführt. Ergebnisse Die Interviewten zeigen ein ausgeprägtes Maß an Bewusstsein und Sensitivität in Bezug auf die Gesundheits- und Bewegungsförderung im höheren Lebensalter. Viele Ärzte sind engagiert, wenn es darum geht, geeignete Aktivitäten für ältere Patienten zu identifizieren und diese nachhaltig zu einer Teilnahme zu bewegen. Einige Ärzte arbeiten eng mit Gesundheits- und Sportakteuren vor Ort zusammen. Die Interviewten benennen Herausforderungen, insbesondere ein Fehlen adäquater Strukturen zur Bewegungsförderung. Einem Teil der Hausärzte mangelt es an einem Überblick, welche Bewegungsangebote in der Umgebung angeboten werden; Kooperationen mit Gesundheitsanbietern sind nicht immer gegeben. Schlussfolgerung Hausärzt*innen sollten in einer aktiven Rolle im Bereich der Bewegungs- und Gesundheitsförderung bestärkt werden. Damit sie effektiv auf Angebote verweisen bzw. Patienten dorthin vermitteln können, kommt es darauf an, das hausärztliche Setting in ein kommunales Netzwerk der Prävention und Gesundheitsförderung einzubinden. Gezielte Schulungen können das hausärztliche Team darin unterstützen, Praxisbesuche älterer Patienten systematisch zu nutzen, um auf den Wert körperlicher Aktivität hinzuweisen.


2015 ◽  
Vol 72 (11/12) ◽  
pp. 673-677 ◽  
Author(s):  
Alexandra Malinovska ◽  
Roland Bingisser ◽  
Christian H. Nickel

Zusammenfassung. Jede Medikamentenverschreibung ist ein Balanceakt zwischen gewünschter Wirkung und unerwünschter Arzneimittelwirkung (UAW). Das Hauptrisiko für UAWs ist die Polypharmazie. Mit jedem zusätzlichen Medikament steigt das Risiko für eine UAW. Ältere Menschen haben daher ein erhöhtes Risiko, da sie gehäuft mehrere Medikamente einnehmen. Ob das Alter per se jedoch auch ein Risikofaktor darstellt, ist umstritten. Jedoch konnte gezeigt werden, dass UAWs im Alter vermehrt auftreten und bis zu 16,3 % der Vorstellungen auf einer Notaufnahme ausmachen. Es konnte jedoch in verschiedenen Studien gezeigt werden, dass viele UAWs vermeidbar und vorhersehbar sind. Jedoch werden UAWs auf der Notfallstation selten erkannt, welches in der unterschiedlichen klinischen Präsentation von UAWs begründet sein kann. Eine Hilfestellung für die Erkennung von UAWs bilden explizite Checklisten wie beispielsweise die Beers Kriterien oder die STOPP/START Liste. Diese sind Aufzählungen von Medikamenten, die potenziell unangebracht für ältere Patienten sind. Jedoch werden UAWs auf Notfallstationen nicht nur nicht erkannt, sondern es werden auch unangebrachte Medikamente auf Notfallstationen verschrieben. Dies zeigt, dass ein Bedarf an Aufarbeitung dieses Problems besteht.


Author(s):  
Hans-Jürgen Rumpf ◽  
Ulrich John ◽  
Ulfert Hapke ◽  
Gallus Bischof

Fragestellung: Ältere Menschen mit problematischem Alkoholkonsum werden im Hinblick auf Frühinterventionen oder suchtspezifische Behandlung unzureichend erreicht und versorgt. Der Artikel gibt einen Überblick zu Diagnostik, Kurzinterventionen und Behandlungsmöglichkeiten. </p><p> Methodik: Recherche bei der Online-Datenbank PubMed. </p><p> Ergebnisse: Sowohl beim Screening als auch bei der vertiefenden Diagnostik gilt, dass Vorgehensweisen aus jüngeren Altersgruppen nicht ohne weiteres übernommen werden können. Kurzinterventionen im Bereich der primärmedizinischen Versorgung haben in ersten Studien Wirksamkeit zeigen können. Studien zu suchtspezifischer Behandlung belegen, dass ältere Patienten kurzfristig zumindest gleich gute Erfolge zeigen und langfristig oft bessere Abstinenzraten erzielen. Es gibt Hinweise, dass eine alterspezifische Anpassung von Interventionen Halteraten und Erfolg verbessern kann. </p><p> Schlussfolgerungen: Es stehen wirksame Behandlungsmöglichkeiten für problematischen Alkoholkonsum bei Menschen im höheren Lebensalter zur Verfügung. Eine bessere Versorgung mit Kurzinterventionen und weiterführenden therapeutischen Maßnahmen ist vordringlich.


