Substanzabhängigkeit im Alter

2017 ◽  
Vol 142 (24) ◽  
pp. 1802-1806 ◽  
Author(s):  
Johannes Pantel

Was ist neu? Substanzabhängigkeit steigt im Alter überproportional an Der missbräuchliche oder abhängige Konsum von Substanzen durch ältere Menschen wird in Zukunft nicht nur in absoluten Zahlen, sondern vermutlich auch überproportional ansteigen. Dies erfordert eine bessere einschlägige Qualifikation der beteiligten Berufsgruppen (Ärzte, Pflegekräfte usw.), aber auch einen Ausbau der heute bereits unzureichenden Versorgungsstrukturen. Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit Ältere Menschen unterliegen einer Vielzahl psychosozialer Risikofaktoren für die Entwicklung einer manifesten Alkoholabhängigkeit bei gleichzeitig erhöhter Vulnerabilität für alkoholassoziierte Folgeschäden. Die Behandlungsprognose ist jedoch bei gegebener Therapiemotivation gut und teilweise besser als bei jüngeren Patienten. Dies gilt vor allem, wenn sich die Abhängigkeit erst im höheren Lebensalter entwickelt hat („Late-Onset“-Alkoholismus). Benzodiazepine und andere Hypnotika Gerade unter hochbetagten Menschen und Heimbewohnern wird eine Dauerbehandlung mit Benzodiazepinen und Benzodiazepin-Analoga („Z-Drugs“) immer noch erschreckend häufig durchgeführt und dabei das hohe Risiko einer Abhängigkeitsentwicklung in Kauf genommen. Neuere Befunde deuten darauf hin, dass dadurch auch die Entwicklung einer Demenz begünstigt werden kann. Eine Langzeitbehandlung sollte daher zugunsten präventiver Ansätze vermieden werden. Opiate Zuverlässige Zahlen über die Häufigkeit von Abhängigkeitsentwicklungen bei älteren, nicht onkologischen Patienten, die unter einer Dauerbehandlung mit Opioidanalgetika stehen, liegen für Deutschland bislang nicht vor. Angesichts neuerer Erkenntnisse sollte das Risiko einer komplexen persistierenden Abhängigkeit gleichwohl nicht vernachlässigt und die Indikation sehr sorgfältig gestellt werden.

2020 ◽  
Vol 70 (11) ◽  
pp. 475-480
Author(s):  
Claudia Pieper ◽  
Sarah Schröer ◽  
Helen Spanier ◽  
Simon Cohen ◽  
Holger Russ ◽  
...  

ZusammenfassungMitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen sind berufsbedingt besonderen Belastungen ausgesetzt. Diese entstehen durch das Auseinandersetzten mit Leid und Tod oder durch traumatisierende Erfahrungen mit Patientinnen und Patienten. Daraus können negative gesundheitliche Auswirkungen seelischer und körperlicher Art folgen. Möchten Betroffene dem entgegenwirken, so lassen sich nur selten präventive Maßnahmen finden. Gefördert durch den Innovationsfonds sollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen innovativ in Form von Kreativen Stärkungsgruppen nachhaltig gestärkt werden.Das UPGRADE-Projekt bietet die Teilnahme an Kreativen Stärkungsgruppen. Zur Untersuchung der Wirksamkeit wird eine randomisierte kontrollierte Studie mit 366 Teilnehmerinnen und Teilnehmern (Alter > 18) durchgeführt. Die Interventionsgruppe nimmt an den Kreativen Stärkungsgruppen teil. Beide Gruppen werden zu 3 Zeitpunkten zur Arbeitszufriedenheit, der subjektiven Arbeitsbelastung und Arbeitsfähigkeit befragt, um eine mögliche Veränderung durch die Teilnahme an den Kreativen Stärkungsgruppen festzustellen. Um die Umsetzbarkeit der Intervention zu bewerten, wird eine ergänzende formative Evaluation durchgeführt.Wenn sich das Angebot der Kreativen Stärkungsgruppen im UPGRADE-Projekt als niedrigschwelliges Angebot für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen als wirksam erweist, ist eine Anpassung und Umsetzung in anderen Bereichen möglich und wichtig.


