Klinischer Nutzen von Tocilizumab und anderen immunmodulatorischen Substanzen bei COVID-19
Was ist neu? Immunologischer Verlauf der COVID-19-Erkrankung Der pathogenetische Verlauf der COVID-19-Erkrankung lässt sich in eine replikative und eine hyperinflammatorische Phase unterteilen. Da bei schweren Verläufen die Hyperinflammation von zentraler Bedeutung ist, nehmen Immunmodulatoren aktuell eine immer größere Rolle in der Behandlung von COVID-19 ein. So gehört Dexamethason mittlerweile zur empfohlenen Therapie bei drohendem schwerem Verlauf. Weitere Immunmodulatoren wie Tocilizumab und JAK-Inhibitoren erscheinen ebenfalls vielversprechend in der Behandlung von COVID-19. Wirkungsweise von Tocilizumab und Baricitinib Tocilizumab greift als IL-6-Rezeptor-Antagonist in zentrale Schlüsselpositionen der proinflammatorischen Signalkaskade ein und wird seit einigen Jahren erfolgreich bei rheumatologischen Krankheitsbildern eingesetzt. Baricitinib ist ein JAK-1/2-Inhibitor und wird gegenwärtig zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis eingesetzt. Neben der immunmodulatorischen Wirkung durch Inhibition der Janus-Kinasen im Bereich der Inflammations-Kaskade werden auch direkte antivirale Effekte diskutiert. Bisherige Studienlage zu direkten Immunmodulatoren bei COVID-19 Mehrere Studien zu Tocilizumab zeigten einen potenziellen positiven Effekt bei schwerer COVID-19-Erkrankung. Daten einer kürzlich veröffentlichten Meta-Analyse über 9 randomisierte kontrollierte Studien konnten kumulativ eine Mortalitätsreduktion durch Tocilizumab nachweisen. Der Einsatz im Rahmen der intensivmedizinischen Behandlung bei schweren Verläufen von COVID-19 wird daher empfohlen. Die Behandlung mit JAK-Inhibitoren scheint bei Patienten mit leichter COVID-19 Erkrankung ebenfalls einen positiven Effekt zu haben. Jedoch ist die Datenlage zu JAK-Inhibitoren und anderen Immunmodulatoren wie Anakinra im Vergleich zu Tocilizumab gegenwärtig noch uneinheitlich und bedarf weiterer Studien. Nach Therapie mit JAK-Inhibitoren wird die Gabe von Tocilizumab bei klinischer Verschlechterung aufgrund der fehlenden Datenlage derzeit nicht empfohlen.