Theranostik von neuroendokrinen Tumoren

2019 ◽  
Vol 42 (01) ◽  
pp. 46-58
Author(s):  
Lisa Bodei ◽  
Wolfgang Weber

ZusammenfassungNeuroendokrine Tumore sind eine heterogene Gruppe von Erkrankungen, die häufig spezifische Rezeptoren, Transporter und Enzyme exprimieren, die für die nuklearmedizinische Bildgebung und Therapie eingesetzt werden können. Insbesondere radioaktiv markierte Liganden der Somatostatinrezeptoren haben sich dabei als effektiv erwiesen. Die medikamentöse Therapie von neuroendokrinen Tumoren ist abhängig vom histologischen Differenzierungsgrad und der Tumorlokalisation. Durch randomisierte Studien wurde die Effektivität von Somatostatinanaloga nicht nur für die Behandlung von Symptomen, sondern auch zur Verlangsamung des Tumorwachstums, nachgewiesen. Der mTOR-Inhibitor Everolimus verlangsamt im Vergleich zu Placebo das Wachstum von neuroendokrinen Tumoren der Lunge, des Pankreas und des Gastrointestinaltrakts. Für den Multikinase-Inhibitor Sunitinib, der die tumorinduzierte Angiogenese hemmt, ist die Wirksamkeit nur für neuroendokrine Tumore des Pankreas nachgewiesen. Im Vergleich zu diesen medikamentösen Therapieansätzen kommt es durch die nuklearmedizinische Therapie mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit zu einem Therapieansprechen und einem längeren progressionsfreien Überleben im Vergleich zu Somatostatinanaloga. Dies wurde kürzlich auch durch eine randomisierte Studie bestätigt, die zur Zulassung von 177Lu-DOTA-TATE in Europa und den USA geführt hat. Eine randomisierte Studie, die 177Lu-DOTA-TOC mit Everolimus vergleicht, rekrutiert derzeit Patienten. Ob die Effektivität der nuklearmedizinischen Therapie durch den Einsatz von Somatostatinrezeptor-Antagonisten weiter gesteigert werden kann, wird ebenfalls in prospektiven Studien untersucht. Die Bedeutung von neuroendokrinen Tumoren für die Nuklearmedizin wird deshalb sehr wahrscheinlich weiter zunehmen.

2018 ◽  
Vol 75 (7) ◽  
pp. 420-424
Author(s):  
Smaila Mulic ◽  
Timo Kahles ◽  
Krassen Nedeltchev

Zusammenfassung. Der Schlaganfall gehört zu den häufigsten Erkrankungen und ist die häufigste Ursache von bleibenden Behinderungen im Erwachsenenalter. Grundzüge der Sekundärprophylaxe des Schlaganfalls sind eine medikamentöse Therapie, Optimierung der modifizierbaren Risikofaktoren, die Revaskularisation einer symptomatischen Karotisstenosen sowie der Verschluss eines Persistierenden Foramen Ovale (bei Patienten unter 60 Jahren mit kryptogenem Schlaganfall).


Author(s):  
Sixten Körper ◽  
Bernd Jahrsdörfer ◽  
Thomas Appl ◽  
Harald Klüter ◽  
Erhard Seifried ◽  
...  

ZusammenfassungRekonvaleszentenplasma wurde bei Patienten mit akuten, viralen respiratorischen Erkrankungen mit schwerem Verlauf eingesetzt (SARS- oder MERS-Coronavirus, Influenza H1N1, H5N1). Diese Studien erbrachten Hinweise auf eine Reduktion der Viruslast, einer Verkürzung des Krankenhausaufenthalts und eine Reduktion der Mortalität durch Rekonvaleszentenplasma. Die Wirkung konnte jedoch nicht abschließend belegt werden, da es sich nicht um randomisierte Studien handelte. Nach einer SARS-CoV-2-Infektion kommt es bei den meisten Patienten zu einer raschen Bildung von neutralisierenden Antikörpern. Wegen der pandemischen Entwicklung gibt es eine wachsende Zahl Genesener mit neutralisierenden Antikörpern, die als potenzielle Spender in Betracht kommen. Wir konzipierten eine prospektive, randomisierte Studie, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Rekonvaleszentenplasma zur Therapie von schwerem COVID-19 und dessen Wirkmechanismus zu untersuchen (CAPSID-Studie). In diesem Beitrag werden die Rationale und das Design der Studie vorgestellt.


