scholarly journals Rheuma und Ernährung

2018 ◽  
Vol 38 (05) ◽  
pp. 356-362
Author(s):  
A. Michalsen

ZusammenfassungViele Patienten mit rheumatischen Erkrankungen fragen nach den Möglichkeiten, ihre Erkrankung über die Ernährung zu beeinflussen. In Erhebungen und epidemiologischen Studien werden immer wieder Ernährungsfaktoren beschrieben, die mit dem Auftreten rheumatischer Erkrankungen bzw. von Schüben verbunden sind, allerdings kann kein einheitliches Ernährungsmuster beschrieben werden. Wie allgemein im nichtpharmakologischen Therapiebereich stehen nur in begrenztem Umfang Daten aus randomisierten Studien zur Evidenzbewertung zur Verfügung. Für die rheumatoide Arthritis (RA) belegen zwei randomisierte Studien die Wirksamkeit der mediterranen Ernährung. Für die vegetarischen Kostformen weisen v. a. experimentelle Daten auf grundsätzlich deutliche antientzündliche Effekte und klinische Studien auf günstige klinische Wirkungen bei kardiovaskulären Erkrankungen hin. Die Wirksamkeit glutenfreier Diäten bei RA ist fraglich und glutenfreie Diäten sollten nur bei Zöliakie oder starken Hinweisen auf eine Nicht-Zöliakie Glutensensitivität (NCGS) empfohlen werden. Mehrere Studien und eine systematische Übersicht belegen die Wirksamkeit eines sieben- bis zehntätigen Fastens auf die Symptome und Funktion bei RA. Folgt auf das Fasten eine vegane und vegetarische Ernährung, sind nachhaltige Effekte von bis zu einem Jahr dokumentiert. Der mögliche Nutzen verschiedener spezifischer Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungen wie grüner Tee, Granatapfel, Ingwer, Leinöl, Gelbwurz ist klinisch derzeit nicht ausreichend belegt, aber v. a. für Gelbwurz (Curcuma) vielversprechend. Neuere klinisch-experimentelle Daten belegen den Einfluss des Darm-Mikrobioms auf die Entstehung der Erkrankung. Allerdings sind bislang spezifische probiotische Therapieansätze nicht ausreichend durch Daten aus klinischen Studien gestützt.

2015 ◽  
Vol 35 (05) ◽  
pp. 275-280
Author(s):  
R. Stange ◽  
A. Michalsen

ZusammenfassungViele Patienten mit rheumatischen Erkrankungen fragen nach den Möglichkeiten, ihre Erkrankung über die Ernährung zu beeinflussen. In der Naturheilkunde bilden Ernährungstherapie und modifiziertes Fasten eine Hauptsäule der klassischen Naturheilverfahren und es besteht eine umfangreiche klinische Erfahrung zur Ernährungstherapie bei rheumatischen Erkrankungen. Wie in der gesamten nichtpharmakologischen Therapie stehen nur in begrenztem Umfang Daten aus randomisierten Studien zur Evidenzbewertung zur Verfügung. Für die rheumatoide Arthritis belegen zwei randomisierte Studien die Wirksamkeit der mediterranen Ernährung. Für die vegetarischen Kostformen weisen experimentelle Daten auf grundsätzlich deutliche antientzündliche Effekte und klinische Studien auf günstige klinische Wirkungen bei kardiovaskulären Erkrankungen. Die Wirksamkeit glutenfreier Diäten ist fraglich. Mehrere Studien und eine systematische Übersicht belegen die Wirksamkeit eines siebenbis zehntägigen Fastens auf die Symptome und Funktion bei rheumatoider Arthritis. Folgt auf das Fasten eine vegane und vegetarische Ernährung sind nachhaltige Effekte von einem Jahr dokumentiert. Der mögliche Nutzen verschiedener spezifischer Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungen wie Grüner Tee, Granatapfel, Ingwer, Leinöl, Gelbwurz ist klinisch derzeit nicht ausreichend belegt. Vielversprechend sind erste Daten zur probiotischen Therapie bei rheumatoider Arthritis. Für die Therapie der Arthrose steht die Gewichtsnormalisierung bei Übergewicht im Vordergrund. Nahrungsergänzungen mit Avocado/Soja sind moderat symptomatisch bei Arthrose wirksam.


