Update: aggressives Verhalten bei Kindern und Jugendlichen
ZusammenfassungAggressive Impulse sind primär physiologisch, entwicklungsabhängig und müssen von psychopathologischen Phänomenen mit Gewalt gegen andere unterschieden werden. Kinder, Jugendliche (und Erwachsene) sollten lernen, eigene Wünsche und Interessen sozial angemessen zu vertreten und durchzusetzen. Aggressives Verhalten erreicht im Entwicklungsverlauf etwa im Alter von zwei Jahren eine Höchstausprägung, persistiert nur bei einem relativ kleinen Anteil der Kinder und ist dann häufig assoziiert mit anderen sozialen Verhaltensauffälligkeiten. Frühes, d. h. noch vor dem 10. Lebensjahr beginnendes, aggressiv-dissoziales Verhalten ist prognostisch besonders ungünstig. Erziehungsunsicherheiten der Eltern, familiäre Strukturschwächen mit mangelnden Beziehungsangeboten bzw. sogar Gewalt als Erziehungsmittel, aber auch ein exzessiv hoher Medienkonsum begünstigen aggressiv-dissoziale Verhaltensmuster. Störungen im Sozialverhalten sind häufig assoziiert mit komorbiden Störungen, wie hyperkinetischen oder emotionalen Störungen. Die Interventionen sind stets interdisziplinär und umfassen pädagogische Maßnahmen, Elternberatung, Verhaltenstherapie, aber auch eine medikamentöse Behandlung. Neben Stimulanzien sind atypische Neuroleptika bzw. eine Kombination effektiv. Pädagogisch vorrangig sind eine Förderung der elterlichen Präsenz, eine frühe Intervention und Helfernetzwerke mit klaren Kooperationsstrukturen. Eskalierende Gewalt in Schulen erfordert eine besondere Aufmerksamkeit.