Lärm und Luftverschmutzung: Ihr Einfluss auf psychische Erkrankungen

2021 ◽  
Vol 10 (06) ◽  
pp. 526-530
Author(s):  
Manfred Beutel ◽  
Tobias Möhler

ZusammenfassungImmer mehr Studien belegen die Einflüsse von Lärm und Luftverschmutzung als bedeutsame Umweltrisikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen. Weniger gut geklärt ist, wie diese Faktoren die psychische Gesundheit beeinflussen. Aktuelle Studienergebnisse zeigen, dass Umgebungslärm (vor allem Verkehrslärm) und verschiedene Bestandteile von Luftverschmutzung (vor allem Feinstaub) das Risiko für psychische Erkrankungen, insbesondere Depressionen und Angststörungen, erhöhen können. Pathophysiologische Mechanismen umfassen das enge Zusammenspiel von biologischen (wie oxidativem Stress und Inflammation) und psychosozialen Faktoren (wie mentalem Stress, subjektive Lärmbelästigung und -sensitivität). Umweltrisikofaktoren wie Lärm- und Luftverschmutzung können einen signifikanten Einfluss auf die psychische Gesundheit ausüben. Aufgrund der teils heterogenen Studienergebnisse und der limitierten Verfügbarkeit von methodisch hochwertigen Längsschnittstudien sind zwingend weitere Untersuchungen notwendig, um die zugrunde liegenden Mechanismen zu verstehen und präventive Maßnahmen abzuleiten.

2020 ◽  
Vol 145 (23) ◽  
pp. 1701-1707
Author(s):  
Omar Hahad ◽  
Manfred E. Beutel ◽  
Donya A. Gilan ◽  
Matthias Michal ◽  
Andreas Daiber ◽  
...  

ZusammenfassungImmer mehr Studien unterstreichen die Rolle von Lärm und Luftverschmutzung als bedeutsame Umweltrisikofaktoren. Ungeklärt ist, welche Einflüsse Lärm und Luftverschmutzung auf die psychische Gesundheit ausüben. Aktuelle Studienergebnisse zeigen, dass Umgebungslärm (vor allem Verkehrslärm) und verschiedene Bestandteile von Luftverschmutzung (vor allem Feinstaub) das Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Psychosen und Suizid erhöhen können. Pathophysiologische Mechanismen umfassen sowohl biologische (wie oxidativen Stress und Inflammation) als auch psychosoziale Faktoren (wie mentalen Stress). Umweltrisikofaktoren wie Lärm und Luftverschmutzung können einen signifikanten Einfluss auf die psychische Gesundheit ausüben. Aufgrund der teils heterogenen Studienergebnisse und der limitierten Verfügbarkeit von methodisch hochwertigen Längsschnittstudien sind zwingend weitere Untersuchungen notwendig, um tiefere Einblicke in diese Zusammenhänge zu erhalten.


2016 ◽  
Vol 73 (7) ◽  
pp. 431-435
Author(s):  
Markus G. Mohaupt

Zusammenfassung. Kardiovaskuläre Erkrankungen sind eine Hauptursache für Morbidität und Mortalität. Es ist vordringlich, diese Bedrohung zu minimieren. Hypertensive Schwangerschaften treten einerseits bevorzugt bei Frauen auf, die zu kardiovaskulären Erkrankungen tendieren, andererseits prädisponieren hypertensive Schwangerschaftserkrankungen, z.B. eine Präeklampsie, für spätere kardiovaskuläre Komplikationen. So sollten präventive Massnahmen schon früh nach der akuten Erkrankungen dieses Risiko reduzieren. Dazu gehört die Information bezüglich eines gesunden Lebensstil und zukünftige hausärztliche Kontrolluntersuchungen der kardiovaskulären Risikoindikatoren. In ähnlicher Weise sind Kinder mit einem erniedrigten Geburtsgewicht bzw. Mangelgeburtlichkeit für ein gegebenes Gestationsalter betroffen. Da diese Geburtskomplikationen häufiger bei hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen auftreten, sollten den Müttern vergleichbare langfristige präventive Massnahmen getroffen werden. Zusammenfassend benötigen Mutter und häufig auch die Kinder aus hypertensiven Schwangerschaften geeignete kardiovaskuläre langfristige Präventionsmassnahmen. Frauen mit einem bislang nicht erkannten metabolischen bzw. Herz-Kreislauferkrankungsrisiko können damit einem sorgfältigen Follow-up zugeführt werden. Somit kann die hypertensive Schwangerschaft als Risikoindikator die Basis für eine frühzeitige Risikoprävention und ein gesundes Leben legen.


