Antibiotikaempfindlichkeit ausgewählter pathogener Bakterien von erkrankten Lebensmittel liefernden Tieren in Deutschland
ZusammenfassungAktuelle Zahlen aus den Resistenzstatistiken belegen, dass die Resistenz von bakteriellen Krankheitserregern gegenüber Antibiotika ein Problem von zunehmender Bedeutung darstellt. Daher ist es eine der dringlichsten Aufgaben, das Risiko der Resistenzentstehung, der Resistenzanreicherung sowie der -ausbreitung (auch in Mischbiozönosen), das vom Einsatz antimikrobiell wirkender Substanzen in der Human- und Veterinärmedizin ausgeht, zu reduzieren. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, BVL (ehemals Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, BgVV) führte 2001 erstmalig in Deutschland eine repräsentative Querschnittsuntersuchung der Empfindlichkeit bei ausgewählten pathogenen Bakterien von Milchrind (Mastitis: E. coli, Streptococcus spp., Staphylococcus spp.) und Mastschwein (respiratorische Erkrankungen: P. multocida, M. haemolytica) durch. Erste Erfahrungen aus dem nach einem definierten Stichprobenplan durchgeführten nationalen Resistenzmonitoring lassen erkennen, dass die notwendigen Strukturen in einem föderalen System Erfolg versprechend implementiert werden können. Die ermittelten quantitativen Empfindlichkeitsergebnisse (minimale Hemmkonzentration) der geprüften Bakterienspezies zeigen, dass im Vergleich zu bisher aus Deutschland veröffentlichten Daten und auch im Vergleich zu Ergebnissen aus anderen europäischen Staaten für die untersuchten Bakterienpopulationen mit einer geringeren Resistenzprävalenz zu rechnen ist. Der vielfach geäußerten Meinung einer Endzeitstimmung (postantibiotische Ära), wie sie nicht nur in der Regenbogenpresse immer wieder dargestellt wird, kann auf der Basis der Ergebnisse der hier durchgeführten Studie nicht gefolgt werden. Für die untersuchten Indikationen scheint der umsichtige und sinnvolle Einsatz von Antibiotika unter Einbeziehung abgesicherter Therapiestrategien weiterhin vertretbar. Mit den Ergebnissen aus Monitoringstudien stehen dem Praktiker verlässliche Angaben für die empirische Therapieentscheidung zur Verfügung. Einen wichtigen Beitrag für die Bearbeitung der Resistenzproblematik leistet zudem die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Humanmedizin.