OP-Journal ◽  
2018 ◽  
Vol 34 (03) ◽  
pp. 261-268 ◽  
Author(s):  
Michael Kreinest ◽  
Sven Vetter ◽  
Paul Grützner ◽  
Klaus Wendl ◽  
Stefan Matschke

ZusammenfassungNur 5 – 10% aller Wirbelsäulenverletzungen betreffen Kinder. Über 90% dieser Kinder mit einer Verletzung der Wirbelsäule haben ihr 16. Lebensjahr bereits erreicht. Bei Kindern unter dem 10. Lebensjahr ist am häufigsten die Halswirbelsäule betroffen. Zwischen 12 und 27% der Kinder mit einer Verletzung der Wirbelsäule haben begleitende neurologische Defizite bis hin zur kompletten Querschnittsymptomatik. Sowohl für die Diagnostik als auch für die Therapie von Verletzungen der Wirbelsäule im Kindesalter sind Kenntnisse über die Ossifikation der Wirbelkörper sowie über weitere anatomische und biomechanische Besonderheiten der heranwachsenden Wirbelsäule erforderlich. Neben der klinischen und neurologischen Untersuchung erfolgt die Diagnostik hauptsächlich mittels Röntgen und kernspintomografischer Bildgebung. Für die Frakturen der Wirbelsäule im Kindesalter existieren spezielle Klassifikationssysteme. Im Vergleich zum Erwachsenen ist bei Kindern mit Verletzungen der Wirbelsäule häufiger eine konservative Therapie möglich. Alle stabilen Frakturen sowie die typischen Verletzungen der Endplatten können prinzipiell funktionell nachbehandelt werden. Auch Verletzungen, die eine geringgradige Veränderung des physiologischen Alignments verursachen, können oftmals noch konservativ therapiert werden. An der Halswirbelsäule wird die Indikation zur Stabilisierung vor allem bei deutlich gestörtem zervikalen Alignment gestellt. Oftmals erfolgt die Therapie im Halofixateur. Alternativ kann die Stabilisierung mittels Fixateur interne oder direkter Verschraubung erfolgen. Bei Verletzungen der Brust- und Lendenwirbelsäule wird eine operative Therapie empfohlen, wenn sich eine posttraumatische Segmentkyphose von über 20° ausbildet. Nach Reposition erfolgt hier meist die dorsale Instrumentierung. Generell zeigen Kinder mit Verletzungen der Wirbelsäule ein gutes Outcome.


2014 ◽  
Vol 72 (5) ◽  
pp. 371-384 ◽  
Author(s):  
Mathias Wilde
Keyword(s):  

Zusammenfassung Im Zuge der Problematisierung des demographischen Wandels befasst sich die Mobilitätsforschung seit einigen Jahren verstärkt mit der Mobilität älterer Menschen. Dabei ist die Forschung überwiegend durch den Blick der Planungspraxis geprägt, mit der Folge, dass die Mobilität älterer Menschen gewöhnlich als technisches oder organisatorisches Problem aufgefasst wird. Versteht man Mobilität hingegen als ein soziales Phänomen, ist man unmittelbar mit der Frage konfrontiert, wie Mobilität und Lebenswirklichkeit miteinander verflochten sind. Dieser Beitrag nähert sich der Alltagsmobilität älterer Menschen aus einer akteurszentrierten Perspektive. Ziel ist es zunächst, ein Verständnis darüber zu vermitteln, wie ältere Menschen auf dem Land ihre Mobilität sehen und in ihren Alltag einbetten. Ausgehend von den Ergebnissen einer qualitativen Studie, verdeutlicht der Beitrag die handlungsleitenden Momente ihres Unterwegsseins, skizziert den Stellenwert von Emotionen und den funktionellen Aspekt der Gesunderhaltung. Vor allem jedoch wird die Bedeutung sozialer Kontakte veranschaulicht: Auch wenn sich alltägliche Erfordernisse, wie der Einkauf oder Arztbesuch, als wesentliche Anlässe von Mobilität erweisen, vorrangig sind es Ereignisse der Zusammenkunft, die das Leben älterer Menschen auf dem Land prägen. Die Erkenntnisse münden in Schlussfolgerangen für die Planungspraxis.


2005 ◽  
Vol 26 (2) ◽  
Author(s):  
Volker Boehme-Neßler

ZusammenfassungSprache ist eine soziale Institution. Neue Entwicklungen und Formen der Sprache sind kein ausschließlich grammatisches, linguistisches oder literarisches Phänomen. Wenn sich Sprache ändert, ändert sich auch das Denken, das Rechtsdenken und schließlich das Recht selbst. Ohne weiteres einsichtig ist, dass auch das Rechtssystem von den Kommunikationsmedien geprägt wird. Deshalb ist zu erwarten, dass das Internet tief greifende Auswirkungen auf das derzeit existierende Rechtssystem haben wird. Wie diese Auswirkungen aussehen können, soll an einem konkreten und typischen Aspekt des Internets untersucht werden: Wie ändern Hypertexte das Denken und das Recht? Der Beitrag kommt zu dem Ergebnis, dass das Recht durch die Einwirkungen des Internet und der Hypertextkultur synästhetischer, subjektiver, privater und flüchtiger wird. Innerhalb des Rechts wird eine Akzentverschiebung stattfinden. Der Stellenwert des Rechts insgesamt wird sich ändern. Das Recht muss deshalb eine neue Rolle finden. Wenn es sich dieser Herausforderung nicht stellt, läuft es Gefahr, irrelevant zu werden.