2020 ◽  
Vol 28 (1) ◽  
pp. 65-67
Author(s):  
Elisabeth Rataj ◽  
habil. Susan Garthus-Niegel

ZusammenfassungExtremwetterereignisse nehmen durch den Klimawandel zu. Zu den gesundheitlichen Auswirkungen zählen psychische Erkrankungen. Diese stellen besonders im Globalen Süden eine hohe Gesundheitslast dar. Sie sind ungenügend erfasst und erforscht.


2014 ◽  
Vol 22 (1) ◽  
Author(s):  
Rainer Richter

EinleitungPsychische Erkrankungen gehören zu den Volkskrankheiten des 21. Jahrhunderts. Die Bundespsychotherapeutenkammer hält deshalb ein Aktionsprogramm,,Psychische Gesundheit“ für notwendig, um wirksame Präventionsansätze ressortübergreifend zusammenzuführen und damit zu stärken. Durch frühzeitige und niedrigschwellige Maßnahmen können psychische Erkrankungen vermieden, die Versorgungssysteme entlastet und Wartezeiten auf eine leitliniengerechte Behandlung deutlich reduziert werden.


2018 ◽  
Vol 75 (1) ◽  
pp. 77-80
Author(s):  
Simon Manuel Ewers ◽  
Malte Christian Claussen

Zusammenfassung. Schizophrene Psychosen sind schwere psychische Erkrankungen, die im Vergleich zu gesunden Individuen und anderen psychiatrischen Störungen mit einer geringen Lebenserwartung einhergehen. Als Risikofaktoren für die erhöhte Mortalität werden Übergewicht und zugehörige Gesundheitsprobleme wie Diabetes mellitus, kardiovaskuläre Erkrankungen und mit Rauchen assoziierte Lungenerkrankungen genannt. Geringe körperliche Aktivität und vermehrtes sedentäres Verhalten wurden als wichtiger behavioraler Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen bei Menschen mit Schizophrenie identifiziert. Zahlreiche Forschungsergebnisse zeigen einen positiven Einfluss von Sport sowohl auf die psychische Symptomatik als auch die körperliche Gesundheit. In den vorliegenden Studien kamen jedoch unterschiedliche Arten von angeleiteter Bewegung mit divergierender Intensität im Gruppen- oder Einzelsetting zur Anwendung. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) empfiehlt den Einsatz von sport- und bewegungstherapeutischen Interventionen, aber es werden weitere grosse randomisiert kontrollierte Studien benötigt, um Art, Umfang und Dauer sowie die Wirkung der eingesetzten Methoden in den verschiedenen Phasen der Erkrankung zu untersuchen. Ein Ziel dabei sollte die evidenzbasierte Implementierung von spezifischen und systematischen sport- und bewegungstherapeutischen Interventionen als ergänzender Baustein neben der psychopharmakologischen und psychotherapeutischen Behandlung bei Menschen mit Schizophrenie sein.


