Neurobiologische Aspekte körperlicher Aktivität

2009 ◽  
Vol 28 (11) ◽  
pp. 829-833
Author(s):  
K. Frasch ◽  
N.-U. Neumann

ZusammenfassungKörperliche Aktivität, speziell regelmäßiges Ausdauertraining, nimmt positiven Einfluss nicht nur auf Körpergewicht, Herz-Kreislaufsystem und Bewegungsapparat, sondern auch auf den ZNS-Metabolismus. Über muskuläre Aktivität werden neurogenerative, neuroadaptive und neuroprotektive Mechanismen in Gang gesetzt. Tierexperimentelle Daten sprechen dafür, dass die erwähnten Vorgänge vor allem über neurotrophe Faktoren vermittelt werden. Auf funktioneller Ebene konnten tierexperimentell positive Effekte auf Lern- und Gedächtnisleistungen demonstriert werden. Im Bereich der Humanbiologie gibt es Hinweise darauf, dass körperliche Aktivität präventive und therapeutische Relevanz für die Adipositas und assoziierte Störungen wie beispielsweise metabolisches Syndrom, Typ-II-Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen hat, aber auch für Krebserkrankungen sowie depressive und demenzielle Syndrome. Welche metabolischen und neuronalen Vorgänge und Wechselwirkungen zwischen aktivierter Muskulatur und ZNS zu den experimentell belegten neuro- und psychotropen Effekten führen, ist noch nicht hinreichend geklärt. Offen ist auch, über welche Mechanismen eine autonome Regulation der Motilität vonstatten geht.

2006 ◽  
Vol 63 (8) ◽  
pp. 521-527 ◽  
Author(s):  
Löwe ◽  
Hochlehnert ◽  
Nikendei

Das Metabolische Syndrom, definiert als Symptomenkomplex aus verminderter Glucosetoleranz, zentraler Adipositas, Dyslipopoteinämie und arterieller Hypertonie, geht mit einem vermehrten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Diabetes mellitus einher. Seit etwa 20 Jahren steigt die Häufigkeit des Metabolischen Syndroms stark an. In den USA sind derzeit 21% bis 39% der Bevölkerung betroffen; in Europa liegen die Raten noch etwas niedriger. Parallel nimmt die Häufigkeit depressiver Störungen zu, welche ihrerseits die kardiovaskuläre Mortalität um den Faktor 1,5 bis 2,5 erhöhen. Bei einer Kombination aus Metabolischem Syndrom und depressiver Störung ist mit besonders schwerwiegenden Folgen im Sinne eines Circulus Vitiosus zu rechnen: Die Depression fördert aufgrund behavioraler, pathophysiologischer, genetischer und iatrogener Wirkmechanismen die Entstehung des Metabolischen Syndrom; das Metabolische Syndrom wiederum begünstigt die Entwicklung und Aufrechterhaltung einer depressiven Symptomatik. Daher müssen bei Patienten mit beiden Krankheitsbildern unbedingt beide Störungen simultan behandelt werden. Wesentliche Bestandteile des Behandlungsplanes sind Gewichtsreduktion, körperliche Aktivität, Psychoeduktion, Einbezug der Familie, der Bezug auf subjektive Erklärungs- und Behandlungsmodelle, kognitive Techniken und der Aufbau von Problemlösekompetenzen. Neben der regelmäßigen Kontrolle von Gewicht, Blutdruck, Nüchternblutzucker, HbA1c und Lipide müssen die Risikofaktoren bzw. die Depression gegebenenfalls ergänzend medikamentös behandelt werden. Unter diesen Voraussetzungen bestehen gute Aussichten, neben dem Blutzuckerhaushalt, dem Bluthochdruck und der Adipositas auch die funktionellen Einschränkungen und das individuelle Wohlbefinden nachhaltig günstig zu beeinflussen.


2014 ◽  
Vol 08 (01) ◽  
pp. 32-36
Author(s):  
J. Jordan ◽  
S. Engeli

ZusammenfassungIm Juni 2013 veröffentlichten die europäischen Hypertensiologen und Kardiologen ihre 3. gemeinsamen Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie der Hypertonie mit einigen grundlegenden Änderungen gegenüber den vorhergehenden Versionen. Diese europäischen Leitlinien sind für Deutschland von besonderer Bedeutung, da sie in minimal modifizierter Fassung von der Deutsche Hochdruckliga übernommen und übersetzt werden.Die Diagnose Hypertonie wird bei Blutdruckwerten >140/>90 mmHg gestellt. Geringe Überschreitungen dieser Werte rechtfertigen aber noch keine medikamentöse antihypertensive Therapie, sofern nicht gravierende Begleiterkrankungen oder Organschäden vorliegen. Bestimmend für den medikamentösen Therapiebeginn ist das Gesamtrisiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Die Leitlinien heben die Bedeutung von Blutdruckmessungen außerhalb der Praxis für die Diagnostik hervor und verstärken die Empfehlungen zur Initiierung von Lebensstiländerungen vor Beginn der antihypertensiven Therapie. Empfohlen werden insbesondere Kochsalzrestriktion, Gewichtsreduktion, Reduktion des Alkoholkonsums und verstärkte körperliche Aktivität.Grundsätzliches Therapieziel ist ein Blutdruck <140/<90 mm Hg, nur für Patienten mit Diabetes werden Werte <140/<85 mmHg empfohlen. Thiaziddiuretika, ACE-Hemmer, AT1-Rezeptorblocker und Kalziumantagonisten sind Antihypertensiva der ersten Wahl und bevorzugte Bestandteile einer antihypertensiven Kombinationstherapie. β-Blocker, obwohl formal auch noch Erstlinien-Antihypertensiva, werden in ihrer Bedeutung für die blutdrucksenkende Therapie deutlich herabgestuft. Einer frühen Kombinationstherapie wird der Vorzug vor einer Monotherapie gegeben.