2021 ◽  
Author(s):  
Nike Walter ◽  
Li Deng ◽  
Christoph Brochhausen ◽  
Volker Alt ◽  
Markus Rupp

Zusammenfassung Hintergrund Die Behandlung von Knochen- und Protheseninfektionen bleibt trotz moderner Behandlungskonzepte mit interdisziplinärem Therapieansatz schwierig und weitere Maßnahmen zur Verbesserung des Behandlungsergebnisses sind wünschenswert. Präklinischen Studien liefern ein vielversprechendes Bild der Wirksamkeit von Bakteriophagen zur Behandlung von Knochen- und Protheseninfektionen. Ziel der Arbeit Die vorliegende Arbeit gibt eine systematische Übersicht über die klinische Anwendung von Bakteriophagen zur Behandlung von Knochen- und Protheseninfektionen. Material und Methoden Eine systematische Suche wurde in PubMed zur Identifikation von primären klinischen Daten zur Anwendung der Phagentherapie bei Patienten mit Knochen- und Protheseninfektion durchgeführt. Ergebnisse Elf Studien wurden eingeschlossen, bestehend aus 8 Fallberichten und 3 Fallserien. Indikationen der Phagentherapie waren periprothetische Infektionen (n = 12, 52,2 %), frakturassoziierte Infektionen (n = 9, 39,1 %), Osteomyelitis (n = 1, 4,4 %) und eine Iliosakralgelenkinfektion nach Zementaugmentation einer Metastase (n = 1, 4,4 %). Die Interventionen waren heterogen, Phagen wurden intravenös verabreicht, intraoperativ ins Gelenk injiziert, intraoperativ lokal angewendet oder über Drainagen appliziert. In Kombination mit Antibiotikatherapie konnte eine vollständige Infekteradikation bei 18 Patienten (78,3 %) erreicht werden. Bei 91,3 % der Patienten wurden keine Nebenwirkungen berichtet. Schlussfolgerung Bakteriophagen sind eine vielversprechende Behandlungsmethode von Knochen- und Protheseninfektionen in Kombination mit einer Antibiotikatherapie. Zukünftige klinische Studien mit höherem Evidenzgrad werden benötigt, um eine erfolgreiche Translation der Bakteriophagentherapie in die klinische Praxis weiter zu etablieren.


2020 ◽  
Vol 9 (04) ◽  
pp. 381-386
Author(s):  
Julius L. Katzmann ◽  
Ulrich Laufs

ZusammenfassungBempedoinsäure (ETC-1002) ist ein neuartiger Wirkstoff zur Behandlung der LDL-Hypercholesterinämie. Bempedoinsäure inhibiert das Enzym ATP-Citrat-Lyase, das im selben Stoffwechselweg liegt wie das Schlüsselenzym der Cholesterinbiosynthese und Angriffsort der Statine, die HMG-CoA-Reduktase. Bempedoinsäure wird als Prodrug appliziert und durch ein spezifisches Enzym in der Leber aktiviert, welches im Skelettmuskel nicht exprimiert wird. Randomisierte Studien zeigen eine Senkung des LDL-Cholesterins durch Bempedoinsäure; diese ist ausgeprägter bei statinnaiven Patienten und synergistisch mit Ezetimib. Die Verträglichkeit ist auch bei Patienten mit statinassoziierten Muskelschmerzen gut. Es gibt Hinweise auf eine geringe Erhöhung der Harnsäure und eine mögliche Verbesserung der Glukosetoleranz. C-reaktives Protein wird um ca. 25% gesenkt. Eine Endpunktstudie mit 12 600 Patienten mit manifester Atherosklerose und Unverträglichkeit von Statinen läuft, Ergebnisse werden 2022 erwartet. Bempedoinsäure stellt eine zukünftige Therapieoption für Patienten mit nicht erreichten LDL-Cholesterin-Zielwerten insbesondere aufgrund von statinassoziierten Muskelschmerzen dar.


