Hämostasestörungen durch Antibiotika
ZusammenfassungHämostasestörungen durch Antibiotika können sowohl die plasmatischen Komponenten des Gerinnungssystems als auch die Thrombozyten betreffen. Ersteres beinhaltet eine verminderte Bildung von Vitamin-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren durch Zerstörung der Vitamin-K-bildenden Darmflora (z.B. ß-Laktamantibiotika) und/oder Hemmung der Vitamin-K-Epoxidhydrolase (NMMT-substituierte Zephalosporine) mit nachfolgender Hypoprothrombinämie. Eine Immunthrombozytopenie tritt vor allem nach Trimethoprim/Sulfmethoxazol und anderen Sulfonamidantibiotika auf, ist aber auch für andere Antibiotika gut dokumentiert. Darüber hinaus wird eine direkte Hemmung der Plättchenfunktion durch Interferenz mit der Bindung von Agonisten (ADP, Adrenalin) vorwiegend für Penizilline und einige Zephalosporine beschrieben. Das klinische Bild dieser erworbenen Hämostasestörungen ist zusätzlich durch Risikofaktoren seitens des Patienten bestimmt. Erschwerend wirken schlechter Ernährungsszustand (Hypalbuminämie), parenterale Ernährung (niedriger Vitamin-K-Plasmaspiegel), Niereninsuffizienz (reduzierte Antibiotika-Clearance) und Komedikation zytotoxischer Substanzen (Zytostatika). Therapieoptionen sind neben dem Absetzen der Substanz in Abhängigkeit von Ursache und Schweregrad der Hämostasestörung Vitamin K1, Plättchenkonzentrate oder Frisch-(gefrorenes)Plasma.