Neue europäische Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie der arteriellen Hypertonie

2014 ◽  
Vol 08 (01) ◽  
pp. 32-36
Author(s):  
J. Jordan ◽  
S. Engeli

ZusammenfassungIm Juni 2013 veröffentlichten die europäischen Hypertensiologen und Kardiologen ihre 3. gemeinsamen Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie der Hypertonie mit einigen grundlegenden Änderungen gegenüber den vorhergehenden Versionen. Diese europäischen Leitlinien sind für Deutschland von besonderer Bedeutung, da sie in minimal modifizierter Fassung von der Deutsche Hochdruckliga übernommen und übersetzt werden.Die Diagnose Hypertonie wird bei Blutdruckwerten >140/>90 mmHg gestellt. Geringe Überschreitungen dieser Werte rechtfertigen aber noch keine medikamentöse antihypertensive Therapie, sofern nicht gravierende Begleiterkrankungen oder Organschäden vorliegen. Bestimmend für den medikamentösen Therapiebeginn ist das Gesamtrisiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Die Leitlinien heben die Bedeutung von Blutdruckmessungen außerhalb der Praxis für die Diagnostik hervor und verstärken die Empfehlungen zur Initiierung von Lebensstiländerungen vor Beginn der antihypertensiven Therapie. Empfohlen werden insbesondere Kochsalzrestriktion, Gewichtsreduktion, Reduktion des Alkoholkonsums und verstärkte körperliche Aktivität.Grundsätzliches Therapieziel ist ein Blutdruck <140/<90 mm Hg, nur für Patienten mit Diabetes werden Werte <140/<85 mmHg empfohlen. Thiaziddiuretika, ACE-Hemmer, AT1-Rezeptorblocker und Kalziumantagonisten sind Antihypertensiva der ersten Wahl und bevorzugte Bestandteile einer antihypertensiven Kombinationstherapie. β-Blocker, obwohl formal auch noch Erstlinien-Antihypertensiva, werden in ihrer Bedeutung für die blutdrucksenkende Therapie deutlich herabgestuft. Einer frühen Kombinationstherapie wird der Vorzug vor einer Monotherapie gegeben.

2018 ◽  
Vol 27 (03) ◽  
pp. 154-160 ◽  
Author(s):  
F. Thomasius ◽  
E. Baum ◽  
P. Bernecker ◽  
W. Böcker ◽  
T. Brabant ◽  
...  

ZusammenfassungDiese DVO Leitlinien, die in erster Linie für Allgemeinmediziner und Spezialisten für Knochenerkrankungen bestimmt sind, sollten von allen im klinischen und ambulanten Bereich tätigen medizinischen Fachkräften angewendet werden. Ziel der Leitlinie ist die Verbesserung der Diagnose, Prävention und Behandlung von Osteoporose und der Folgen der Erkrankung auf der Grundlage evidenzbasierter Medizin.Klare Empfehlungen, welche Patienten zu diagnostizieren und behandeln sind (basierend auf Risikofaktoren [einschließlich sekundärer Osteoporose]) sowie Primär-, Sekundär- oder Tertiärprävention werden dargestellt, mit dem Schwerpunkt auf der postmenopausalen Osteoporose und der Osteoporose bei Männern.Die Identifizierung von Patienten mit einem hohen Risiko für Frakturen wird hervorgehoben, und spezifische Schwellenwerte für die Intervention sind definiert (20 % Hüftfrakturrisiko innerhalb von 10 Jahren diagnostischer Schwellenwert, 30 % Hüftfrakturrisiko innerhalb von 10 Jahren therapeutische Schwelle). Die Diagnose von Osteoporose basiert auf der Anamnese des Patienten, der körperlichen Untersuchung, dem Funktionstest (z. B. Timed Up and Go Test), konventionellen Röntgenaufnahmen der Brust- und Lendenwirbelsäule und der Bestimmung der Knochenmineraldichte (BMD) durch das DXA Verfahren.Die Anamnese ist entscheidend für die Abschätzung des Frakturrisikos auf der Grundlage von 40 wissenschaftlich überprüften Risikofaktoren, die das Frakturrisiko mindestens verdoppeln (z. B. Begleiterkrankungen, Hüftfrakturen in der Familie, prävalente Frakturen an jedem Ort, Lebensstil, Anwendung von Medikamenten, körperliche Aktivität und Stürze). Röntgenaufnahmen der Brust- und Lendenwirbelsäule sind wichtig, um prävalente Wirbelkörperfrakturen zu erkennen. Beim Fehlen eines großen Traumas kann jede Fraktur bei Erwachsenen über dem Alter von 50 Jahren eine Diagnose von Osteoporose nahelegen, mit dem höchsten Risiko für eine nachfolgende Fraktur innerhalb einer kurzen Zeit nach der ersten Fraktur. BMD-Messungen mit DXA sind wichtig, um das individuelle Frakturrisiko besser abschätzen zu können. Eine grundlegende Laboruntersuchung ist obligatorisch, um verschiedene Formen der sekundären Osteoporose ausschließen zu können.Der DVO-Patientenfindungs-Algorithmus basiert auf dem Geschlecht, Alter, Knochenmineraldichte und vorbestehenden Frakturen als wichtigste Informationen. Die Indikation für eine aktive anti-osteoporotische Therapie kann durch multiple Risikofaktoren modifiziert und verfeinert werden. Dieser Algorithmus wurde seit dem Richtlinien-Update 2006 verwendet und wurde entsprechend der internationalen Literatur zu Risikofaktoren für Osteoporose und osteoporotische Frakturen aktualisiert und angepasst.Die Behandlung der Osteoporose enthält viele Therapiepfeiler. Zusammen mit Empfehlungen für Bewegung, Physiotherapie und Sturzprävention sowie Ernährung (z. B. Calcium, Vit. D), werden pharmakologische Behandlungen basierend auf evidenzbasierter Medizin empfohlen. Die aktiven Anti-Osteoporose-Medikamente müssen für die Indikation postmenopausale Osteoporose und männliche Osteoporose in Deutschland, Österreich und der Schweiz zugelassen sein. Das Management und die Vorbeugung von häufigen oder seltenen Nebenwirkungen aufgrund von Anti-Osteoporose-Behandlungen, die in der klinischen Praxis angewendet werden, werden ebenfalls detailliert behandelt.