2019 ◽  
Vol 48 (05) ◽  
pp. 181-185
Author(s):  
Christian Erbel ◽  
Hugo A. Katus

ZUSAMMENFASSUNGDie konservative Therapie der pAVK wurde in den letzten Jahren durch große randomisierte Studien auf breitere Füße gestellt. Am Anfang jeder Therapie steht die Bewegungstherapie, die Beendigung des Nikotinkonsums sowie die Gewichtsabnahme und Umstellung der Ernährungsgewohnheiten, am Besten im Rahmen von Programmen. Ist damit keine adäquate Einstellung der kardiovaskulären Risikofaktoren zu erreichen, wird zur Primärprophylaxe eine Statintherapie mit einem Ziel-LDL-Cholesterin < 70 mg/dl empfohlen. Eine Aspirin- oder evtl. besser eine Clopidogreltherapie ist als Primärprophylaxe umstritten, als Sekundärprophylaxe indiziert. Bei der arteriellen Hypertonie kann nach der neuen Leitlinie ab einem Blutdruck von 130/80 mmHg eine medikamentöse Therapie bei Hochrisikopatienten wie den pAVK-Erkrankten angesetzt werden. Fast jeder zweite pAVK-Patient hat einen Diabetes mellitus. Neben Metformin als 1. Wahl ist bei Patienten mit einer kardiovaskulären atherosklerotischen Erkrankung ein SGLT2-Inhibitor zu empfehlen, da diese eine signifikante Reduktion u. a. der Gesamt- wie auch die kardiovaskulären Todesfälle jeweils um mehr als 30 % senken konnten. Eine Antikoagulation ist generell bei pAVK-Patienten nicht zu empfehlen. Eine niedrig dosierte Rivaroxabantherapie mit Aspirin führte zu einer Reduktion einer Beinischämie oder Amputationen unter Erhöhung der Blutungsrate.


2003 ◽  
Vol 60 (9) ◽  
pp. 553-561 ◽  
Author(s):  
S. Windecker ◽  
K. Nedeltchev ◽  
A. Wahl ◽  
B. Meier

Hirnschläge unklarer Ätiologie werden als kryptogen klassifiziert und konstituieren eine beträchtliche Patienten-Population vor allem jüngeren Alters. Zahlreiche Fall-Kontroll-Studien haben eine deutliche Assoziation zwischen kryptogenem Hirnschlag und dem Vorhandensein eines offenen Foramen ovale aufgezeigt und damit eine paradoxe Embolie als mögliches pathophysiologisches Substrat nahegelegt. Das offene Foramen ovale ist bei etwa einem Viertel der Patienten mit kryptogenem Hirnschlag mit einem Vorhofseptumaneurysma vergesellschaftet, welches das Rezidivrisiko erheblich erhöht. Therapeutische Massnahmen zur Sekundärprävention umfassen eine medikamentöse Therapie mit Thrombozytenaggregationshemmern bzw. oraler Antikoagulation sowie der chirurgische oder perkutane Verschluss des offenen Foramen ovale. Zur Ermittlung der optimalen Behandlungsstrategie sind randomisierte Studien, welche die medikamentöse Behandlung mit einem Verschluss des offenen Foramen ovale vergleichen, notwendig.


2016 ◽  
Vol 2 (2) ◽  
pp. 92-95
Author(s):  
Hisashi Matsubara ◽  
Ryohei Miyata ◽  
Maki Kobayashi ◽  
Hideyuki Tsukitome ◽  
Kengo Ikesugi ◽  
...  

