Genetische Ursachen bei Dystonien

2018 ◽  
Vol 45 (10) ◽  
pp. 726-736
Author(s):  
Anne Weissbach ◽  
Katja Lohmann

ZusammenfassungDystonien sind eine klinisch und genetisch heterogene Gruppe von Bewegungsstörungen, bei denen es durch unwillkürliche, anhaltende oder intermittierende Muskelkontraktionen zu abnormen Bewegungen oder Haltungen kommt. Die Ursache einer Dystonie oder dystonen Bewegungsstörung bleibt zurzeit bei den meisten Patienten ungeklärt, doch scheinen genetische Faktoren eine große Rolle zu spielen. Zwar werden mehr und mehr Dystoniegene identifiziert (aktuell sind es bis zu 200 verschiedene), so sind diese doch nur für einige wenige und zum großen Teil sehr seltene Unterformen von Dystonien von Bedeutung. Dazu gehören v. a. die Dystonien, die früh, d. h. in der Kindheit oder Jugend beginnen und häufig auch mehrere Körperregionen betreffen. In der Vergangenheit wurden wiederholt mögliche gemeinsame Pathomechanismen der einzelnen genetischen Dystonien untersucht. Bis auf wenige Ausnahmen scheinen die kodierten Proteine aber dabei keinem gemeinsamen Wirkkreislauf anzugehören, sondern beeinflussen ganz unterschiedliche zelluläre Prozesse. Für die Mehrzahl der Dystonien mit bisher unbekannter Ursache wird eine Kombination aus verschiedenen genetischen und äußeren Einflüssen angenommen. Hier stellen wir die bekannten Dystoniegene vor, die v. a. bei isolierten (Dystonie als einzige Krankheitsmanifestation mit Ausnahme eines Tremors) oder kombinierten (Dystonie plus eine andere Bewegungsstörung wie Parkinson, Myoklonus oder Chorea) Dystonien relevant sind. Beispielhaft werden auch einige der Gene, die komplexe Dystonien verursachen, vorgestellt, bei denen, neben einer Dystonie, häufig auch eine Entwicklungsstörung oder Erkrankung anderer Organsysteme vorliegen. Abhängig von der klinischen Ausprägung der dystonen Symptome und weitestgehend unabhängig von genetischen Befunden kann die Dystonie auf eine orale Pharmakotherapie, intramuskuläre Botulinumtoxininjektionen oder eine tiefe Hirnstimulation ansprechen.

Praxis ◽  
2019 ◽  
Vol 108 (4) ◽  
pp. 237-245
Author(s):  
Roman Brenner ◽  
Peter Ammann
Keyword(s):  

Zusammenfassung. Hausärzte haben bei Patienten mit einem Herzschrittmacher (PM) eine zentrale Rolle, da sie häufig primärer Ansprechpartner bei Problemen im Zusammenhang mit dem PM sind. In der unmittelbaren postoperativen Periode sind eine akute Dyspnoe, Schwindel/Synkopen oder eine Wundinfektion Alarmsymptome und bedürfen einer raschen Abklärung. Spät nach Implantation eines PM sind die Symptome häufig weniger klar assoziiert mit dem PM. Zur Nachkontrolle bei PM-Patienten gehört die Inspektion der PM-Loge und ein Ruhe-EKG, das in Kenntnis der PM-Funktion und -Programmierung interpretiert werden muss. Meist wird zur Eingrenzung und Lösung des PM-Problems eine PM-Abfrage unumgänglich.


Praxis ◽  
2017 ◽  
Vol 106 (1) ◽  
pp. 9-14
Author(s):  
Markus Schneemann ◽  
Daniel Hofmänner

Zusammenfassung. Als SIADH (Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion, Schwarz-Bartter-Syndrom) wird eine Elektrolytstörung aus dem Formenkreis der Hyponatriämie bezeichnet. Durch komplexe Mechanismen und verschiedene Ätiologien wird das im Hypothalamus gebildete, und im Hypophysenhinterlappen freigesetzte ADH (antidiuretisches Hormon) in inadäquat hohem Ausmass in die systemische Zirkulation freigesetzt. Nach Erreichen der renalen Sammelrohre führt das ADH zu einer der homöostatischen Situation unangemessenen Wasserretention, was konsekutiv eine hypoosmolare Hyponatriämie bewirkt. Mögliche Auslöser eines SIADH sind Medikamente, Neoplasien, Pneumopathien oder Pathologien des zentralen Nervensystems. Daneben können Operationen, Stress, Traumata, Schmerzen oder eine idiopathische Form zu diesem Syndrom führen. Die klinischen Symptome der Hyponatriämie sind mannigfaltig und häufig unspezifisch. Viele milde Formen verlaufen asymptomatisch. Bei schwererer Ausprägung der Elektrolytstörung treten Appetitlosigkeit, Nausea, Erbrechen, Muskelkrämpfe oder Wesensveränderungen auf. Extremformen mit komaähnlichen Zustandsbildern oder zerebralen Krampfanfällen werden heutzutage nur noch selten beobachtet. Die Differenzialdiagnose der Hyponatriämie ist breit und kann im klinischen Alltag nach definierten Abklärungsalgorithmen erfolgen. Therapeutisch bildet die Trinkmengenrestriktion den Hauptpfeiler der Behandlung.