2021 ◽  
Vol 71 (11) ◽  
pp. 435-436
Author(s):  
Anne Karow

Die Aufgabe der digitalen Transformation wird mit allen Chancen und Risiken als eine der größten Herausforderungen für unsere künftige gesellschaftliche Entwicklung benannt und beeinflusst auch beschleunigt und intensiviert durch die Pandemieerfahrungen alle Bereiche der Medizin. Insofern ist es nur konsequent, dass das Leitthema der diesjährigen DGPPN vom 24.–27. November 2021 „Digitale Transformation und psychische Gesundheit“ heißt. Der DGPPN Vorstand stellt in den Mittelpunkt des Kongresses zentrale Fragen nach einem direkten Einfluss der Digitalisierung und den Auswirkungen technischer Innovationen auf psychische Erkrankungen, als auch auf die Diagnostik und Behandlung von psychischen Erkrankungen und auf die Menschen, die jetzt oder künftig mit Hilfe digitaler Anwendungen ihre Patienten in ihrem Krankheitsprozess behandeln und bei ihrer Genesung begleiten. Es werden wichtige Themenfelder wie die Rolle der therapeutischen Beziehung im digitalen Raum oder die Vorteile und Risiken einer frühen Vorhersage von Krankheitsentwicklungen durch große Datenanalysen mit Konsequenzen für die Betroffenen und ihre Familien und datenschutzrechtlichen und ethischen Fragestellungen benannt.


2016 ◽  
Vol 45 (4) ◽  
pp. 234-244 ◽  
Author(s):  
Margarete Bolten ◽  
Sarah Goergen ◽  
Martin Schöder ◽  
Marc Schmid ◽  
Christina Stadler

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Frühe Interaktionserfahrungen zwischen Eltern und ihren Kindern wirken sich langfristig auf deren psychische Entwicklung aus. Jedoch können verschiedenen psychosoziale Risikofaktoren, insbesondere mütterliche psychische Erkrankungen, die Qualität solcher Interaktionen verändern und sich damit ungünstig auf die psychische Gesundheit von Kindern auswirken. Fragestellung: In der vorliegenden Untersuchung wurde deshalb geprüft, ob sich psychische Probleme von Müttern auf ihr Interaktionsverhalten auswirken und ob dieses wiederum mit Verhaltensproblemen bei Vorschulkindern assoziiert ist. Methode: Es wurden insgesamt 63 Mutter-Kind-Paare untersucht. Die psychische Gesundheit der Mütter wurde mit Hilfe des Brief Symptom Inventory (BSI), Verhaltensprobleme der Kinder mittels der CBCL erfasst. Die Mutter-Kind-Interaktion wurde während einer standardisierten Verhaltensbeobachtung videographiert und von zwei blinden Ratern ausgewertet. Ergebnisse: Multiple Regressionsanalysen zeigen, dass die globale psychische Belastung von Müttern 13 % der Varianz externalisierender und 14.5 % der Varianz internalisierender Symptome bei Vorschulkindern aufklärt. Weiterhin wurde deutlich, dass nur bei den internalisierenden Störungen die Qualität der Mutter-Kind-Interaktion einen Effekt auf die Ausprägung kindlicher Symptome hatte. Außerdem fanden wir einen Mediatoreffekt für mütterliche Intrusivität. Diskussion: Die Befunde der vorliegenden Studie ermöglichen somit ein besseres Verständnis der Entstehung von Verhaltensauffälligkeiten im Vorschulalter, da sie spezifische Interaktionsmerkmale als Risikofaktoren für internalisierende Probleme identifizieren konnten und die Bedeutung der psychischen Gesundheit der Mutter unterstreichen. Daraus kann abgeleitet werden, dass bei einer psychotherapeutischen Behandlung von Vorschulkindern, neben der symptomorientierten Therapie, eine Entlastung der Mütter und eine Verbesserung der Mutter-Kind-Interaktion von großer Relevanz ist.


2016 ◽  
Vol 13 (02) ◽  
pp. 70-78 ◽  
Author(s):  
M. Adli ◽  
M. Berger ◽  
E.-L. Brakemeier ◽  
L. Engel ◽  
J. Fingerhut ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund: Urbanisierung gehört zu den wichtigsten globalen Veränderungen, denen die Menschheit in den kommenden Jahrzehnten ausgesetzt sein wird. Diese Entwicklung ist rasant – und sie ist gesundheitsrelevant, mit weit reichenden Konsequenzen für unser psychisches Befinden. Einige stressassoziierte psychische Erkrankungen zeigen ein erhöhtes Auftreten bei Stadtbewohnern. Methode: Es ist daher höchste Zeit, den Einfluss von Stadtleben auf das psychische Wohlbefinden sowie die Rolle urbaner Stressoren besser zu verstehen. Hierzu ist ein methodischer Schulterschluss zwischen Architektur, Stadtplanung, Neurowissenschaften und Medizin notwendig, für den wir den Begriff der „Neurourbanistik“ vorschlagen. Neurourbanistik als neue akademische Perspektive kann dazu beitragen, angemessen und effektiv auf die Herausforderungen einer urbanisierten Welt zu reagieren. Die Themen neurourbanistischer Forschung umfassen dabei Grundlagenforschung, Epidemiologie und Public Health genauso wie experimentelle Stressforschung und Präventionsforschung. Ziel: Ziel ist, ein Lebensumfeld zu schaffen, welches die Resilienz und psychische Gesundheit von Stadtbewohnern und urbaner Gemeinschaften stärkt.