2018 ◽  
Vol 75 (1) ◽  
pp. 77-80
Author(s):  
Simon Manuel Ewers ◽  
Malte Christian Claussen

Zusammenfassung. Schizophrene Psychosen sind schwere psychische Erkrankungen, die im Vergleich zu gesunden Individuen und anderen psychiatrischen Störungen mit einer geringen Lebenserwartung einhergehen. Als Risikofaktoren für die erhöhte Mortalität werden Übergewicht und zugehörige Gesundheitsprobleme wie Diabetes mellitus, kardiovaskuläre Erkrankungen und mit Rauchen assoziierte Lungenerkrankungen genannt. Geringe körperliche Aktivität und vermehrtes sedentäres Verhalten wurden als wichtiger behavioraler Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen bei Menschen mit Schizophrenie identifiziert. Zahlreiche Forschungsergebnisse zeigen einen positiven Einfluss von Sport sowohl auf die psychische Symptomatik als auch die körperliche Gesundheit. In den vorliegenden Studien kamen jedoch unterschiedliche Arten von angeleiteter Bewegung mit divergierender Intensität im Gruppen- oder Einzelsetting zur Anwendung. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) empfiehlt den Einsatz von sport- und bewegungstherapeutischen Interventionen, aber es werden weitere grosse randomisiert kontrollierte Studien benötigt, um Art, Umfang und Dauer sowie die Wirkung der eingesetzten Methoden in den verschiedenen Phasen der Erkrankung zu untersuchen. Ein Ziel dabei sollte die evidenzbasierte Implementierung von spezifischen und systematischen sport- und bewegungstherapeutischen Interventionen als ergänzender Baustein neben der psychopharmakologischen und psychotherapeutischen Behandlung bei Menschen mit Schizophrenie sein.


2009 ◽  
Vol 28 (11) ◽  
pp. 829-833
Author(s):  
K. Frasch ◽  
N.-U. Neumann

ZusammenfassungKörperliche Aktivität, speziell regelmäßiges Ausdauertraining, nimmt positiven Einfluss nicht nur auf Körpergewicht, Herz-Kreislaufsystem und Bewegungsapparat, sondern auch auf den ZNS-Metabolismus. Über muskuläre Aktivität werden neurogenerative, neuroadaptive und neuroprotektive Mechanismen in Gang gesetzt. Tierexperimentelle Daten sprechen dafür, dass die erwähnten Vorgänge vor allem über neurotrophe Faktoren vermittelt werden. Auf funktioneller Ebene konnten tierexperimentell positive Effekte auf Lern- und Gedächtnisleistungen demonstriert werden. Im Bereich der Humanbiologie gibt es Hinweise darauf, dass körperliche Aktivität präventive und therapeutische Relevanz für die Adipositas und assoziierte Störungen wie beispielsweise metabolisches Syndrom, Typ-II-Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen hat, aber auch für Krebserkrankungen sowie depressive und demenzielle Syndrome. Welche metabolischen und neuronalen Vorgänge und Wechselwirkungen zwischen aktivierter Muskulatur und ZNS zu den experimentell belegten neuro- und psychotropen Effekten führen, ist noch nicht hinreichend geklärt. Offen ist auch, über welche Mechanismen eine autonome Regulation der Motilität vonstatten geht.