2019 ◽  
Vol 144 (03) ◽  
pp. 161-164
Author(s):  
Elisabeth Schorb ◽  
Gerald Illerhaus ◽  
Jürgen Finke

Was ist neu? Induktionstherapie Die weltweit größte Studie mit einem randomisierten Vergleich verschiedener Induktionstherapien zeigte, dass die Hinzunahme von Thiotepa und Rituximab zu einer hochdosierten Methotrexat- (MTX) und Cytarabin- (AraC) Therapie (sogenanntes MATRix-Protokoll) sowohl Ansprechen als auch Gesamtüberleben von Patienten mit Erstdiagnose eines primären ZNS-Lymphoms (PZNSL) verbessert. Die MATRix-Kombination gilt seither in Deutschland und international als neuer Behandlungsstandard. Aktuelle retrospektive Daten belegen die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit nicht nur im Rahmen klinischer Studien, sondern auch im klinischen Alltag. Konsolidierungstherapie In den vergangenen Jahren spielt die Hochdosistherapie mit nachfolgender autologer Stammzelltransplantation (HDT-ASZT) als Teil der Erstlinientherapie von Patienten mit PZNSL eine immer wichtigere Rolle. Im Rahmen zweier kürzlich vorgestellter randomisierter Studien wurde bestätigt, dass die HDT-ASZT mit einem 2-Jahres-Gesamtüberleben > 80 % einen effektiven Therapieansatz darstellt. Ältere Patienten Aktuelle Daten aus Deutschland belegen die Effektivität einer Therapie mit hochdosiertem MTX in Kombination mit Rituximab und Procarbazin, gefolgt von Erhaltungstherapie mit Procarbazin (PRIMAIN-Protokoll). Retrospektive Daten sowie erste Ergebnisse einer prospektiven Studie zeigen außerdem, dass fitte Patienten > 65 Jahre von einer intensiveren Therapie inklusive HDT-ASZT profitieren können. Therapie bei Rezidiv/refraktärem Verlauf Daten einer kürzlich publizierten Studie zeigen bei Patienten bis 66 Jahre Ansprechraten von bis zu 50 % nach Konsolidierungstherapie mittels Thiotepa-basierter HDT-ASZT. Randomisierte Studien zur Rezidivtherapie beim PZNSL liegen derzeit nicht vor. Zielgerichtete Substanzen In den vergangenen Jahren wurden verschiedene Substanzen wie z. B. Lenalidomid und Pomalidomid sowie Ibrutinib mit vielversprechenden Ergebnissen in klinischen Studien untersucht. Aktuell ist in Deutschland noch keine Substanz für die zielgerichtete Therapie von Patienten mit PZNSL zugelassen. Ausblick Intensive Induktionsstrategien sowie die konsolidierende HDT-ASZT stellen zunehmend den Therapiestandard dar. Aktuell laufen weitere große klinische Studien zum Stellenwert der HDT-ASZT sowohl bei jüngeren Patienten im Vergleich zu einer konventionellen Chemotherapie als auch bei älteren Patienten als kurativer Therapieansatz. Zusätzlich werden in Kürze neue Daten zum Einsatz zielgerichteter Substanzen erwartet.


2017 ◽  
Vol 30 (03) ◽  
pp. 213-247
Author(s):  
Hannah Maren Schmidt ◽  
Cindy Höhna ◽  
Eugen Widmeier ◽  
Michael Martin Berner

ZusammenfassungDiese Arbeit gibt eine systematische Übersicht über Studien zur Wirksamkeit psychosozialer Interventionen bei Frauen mit sexuellen Funktionsstörungen. Die eingeschlossenen Studien sind randomisierte kontrollierte Studien (RCT) und kontrollierte klinische Studien (CCT), publiziert zwischen 1985 und 2014, welche mindestens eine psychosoziale Intervention im Vergleich zu einer aktiven Vergleichsgruppe (z. B. andere psychosoziale Intervention, medikamentöse oder somatische Behandlung) oder Kontrollgruppe (z. B. Warteliste, Placebo) untersuchen. Die Diagnose der sexuellen Funktionsstörung muss formal nach ICD-10/9 oder DSM-IV/III-R oder durch eine Fachperson gestellt worden sein. Studiencharakteristika und Ergebnisse sind durch zwei unabhängige Rater_innen nach einem standardisierten Manual extrahiert worden, ebenso das Risiko einer systematischen Verzerrung (Risk of Bias). Wir haben 19 Studien eingeschlossen. Sexuell bedingte Schmerzen werden am häufigsten untersucht. Die meisten psychosozialen Interventionen zeigen signifikante Verbesserungen im Vergleich zu einer Wartekontrollgruppe für verminderte sexuelle Appetenz und sexuell bedingte Schmerzen, wobei die Effekte über eine Follow-up-Periode meist erhalten bleiben. Für Orgasmusstörungen sind die Ergebnisse uneinheitlich. Erregungsstörungen werden nicht getrennt von anderen sexuellen Funktionsstörungen untersucht. Die meisten Studien untersuchen ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches oder ein klassisch sexualtherapeutisches Behandlungskonzept. Eine willkommene Entwicklung ist es, dass in den jüngsten Studien weitere, teilweise neuartige Behandlungsansätze (z. B. interpersonelle und achtsamkeitsbasierte Ansätze sowie expressives Schreiben) geprüft werden. Eine genaue Berichterstattung und die Einhaltung methodischer Qualitätsstandards werden empfohlen.


