Neuropsychiatrische Aspekte von COVID-19 – Eine narrative Übersicht

Author(s):  
Hans Rittmannsberger ◽  
Martin Barth ◽  
Peter Malik ◽  
Kurosch Yazdi

ZusammenfassungDas Virus SARS-CoV-2 (Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus Type 2) und die von ihm ausgelöste Erkrankung COVID-19 (Coronavirus Disease 2019) können zahlreiche Organsysteme betreffen. In vorliegender Arbeit bieten wir einen Überblick bezüglich des aktuellen Wissensstands über die psychiatrischen Aspekte der SARS-CoV-2 Infektion.Die Datenbanken Medline, Embase und LIVIVO wurden nach relevanter Literatur untersucht, die letzte Abfrage erfolgte am 02.03.2021. Unterschiedliche Stressfaktoren im Rahmen der Epidemie können zu manifesten psychischen Erkrankungen führen. Zusätzlich besteht das Risiko psychischer Veränderungen durch die biologischen Effekte des Virus selbst.Beschrieben werden in unserer Arbeit psychische Symptome von an COVID-19 Erkrankten selbst sowie die psychischen Auswirkungen der Epidemie und der damit einhergehenden sozioökonomischen und psychosozialen Stressfaktoren auch auf nicht Erkrankte.Bei an COVID-19 Erkrankten zeigen sich als häufigste psychiatrische Komplikation das Auftreten von Delirien, bei hospitalisierten Patienten scheint es zu gehäuftem Auftreten von Symptomen von Angst, Depression und posttraumatischen Belastungsstörungen zu kommen. Es liegen auch zahlreiche Kasuistiken über psychotische Störungen vor. Allgemein steigert eine vorliegende psychiatrische Erkrankung (besonders eine psychotische oder dementielle Störung) auch das Risiko einer Infektion und eines schweren Verlaufes. Nach Ablauf einer COVID-19-Infektion ist ebenfalls eine höhere Inzidenz von psychischen Erkrankungen zu finden, hier ist das „Chronic Post-SARS Syndrome“ mit seinen Ausprägungen wie Fatigue, Angst, Depression und PTSD zu nennen. Außerdem scheint der Verlauf einer dementiellen Erkrankung durch eine Infektion mit SARS-CoV-2 negativ beeinflusst zu werden.Ferner wird auf die Auswirkungen eingegangen, die das Bedrohungsszenario der Epidemie und die etablierten gesellschaftlichen Schutzmaßnahmen auf die psychische Gesundheit von Menschen mit und ohne psychische Vorerkrankungen haben. Es zeigen sich hier in der derzeit vorliegenden Literatur hohe Symptomwerte betreffend Angst- und depressiven Störungen sowie posttraumatischen Belastungsstörungen, Stress, Suizidalität, Schlafstörungen, etc. Risikofaktoren scheinen unter anderem weibliches Geschlecht, jüngeres Alter und geringere Ressourcen sowie psychische oder körperliche Vorerkrankungen darzustellen. Extrinsische Faktoren wie z-B. hohes Infektionsgeschehen, große Anzahl von Todesfällen, lange Ausgangssperren/Lockdowns, geringes Vertrauen in die Regierung und ineffektive Maßnahmen gegen wirtschaftliche und soziale Folgen steigern die Belastung.

Author(s):  
Franziska D. Welzel ◽  
Katja Schladitz ◽  
Franziska Förster ◽  
Margrit Löbner ◽  
Steffi G. Riedel-Heller