2021 ◽  
Vol 40 (04) ◽  
pp. 222-228
Author(s):  
Tüscher Oliver ◽  
Raffael Kalisch ◽  
Carolin Wackerhagen ◽  
Henrik Walter

ZUSAMMENFASSUNGPsychische Erkrankungen, insbesondere solche, in denen Stress ein wesentlicher pathogenetischer Faktor ist, gehören zu den häufigsten, belastendsten und kostenintensivsten Erkrankungen unserer Zeit. Andererseits ist psychische Gesundheit trotz häufiger Exposition durch allgegenwärtige Widrigkeiten und Stressoren das weitaus häufigere Phänomen als psychische Erkrankungen. Mit anderen Worten, Resilienz gegenüber stressassoziierten Erkrankungen ist der Regelfall. Die Erforschung psychischer Resilienz und ihrer zugrunde liegenden kognitiven und neurobiologischen Mechanismen bietet daher innovative Möglichkeiten zum Verständnis der natürlichen Schutzmechanismen gegenüber stressassoziierten psychischen Erkrankungen, weist neue Wege für Prävention und Gesundheitsförderung und ergänzt die krankheitsbezogene Forschung. Die Voraussetzungen für ein einheitliches Verständnis und eine erfolgreiche neurobiologische Erforschung von Resilienz sind geeignete Methoden zur Konzeptualisierung, Operationalisierung und der Planung von Studiendesigns. Zu diesen gehören ein transdiagnostisches Vorgehen, die Operationalisierung von Resilienz als „Outcome“, d. h. Ergebnis eines Entwicklungsprozesses, eine Erfassung und Berücksichtigung der Stressorexposition, längsschnittliche Studiendesigns und die translationale Identifizierung von Resilienzmechanismen.


2012 ◽  
Vol 53 (2) ◽  
pp. 8-12 ◽  
Author(s):  
Svenja Niescken ◽  
Ellen Braun

Das Thema „Burnout“ wird vielfach diskutiert und gerät gleichzeitig damit in Gefahr, nicht den angemessenen Stellenwert im Unternehmen zu erreichen. Und doch sind die durch psychische Erkrankungen verursachten Krankenstände und Frühverrentungen ein brisantes Thema für Unternehmen. Im folgenden Artikel werden zum einen die gesundheitlichen Hintergründe näher beleuchtet, aber auch die für die Personalverantwortlichen wesentlichen Themen Strategie, Führung und Kosten. Denn ein konsequentes, präventiv ausgerichtetes Gesundheitsmanagement und eine Integration der Grundsätze gesunder Führung ins Unternehmensleitbild stellen zukünftig einen wichtigen Wettbewerbsfaktor im sich anbahnenden Konkurrenzkampf um spezialisierte Fach- und Führungskräfte dar. Das gilt nicht nur für Konzerne und Großunternehmen, sondern auch für mittlere und kleinere Unternehmen. Psychological stress at the workplace and its potential negative impact like increasing absenteeism and early retirement pension because of mental disorders have risen strongly in the last years. Thus, it has become more and more important for executives and HR managers to early identify stress among their personnel and react appropriately. At the same time, the topic of mental health not only implies risk, but also chances. If the topic is integrated into operational health management efforts consequently, companies can establish a basis for increasing the motivation of their staff and thus to built resilience against future workplace demands. Keywords: psychische gesundheit, problemstellung, personalwirtschaftliche beurteilung, personalkosten, arbeitsunfähigkeit


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