2009 ◽  
Vol 09 (08) ◽  
pp. 447-453
Author(s):  
F. G. Riepe

ZusammenfassungDas Adrenogenitale Syndrom (AGS) vom Typ des 21-Hydroxylasemangels gehört zu den häufigsten genetischen Erkrankungen. Durch eine Störung der Glukokortikoidbiosynthese in der Nebennierenrinde kommt es zur unzureichenden Synthese von Cortisol und konsekutiv zu einer vermehrten Bildung von Androgenen. Bei schweren Enzymdefekten ist eine pränatal beginnende Virilisierung weiblicher Feten die Folge. Weniger schwere Defekte führen zum nicht klassischen AGS, welches sich erst postnatal mit einer Hyperandrogenämie manifestiert. Das Manifestationsalter schwankt zwischen dem Grundschul- und dem Erwachsenenalter. Typische klinische Zei-chen bei Kindern sind eine prämature Pubarche, eine Wachstumsbeschleunigung oder eine Akne. Bei Jugendlichen und erwachsenen Frauen können Hirsutismus, Zyklusstörungen, Infertilität oder eine androgenetische Alopezie auffallen. Der Schweregrad der Symptome ist sehr variabel. Die Diagnose kann hormo-nell mittels eines ACTH-Stimulationstest erfolgen, in dem das Steroid 17-Hydroxyprogesteron signifikant erhöht ist. Die Therapie besteht aus einer Gabe von Hydrocortison im Wachstumsalter und kann auf Prednison oder Dexamethason im Erwachsenenalter umgestellt werden.


2000 ◽  
Vol 57 (3) ◽  
pp. 121-127 ◽  
Author(s):  
Ballmer-Weber

Die hypoallergene Diät schlechthin gibt es nicht. Diätverordnungen im Rahmen einer Allergie oder Intoleranzreaktion leiten sich rational von der zugrundeliegenden allergologischen Diagnose ab. Nach einer Begriffsdefinition und Erläuterung zur Einteilung unerwünschter Reaktionen auf Nahrungsmittel wird auf die Krankheitsbilder aus dem allergologischen Formenkreis im weitesten Sinne eingegangen, bei denen der Einsatz einer Diät sinnvoll ist. Bei einer echten, also IgE-vermittelten Allergie wird eine einfache Eliminationsdiät verordnet. Bei chronischen Beschwerden (z.B. chronische Urtikaria oder chronische Abdominalbeschwerden) kann nur selten eine Nahrungsmittelallergie als Krankheitsursache gefunden werden. Die Relevanz einer Sensibilisierung (Nachweis von spezifischen IgE auf Nahrungsmittel) kann hier mittels einer diagnostischen Eliminationsdiät und nachfolgenden oralen Provokationen mit verdächtigen Nahrungsmitteln belegt werden. Bei Risiko-Kindern (ein oder beide Elternteile respektive Geschwister mit atopischer Erkrankung) ist eine präventive Diät während des ersten Lebensjahres empfehlenswert. Diese umschließt Stillen bis zum 6. Lebensmonat, spätes Einführen von solider Kost und Vermeiden von allergenen Proteinen (Kuhmilch, Eier, Fisch etc.) während des ersten Lebensjahres. Bei Intoleranzreaktionen stehen je nach Diagnose eine additiva-freie Diät oder eine Diät arm an biogenen Aminen zur Verfügung. Da Patienten mit chronischer Urtikaria oder atopischem Ekzem zum Teil eine verminderte Histamintoleranz aufweisen, kann eine Diät arm an biogenen Aminen bei diesen Patienten allenfalls eine Verbesserung ihrer Beschwerden bewirken.