Zusammenfassung Hintergrund Mit dem SARS-CoV-2-Ausbruchsgeschehen („Severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2“, COVID-19) ist es zu einer Verunsicherung über Erkrankungsrisiko und Folgen der Virusinfektion in der Bevölkerung gekommen. Ältere Menschen gelten als Risikogruppe für schwere Infektionsverläufe und wurden im besonderen Maße zu sozialer Distanzierung aufgerufen. Gleichzeitig wurde die Sorge geäußert, dass sich Erkrankungsrisiko und soziale Isolation negativ auf die psychische Gesundheit älterer Menschen auswirken würden. Ziele der Arbeit Erfassung von psychosozialen Belastungen, vorhandenen Bewältigungsstrategien, Unterstützungsbedarfen und Kohärenzerleben älterer Menschen im Zusammenhang mit dem COVID-19-Ausbruchsgeschehen. Material und Methoden Die Studie folgt einem qualitativen Untersuchungsdesign. Zwischen Mai und Juni 2020 wurden telefonische Interviews mit 11 älteren Personen (70+) durchgeführt. Die Durchführung der Interviews erfolgte leitfadengestützt. Die Daten wurden mittels Audioaufzeichnung festgehalten, transkribiert und inhaltsanalytisch nach Mayring und Fenzl (2019) unter Nutzung von MAXQDA ausgewertet. Ergebnisse Die Probanden waren im Durchschnitt 74,8 Jahre alt. Bei den Befragten zeigte sich ein überwiegend stabiles Befinden und gutes Zurechtkommen mit dem COVID-19-Geschehen. Als wesentliche Ressourcen wurden Lebenserfahrung, frühere bewältigte Krisen, eine optimistische Grundhaltung und Einsicht in die Notwendigkeit der Maßnahmen genannt. Externe Unterstützungsangebote seien kaum in Anspruch genommen worden. Das Schließen seniorenspezifischer Treffpunkte wurde kritisch bewertet. Diskussion Ältere Menschen scheinen sich ihre psychosoziale Gesundheit trotz COVID-19-Pandemie überwiegend zu erhalten. Die Bedeutsamkeit mentaler Ressourcen älterer Menschen für die Unterstützung jüngerer Generationen bleibt bisher unerkannt.


Author(s):  
T. Grübl ◽  
B. Plöger ◽  
M. C. Sassen ◽  
A. Jerrentrup ◽  
B. Schieffer ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Das SARS-CoV‑2 (Severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2) hat sich weltweit ausgebreitet. Folgen von Infektionspräventionsmaßnahmen im Rahmen solcher Ansteckungsereignisse können speziell für Patienten mit außerklinischem Kreislaufstillstand (OHCA) Nachteile ergeben. Methodik Retrospektive Analyse von OHCA eines Landkreises in den Monaten Januar bis einschließlich Mai von 2018 bis 2020, wobei in 2020 die erste Welle der SARS-CoV-2-Pandemie und in 2018 eine Hochinzidenzphase des Influenzavirus vorlag. Ergebnisse N = 497 OHCA wurden untersucht (2018 n = 173, 2019 n = 149, 2020 n = 175). Es zeigte sich eine gleichbleibende Reanimationsinzidenz (85–99 Reanimationen/100.000 Einwohner/Jahr) und eine lokal typische Klientel („mean“ 70 Jahre, 66 % männlich; Median PES 3). Es ergaben sich keine statistisch signifikanten Unterschiede bei der Ausgangslage der Patienten (Anzahl beobachteter OHCA, Häufigkeit an Laienreanimationen, vermutete Ursachen des OHCA, initialer EKG-Rhythmus) und dem Behandlungsverlauf (Häufigkeit an ROSC/Krankenhausaufnahme/Überleben bis Krankenhausentlassung, neurologisches Outcome). Keiner der OHCA-Patienten in 2020 bot ein positives SARS-CoV-2- und drei Patienten in 2018 ein positives Influenzatestergebnis. Diskussion Die Lockdown-Maßnahmen während der ersten SARS-CoV-2-Welle scheinen das Outcome von OHCA-Patienten ohne COVID-19 insgesamt nicht beeinflusst zu haben.


Vaccines ◽  
2021 ◽  
Vol 9 (2) ◽  
pp. 99
Author(s):  
Johann Sellner ◽  
Paulus S. Rommer

Several concerns have been raised about the use of immunodepleting agents including alemtuzumab, cladribine and CD20-depleting antibodies in people with multiple sclerosis (pwMS) during the coronavirus disease (COVID) 2019 pandemic. As the end of the pandemic is not yet in sight, vaccination against severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2 (SARS-CoV-2) may be an elegant strategy to overcome the potential hazards associated with initiating and continuing treatment with immune-depleting agents. In this review, we summarize the immunological effects of immune-depleting therapy and underlying considerations for the hitherto existing recommendations that suggest a restricted use of immune-deleting therapies during the pandemic. Moreover, we critically discuss open questions regarding vaccination in general and against SARS-CoV-2 in pwMS.