Intravitreale Injektionen mit Wirkstoffen gegen den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF) sind eine gängige Behandlungsmaßnahme bei neovaskulärer altersbedingter Makuladegeneration (nAMD). Obwohl diese Behandlungen sehr effektiv sind, sind in jüngster Zeit multiple Injektionen empfohlen worden, um auch langfristig für eine günstige Prognose zu sorgen. Es liegen jedoch Berichte über einen Anstieg des Augeninnendrucks (AID) nach multiplen Injektionen mit Anti-VEGF-Wirkstoffen vor. Wir präsentieren hier einen Fall von unkontrollierter persistierender AID-Erhöhung nach der Umstellung von intravitrealen Ranibizumab- auf Aflibercept-Injektionen. Bei einem 74-jährigen japanischen Mann ohne Glaukom in der Vorgeschichte, der zur Behandlung einer nAMD 22 Ranibizumab-Injektionen erhalten hatte, stieg nach der 22. Injektion der AID unvermittelt an. Die daraufhin eingeleitete medikamentöse Therapie führte zwar zur Normalisierung des AID, doch unterhalb der Fovea centralis lag auch nach der 25. Ranibizumab-Injektion noch subretinale Flüssigkeit vor. Daher erfolgte eine Umstellung der Therapie von Ranibizumab auf 2-monatliche intravitreale Injektionen mit Aflibercept, begleitet von Glaukom-Medikamenten. Der AID kehrte daraufhin in den Normalbereich zurück. Nach der 11. Aflibercept-Injektion kam es trotz der weiterhin angewandten Glaukom-Medikamente wiederum zu einem plötzlichen AID-Anstieg. Aufgrund dieser anhaltenden AID-Erhöhung wurden die Aflibercept-Injektionen für 16 Wochen ausgesetzt. Da es auch mit einem umfassenden Glaukom-Medikationsschema nicht gelang, den AID zu normalisieren, unterzog sich der Patient einer Trabekulotomie, die zur Rückkehr des AID in den Normalbereich führte. Wir gelangen zu der Schlussfolgerung, dass Patienten, die serielle intravitreale Injektionen eines Anti-VEGF-Wirkstoffs erhalten, aufmerksam überwacht werden müssen, da sich eine schwere und anhaltende okuläre Hypertension entwickeln kann.


2009 ◽  
Vol 28 (05) ◽  
pp. 304-309
Author(s):  
C. Seidel ◽  
A. Wick ◽  
M. Platten ◽  
W. Wick

ZusammenfassungFast jede Studie zur Behandlung von Patienten mit primären Hirntumoren zeigt das Alter als wichtigen prognostischen Faktor. Es existieren nur wenige Studien, die aufgrund der Einschlusskriterien oder der Anzahl rekrutierter Patienten Aussagen zum Therapieverlauf älterer Patienten erlauben. Eine Studie hat für Patienten, die älter als 70 Jahre sind eine Überlegenheit einer postoperativen Radiotherapie (28 × 1,8 Gy, 50,4 Gy) gegenüber einer rein supportiven Behandlung für das progressionsfreie und das Gesamtüberleben bei vergleichbarer Lebensqualität gezeigt. Außerdem wurde in einer Phase-II-Studie die Äquivalenz eines verkürzten Radiotherapieprotokolls (15 × 2,66 Gy, 40 Gy in 3 Wochen) gegenüber der am häufigsten verwendeten Fraktionierung (30 × 2 Gy, 60 Gy in 6 Wochen) bei über 60-jährigen Patienten demonstriert. Zu den nicht in adäquaten Studien überprüften Hypothesen für die Behandlung älterer Patienten mit Gliomen gehören Vorbehalte gegenüber dem Wert der Resektion bei älteren Patienten, gegenüber der als nebenwirkungsreich eingeschätzten (Standard-)Radiotherapie bei Älteren sowie gegenüber einer Chemotherapie. Es ist ungeklärt, ob Patienten mit Glioblastome, die älter als 65 Jahre sind, von einer Radiochemotherapie mit Temozolomid, der Standardtherapie bei jüngeren Patienten, profitieren. Aktuelle randomisierte Studien untersuchen kürzere gegenüber längeren Radiotherapieprotokollen, den Wert einer Monochemotherapie mit Temozolomid sowie die Therapie mit Temozolomid in Kombination mit einem verkürzten Radiotherapieprotokoll. Anstelle eines therapeutischen und wissenschaftlichen Nihilismus gibt es aktuell mehrere Studien, welche die spezifischen Probleme der Therapie älterer Patienten mit Glioblastom untersuchen.