1988 ◽  
Vol 08 (05) ◽  
pp. 214-218
Author(s):  
W. Rutsch ◽  
H. Schmutzler

ZusammenfassungDie thrombolytische Therapie des akuten Myokardinfarkts hat sich zu einer etablierten Behandlungsmethode entwickelt. Wird sie innerhalb der ersten 3 bis 6 Stunden nach Beginn der Angina pectoris unter Beachtung der Ein- und Ausschlußkriterien eingeleitet, kann die definitive Infarktgröße begrenzt und eine weitere Einschränkung der Ventrikelfunktion vermieden werden. Krankenhaus-und 1 -Jahres-Sterblichkeit werden dadurch signifikant gesenkt.Von den heute für die Behandlung des akuten Myokardinfarkts verfügbaren Plasminogenaktivatoren ist zweifelsohne rt-PA die bedeutendste Substanz. Ihre Vorzüge gegenüber herkömmlichen Fibrinolytika sind neben der fehlenden Antigenität ihre Fibrinspezifität, schnellere und weitgehend komplette Rekanalisation, gute Steuerbarkeit bei kurzer Halbwertszeit der fibrinolytischen Aktivität sowie geringerer Einfluß auf die Hämostaseparameter. Zwar liegen noch keine Ergebnisse großer Studien über den Einfluß von rt-PA auf die Letalität vor, dennoch kann man aus den Angaben der bisher publizierten Studien auf eine bedeutende Verminderung der Sterblichkeit schließen. Dies ist auch von einer Substanz mit der höchsten Rekanalisationsrate innerhalb der ersten 90 Minuten zu erwarten, da zwischen Myokardreperfusion, Begrenzung der Infarktgröße, Erhalt der Ventrikelfunktion und Sterblichkeit ein enger Zusammenhang besteht. Die Vermutung, mit der Anwendung von rt-PA könnte eine höhere Reokklusionsrate verbunden sein, hat sich nicht bestätigen lassen.Wegen der großen Effektivität der Substanz ist ihr frühzeitiger Einsatz nach Ableitung eines infarkttypischen Elektrokardiogramms zu empfehlen, möglichst durch den Hausarzt oder im Notarztwagen am Ort der Diagnosestellung. Wenn möglich, sollte die früh begonnene intravenöse, fibrinolytische Therapie mit einer Koronarangiographie kombiniert werden, insbesondere bei Patienten mit Zeichen der Herzinsuffizienz. Neben der prognostisch bedeutsamen Bewertung des Schweregrades der koronaren Herzkrankheit wird eine mechanische Intervention mit PTCA oder Herzchirurgie bei den Thrombolyseversagern möglich. Andererseits lassen sich durch Fibrinolyse mit rt-PA allein so gute Ergebnisse erzielen, daß man den weiteren Krankheitsverlauf auch ohne Koronarangiographie beobachten kann. Eine primäre mechanische Intervention mit PTCA bietet sich bei den Patienten an, bei denen eine wesentliche Kontraindikation gegen eine Thrombolyse besteht. Diagnostische Interventionen sollten im akuten Infarktstadium jedoch auch dann durchgeführt werden, wenn die Patienten durch die fibrinolytische Behandlung nicht beschwerdefrei geworden sind oder erneut Herzschmerzen entwik-keln. Eine Kontroll-Koronarangiogra-phie vor Entlassung aus stationärer Behandlung ist indiziert, wenn sich Zeichen der Myokardischämie im Belastungs-EKG oder Thallium-Myokardszintigramm im Infarktareal nachweisen lassen oder sich nur sehr kleine Infarkte entwickelt haben.