Pneumologie ◽  
2019 ◽  
Vol 73 (11) ◽  
pp. 651-669
Author(s):  
B. Jany ◽  
R. Bals ◽  
M. Dreher ◽  
M. Held ◽  
L. Jany ◽  
...  

ZusammenfassungPneumologen sollten immer auch an das Herz denken, wenn sie Patienten mit pulmonalen Erkrankungen diagnostizieren und therapieren. Dies gilt besonders für die COPD, aber auch eine ganze Reihe anderer pneumologischer Krankheitsbilder. Auf dem Workshop „Luftschlösser“, der wieder im Februar 2019 in Wiesbaden abgehalten wurde, diskutierten die Teilnehmer die vielfältigen Interaktionen von Lunge und Herz und deren Bedeutung für die Therapie. Ausgehend von pathophysiologischen Überlegungen wurden die psychosozialen Auswirkungen des Kardinalsymptoms Dyspnoe für Patienten sowohl mit Lungen- als auch Herzerkrankungen deutlich. Eine besondere diagnostische und therapeutische Herausforderung liegt im simultanen Auftreten von pulmonalen und kardialen Krankheiten beim individuellen Patienten. So wurde gezeigt, wie häufig die Komorbidität Herzinfarkt bei COPD übersehen wird – und vice versa. Dass auch Asthmatiker häufiger eine koronare Herzerkrankung oder eine Herzinsuffizienz aufweisen, ist im klinischen Alltag nicht immer präsent. Die Überblähung der Lunge beim Emphysem beeinträchtigt die kardiale Funktion auch beim Herzgesunden. Die medikamentöse Verminderung der Überblähung verbessert so die kardiale Funktion. Biomarker helfen bei der Differenzialdiagnose. Ihre Rolle wird in der großen deutschen Kohorte COSYCONET untersucht. Der schwerergradig herzkranke Lungenpatient stellt therapeutisch eine große Herausforderung dar, insbesondere wenn er intensiv- und beatmungspflichtig wird und das Weaning prolongiert verläuft. Ein „klassisches“ Beispiel der Interaktion von Lunge und Herz stellen die Lungengefäßerkrankungen dar. Sowohl bei der pulmonal-arteriellen Hypertonie als auch der chronisch-thromboembolischen pulmonalen Hypertonie vergeht nicht selten eine zu lange Zeit bis zur Diagnosestellung. Die therapeutischen Möglichkeiten haben sich für beide Gruppen von Lungengefäßerkrankungen in den letzten Jahren erheblich verbessert und stellen eine wichtige Aufgabe für Pneumologen dar. Schlafbezogene Atmungsstörungen und die kardiale Funktion stehen in einer Wechselbeziehung, die nach der SERVE-HF-Studie einer besonderen Aufmerksamkeit bedarf. Unstrittig bleibt, dass die obstruktive Schlafapnoe ein unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen ist und leitlinienkonform behandelt werden muss.Der Workshop zeigte eindrucksvoll die vielfältigen Wechselwirkungen von Herz und respiratorischem System, die zu Problemen in Diagnostik und Therapie führen können. Pneumologische Leitlinien sollten den Aspekt der kardialen Komorbidität stärker in den Fokus nehmen.


2019 ◽  
Vol 45 (01/02) ◽  
pp. 24-31
Author(s):  
J. Stoevesandt ◽  
A. Trautmann

