Rheumatologische Manifestationen Chronisch Entzündlicher Darmerkrankungen (CED): Klinik, Diagnostik und therapeutische Optionen

2017 ◽  
Vol 42 (06) ◽  
pp. 505-511
Author(s):  
Markus Gaubitz

ZusammenfassungChronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) treten häufig mit extraintestinalen Manifestationen in Erscheinung. Muskuloskelettale Beschwerden sind die häufigste extraintestinale Beteiligung. Unter der Bezeichnung Spondyloarthritis können sie das Achsenskelett (also Teile der Wirbelsäule, von Brustkorb und Becken), periphere Gelenke und Sehnen einbeziehen. Anamnese und körperlicher Untersuchungsbefund sind wegweisend für die Diagnostik und Therapie. Bei der Anamnese sind neben Arthralgien und Gelenkschwellungen besonders die Symptome des „entzündlichen Rückenschmerzes“ zu erfragen. Die Untersuchung konzentriert sich auf den Nachweis von Gelenkschwellungen und Funktionsbeeinträchtigungen. Spezifische Laborparameter existieren bei der peripheren Arthritis nicht; neben den Entzündungsparametern kann HLA-B27 ein Hinweis und Bestandteil der Klassifikationskriterien für eine Spondyloarthritis, speziell mit axialer Beteiligung sein. In der Bildgebung gewinnt der Einsatz von Arthrosonografie und Magnetresonanztomografie insbesondere in der Frühdiagnostik an Bedeutung. Arthralgien bedürfen teils keiner eigenständigen Therapie und bessern sich durch die Behandlung der CED. Eine Arthritis, axiale Spondyloarthritis und Enthesitis müssen meist eigenständig langfristig behandelt werden. Die erste Stufe der Therapie stellen Analgetika, ggf. lokal applizierte Glukokortikoide und Physiotherapie dar. Bei der polyartikulären Arthritis können klassische Basistherapeutika wie Sulfasalazin und Methotrexat eingesetzt werden. Bei einer axialen Beteiligung ist bei nicht ausreichender Wirkung von NSAR oder Coxiben der Einsatz von Biologika (üblicherweise TNF-Alpha-Antagonisten) indiziert. Weitere Biologika (z. B. IL-12/23 -Antagonisten) versprechen eine Erweiterung der therapeutischen Möglichkeiten.

2016 ◽  
Vol 36 (02) ◽  
pp. 83-91
Author(s):  
M. Rudwaleit ◽  
J. Sieper ◽  
J. Braun ◽  
U. Kiltz

ZusammenfassungDer klinische Verlauf der axialen Spondyloarthritis (SpA) ist ziemlich variabel. Im Vordergrund stehen entzündliche chronische Rückenschmerzen, aber auch extraspinale Manifestationen wie asymmetrische Oligoarthritis, Enthesitis und Daktylitis. Nicht wenige Patienten haben auch extraartikuläre Manifestationen an Augen (anteriore Uveitis), Haut (Psoriasis) oder Darm (chronisch entzündliche Darmerkrankungen). Durch die Heterogenität des klinischen Bildes, der teilweise schwierigen Bewertung klinischer Symptome und der Konzentration auf konventionell röntgenologisch festgestellte strukturelle Veränderungen in den Sakroiliakalgelenken (New-York-Kriterien 1984 für ankylosierende Spondylitis) ist es zu einer mehrere Jahre betragenden Verzögerung bei der Diagnosestellung gekommen. Ein wichtiger Schritt in Richtung Früherkennung waren die 2009 publizierten ASAS-Klassifikationskriterien für axSpA, die sowohl die Bedeutung der Magnet -resonanztomografie als auch die Bestimmung von HLA-B27 in frühen Phasen der Erkrankung betonen. Um die Grundlagen für eine effektive und frühzeitige Therapie der betroffenen Patienten zu gewährleisten, ist dann im Jahr 2014 auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) eine S3-Leitlinie “Axiale Spondylo arthritis inklusive Morbus Bechterew und Frühformen” unter Mitwirkungen vieler anderer Fachgesellschaften erstellt worden. Dieser Artikel gibt einen Überblick über den Inhalt der S3-Leitlinie zur axialen SpA.


2021 ◽  
Vol 21 (05) ◽  
pp. 329-338
Author(s):  
Ariane Klein

ZUSAMMENFASSUNGEine neuere Entwicklung bei der Pharmakotherapie der Autoimmunerkrankungen sind die Janus-Kinase (JAK)-Inhibitoren (JAKI) und Aktivatoren der Transkription (STAT).Der JAK/STAT-Signalweg und die damit verbundene Aktivierung des Transkription-Signalweges spielen offenbar eine zentrale Rolle in der Pathogenese vieler immunvermittelter Krankheiten, da die Wirkung vieler verschiedener Zytokine und anderer Moleküle hierüber vermittelt wird. JAKI wirken intrazellulär und können so gleichzeitig die Signalwege mehrerer Zytokine blockieren.Während des letzten Jahrzehnts wurden mehrere JAKI, die eines oder mehrere der an diesem Signalweg beteiligten Moleküle blockieren, entwickelt und in klinischen Studien für viele verschiedene Indikationen getestet. Obwohl der Schwerpunkt der JAKI für die Behandlung chronisch entzündlicher Erkrankungen auf der rheumatoiden Arthritis (RA) lag, gibt es andere immunvermittelte Erkrankungen, bei denen JAKI als therapeutische Optionen dienen könnten. Hierzu zählen Psoriasis, atopische Dermatitis, Alopezia areata, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Interferonopathien und andere. Es soll hier ein Überblick über den Einsatz von JAKI bei immunvermittelten Erkrankungen abgesehen von der rheumatoiden Arthritis und der juvenilen idiopathischen Arthritis vermittelt werden.