2020 ◽  
Vol 26 (10) ◽  
pp. 1166-1172
Author(s):  
Jinghong Li ◽  
Qi Wei ◽  
Willis X. Li ◽  
Karen C. McCowen ◽  
Wei Xiong ◽  
...  

Objective: Although type 2 diabetes mellitus (T2DM) has been reported as a risk factor for coronavirus disease 2019 (COVID-19), the effect of pharmacologic agents used to treat T2DM, such as metformin, on COVID-19 outcomes remains unclear. Metformin increases the expression of angiotensin converting enzyme 2, a known receptor for severe acute respiratory syndrome coronavirus 2. Data from people with T2DM hospitalized for COVID-19 were used to test the hypothesis that metformin use is associated with improved survival in this population. Methods: Retrospective analyses were performed on de-identified clinical data from a major hospital in Wuhan, China, that included patients with T2DM hospitalized for COVID-19 during the recent epidemic. One hundred and thirty-one patients diagnosed with COVID-19 and T2DM were used in this study. The primary outcome was mortality. Demographic, clinical characteristics, laboratory data, diabetes medications, and respiratory therapy data were also included in the analysis. Results: Of these 131 patients, 37 used metformin with or without other antidiabetes medications. Among the 37 metformin-taking patients, 35 (94.6%) survived and 2 (5.4%) did not survive. The mortality rates in the metformin-taking group versus the non-metformin group were 5.4% (2/37) versus 22.3% (21/94). Using multivariate analysis, metformin was found to be an independent predictor of survival in this cohort ( P = .02). Conclusion: This study reveals a significant association between metformin use and survival in people with T2DM diagnosed with COVID-19. These clinical data are consistent with potential benefits of the use of metformin for COVID-19 patients with T2DM. Abbreviations: ACE2 = angiotensin-converting enzyme 2; AMPK = AMP-activated protein kinase; BMI = body mass index; COVID-19 = coronavirus disease 2019; SARSCoV-2 = severe acute respiratory syndrome coronavirus 2; T2DM = type 2 diabetes mellitus


2020 ◽  
Vol 27 (8) ◽  
pp. 1578-1587 ◽  
Author(s):  
K. Vonck ◽  
I. Garrez ◽  
V. De Herdt ◽  
D. Hemelsoet ◽  
G. Laureys ◽  
...  

Author(s):  
Uwe Koppe ◽  
Hendrik Wilking ◽  
Thomas Harder ◽  
Walter Haas ◽  
Ute Rexroth ◽  
...  

ZusammenfassungDas Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus Type 2 (SARS-CoV-2) hat sich seit 2020 weltweit verbreitet. In Deutschland haben sich bis zum Ende Juni 2021 über 3,7 Mio. Menschen infiziert. Das Infektionsgeschehen betrifft jedoch nicht alle Bevölkerungsgruppen gleichmäßig. Einige Gruppen haben ein besonders hohes Risiko, sich zu infizieren oder nach der Infektion schwere Coronavirus-Disease-2019(COVID-19)-Verläufe zu erleiden.Der vorliegende narrative Review vermittelt eine Übersicht über die Bevölkerungsgruppen in Deutschland, welche besonders von COVID-19 betroffen sind. Außerdem werden die bisher identifizierten Risikofaktoren beschrieben, die mit Krankenhausaufenthalten oder schweren COVID-19-Verläufen assoziiert sind.SARS-CoV-2-Übertragungen finden an den verschiedensten Orten und in unterschiedlichen Situationen statt. Besonders betroffen erscheinen bestimmte berufliche Umgebungen, wie z. B. die Fleisch verarbeitende Industrie, aber auch Freizeitaktivitäten und Großveranstaltungen. Es wurden im Laufe der Pandemie Komorbiditäten identifiziert, die mit einem erhöhten Hospitalisierungsrisiko oder einem schweren COVID-19-Verlauf assoziiert sind, z. B. vorbestehende Lungen‑, Herz-Kreislauf- und Stoffwechselkrankheiten. Patientinnen und Patienten nach Organtransplantation und Personen mit Downsyndrom (Trisomie 21) haben nach einer SARS-CoV-2-Infektion das höchste Risiko für eine stationäre Behandlung.Die identifizierten Rahmenbedingungen, die eine SARS-CoV-2-Verbreitung begünstigen, und das Wissen um besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen bilden eine wichtige Evidenzgrundlage für die Planung von Präventionsstrategien und Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung.