ZusammenfassungDas individuelle Risiko für anaphylaktische Stichreaktionen bleibt im Laufe eines Menschenlebens nicht konstant, sondern ist von Lebensalter und Gesundheitszustand, von persönlichen Aktivitäten und Vorlieben abhängig. Lebensumstände und Begleiterkrankungen können darüber hinaus auch Entscheidungen hinsichtlich Diagnostik und Therapie beeinflussen. In der vorliegenden Arbeit werden Risiken und Besonderheiten von Patienten mit Bienen-/Wespengiftallergie in verschiedenen Lebensphasen erörtert. Schwere anaphylaktische Stichreaktionen sind im Kindes- und Jugendalter trotz verhältnismäßig häufiger Stiche durch Bienen und Wespen selten. Allergische Nebenwirkungen einer Immuntherapie mit Bienen-/Wespengift hingegen sind ebenso häufig wie bei Erwachsenen, aber i. d. R. sehr gut beherrschbar. Schwangeren unter bereits laufender Immuntherapie mit Bienen-/Wespengift sollte bei guter Verträglichkeit eine Therapiefortsetzung angeraten werden, da das Risiko von anaphylaktischen Therapiezwischenfällen als geringer eingeschätzt wird als die Gefahr einer schweren Stichreaktion im Falle eines vorzeitigen Abbruches. Die Wahrscheinlichkeit von Bienen oder Wespen gestochen zu werden und damit auch das Risiko anaphylaktischer Stichreaktionen werden durch Freizeitverhalten und Berufswahl entscheidend mitbestimmt. Das Risiko schwerer und möglicherweise tödlicher Stichreaktionen ist bei Patienten mit indolenter systemischer Mastozytose erheblich erhöht, steigt aber auch mit dem Lebensalter und möglicherweise im Rahmen bestimmter kardiovaskulärer Erkrankungen. Die Sicherheit einer Immuntherapie mit Bienen-/Wespengift wird durch antihypertensiv wirkende Medikamente, insbesondere auch durch β-Blocker und ACE-Hemmer, nicht beeinflusst. Bedenken bezüglich Sicherheit und Effektivität der Immuntherapie bei gleichzeitig bestehenden Autoimmun- oder Tumorerkrankungen konnten bislang nicht durch klinische Daten begründet werden. Eine Immuntherapie mit Bienen-/Wespengift kann auch bei Tumorerkrankungen in stabiler Remission oder behandelten Autoimmunerkrankungen durchaus sinnvoll sein.


2019 ◽  
Vol 59 (01) ◽  
pp. 17-25 ◽  
Author(s):  
Ruth Deck ◽  
Sebastian Beitz ◽  
Christian Baumbach ◽  
Susanne Brunner ◽  
Eike Hoberg ◽  
...  

Zusammenfassung Ziel der Studie Körperliche Inaktivität gilt als wichtigster modifizierbarer Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen, daher fokussiert die medizinische Rehabilitation v. a. auf die Steigerung der körperlichen Aktivität. Damit diese nach der Rehabilitation aufrechterhalten wird, sind Nachsorgestrategien erforderlich, die den Rehabilitand/innen den Transfer des in der Rehabilitation Gelernten in den Alltag erleichtern. In vorliegender Studie wurde das mehrfach evaluierte Nachsorgekonzept „Neues Credo“ in der kardiologischen Anschlussrehabilitation eingeführt und evaluiert. Methodik Prospektive, kontrollierte, multizentrische Studie mit 4 kardiologischen Reha-Einrichtungen. Einschlusskriterien: Rehabilitand/ innen mit einer Erstdiagnose aus der ICD-Gruppe I20–25, I34–43. Rehabilitand/innen der Kontrollgruppe (KG) führten zunächst eine Standardrehabilitation und Standardnachsorge durch, danach die Rehabilitand/ innen der Interventionsgruppe (IG) eine Rehabilitation nach den Prämissen des Neuen Credo mit dem Schwerpunkt Steigerung körperlicher Aktivität. Die IG erhielt hierfür verschiedene Dokumentationshefte. Die Evaluation erfolgte durch schriftliche Befragung zu 3 Messzeitpunkten. Primäre Zielgröße: Einschränkungen der Teilhabe (IMET), sekundäre Zielgrößen: u. a. Depressivität (CES-D) und verschiedene Skalen der subjektiven Gesundheit sowie Ausmaß der körperlichen Aktivität. Die Auswertung der Langzeiteffekte erfolgte mithilfe von Varianzanalysen mit Messwiederholung. Ergebnisse Von 152 Rehabilitand/innen der IG und 165 Rehabilitand/innen der KG konnten die kompletten Daten ausgewertet werden. Am Ende der Reha profitierten sowohl IG als auch KG von der Rehabilitation. Im Katamnesezeitraum erreichten die Teilnehmer der IG signifikant häufiger das Ziel, ihre körperliche Aktivität zu steigern (66 vs. 42%, p<0,01), sie waren häufiger körperlich aktiv als die KG (p=0,040) und sie trieben signifikant häufiger Ausdauersport (58 vs. 38%, p<0,01). Zwölf Monate nach der Rehabilitation sind für beide Gruppen signifikante Verbesserungen im primären Outcome Teilhabe festzustellen (p<0,01), der Unterschied zwischen den Gruppen erreichte zwar keine statistische Signifikanz, allerdings bestand eine klare Tendenz zugunsten der IG. Ähnliche Verläufe zeigen sich bei den meisten sekundären Zielgrößen. Schlussfolgerung Das Neue Credo wurde erstmals in der kardiologischen Anschlussrehabilitation erprobt und evaluiert. Die große Mehrheit der Beteiligten berichteten eine hohe Praktikabilität und eine hohe Zufriedenheit. Hinsichtlich der gesundheitsbezogenen Outcomes ergaben sich Hinweise auf positive Effekte, die zugunsten der IG ausfielen, allerdings erreichten die Interaktionseffekte in den meisten Fällen keine statistische Signifikanz. Bei der Zielgröße Steigerung der körperlichen Aktivität ist die Interventionsgruppe klar im Vorteil und profitiert vermutlich auch längerfristig von den Effekten des regelmäßigen Ausdauertrainings.


