Die Behandlung des akuten Myokardinfarkts mit rt-PA

1988 ◽  
Vol 08 (05) ◽  
pp. 214-218
Author(s):  
W. Rutsch ◽  
H. Schmutzler

ZusammenfassungDie thrombolytische Therapie des akuten Myokardinfarkts hat sich zu einer etablierten Behandlungsmethode entwickelt. Wird sie innerhalb der ersten 3 bis 6 Stunden nach Beginn der Angina pectoris unter Beachtung der Ein- und Ausschlußkriterien eingeleitet, kann die definitive Infarktgröße begrenzt und eine weitere Einschränkung der Ventrikelfunktion vermieden werden. Krankenhaus-und 1 -Jahres-Sterblichkeit werden dadurch signifikant gesenkt.Von den heute für die Behandlung des akuten Myokardinfarkts verfügbaren Plasminogenaktivatoren ist zweifelsohne rt-PA die bedeutendste Substanz. Ihre Vorzüge gegenüber herkömmlichen Fibrinolytika sind neben der fehlenden Antigenität ihre Fibrinspezifität, schnellere und weitgehend komplette Rekanalisation, gute Steuerbarkeit bei kurzer Halbwertszeit der fibrinolytischen Aktivität sowie geringerer Einfluß auf die Hämostaseparameter. Zwar liegen noch keine Ergebnisse großer Studien über den Einfluß von rt-PA auf die Letalität vor, dennoch kann man aus den Angaben der bisher publizierten Studien auf eine bedeutende Verminderung der Sterblichkeit schließen. Dies ist auch von einer Substanz mit der höchsten Rekanalisationsrate innerhalb der ersten 90 Minuten zu erwarten, da zwischen Myokardreperfusion, Begrenzung der Infarktgröße, Erhalt der Ventrikelfunktion und Sterblichkeit ein enger Zusammenhang besteht. Die Vermutung, mit der Anwendung von rt-PA könnte eine höhere Reokklusionsrate verbunden sein, hat sich nicht bestätigen lassen.Wegen der großen Effektivität der Substanz ist ihr frühzeitiger Einsatz nach Ableitung eines infarkttypischen Elektrokardiogramms zu empfehlen, möglichst durch den Hausarzt oder im Notarztwagen am Ort der Diagnosestellung. Wenn möglich, sollte die früh begonnene intravenöse, fibrinolytische Therapie mit einer Koronarangiographie kombiniert werden, insbesondere bei Patienten mit Zeichen der Herzinsuffizienz. Neben der prognostisch bedeutsamen Bewertung des Schweregrades der koronaren Herzkrankheit wird eine mechanische Intervention mit PTCA oder Herzchirurgie bei den Thrombolyseversagern möglich. Andererseits lassen sich durch Fibrinolyse mit rt-PA allein so gute Ergebnisse erzielen, daß man den weiteren Krankheitsverlauf auch ohne Koronarangiographie beobachten kann. Eine primäre mechanische Intervention mit PTCA bietet sich bei den Patienten an, bei denen eine wesentliche Kontraindikation gegen eine Thrombolyse besteht. Diagnostische Interventionen sollten im akuten Infarktstadium jedoch auch dann durchgeführt werden, wenn die Patienten durch die fibrinolytische Behandlung nicht beschwerdefrei geworden sind oder erneut Herzschmerzen entwik-keln. Eine Kontroll-Koronarangiogra-phie vor Entlassung aus stationärer Behandlung ist indiziert, wenn sich Zeichen der Myokardischämie im Belastungs-EKG oder Thallium-Myokardszintigramm im Infarktareal nachweisen lassen oder sich nur sehr kleine Infarkte entwickelt haben.

2020 ◽  
Vol 70 (11) ◽  
pp. 475-480
Author(s):  
Claudia Pieper ◽  
Sarah Schröer ◽  
Helen Spanier ◽  
Simon Cohen ◽  
Holger Russ ◽  
...  

ZusammenfassungMitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen sind berufsbedingt besonderen Belastungen ausgesetzt. Diese entstehen durch das Auseinandersetzten mit Leid und Tod oder durch traumatisierende Erfahrungen mit Patientinnen und Patienten. Daraus können negative gesundheitliche Auswirkungen seelischer und körperlicher Art folgen. Möchten Betroffene dem entgegenwirken, so lassen sich nur selten präventive Maßnahmen finden. Gefördert durch den Innovationsfonds sollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen innovativ in Form von Kreativen Stärkungsgruppen nachhaltig gestärkt werden.Das UPGRADE-Projekt bietet die Teilnahme an Kreativen Stärkungsgruppen. Zur Untersuchung der Wirksamkeit wird eine randomisierte kontrollierte Studie mit 366 Teilnehmerinnen und Teilnehmern (Alter > 18) durchgeführt. Die Interventionsgruppe nimmt an den Kreativen Stärkungsgruppen teil. Beide Gruppen werden zu 3 Zeitpunkten zur Arbeitszufriedenheit, der subjektiven Arbeitsbelastung und Arbeitsfähigkeit befragt, um eine mögliche Veränderung durch die Teilnahme an den Kreativen Stärkungsgruppen festzustellen. Um die Umsetzbarkeit der Intervention zu bewerten, wird eine ergänzende formative Evaluation durchgeführt.Wenn sich das Angebot der Kreativen Stärkungsgruppen im UPGRADE-Projekt als niedrigschwelliges Angebot für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen als wirksam erweist, ist eine Anpassung und Umsetzung in anderen Bereichen möglich und wichtig.


2005 ◽  
Vol 25 (01) ◽  
pp. 1-5
Author(s):  
B. W. Böttiger ◽  
F. Spöhr

ZusammenfassungTrotz einer jährlichen Inzidenz von 40–90/100 000 Einwohnern mangelt es noch an therapeutischen Optionen, um die sehr ungünstige Prognose der vom prähospitalen Kreislaufstillstand betroffenen Patienten zu verbessern. Etwa 50–70% aller Kreislaufstillstände werden durch einen akuten Myokardinfarkt (AMI) oder eine fulminante Lungenembolie (LE) verursacht. Die Thrombolyse ist eine etablierte, effektive und kausale Therapie für Patienten mit AMI oder LE, die keinen Kreislaufstillstand erleiden. Hingegen sind die Erfahrungen mit der Anwendung der Thrombolyse während eines Kreislaufstillstands bisher begrenzt. Experimentelle Untersuchungen weisen darauf hin, dass die thrombolytische Therapie während der Reanimation einerseits Thromben oder Emboli, die einen AMI oder eine LE verursachen, kausal behandeln, andererseits zu einer Verbesserung der Mikrozirkulation während der Reperfusionsphase beitragen. Die intra-und prähospital durchgeführten Fallserien und Studien zur Thrombolyse während CPR legen nahe, dass diese Therapie zu einer Wiederherstellung eines Spontankreislaufs und zum Überleben von Patienten führen kann, die mit konventionellen Maßnahmen vergeblich reanimiert worden waren. Darüber hinaus gibt es Hinweise auf ein verbessertes neurologisches outcome von Patienten, die eine thrombolytische Therapie während CPR erhielten. Ob diese neue Therapieoption die Prognose von Patienten mit Kreislaufstillstand ganz allgemein verbessern kann, wird eine große randomisierte, doppelblinde Multicenterstudie zeigen.