2018 ◽  
Vol 75 (1) ◽  
pp. 77-80
Author(s):  
Simon Manuel Ewers ◽  
Malte Christian Claussen

Zusammenfassung. Schizophrene Psychosen sind schwere psychische Erkrankungen, die im Vergleich zu gesunden Individuen und anderen psychiatrischen Störungen mit einer geringen Lebenserwartung einhergehen. Als Risikofaktoren für die erhöhte Mortalität werden Übergewicht und zugehörige Gesundheitsprobleme wie Diabetes mellitus, kardiovaskuläre Erkrankungen und mit Rauchen assoziierte Lungenerkrankungen genannt. Geringe körperliche Aktivität und vermehrtes sedentäres Verhalten wurden als wichtiger behavioraler Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen bei Menschen mit Schizophrenie identifiziert. Zahlreiche Forschungsergebnisse zeigen einen positiven Einfluss von Sport sowohl auf die psychische Symptomatik als auch die körperliche Gesundheit. In den vorliegenden Studien kamen jedoch unterschiedliche Arten von angeleiteter Bewegung mit divergierender Intensität im Gruppen- oder Einzelsetting zur Anwendung. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) empfiehlt den Einsatz von sport- und bewegungstherapeutischen Interventionen, aber es werden weitere grosse randomisiert kontrollierte Studien benötigt, um Art, Umfang und Dauer sowie die Wirkung der eingesetzten Methoden in den verschiedenen Phasen der Erkrankung zu untersuchen. Ein Ziel dabei sollte die evidenzbasierte Implementierung von spezifischen und systematischen sport- und bewegungstherapeutischen Interventionen als ergänzender Baustein neben der psychopharmakologischen und psychotherapeutischen Behandlung bei Menschen mit Schizophrenie sein.


2000 ◽  
Vol 57 (8) ◽  
pp. 493-497 ◽  
Author(s):  
Simon-Vermot ◽  
Keller

Die Adipositas führt zu einem erhöhten Risiko für metabolische Komplikationen, wie Diabetes mellitus Typ II, Dyslipidämie, arterielle Hypertonie und kardiovaskuläre Erkrankungen (bei gleichzeitigem Vorkommen als metabolisches Syndrom bezeichnet); diese sind hauptverantwortlich für den Anstieg der Mortalität. Bei Adipositas steigt zudem das Risiko für Cholelithiasis, Lebersteatose und Polyzystisches Ovarsyndrom. Neben dem Body Mass Index ist die Fettverteilung von Bedeutung: Stammbetontes Fett ist gefährlicher als hüftbetontes. Die Adipositas verursacht auch statische Komplikationen. So ist das Risiko für das Adipositas-Hypoventilationssyndrom und das obstruktive Schlaf-Apnoe-Syndrom, für Gon- und Coxarthrosen sowie für Thrombosen und Lungenembolien erhöht. Nicht zu unterschätzen sind die psychosozialen Folgen, wie Depression, Diskriminierung, Isolation und Vereinsamung.


2010 ◽  
Vol 67 (4) ◽  
pp. 153-165 ◽  
Author(s):  
Alexander A. Navarini ◽  
Ralph M. Trüeb