2006 ◽  
Vol 63 (8) ◽  
pp. 521-527 ◽  
Author(s):  
Löwe ◽  
Hochlehnert ◽  
Nikendei

Das Metabolische Syndrom, definiert als Symptomenkomplex aus verminderter Glucosetoleranz, zentraler Adipositas, Dyslipopoteinämie und arterieller Hypertonie, geht mit einem vermehrten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Diabetes mellitus einher. Seit etwa 20 Jahren steigt die Häufigkeit des Metabolischen Syndroms stark an. In den USA sind derzeit 21% bis 39% der Bevölkerung betroffen; in Europa liegen die Raten noch etwas niedriger. Parallel nimmt die Häufigkeit depressiver Störungen zu, welche ihrerseits die kardiovaskuläre Mortalität um den Faktor 1,5 bis 2,5 erhöhen. Bei einer Kombination aus Metabolischem Syndrom und depressiver Störung ist mit besonders schwerwiegenden Folgen im Sinne eines Circulus Vitiosus zu rechnen: Die Depression fördert aufgrund behavioraler, pathophysiologischer, genetischer und iatrogener Wirkmechanismen die Entstehung des Metabolischen Syndrom; das Metabolische Syndrom wiederum begünstigt die Entwicklung und Aufrechterhaltung einer depressiven Symptomatik. Daher müssen bei Patienten mit beiden Krankheitsbildern unbedingt beide Störungen simultan behandelt werden. Wesentliche Bestandteile des Behandlungsplanes sind Gewichtsreduktion, körperliche Aktivität, Psychoeduktion, Einbezug der Familie, der Bezug auf subjektive Erklärungs- und Behandlungsmodelle, kognitive Techniken und der Aufbau von Problemlösekompetenzen. Neben der regelmäßigen Kontrolle von Gewicht, Blutdruck, Nüchternblutzucker, HbA1c und Lipide müssen die Risikofaktoren bzw. die Depression gegebenenfalls ergänzend medikamentös behandelt werden. Unter diesen Voraussetzungen bestehen gute Aussichten, neben dem Blutzuckerhaushalt, dem Bluthochdruck und der Adipositas auch die funktionellen Einschränkungen und das individuelle Wohlbefinden nachhaltig günstig zu beeinflussen.


Author(s):  
Herbert Löllgen ◽  
Eric Schulze-Bahr ◽  
Ruth Löllgen ◽  
Norbert Bachl

2020 ◽  
Vol 12 (01) ◽  
pp. 54-59
Author(s):  
Herbert Löllgen

SummaryRegelmäßige körperliche Aktivität wurde in zahlreichen prospektiven Kohortenstudien in den letzten Jahrzehnten untersucht. Übereinstimmend ergaben Studien an insgesamt über einer Million Probanden, dass durch körperliche Aktivität die Gesamtmorbidität und -mortalität im Vergleich zu körperlich Inaktiven um 30–40 % gesenkt werden können. Dies gilt auch für eine größere Zahl von Krankheiten. Neben Prävention und Rehabilitation wird körperliche Aktivität zunehmend als Therapie bei Krankheiten mit guten Erfolgen eingesetzt. Dies gilt für kardiovaskuläre Erkrankungen, aber auch für andere wie Stoffwechsel-, neurologisch psychiatrische und viele andere Erkrankungen. Daraus entwickelte sich der Ansatz, körperliche Aktivität mit einem Rezept zu verordnen. Hierfür sind sportmedizinische Kenntnisse erforderlich. Der Einsatz dieses Rezepts wird auch in Deutschland nachdrücklich empfohlen sowohl unter klinischen als auch unter ambulanten Bedingungen.


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