Author(s):  
Stefanie Graefe

Aus soziologischer Perspektive lässt sich eine Neubestimmung der Lebensphase Alter in der Gegenwart feststellen. Nicht nur verschiebt der demografische Wandel die Altersstruktur der Bevölkerung; ältere Menschen werden seit einigen Jahren auch gezielt als aktive und produktive Bürger*innen adressiert und sollen auf diese Weise von stigmatisierenden Altersbildern befreit werden. Vor diesem Hintergrund skizziert der Beitrag Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie zur subjektiven Erfahrung des Alter(n)s, die an der Friedrich-Schiller-Universität Jena durchgeführt wurde.


2018 ◽  
Vol 143 (02) ◽  
pp. 111-114 ◽  
Author(s):  
Philipp Kapp ◽  
Wolfgang Meier ◽  
Roland Reinehr

Zusammenfassung Anamnese Einige Wochen nach Antibiotikatherapie wird ein älterer Patient mit ausgeprägter Beeinträchtigung durch anhaltende Diarrhö eingeliefert. Untersuchungen Unter der Exsikkose hat sich eine Niereninsuffizienz verschlechtert, der Patient ist immobilisiert und geschwächt. In der Rekto-Sigmoidoskopie stellt sich eine granulierende Proktosigmoiditis mit membranösen Exsudationen und Granulationen dar. Diagnose Durch die Stuhlkulturen wurde der Nachweis von Pseudomonas aeruginosa möglich. Therapie und Verlauf Unter Infusionen besserte sich die Nierenfunktion rasch. Eine orale Antibiose mit Ciprofloxacin wurde mit Erfolg durchgeführt. Folgerung Ältere Menschen sind durch ihre Multimorbidität anfällig für Dysenterie nach Antibiotikaeinsatz, wobei nicht nur Clostridien eine Rolle spielen, sondern auch seltener auftretende Keime wie Pseudomonaden. Im Rahmen ausgeprägter Diarrhö kann im hohen Alter rasch ein prärenales Nierenversagen entstehen.


Author(s):  
G. Hinrichs ◽  
A. Behnisch ◽  
K. Krull ◽  
S. Reimers

Zusammenfassung Fragestellung: An einer Stichprobe von 145 männlichen Inhaftierten des Jugendstrafvollzuges wurden Einflussfaktoren, Struktur und Vorhersagbarkeit von Therapiemotivation erfasst. Methodik: Als Prädiktoren dienten biographische Daten, die Therapieerwartung, Persönlichkeitsmerkmale (gemessen mit dem FPI-R) sowie die psychische Belastung (erhoben über die Symptomcheckliste). Das Kriterium Therapiemotivation untergliederte sich in die Bereiche: Leidensdruck, Unzufriedenheit, Änderungswunsch, Hilfewunsch und Erfolgserwartung. Ergebnisse: Innerhalb der Stichprobe fand sich eine deutliche biographische, psychische und symptomatologische Belastung. Bei mittleren Werten für die Therapieerwartung und -motivation erklärten sich zwei Drittel zu einer Behandlung während ihrer Inhaftierung bereit. Schlussfolgerungen: Therapiemotivation erwies sich als eindimensionales Konstrukt, ließ sich am ehesten aus der emotionalen Labilität vorhersagen, gefolgt von der Symptombelastung, der Therapieerwartung sowie der Gehemmtheit. Bedeutsame Unterschiede durch zusätzliche Gruppenvergleiche fanden sich im Wesentlichen für die testpsychologischen Kennwerte, nicht so sehr für das Konstrukt der Therapiemotivation.


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