2017 ◽  
Vol 74 (4) ◽  
pp. 165-170
Author(s):  
Rainer Grobholz

Zusammenfassung. Das Prostatakarzinom ist der häufigste Tumor des Mannes und aufgrund von Vorsorgeprogrammen und verbesserter Aufklärung ist die Inzidenz derzeit weiter steigend. Neben der verbesserten klinischen Diagnostik hat die Bildgebung mittels multiparametrischer Magnetresonanztomographie (mpMRT) grosse Fortschritte erzielt. In Verbindung mit dem transrektalen Ultraschall (TRUS) und den MRT Daten ist eine gezieltere Diagnostik von auffälligen Herden in Form von sogenannten Fusionsbiopsien möglich. Die Einbindung der mpMRT in das Biopsieverfahren hat, im Vergleich zur konventionellen TRUS gesteuerten Biopsie, zu einer erhöhten Sensitivität für die Detektion klinisch signifikanter Tumoren geführt. Da das biologische Verhalten der Prostatakarzinome eine starke Heterogenität aufweist, ist es wichtig, behandlungsbedürftige Tumoren früh zu erkennen. Neben den klinischen Parametern spielt die bioptische Diagnostik dabei eine zentrale Rolle. Für die Einschätzung der Aggressivität ist der Gleason-Score nach wie vor einer der zentralen Parameter. Derzeit liegt die dritte Überarbeitung seit der Originalpublikation im Jahre 1966 vor. Um die Probleme des Gleason-Gradings zu umgehen, wurden neue Grad-Gruppen entwickelt, welche auf dem Gleason-Grading aufbauen. Hierbei werden einzelne oder mehrere Gleason-Scores in fünf verschiedene Gruppen mit gleichem biologischen Outcome zusammengefasst. Diese Gruppen erlauben eine sehr gute Unterteilung in Tumoren mit exzellenter Prognose und nur sehr geringem Progressionsrisiko sowie in Tumoren mit schlechter Prognose und hohem Progressionsrisiko. Diese Einteilung erleichtert das Gespräch mit dem Patienten und hilft bei der Auswahl der passenden Therapie. Gleichwohl gibt es noch Fälle, bei denen mehrere Optionen möglich sind und bei denen die Entscheidung für die eine oder andere Therapiestrategie schwierig sein kann. Um der Lösung dieses Problems näher zu kommen, sind derzeit Multigentests verfügbar, welche das Tumorgewebe auf eine bestimmte Anzahl von Genveränderungen untersuchen und daraus einen Scorewert berechnen, anhand welchem eine Risikoabstufung für ein aggressives biologisches Verhalten abgeleitet werden kann. Die Verfügbarkeit dieser Multigentests konnte die klinische Entscheidungsfindung hinsichtlich des weiteren therapeutischen Procedere verbessern, wie die ersten prospektiven Studien zu diesem Thema zeigen konnten. Grössere multizentrische prospektive klinische Studien mit entsprechenden klinischen Verlaufsdaten stehen jedoch noch aus, weshalb derzeit seitens der Fachgesellschaften noch keine Empfehlungen für den Einsatz von Multigentests abgegeben wurden.


VASA ◽  
2011 ◽  
Vol 40 (1) ◽  
pp. 6-19 ◽  
Author(s):  
Klein-Weigel ◽  
Opitz ◽  
Riemekasten

Due to its high association with Raynaud’s phenomenon systemic sclerosis (SSc) is probably the most common connective tissue disease seen by vascular specialists. In part 1 of our systematic overview we summarize classification concepts of scleroderma disorders, the epidemiologic and genetic burden, the complex pathophysiologic background, and the clinical features and the stage-dependent capillary microscopic features of SSc. Furthermore, we address the diagnostic recommendations propagated by the German Network for Systemic Sclerosis and the Task Force for Diagnosis and Treatment of Pulmonary Hypertension of the European Society of Cardiology, the European Respiratory Society, and the International Society of Heart and Lung Transplantation.