1998 ◽  
Vol 18 (04) ◽  
pp. 192-200
Author(s):  
Erika Glusa

ZusammenfassungThrombin ist nicht nur das Schlüsselenzym der Blutgerinnung sondern ist auch in der Lage, vielfältige hormonähnliche, rezeptorvermittelte Reaktionen an verschiedenen Zellen und Geweben auszulösen. Thrombin aktiviert den G-Proteingekoppelten Rezeptor, indem es vom extrazellulären N-Terminus ein Peptid abspaltet und der neugebildete N-Terminus als Ligand den Plättchenrezeptor aktiviert. In der Folge wird eine intrazelluläre Signalkaskade ausgelöst, die zur Formveränderung, Sekretion, Aggregation, Expression von GPIIb/llla und anderen Adhäsionsmolekülen führt. Die rezeptorvermittelten Thrombineffekte an den Plättchen können im Prinzip durch Hemmung der Bindung des Thrombins am Rezeptor über eine Blockade der »Anion-binding-exosite« des Thrombins oder der entsprechenden Bindungsstelle am Rezeptor verhindert werden. Triabin, ein rekombinantes Protein aus der Raubwanze Triatoma pallidipennis, ist ein hochwirksamer »Anion-binding-exosite«-lnhibitor, der in nanomolaren Konzentrationen die Thrombin-Pättchenreaktionen verhindert. Thrombinrezeptorantagonisten sind in der Entwicklung; sie blockieren die Aktivierung des Rezeptors durch Thrombin und Rezeptor-aktivierende Peptide (TRAP). Die derzeit verfügbaren Rezeptorantagonisten sind Peptide mit relativ geringer inhibitorischer Aktivität. Da die proteolytische Aktivität des Enzyms für die Plättchenaktivierung erforderlich ist, können direkte Inhibitoren des Thrombins, die die katalytische Aktivität blockieren, die thrombinbedingte Plättchenaktivierung unterbrechen. Neben dem stärksten selektiven Thrombinhemmstoff Hirudin und dem synthetischen Hirulog sind es kleinmolekulare irreversible oder reversibel wirkende kompetitive Inhibitoren wie PPACK, Tripeptide, Argininund Benzamidinderivate, die gleichfalls zu einer Hemmung der thrombinbedingten Plättchenaktivierung führen. Größere klinische Studien liegen nur mit Hirudin (Refludan®, Revasc®), Hirulog (Bivalirudin®) und Argatroban (Novastan®) bei Patienten mit instabiler Angina pectoris, Myokardinfarkt, Angioplastie, aortokoronarem Bypass, Hämodialyse und heparininduzierter Thrombozytopenie und Thrombose-Syndrom (HITTS II) vor. Eine Verbesserung der therapeutischen Maßnahmen bei akuten und chronischen thromboembolischen Komplikationen könnte durch eine Kombination von Thrombininhibitoren und anderen Plättchenfunktionshemmstoffen erreicht werden.


2008 ◽  
Vol 28 (05) ◽  
pp. 438-447
Author(s):  
B. Saurbier ◽  
C. Bode ◽  
M. Schwarz

ZusammenfassungUnter dem Begriff des akuten Koronarsyndroms (ACS) werden die instabilen und somit lebensbedrohlichen Formen der klinisch manifesten koronaren Herzkrankheit zusammengefasst. Dies sind die instabile Angina pectoris, der Nicht-ST-Streckenhebung- (NSTEMI) und der ST-Streckenhebungs- Myokardinfarkt (STEMI) sowie der plötzliche Herztod. Wichtigstes therapeutisches Ziel ist die rasche und vollständige Wiedereröffnung der eingeengten oder verschlossenen Koronararterie, um das Ausmaß der Myokardnekrose zu minimieren. Therapie der Wahl ist hierfür die primäre perkutane Koronarintervention (PCI), wenn diese innerhalb von zwei Stunden von einem erfahrenen Team vorgenommen werden kann. Als alternative Reperfusionsstrategie steht für alle anderen Patienten die Thrombolyse zur Verfügung. Neben einer schnellen Reperfusion ist auch die optimale gerinnungs- und aggregationshemmende Therapie essenziell. Die Balance zwischen effektiver Gerinnungsinhibition einerseits und Blutungsgefährdung andererseits ist dabei Prognose entscheidend. Zahlreiche Neuentwicklungen in diesem Bereich bringen uns diesem Ziel immer näher. Dieser Übersichtsartikel gibt einen Überblick über die aktuellen Empfehlungen und einen Ausblick auf die Neuentwicklungen in diesem Bereich.


OP-Journal ◽  
2018 ◽  
Vol 34 (03) ◽  
pp. 261-268 ◽  
Author(s):  
Michael Kreinest ◽  
Sven Vetter ◽  
Paul Grützner ◽  
Klaus Wendl ◽  
Stefan Matschke