2012 ◽  
Vol 32 (06) ◽  
pp. 351-360
Author(s):  
B. Bokemeyer ◽  
M. Lakomek ◽  
E. Aydilek ◽  
H. Siggelkow ◽  
H.-J. Lakomek

ZusammenfassungDie vorliegende Publikation ist mit dem Ziel erstellt worden, den engen Zusammenhang zwischen chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und dem gleichzeitig häufigen Auftreten einer Osteopenie bzw. Osteoporose darzustellen. Hierbei ist das Aufzeigen multipler Risikofaktoren bei CED für eine Knochendichteminderung wie auch für das hiermit verknüpfte deutlich erhöhte Frakturrisiko ein wichtiges Anliegen. Wege der Prävention osteoporosebedingter Frakturen wie auch das mögliche Therapiespektrum einer Osteoporosebehandlung werden aufgezeigt. Dies ist umso wichtiger, als es sich bei CED-Patienten häufig um junge Patienten handelt, die bereits früh beispielsweise Wirbelkörperfrakturen erleiden können. Neben dem Therapieregime „Meidung einer systemischen Kortikoidtherapie“ zur Remissionserhaltung bei CED kann der frühe Einsatz z. B. von Azathioprin wie auch Anti-TNF-alpha-Therapien nicht nur nachhaltig die Remission bei CED unterstützen, sondern bei gegebenem Zusammenhang erhöhter Zytokinprofile und Frakturrisiko einer Knochendichteminderung erfolgreich entgegenwirken. Das entsprechende therapeutische Vorgehen wird nachfolgend beschrieben.


2017 ◽  
Vol 15 (03) ◽  
pp. 24-29
Author(s):  
Volker Schmiedel

SummaryChronisch entzündliche Darmerkrankungen sind in den letzten Jahrzehnten enorm angestiegen. Dies wird auch auf eine veränderte Lebensweise, Ernährung und Nährstoffversorgung zugeführt. In diesem Artikel wird der Nutzen von Vitamin D, sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, Selen, Zink und ω-3-Fettsäuren anhand zahlreicher Studien unter Beweis gestellt und praktische Tipps zu Diagnostik und Therapie gegeben.


2018 ◽  
Vol 113 (13) ◽  
pp. 945-952 ◽  
Author(s):  
Niels Teich ◽  
Tobias Klugmann

AbstractSignificant increases in Crohn’s disease incidence have been noticed in recent decades. Therefore it gets more important to increase practical knowledge, present therapy innovations and draw attention to the need for vaccinations of immunosuppressed IBD patients as well as useful supportive therapy options.


Praxis ◽  
2005 ◽  
Vol 94 (5) ◽  
pp. 145-150
Author(s):  
Vogt

Das vorrangige Ziel in der Betreuung von Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung ist die Verbesserung der Lebensqualität. Es gilt, unnötige und den Patienten belastende Diagnostik zu minimieren oder wenn möglich zu vermeiden und den Patienten vor Therapieformen zu schützen, die in ihrer Wirksamkeit nicht bewiesen sind. Die dargestellten Ausführungen basieren auf den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) zur Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa und des M. Crohn. Als Therapieziele im engeren Sinne zu definieren sind eine adäquate Diagnostik, die Therapie des akuten Schubs, die Remissionserhaltung bzw. Rezidivprophylaxe sowie die Behandlung von Komplikationen. Die Therapie richtet sich nach der Schwere des akuten Schubs sowie nach der Krankheitslokalisation. Beim steroidabhängigen sowie steroidrefraktären Verlauf besteht die klare Indikation zur immunsuppressiven Therapie mit Azathioprin oder Mercaptopurin.


2018 ◽  
Vol 75 (5) ◽  
pp. 261-270
Author(s):  
Jan Hendrik Niess ◽  
Tanay Kaymak ◽  
Petr Hruz

Zusammenfassung. Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) mit einer komplexen Pathophysiologie. Eine Kombination von genetischen Faktoren und Umweltfaktoren beeinflussen die normale Interaktion zwischen dem mukosalen Immunsystem und der intestinalen Mikrobiota des Wirts. Bei beiden Erkrankungen spielt eine gestörte Mukosabarriere in genetisch prädisponierten Individuen und eine überschiessende Aktivierung des mukosalen Immunsystems auf im gastrointestinalen Trakt vorhandene Antigene, mikrobielle oder diätetische Produkte eine wichtige Rolle. Die zunehmende Prävalenz dieser Erkrankungen in industrialisierten Ländern lässt vermuten, dass neben genetischen Suszeptibiliätsfaktoren auch andere (Umwelt)Faktoren an der Krankheitsentstehung beteiligt sein müssen. Beim Konzept des Exposoms wird die Exposition gegenüber allen Umweltfaktoren, welchen man übers gesamte Leben ausgesetzt ist, erfasst. Die Kenntnisse sind in diesem Bereich zwar noch sehr limitiert, doch einige Umweltfaktoren konnten mit der Entstehung von CED oder der Auslösung eines Krankheitsschubes assoziiert werden.


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