2018 ◽  
Vol 47 (11) ◽  
pp. 526-532
Author(s):  
Udo Sechtem ◽  
Peter Ong

ZusammenfassungDie optimale Therapie bei Patienten mit stabiler Angina pectoris ist umstritten. Der therapeutische Ansatz, eine verursachende epikardiale Stenose aufzudehnen oder zu überbrücken, ist gut nachvollziehbar. Die Ergebnisse der perkutanen Koronarintervention (PCI) und der Bypassoperation sind aber von Ausnahmen abgesehen prognostisch nicht besser als die einer konservativ-medikamentösen Therapie. Die PCI hat bezüglich der Symptomatik kurzfristig zwar leichte Vorteile im Vergleich zur antianginösen Therapie mit Kurzzeitnitraten, Calciumantagonisten und/oder Betablockern. Im Verlauf von 1–3 Jahren sind diese Unterschiede aber nicht mehr nachweisbar. Viele Patienten leiden trotz fehlender epikardialer Koronarstenosen unter Angina pectoris. Dies wird durch eine Dysfunktion der Mikrovaskulatur verursacht, die ebenso wie die epikardialen Koronarstenosen mit den bekannten konventionellen Risikofaktoren arterielle Hypertonie, Hyperlipidämie, Diabetes mellitus und familiärer Belastung assoziiert sind. Die mikrovaskuläre Dysfunktion ist auch eine häufige Ursache für Angina-pectoris-Beschwerden, die nach Revaskularisation persistieren. Wenn eine prognostische oder symptomatische Indikation zur Revaskularisation besteht, werden der SYNTAX-Score, das perioperative Risiko und die koronare Anatomie zurate gezogen, um das beste Revaskularisationsverfahren für den Patienten zu wählen. Unabhängig von einer Revaskularisation sind eine Änderung des Lebensstils, die Kontrolle der Risikofaktoren und eine medikamentöse Therapie mit Thrombozytenaggregationshemmern, Cholesterinsenkern und gegebenenfalls ACE-Hemmern/AT1-Antagonisten unverzichtbarere Bestandteile der optimalen Versorgung von Patienten mit stabiler KHK.


Phlebologie ◽  
2018 ◽  
Vol 47 (01) ◽  
pp. 21-23
Author(s):  
B. Cucuruz ◽  
T. Noppeney ◽  
J. Noppeney

ZusammenfassungDie Kompressionstherapie gehört zu den basistherapeutischen Maßnahmen der Phlebologie. Aus einer Befragung unter deutschen Phlebologen wissen wir, dass diese in etwa 30 Prozent der Fälle, Patienten nach Sklerotherapie mit Kompressionsstrümpfen versorgen.Um die Frage zu beantworten ob Kompressionstherapie nach Sklerotherapie zu besseren Ergebnissen führt, haben wir eine systemische Literaturrecherche in Medline, Pubmed Central und Embase durchgeführt. Dabei konnten wir fünf prospektive randomisierte Studien, eine prospektive Kohortenstudie und Leitlinienempfehlungen zu diesem Thema identifizieren.Die vorliegende Literatur zeigt, dass Kompressionstherapie bis zu 3 Wochen nach Sklerotherapie von Besenreiser und retikulären Varizen zu einer Verbesserung der Ergebnisse, sowie zu einer Verminderung von Pigmentierungen führt. Die Datenlage zur Schaumsklerotherapie größerer Venen ist uneinheitlich, eine prospektiv randomisierte Studie zeigt keinen positiven Effekt der Kompressionstherapie, eine prospektive Kohortenstudie ergibt einen besseren Sklerosierungserfolg in Abhängigkeit von der Compliance der Patienten.In den Leitlinien wird im Allgemeinen eine Empfehlung zur Kompressionstherapie nach Sklerotherapie abgegeben, wobei keine Empfehlungen zur Dauer der Kompression erfolgen. Aufgrund der eingeschränkten Datenlage sind weitere Studien nötig um den Benefit der Kompression nach Sklerotherapie deutlich zu belegen.


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