ZusammenfassungNur 5 – 10% aller Wirbelsäulenverletzungen betreffen Kinder. Über 90% dieser Kinder mit einer Verletzung der Wirbelsäule haben ihr 16. Lebensjahr bereits erreicht. Bei Kindern unter dem 10. Lebensjahr ist am häufigsten die Halswirbelsäule betroffen. Zwischen 12 und 27% der Kinder mit einer Verletzung der Wirbelsäule haben begleitende neurologische Defizite bis hin zur kompletten Querschnittsymptomatik. Sowohl für die Diagnostik als auch für die Therapie von Verletzungen der Wirbelsäule im Kindesalter sind Kenntnisse über die Ossifikation der Wirbelkörper sowie über weitere anatomische und biomechanische Besonderheiten der heranwachsenden Wirbelsäule erforderlich. Neben der klinischen und neurologischen Untersuchung erfolgt die Diagnostik hauptsächlich mittels Röntgen und kernspintomografischer Bildgebung. Für die Frakturen der Wirbelsäule im Kindesalter existieren spezielle Klassifikationssysteme. Im Vergleich zum Erwachsenen ist bei Kindern mit Verletzungen der Wirbelsäule häufiger eine konservative Therapie möglich. Alle stabilen Frakturen sowie die typischen Verletzungen der Endplatten können prinzipiell funktionell nachbehandelt werden. Auch Verletzungen, die eine geringgradige Veränderung des physiologischen Alignments verursachen, können oftmals noch konservativ therapiert werden. An der Halswirbelsäule wird die Indikation zur Stabilisierung vor allem bei deutlich gestörtem zervikalen Alignment gestellt. Oftmals erfolgt die Therapie im Halofixateur. Alternativ kann die Stabilisierung mittels Fixateur interne oder direkter Verschraubung erfolgen. Bei Verletzungen der Brust- und Lendenwirbelsäule wird eine operative Therapie empfohlen, wenn sich eine posttraumatische Segmentkyphose von über 20° ausbildet. Nach Reposition erfolgt hier meist die dorsale Instrumentierung. Generell zeigen Kinder mit Verletzungen der Wirbelsäule ein gutes Outcome.


2005 ◽  
Vol 26 (2) ◽  
Author(s):  
Volker Boehme-Neßler

ZusammenfassungSprache ist eine soziale Institution. Neue Entwicklungen und Formen der Sprache sind kein ausschließlich grammatisches, linguistisches oder literarisches Phänomen. Wenn sich Sprache ändert, ändert sich auch das Denken, das Rechtsdenken und schließlich das Recht selbst. Ohne weiteres einsichtig ist, dass auch das Rechtssystem von den Kommunikationsmedien geprägt wird. Deshalb ist zu erwarten, dass das Internet tief greifende Auswirkungen auf das derzeit existierende Rechtssystem haben wird. Wie diese Auswirkungen aussehen können, soll an einem konkreten und typischen Aspekt des Internets untersucht werden: Wie ändern Hypertexte das Denken und das Recht? Der Beitrag kommt zu dem Ergebnis, dass das Recht durch die Einwirkungen des Internet und der Hypertextkultur synästhetischer, subjektiver, privater und flüchtiger wird. Innerhalb des Rechts wird eine Akzentverschiebung stattfinden. Der Stellenwert des Rechts insgesamt wird sich ändern. Das Recht muss deshalb eine neue Rolle finden. Wenn es sich dieser Herausforderung nicht stellt, läuft es Gefahr, irrelevant zu werden.


Praxis ◽  
2003 ◽  
Vol 92 (11) ◽  
pp. 504-506
Author(s):  
Weinbacher ◽  
Zellweger

Ein 61-jähriger Diabetiker mit metabolischem Syndrom beklagt eine progrediente Anstrengungsdyspnoe. Auf Grund des Risikofaktorenprofils wird eine kardiale Abklärung mittes Myokardperfusionsszintigraphie durchgeführt, worin sich eine ausgedehnte Ischämie zeigt. Daraufhin erfolgt eine Koronarangiographie mit Nachweis einer schweren diffusen koronaren 3-Ast-Erkrankung, und der Patient unterzieht sich in der Folge einer aortokoronaren Bypass-Operation. Eine Ischämiesuche sollte bei Diabetikern mit Angina pectoris oder atypischen Beschwerden auf jeden Fall und bei asymptomatischen Diabetikern in folgenden Fällen erfolgen: bei pathologischem Ruhe-EKG, Vorliegen mehrerer kardiovaskulärer Risikofaktoren, anamnestischen Hinweisen für eine zerebrale oder peripher arterielle Verschlusskrankheit oder bei Mikroalbuminurie/ Proteinurie. Primär kann dies bei normalem Ruhe-EKG und ausreichender Leistungsfähigkeit mittels Ergometrie geschehen. Bei pathologischem Ergebnis respektive bei bereits pathologischem Ruhe-EKG oder ungenügender Leistungsfähigkeit des Patienten sollte ein bildgebender Test durchgeführt werden (Myokardperfusionsszintigraphie oder Stress-Echokardiographie).