2006 ◽  
Vol 63 (7) ◽  
pp. 479-484
Author(s):  
Rudiger

Anamnese und klinische Untersuchung des kritisch kranken Patienten sind auf der Intensivpflegestation (IPS) durch verschiedene Umstände erschwert. Trotzdem spielt die klinische Beurteilung eine zentrale Rolle bei den differentialdiagnostischen Überlegungen und dem Entscheid, welche diagnostischen und therapeutischen Schritte eingeleitet werden. Anamnese und klinische Untersuchung müssen auf der IPS zeitsparend und effizient durchgeführt werden. Damit keine wichtigen Informationen verpasst werden, sollte die Untersuchung strukturiert erfolgen. Dabei hält sich der Untersucher am besten an das Konzept des «A B C», wobei «A» für airways (Atemwege), «B» für breathing (Atmung) und «C» für circulation (Kreislauf) stehen. Der Untersucher muss sich bewusst sein, dass gewisse pathologische Befunde eine umgehende therapeutische Intervention bedingen, bevor die Untersuchung fortgeführt wird. Eine gründliche klinische Untersuchung des Patienten wird normalerweise bei IPS-Eintritt durchgeführt. Manche Untersuchungen können aber aus logistischen Gründen bei Eintritt nicht erhoben werden und müssen zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Die klinische Untersuchung wird bei den täglichen Visiten wiederholt und wird immer dann durchgeführt, wenn sich der Zustand des Patienten ändert. Der Intensivmediziner muss aufpassen, dass er sich bei der klinischen Untersuchung des Patienten nicht von Laborbefunden und Messwerten technischer Apparate ablenken lässt. Die genaue Dokumentation der klinischen Untersuchungsbefunde ist von zentraler Bedeutung, um den Verlauf des Patienten zu beurteilen und um die Kontinuität der Betreuung zu gewährleisten.


Author(s):  
Alexander Seifert

Zusammenfassung Hintergrund Nicht nur jüngere, sondern zunehmend auch ältere Menschen leben heute in einer Welt, in der digitale Alltagstechnologien ihren Alltag maßgeblich begleiten. Aber wie hat sich diese Techniknutzung in den letzten 10 Jahren verändert, und inwieweit hat sich die Einstellung gegenüber dieser Technik verändert? Um diese Fragen zu beantworten, wurden 3 querschnittliche Bevölkerungsbefragungen miteinander verglichen. Material und Methoden Das Datenmaterial stammt aus 3 Schweizer Befragungen (2009: n = 1105, 2014: n = 1037, 2019: n = 1130) von Personen ab 65 Jahren. Diese Befragungen erfolgten jeweils als standardisiertes telefonisches Interview und wurden mit einer optionalen schriftlichen Befragung kombiniert. Ergebnisse Sowohl die Nutzung des Internets als auch die von mobilen Endgeräten (Smartphone, Tablet) ist von 2009 zu 2019 angestiegen. So nutzten 2009 37,8 % der Befragten das Internet, 2019 waren es bereits 74,2 %. Dennoch ist weiterhin zu erkennen, dass v. a. Personen ab 80 Jahren diese Technologien seltener nutzen. Auch wenn 2019 bereits mehr unterschiedliche Internetanwendungen genutzt wurden als noch 2009, so wurden jedoch ähnliche Gründe für die Nichtnutzung des Internets angegeben. Zu den Hauptgründen zählen Sicherheitsbedenken und Angaben, nach denen die Nutzung des Internets zu kompliziert bzw. das Erlernen des Umgangs mit dem Internet überhaupt zu hoch sei. Auch die Einstellungen zur Technik und die Faktoren, die für eine Internetnutzung sprechen, haben sich nur wenig verändert. Schlussfolgerung Auch wenn die digitale Transformation voranschreitet, gibt es bei der Techniknutzung weiterhin Ungleichheiten. Auch wenn sich diese mehr und mehr nivellieren, so werden neue Technologien in den kommenden Jahren neue Ungleichheiten schaffen.


2017 ◽  
Vol 80 (10) ◽  
pp. 897-909 ◽  
Author(s):  
Alexis Rump ◽  
Oliver Schöffski
Keyword(s):  