Diachronica ◽  
2001 ◽  
Vol 18 (1) ◽  
pp. 59-92 ◽  
Author(s):  
Panayiotis A. Pappas

Summary In Modern Greek the particle tha is used both as a marker of futurity (tha + present indicative) and a marker of conditionality (tha + imperfective past). The history of the former use (starting with thelō + infinitive) has been well researched, but the history of tha as a counterfactual marker (starting with ēthela + infinitive) has been unexamined, with some researchers assuming that the two developments are parallel. This assumption is challenged here. A close examination of Early Modern Greek vernacular texts reveals that there was strong competition among several constructions for both the future and the counterfactual. The results of both a qualitative and a quantitative analysis of the variation show that the differences between the future and counterfactual constructions are significant enough to refute the assumption of parallel development. Instead, the data indicate that the constructions began as formally similar, then underwent a period of divergence, only to converge again via the use of tha in Modern Greek. Résumé Dans le grec moderne la particule tha est utilisée pour marquer le futur (tha + indicatif) et pour marquer le mode conditionnel (tha + imparfait). L’histoire du premier usage (commençant par thelō + infinitif) a été bien recherchée, mais l’histoire du tha conditionnel (commençant par ēthela + infinitif) a été relativement inexplorée. Néanmoins, quelques analystes ont supposé que les deux développements sont parallèles. Cette supposition est contestée ici. Un examen des textes vernaculaires en grec médiéval indique qu’il y avait forte compétition entre plusieurs constructions pour le futur et le conditionnel. Les résultats d’une analyse qualitative et quantitative de cette variation montre que les différences entre le futur et le conditionnel sont assez significatives pour réfuter l’hypothèse du développement parallèle. Au lieu de cela, les données indiquent que ces constructions ont commencé comme constructions qui étaient semblables formellement, puis ils ont subi une période de divergence. En fin, alors, ils ont convergé encore en tha en grec moderne. Zusammenfassung Im Neugriechischen markiert die Partikel tha Futurum (tha + Indikativ) sowie Konditional (tha + Imperfekt). Obwohl ihre Geschichte als Futurumspartikel ( < thelō + Infinitiv) gut erforscht worden ist, ist die Geschichte von tha als Irrealis ( < ēthela + Infinitiv) bisher unerforscht geblieben. Einige Forscher nehmen an, dass die evolutionären Wege beider Konstruktionen parallel gelaufen sind, eine Annahme, die im vorliegenden Aufsatz kritisch überprüft wird. Eine Untersuchung frühneugriechischer Texte lässt nämlich starke Konkurrenz zwischen verschiedenen Konstruktionen für Futurum und Irrealis sichtbar werden. Ergebnisse qualitativer und quantitativer Analysen dieser Variation machen deutlich, dass die Unterschiede zwischen Futurum und Irrealis bedeutend genug sind, so dass die Annahme paralleler Entwicklungen abgelehnt werden muss. Stattdessen zeigen die Daten, dass die Konstruktionen am Ausgangspunkt ihrer Entfaltung zwar formal ähnlich waren, aber sich dann später auseinander entwickelt haben, bis beide Formen endlich wieder in neugriechisch tha zusammengefallen sind.


2021 ◽  
Author(s):  
Jürgen Abrams

ZusammenfassungIn den letzten Jahren wird eine steigende Anzahl odontogener Entzündungen der Kieferhöhle beobachtet. Voraussetzung für eine bakterielle Infektion der Kieferhöhle ist die Perforation der Schneider’schen Membran. Pathogenetisch ist die ostiomeatale Einheit durch die vom Kieferhöhlenboden aufsteigende Infektion erst sekundär involviert. Wichtig sind neben der Anamnese bildgebende Verfahren, wobei der hochauflösenden CT und der DVT wegen der 3-dimensionalen Auflösung eine besondere Aufgabe zukommt. Eine zahnärztliche Röntgenaufnahme oder eine zahnärztliche Untersuchung zur Diagnostik ist in vielen Fällen nicht ausreichend. Aufgrund der Anatomie sind vor allem die Molaren als Auslöser einer dentogenen Sinusitis anzusehen. Das Keimspektrum ist polymikrobiell mit einer Dominanz von Anaerobiern. Therapeutisch favorisieren wir die 1-zeitige Operation mit Sanierung des zugrunde liegenden Prozesses und funktioneller Nebenhöhlenchirurgie. Auch in der Implantologie kann die funktionelle Nebenhöhlenchirurgie einen wesentlichen Beitrag zur Sanierung entzündlicher Komplikationen leisten.