2021 ◽  
Vol 12 ◽  
Author(s):  
Daniel Martínez-Flores ◽  
Jesús Zepeda-Cervantes ◽  
Adolfo Cruz-Reséndiz ◽  
Sergio Aguirre-Sampieri ◽  
Alicia Sampieri ◽  
...  

Coronavirus 19 Disease (COVID-19) originating in the province of Wuhan, China in 2019, is caused by the severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2 (SARS-CoV-2), whose infection in humans causes mild or severe clinical manifestations that mainly affect the respiratory system. So far, the COVID-19 has caused more than 2 million deaths worldwide. SARS-CoV-2 contains the Spike (S) glycoprotein on its surface, which is the main target for current vaccine development because antibodies directed against this protein can neutralize the infection. Companies and academic institutions have developed vaccines based on the S glycoprotein, as well as its antigenic domains and epitopes, which have been proven effective in generating neutralizing antibodies. However, the emergence of new SARS-CoV-2 variants could affect the effectiveness of vaccines. Here, we review the different types of vaccines designed and developed against SARS-CoV-2, placing emphasis on whether they are based on the complete S glycoprotein, its antigenic domains such as the receptor-binding domain (RBD) or short epitopes within the S glycoprotein. We also review and discuss the possible effectiveness of these vaccines against emerging SARS-CoV-2 variants.


2021 ◽  
Vol 12 ◽  
Author(s):  
Kristina Schönfelder ◽  
Katharina Breuckmann ◽  
Carina Elsner ◽  
Ulf Dittmer ◽  
David Fistera ◽  
...  

The transmembrane serine protease 2 (TMPRSS2) is the major host protease that enables entry of the severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2 (SARS-CoV-2) into host cells by spike (S) protein priming. Single nucleotide polymorphisms (SNPs) in the gene TMPRSS2 have been associated with susceptibility to and severity of H1N1 or H1N9 influenza A virus infections. Functional variants may influence SARS-CoV-2 infection risk and severity of Coronavirus disease 2019 (COVID-19) as well. Therefore, we analyzed the role of SNPs in the gene TMPRSS2 in a German case-control study. We performed genotyping of the SNPs rs2070788, rs383510, and rs12329760 in the gene TMPRSS2 in 239 SARS-CoV-2-positive and 253 SARS-CoV-2-negative patients. We analyzed the association of the SNPs with susceptibility to SARS-CoV-2 infection and severity of COVID-19. SARS-CoV-2-positive and SARS-CoV-2-negative patients did not differ regarding their demographics. The CC genotype of TMPRSS2 rs383510 was associated with a 1.73-fold increased SARS-CoV-2 infection risk, but was not correlated to severity of COVID-19. Neither TMPRSS2 rs2070788 nor rs12329760 polymorphisms were related to SARS-CoV-2 infection risk or severity of COVID-19. In a multivariable analysis (MVA), the rs383510 CC genotype remained an independent predictor for a 2-fold increased SARS-CoV-2 infection risk. In summary, our report appears to be the first showing that the intron variant rs383510 in the gene TMPRSS2 is associated with an increased risk to SARS-CoV-2 infection in a German cohort.


2021 ◽  
Vol 12 ◽  
Author(s):  
Salvatore Corrao ◽  
Karen Pinelli ◽  
Martina Vacca ◽  
Massimo Raspanti ◽  
Christiano Argano

The pandemic of coronavirus disease (COVID-19), caused by severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 (SARS-CoV-2), has involved more than one hundred million individuals, including more than two million deaths. Diabetes represents one of the most prevalent chronic conditions worldwide and significantly increases the risk of hospitalization and death in COVID-19 patients. In this review, we discuss the prevalence, the pathophysiological mechanisms, and the outcomes of COVID-19 infection in people with diabetes. We propose a rationale for using drugs prescribed in patients with diabetes and some pragmatic clinical recommendations to deal with COVID-19 in this kind of patient.


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