2006 ◽  
Vol 63 (7) ◽  
pp. 479-484
Author(s):  
Rudiger

Anamnese und klinische Untersuchung des kritisch kranken Patienten sind auf der Intensivpflegestation (IPS) durch verschiedene Umstände erschwert. Trotzdem spielt die klinische Beurteilung eine zentrale Rolle bei den differentialdiagnostischen Überlegungen und dem Entscheid, welche diagnostischen und therapeutischen Schritte eingeleitet werden. Anamnese und klinische Untersuchung müssen auf der IPS zeitsparend und effizient durchgeführt werden. Damit keine wichtigen Informationen verpasst werden, sollte die Untersuchung strukturiert erfolgen. Dabei hält sich der Untersucher am besten an das Konzept des «A B C», wobei «A» für airways (Atemwege), «B» für breathing (Atmung) und «C» für circulation (Kreislauf) stehen. Der Untersucher muss sich bewusst sein, dass gewisse pathologische Befunde eine umgehende therapeutische Intervention bedingen, bevor die Untersuchung fortgeführt wird. Eine gründliche klinische Untersuchung des Patienten wird normalerweise bei IPS-Eintritt durchgeführt. Manche Untersuchungen können aber aus logistischen Gründen bei Eintritt nicht erhoben werden und müssen zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Die klinische Untersuchung wird bei den täglichen Visiten wiederholt und wird immer dann durchgeführt, wenn sich der Zustand des Patienten ändert. Der Intensivmediziner muss aufpassen, dass er sich bei der klinischen Untersuchung des Patienten nicht von Laborbefunden und Messwerten technischer Apparate ablenken lässt. Die genaue Dokumentation der klinischen Untersuchungsbefunde ist von zentraler Bedeutung, um den Verlauf des Patienten zu beurteilen und um die Kontinuität der Betreuung zu gewährleisten.


2017 ◽  
Vol 142 (24) ◽  
pp. 1802-1806 ◽  
Author(s):  
Johannes Pantel

Was ist neu? Substanzabhängigkeit steigt im Alter überproportional an Der missbräuchliche oder abhängige Konsum von Substanzen durch ältere Menschen wird in Zukunft nicht nur in absoluten Zahlen, sondern vermutlich auch überproportional ansteigen. Dies erfordert eine bessere einschlägige Qualifikation der beteiligten Berufsgruppen (Ärzte, Pflegekräfte usw.), aber auch einen Ausbau der heute bereits unzureichenden Versorgungsstrukturen. Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit Ältere Menschen unterliegen einer Vielzahl psychosozialer Risikofaktoren für die Entwicklung einer manifesten Alkoholabhängigkeit bei gleichzeitig erhöhter Vulnerabilität für alkoholassoziierte Folgeschäden. Die Behandlungsprognose ist jedoch bei gegebener Therapiemotivation gut und teilweise besser als bei jüngeren Patienten. Dies gilt vor allem, wenn sich die Abhängigkeit erst im höheren Lebensalter entwickelt hat („Late-Onset“-Alkoholismus). Benzodiazepine und andere Hypnotika Gerade unter hochbetagten Menschen und Heimbewohnern wird eine Dauerbehandlung mit Benzodiazepinen und Benzodiazepin-Analoga („Z-Drugs“) immer noch erschreckend häufig durchgeführt und dabei das hohe Risiko einer Abhängigkeitsentwicklung in Kauf genommen. Neuere Befunde deuten darauf hin, dass dadurch auch die Entwicklung einer Demenz begünstigt werden kann. Eine Langzeitbehandlung sollte daher zugunsten präventiver Ansätze vermieden werden. Opiate Zuverlässige Zahlen über die Häufigkeit von Abhängigkeitsentwicklungen bei älteren, nicht onkologischen Patienten, die unter einer Dauerbehandlung mit Opioidanalgetika stehen, liegen für Deutschland bislang nicht vor. Angesichts neuerer Erkenntnisse sollte das Risiko einer komplexen persistierenden Abhängigkeit gleichwohl nicht vernachlässigt und die Indikation sehr sorgfältig gestellt werden.


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