2013 ◽  
Vol 62 (22) ◽  
Author(s):  
Sebastian Mensch
Keyword(s):  

Notare im Landesdienst und Ratschreiber sind eine Spezialität im Land Baden-Württemberg. Obwohl das Ende dieser Sonderregelung für die Notare im Landesdienst absehbar ist, erscheint es geboten, sich mit den Regelungen der Umsatzbesteuerung aus notarieller und - soweit es den Beurkundungsbereich betrifft - auch aus der Sicht der Ratschreiber zu befassen.Hinsichtlich der notariellen Umsätze bestehen faktisch keine Unterschiede zum Notar im Hauptberuf oder zum Anwaltsnotar. Daher kann dieser Beitrag auch für die Veranlagung von freiberuflichen Notaren Verwendung finden. Bedingt durch die Einmaligkeit der beruflichen Laufbahn beamteter Notare sind dennoch Überlegungen zur Umsatzsteuer zu treffen.Diesem Beitrag vorangestellt wird eine Einführung in das Umsatzsteuerrecht. Dieser schließen sich Ausführungen zu dem auf Notare und Ratschreiber anwendbaren Umsatzsteuerrecht an.


2020 ◽  
Vol 49 (11) ◽  
pp. 502-509
Author(s):  
Kim Kricheldorf ◽  
Tim H. Brümmendorf ◽  
Steffen Koschmieder

ZUSAMMENFASSUNGAls „Myeloproliferative Neoplasien“ (MPN) werden eine Gruppe verschiedener maligner chronischer Erkrankungen der blutbildenden (Stamm-)Zellen des Knochenmarkes bezeichnet. Kennzeichnend für dieses Krankheitsbild ist eine gesteigerte Produktion von Erythrozyten, Leukozyten und/oder Thrombozyten. Der klinische Verlauf geht oft mit einer (Hepato-) Splenomegalie und mit für die Patienten oft quälenden Symptomen wie aquagenem Pruritus (Juckreiz nach Kontakt mit Wasser, z. B. nach dem Duschen), Fatigue oder Nachtschweiß einher. Komplikationen und Gründe für eine gesteigerte Mortalität sind typischerweise thromboembolische und Blutungsereignisse, der Übergang in eine (dann sekundäre) Myelofibrose oder in eine akute myeloische Leukämie, welche in Analogie zur Chronischen myeloischen Leukämie (CML) auch Blastenschub genannt wird 1.Mithilfe standardisierter Diagnosekriterien 1 und definierter Therapieleitlinien (siehe u. a. DGHO Leitlinien 3–5 sowie Leitlinien des European LeukemiaNet 6, 7 können die MPN-Erkrankungen mittlerweile gut eingeordnet und behandelt werden. Für die Abschätzung der Prognose und des klinischen „Outcome“ sind eine detaillierte Aufnahme der Krankengeschichte, des klinischen Untersuchungsbefundes, des hämatologischen, molekular- und zytogenetischen Status und eine Knochenmarkuntersuchung erforderlich. Auf deren Grundlage wird eine Therapieentscheidung unter Einbeziehung detaillierter, MPN-subtypenspezifischer Risiko-Scores getroffen 8–11.Die Diagnostik, Therapie und Versorgung von Patienten mit MPN ist mitunter sehr komplex und erfordert die Behandlung durch einen versierten Hämatologen/Onkologen. Die Therapieziele können in Abhängigkeit vom Alter des Patienten, dessen Komorbiditäten und der persönlichen Disposition individuell stark variieren, je nachdem, ob die Verhinderung der oben genannten Komplikationen, die Symptomlinderung oder die kurative Intention im Vordergrund steht. Dementsprechend reichen die therapeutischen Optionen von „watchful waiting“ über Aderlässe und Thrombozytenaggregationshemmung bis hin zum Einsatz von zytoreduktiven Medikamenten oder einer allogenen Stammzelltransplantation. Eine Liste erfahrener MPN-Zentren und weitere Informationen finden sich auf der Website der German Study Group for MPN (GSG-MPN): https://www.cto-im3.de/gsgmpn/. Hier werden Ärzten und Patienten auch Informationen über die Möglichkeit einer Teilnahme am deutschen GSG-MPN-Bioregister und/oder einer klinischen Studie geboten.