Zusammenfassung Ziel Das Gesundheitssystem Japans wurde in der Meiji-Periode (1868–1912) am Beispiel Deutschlands aufgebaut. In dieser Arbeit werden das Finanzierungs- und Vergütungssystem des japanischen Gesundheitswesens dargestellt. Dabei sollen die Hauptinstrumente zur Systemsteuerung und Kostendämpfung herausgearbeitet werden. Methodik Selektive Literaturrecherche. Ergebnisse Es besteht Versicherungspflicht in der gesetzlichen Krankenversicherung für alle Bewohner Japans ohne Wahlmöglichkeit unter den mehr als 3000 Kassen. Die Zuständigkeit richtet sich in erster Linie nach dem Beschäftigungsverhältnis und in zweiter Linie nach dem Wohnort. Angestellte in der Privatwirtschaft und Angehörige des öffentlichen Dienstes sind in Arbeitnehmer-Krankenkassen versichert. Selbständige, Arbeitslose und Rentner werden, auch nach früherer Mitgliedschaft in einer Arbeitnehmer-Krankenkasse, in der Regel der Ortskrankenkasse des Wohnorts zugeordnet. Ältere Menschen ab dem 75. Lebensjahr sind in besonderen Krankenkassen, die auf Präfekturebene verwaltet werden, versichert. Die deutlichen Risikostrukturunterschiede werden durch Ausgleichszahlungen zwischen den Kassen und erhebliche Steuerzuschüsse ausgeglichen. Gesundheitsleistungen werden nach einer einheitlichen Vergütungsordnung erstattet. Diese stellt gleichzeitig eine Positivliste dar und regelt auch die 0Voraussetzungen unter denen einzelne Leistungen abgerechnet werden dürfen. Die Vergütungsordnung wird alle 2 Jahre unter Federführung des Gesundheitsministeriums aktualisiert. Eine differenzierte Überarbeitung dient sowohl der Dämpfung der Ausgabenentwicklung als auch der Förderung gesundheitspolitischer Ziele. Schlussfolgerungen Die grundlegenden Strukturen zur Finanzierung des Systems und die Mechanismen zur Umverteilung der Finanzmittel im japanischen Gesundheitswesen sind fest etabliert und weisen einen eher statischen Charakter auf. Das japanische Gesundheitssystem wird kurz- und mittelfristig hauptsächlich über die einheitliche alle Leistungen umfassende Vergütungs- und Erstattungsordnung gesteuert. Durch die regelmäßige Überarbeitung kann in kurzen zeitlichen Abständen auf Veränderungen der Lage reagiert werden, und durch eine Politik der „kleinen Schritte“ wird eine Optimierung der Gesundheitsversorgung angestrebt.


2021 ◽  
Vol 49 (06) ◽  
pp. 403-412
Author(s):  
Carola Wolf ◽  
Kirsten Gerst ◽  
Sascha Gerst ◽  
Grit Priemer

ZusammenfassungBei der Sektion kann der postmortale (p. m.) Einsatz klinisch-labordiagnostischer Untersuchungen aus Probenmaterial mehr oder weniger geschützter Kompartimente wichtige Zusatzinformationen für die Diagnose und Differenzialdiagnose liefern bzw. eigentlich nur klinisch zu stellende Diagnosen ohne pathomorphologisches Korrelat überhaupt erst ermöglichen. Die Arbeit liefert Anregungen zu diagnostischen Verfahren unter Verwendung von Augenkammerwasser, Harn, Pansensaft und weiteren p. m. erst zeitlich verzögert durch Auto- und Heterolyse beeinträchtigten Proben. Es wird eine Übersicht zu p. m. verwendbaren Probenmaterialien und deren Entnahme speziell beim verendeten Rind, zu klinisch-labordiagnostischen Parametern und Methoden und ihrer Aussagekraft sowie zu präanalytisch relevanten Vorbehalten bei der Befundinterpretation gegeben. Aus der Literatur und aus langjähriger Erfahrung mit p. m. klinischer Labordiagnostik werden praktikable Ansätze für die tägliche Arbeit und für spezielle Fragestellungen abgeleitet. Insbesondere Augenkammerwasser, Pansensaft und ggf. Harn sind leicht zugängliche Matrizes. Auch Liquor cerebrospinalis lässt sich in guter Qualität gewinnen und z. B. auf Elektrolyte und Metaboliten analysieren. Postmortale klinische Labordiagnostik kann in speziellen Fällen, z. B. Festliegen und Verenden infolge von Hypokalzämie oder Hypomagnesämie, Hinweise auf die Todesursache geben, auch wenn aufgrund eines zu raschen Versterbens keine labormedizinischen Untersuchungen zu Lebzeiten durchgeführt werden konnten oder p. m. keine morphologischen Veränderungen feststellbar waren, die das klinische Bild erklären würden. Die p. m. Labordiagnostik ist auch hilfreich, wenn sich am lebenden Tier keine klinischen Befunde erheben ließen. Zwar ergeben sich bei der Sektion auch sensorisch Hinweise auf Urämie und Ketose, doch erlauben klinisch-chemische Untersuchungen eine Verifizierung. Klinisch-labordiagnostische Untersuchungen können die Diagnose erhärten oder die Differenzialdiagnose eingrenzen bzw. sogar erst ermöglichen. Die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, kann aber in der Pathologie Tätige zu solchen relativ selten eingesetzten Zusatzuntersuchungen ermutigen und die Zusammenarbeit zwischen Veterinärpathologen und klinischen Labordiagnostikern anregen.


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