Die Psoriasis ist eine Hautkrankheit, die sich nach außen hin durch scharf begrenzte, gerötete Plaques infolge entzündlicher Hautinfiltration und einer fest haftenden, silbrig weißen Schuppung infolge epidermaler Hyperproliferation und Parakeratose auszeichnet. Der Name leitet sich von πσόρα, Krätze, ab, und die Erkrankung wurde im Altertum mit Aussatz gleichgesetzt, was die Bedeutung vom Juckreiz bzw. die soziale Stigmatisierung unterstreicht. Heute wird die Psoriasis als primäre, autoimmun und genetisch bedingte, T-Zell-vermittelte Systemkrankheit mit entzündlichen Manifestationen an Haut, Nägeln und Gelenken (Psoriasis Arthritis) sowie einer Reihe von Ko-Morbiditäten aufgefasst. Dementsprechend sind die therapeutischen Ansätze antientzündlich, proliferationshemmend und keratolytisch bzw. richten sich nach dem Schweregrad der Erkrankung, bezogen auf die Flächenausdehnung und Einzeleffloreszenz (PASI), Beeinträchtigung der Lebensqualität (DLQI) und besondere Lokalisationen (Psoriasis inversa, Palmoplantarpsoriasis, Nagelpsoriasis), sowie Patientenalter und Ko-Morbiditäten (Arthritis, metabolisches Syndrom, kardiovaskuläre Erkrankungen, Depression, Suizidalität). In 80 % liegt eine leichte Psoriasis vor, die mittels äußerlicher (Kortikosteroide, Vit. D-Analoga) und Phototherapie (PUVA, nbUVB) hinreichend behandelt werden kann, 20 % benötigen aufgrund der Ausdehnung bzw. Schwere der Erkrankung eine systemische Therapie (Acitretin, Methotrexat, Ciclosporin) oder Therapie mittels der neuen Substanzklasse der Biologics. Vor allem bei den schweren Formen der Psoriasis sind der psychischer Leidensdruck, die Ko-Morbiditäten und medizinökonomische Überlegungen im individuellen Behandlungsplan mit zu berücksichtigen.


2019 ◽  
Vol 59 (01) ◽  
pp. 17-25 ◽  
Author(s):  
Ruth Deck ◽  
Sebastian Beitz ◽  
Christian Baumbach ◽  
Susanne Brunner ◽  
Eike Hoberg ◽  
...  

Zusammenfassung Ziel der Studie Körperliche Inaktivität gilt als wichtigster modifizierbarer Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen, daher fokussiert die medizinische Rehabilitation v. a. auf die Steigerung der körperlichen Aktivität. Damit diese nach der Rehabilitation aufrechterhalten wird, sind Nachsorgestrategien erforderlich, die den Rehabilitand/innen den Transfer des in der Rehabilitation Gelernten in den Alltag erleichtern. In vorliegender Studie wurde das mehrfach evaluierte Nachsorgekonzept „Neues Credo“ in der kardiologischen Anschlussrehabilitation eingeführt und evaluiert. Methodik Prospektive, kontrollierte, multizentrische Studie mit 4 kardiologischen Reha-Einrichtungen. Einschlusskriterien: Rehabilitand/ innen mit einer Erstdiagnose aus der ICD-Gruppe I20–25, I34–43. Rehabilitand/innen der Kontrollgruppe (KG) führten zunächst eine Standardrehabilitation und Standardnachsorge durch, danach die Rehabilitand/ innen der Interventionsgruppe (IG) eine Rehabilitation nach den Prämissen des Neuen Credo mit dem Schwerpunkt Steigerung körperlicher Aktivität. Die IG erhielt hierfür verschiedene Dokumentationshefte. Die Evaluation erfolgte durch schriftliche Befragung zu 3 Messzeitpunkten. Primäre Zielgröße: Einschränkungen der Teilhabe (IMET), sekundäre Zielgrößen: u. a. Depressivität (CES-D) und verschiedene Skalen der subjektiven Gesundheit sowie Ausmaß der körperlichen Aktivität. Die Auswertung der Langzeiteffekte erfolgte mithilfe von Varianzanalysen mit Messwiederholung. Ergebnisse Von 152 Rehabilitand/innen der IG und 165 Rehabilitand/innen der KG konnten die kompletten Daten ausgewertet werden. Am Ende der Reha profitierten sowohl IG als auch KG von der Rehabilitation. Im Katamnesezeitraum erreichten die Teilnehmer der IG signifikant häufiger das Ziel, ihre körperliche Aktivität zu steigern (66 vs. 42%, p<0,01), sie waren häufiger körperlich aktiv als die KG (p=0,040) und sie trieben signifikant häufiger Ausdauersport (58 vs. 38%, p<0,01). Zwölf Monate nach der Rehabilitation sind für beide Gruppen signifikante Verbesserungen im primären Outcome Teilhabe festzustellen (p<0,01), der Unterschied zwischen den Gruppen erreichte zwar keine statistische Signifikanz, allerdings bestand eine klare Tendenz zugunsten der IG. Ähnliche Verläufe zeigen sich bei den meisten sekundären Zielgrößen. Schlussfolgerung Das Neue Credo wurde erstmals in der kardiologischen Anschlussrehabilitation erprobt und evaluiert. Die große Mehrheit der Beteiligten berichteten eine hohe Praktikabilität und eine hohe Zufriedenheit. Hinsichtlich der gesundheitsbezogenen Outcomes ergaben sich Hinweise auf positive Effekte, die zugunsten der IG ausfielen, allerdings erreichten die Interaktionseffekte in den meisten Fällen keine statistische Signifikanz. Bei der Zielgröße Steigerung der körperlichen Aktivität ist die Interventionsgruppe klar im Vorteil und profitiert vermutlich auch längerfristig von den Effekten des regelmäßigen Ausdauertrainings.


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