2005 ◽  
Vol 25 (01) ◽  
pp. 1-5
Author(s):  
B. W. Böttiger ◽  
F. Spöhr

ZusammenfassungTrotz einer jährlichen Inzidenz von 40–90/100 000 Einwohnern mangelt es noch an therapeutischen Optionen, um die sehr ungünstige Prognose der vom prähospitalen Kreislaufstillstand betroffenen Patienten zu verbessern. Etwa 50–70% aller Kreislaufstillstände werden durch einen akuten Myokardinfarkt (AMI) oder eine fulminante Lungenembolie (LE) verursacht. Die Thrombolyse ist eine etablierte, effektive und kausale Therapie für Patienten mit AMI oder LE, die keinen Kreislaufstillstand erleiden. Hingegen sind die Erfahrungen mit der Anwendung der Thrombolyse während eines Kreislaufstillstands bisher begrenzt. Experimentelle Untersuchungen weisen darauf hin, dass die thrombolytische Therapie während der Reanimation einerseits Thromben oder Emboli, die einen AMI oder eine LE verursachen, kausal behandeln, andererseits zu einer Verbesserung der Mikrozirkulation während der Reperfusionsphase beitragen. Die intra-und prähospital durchgeführten Fallserien und Studien zur Thrombolyse während CPR legen nahe, dass diese Therapie zu einer Wiederherstellung eines Spontankreislaufs und zum Überleben von Patienten führen kann, die mit konventionellen Maßnahmen vergeblich reanimiert worden waren. Darüber hinaus gibt es Hinweise auf ein verbessertes neurologisches outcome von Patienten, die eine thrombolytische Therapie während CPR erhielten. Ob diese neue Therapieoption die Prognose von Patienten mit Kreislaufstillstand ganz allgemein verbessern kann, wird eine große randomisierte, doppelblinde Multicenterstudie zeigen.


2018 ◽  
Vol 75 (8) ◽  
pp. 506-514
Author(s):  
Jürg Hafner ◽  
Caroline Buset ◽  
Florian Anzengruber ◽  
Marjam Barysch-Bonderer ◽  
Severin Läuchli ◽  
...  

Zusammenfassung. Vier Pathologien bilden zusammen die makrovaskulären Ursachen des Ulcus cruris: Venöse Ulzera (50 %), gemischte venös-arterielle Ulzera (20 %), arterielle Ulzera (5 %) und das Ulcus hypertonicum Martorell (5 %). Die übrigen 20 % verteilen sich auf sehr viele weitere Ursachen. Jedes Ulcus cruris erfordert eine vaskuläre (arterielle und venöse) Abklärung, gegebenenfalls ergänzt durch Biopsie, Mikrobiologie, und eine vertiefte internistische Diagnostik. Venöse Ulzera werden zunächst durch Kompression therapiert. Insuffiziente Stammvenen und deren Seitenäste werden saniert, sofern das tiefe Venensystem durchgängig ist. Okkludierte Beckenvenen werden nach Möglichkeit rekanalisiert und gestentet. Refraktäre venöse Ulzera werden je nach Fläche mit Spalthaut oder Punch Grafts gedeckt. Je nach Ausdehnung der Dermatolipofasziosklerose kann zuvor die Fibrose mit der «Shave-Therapie» oder Fasziektomie abgetragen werden. Mit der Unterdruck-Wundtherapie können tiefere oder kritisch kolonisierte Wunden konditioniert werden. Hautersatzverfahren sind eine Alternative zur Behandlung oberflächlicher venöser Ulzera ohne Epithelisierungstendenz. Für alle weiteren Indikationen muss ihr Stellenwert noch näher untersucht werden. In der chirurgischen Behandlung komplexer chronischer Wunden führt der Aufbau einer Neo-Dermis vor einer Hautverpflanzung zu einer stabileren Narbe. Gemischte venös-arterielle Ulzera (Ulcus cruris mixtum) heilen langsamer und rezidivieren häufiger. Die Kompressionstherapie muss reduziert werden. Bei ausbleibendem Therapieerfolg wird eine arterielle Revaskularisation angestrebt, womit das gemischte in ein venöses Ulcus cruris umgewandelt wird. Arterielle Ulzera (Ulcus cruris arteriosum) benötigen in aller Regel eine arterielle Revaskularisation und danach eine Spalthautverpflanzung. Das Ulcus hypertonicum Martorell ist noch vielerorts unbekannt und wird oft mit dem Pyoderma gangraenosum verwechselt, was die Therapie in eine falsche Richtung lenkt. Wundchirurgie in kleinerer oder grösserer Form, Antibiotika-Therapie bei klinisch relevanter Superinfektion, und Hautverpflanzungen, oft mehrfach wiederholt, führen in aller Regel zur Abheilung dieser äusserst schmerzhaften und bei falscher Behandlung potenziell lebensgefährlichen Wunden.


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