Author(s):  
Joachim Körkel

Hintergrund: Verhaltenstherapeutische Behandlungen zum selbstkontrollierten Trinken (KT) wurden in den letzten 50 Jahren vielfältig erforscht. Eine aktuelle Übersicht über den gegenwärtigen Status dieses Ansatzes liegt nicht vor. Fragestellung: Es wird ein systematischer Überblick über die Konzept- und Forschungsgeschichte des KT (Definition, theoretische Wurzeln, Behandlungsmethoden), Wirksamkeit von KT-Behandlung (inkl. Prognosefaktoren) sowie Implementierung von KT in das Behandlungssystem (Akzeptanz und Verbreitung) vorgenommen. Methodik: Gemäß den PRISMA Richtlinien wurde in den Datenbanken PsycINFO, Medline und Psyndex nach psychologischen Behandlungen zum selbstkontrollierten Alkoholkonsum bei Menschen mit klinisch relevanten Alkoholproblemen recherchiert und 676 einschlägige Beiträge identifiziert. Ergebnisse: KT wird als regelgeleitet-planvoller Alkoholkonsum definiert. Seine theoretischen Wurzeln reichen von Lerntheorien bis zur Psychologie der Selbstregulation. In der Behandlung haben Behavioral Self-Control Trainings frühere Methoden (z. B. aversive Konditionierung, Kontingenzmanagement und Reizexposition) abgelöst. Einzel und Gruppenbehandlungen sowie Selbsthilfemanuale zum KT erweisen sich über das gesamte Spektrum des problematischen Alkoholkonsums als kurz- und langfristig wirksam zur Reduktion des Alkoholkonsums und alkoholassoziierter Probleme wie auch zur Förderung des Übergangs zur Abstinenz. Prognostisch bedeutsam sind v. a. der Zielentscheid des Patienten pro KT und seine Zuversicht in die Realisierbarkeit von KT. Akzeptanz und Verbreitung von KT haben in den letzten Jahrzehnten zugenommen und variieren u. a. länderspezifisch. Schlussfolgerungen: Angesichts der Wirksamkeit von KT-Behandlungen sowie gesundheitspolitischer, ethischer, therapeutischer und ökonomischer Überlegungen sollten Reduktionsbehandlungen gleichrangig neben Abstinenzbehandlungen in ein zieloffen ausgerichtetes Behandlungssystem integriert werden.


Author(s):  
Norbert Wodarz ◽  
Michael Christ ◽  
Heribert Fleischmann ◽  
Winfried Looser ◽  
Katharina Schoett ◽  
...  

Zusammenfassung. Zielsetzung: Die medikamentöse Behandlung akuter Methamphetamin-induzierter Störungen wie Intoxikationssyndrome, akute Entzugssyndrome oder Psychosen bekommt durch die Zunahme des „Crystal“ Konsums eine besondere Relevanz. Es wird über die Erarbeitung einer S 3-Leitlinie und ausgewählte Beispiele für die Behandlung der genannten Störungsbilder berichtet. Methode: Auf Basis einer systematische Literatur- und Leitlinienrecherche zu therapeutischen Interventionen bei Methamphetamin-bezogenen Störungen in den Datenbanken Cochrane-Database, Medline, PSYINDEX, OVID, „PsycINFO“, G-I-N-Library sowie der AWMF-Datenbank wurden für den Zeitraum 2000 bis Juni 2015 insgesamt 103 Publikationen und 9 systematische übersichtsarbeiten einbezogen. In einer Arbeitsgruppe von 21 Personen aus verschiedenen Fachgesellschaften wurden im nominalen Gruppenprozess (Zustimmung > 75 %) Empfehlungen in drei Konsensuskonferenzen und einer öffentlichen Anhörung bis Juni 2015 konsentiert. Ergebnisse: Mittel der Wahl bei Methamphetamin-induzierten Intoxikationssyndromen, insbesondere mit akuter Erregung, sind Benzodiazepine. Die Behandlung der Entzugssyndrome erfolgt symptomorientiert. Bei der Behandlung von Psychosen sollte zunächst gemäß aktueller Behandlungsleitlinien bei schizophrenen Psychosen vorgegangen werden. Schlussfolgerungen: Es liegt nur wenig spezifische und positive Evidenz zur medikamentösen Akutbehandlung Methamphetamin-induzierter Störungen vor. Die Empfehlungen basieren daher im Wesentlichen auf klinischem Expertenkonsens. Insgesamt besteht weiterer Forschungsbedarf.


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