scholarly journals Diagnostik und Therapie von Verletzungen am proximalen Femur und Beckenavulsionsverletzungen bei Kindern sowie der Epiphysiolysis capitis femoris

OP-Journal ◽  
2018 ◽  
Vol 34 (03) ◽  
pp. 315-327
Author(s):  
Kai Ziebarth ◽  
Nadine Kaiser ◽  
Thoralf Liebs

ZusammenfassungObwohl es sich bei Avulsionsverletzungen des Beckens, Frakturen des proximalen Femurs und der Epiphyseolysis capitis femoris um relativ seltene Krankheitsbilder handelt, ist eine korrekte Diagnostik und Therapie essentiell um langfristige Beschwerden und Einschränkungen zu verhindern. Eine Kenntnis der kindlichen Anatomie ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung. Frakturen am proximalen Femur müssen größtenteils operiert und anatomisch reponiert werden, da wenig Remodellierungspotenzial besteht. Schenkelhalsfrakturen müssen kontrolliert reponiert werden, um die Gefäßversorgung des Femurkopfes nicht zu gefährden. Es empfiehlt sich somit eine offene Reposition. Avulsionsverletzungen müssen bei Sportverletzungen beim Kind aktiv gesucht werden und können klinisch angesichts der starken Schmerzangaben häufig dramatisch erscheinen. Die Domäne der Avulsionsverletzung ist die konservative Therapie. Ein Kind zwischen 10 und 16 Jahren mit Knieschmerzen und eingeschränkter Hüftrotation oder hinkendem Gangbild muss zum Ausschluss einer ECF radiologisch abgeklärt werden. Das positive Drehmann-Zeichen ist klinisch pathognomonisch für eine ECF. Klinische Klassifikationen können die Stabilität der Wachstumsfuge nicht genau vorhersagen, daher ist nach Diagnosestellung eine Stockentlastung bis zur operativen Versorgung empfehlenswert. Die Behandlung der ECF besteht immer in der operativen Stabilisation des Femurkopfes mit Schrauben oder Drähten und, je nachdem, in der anatomischen Wiederherstellung der proximalen femoralen Anatomie.

2009 ◽  
Vol 18 (02) ◽  
pp. 102-111
Author(s):  
M. H. Hessmann ◽  
L.-P. Müller ◽  
P. M. Rommens ◽  
A. Hofmann

ZusammenfassungDie Behandlung der Azetabulumfrakturen bei geriatrischen Patienten unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von der entsprechenden Behandlung bei jungen und mobilen Patienten. In der geriatrischen Patientengruppe sind sie zwar selten, stellen jedoch sowohl für den Patienten als auch für den behandelnden Arzt eine besondere Herausforderung dar. In der geriatrischen Patientenpopulation sind Frakturen des vorderen Azetabulumpfeilers und der Vorderwand überrepräsentiert. Sie kommen häufig durch ein niedrig energetisches Trauma bei osteoporotischen Knochenverhältnissen zustande. Für die Therapie kommen konservative und unterschiedliche operative Verfahren (offene Reposition und Osteosynthese, primäre oder sekundäre Hüftprothese) in Frage. Die Indikation wird bei jedem einzelnen Patienten differenziert gestellt. Die konservative Therapie ist aufgrund zahlreicher Komplikationen nicht weniger risikoreich als die operative Therapie und ermöglicht nur in bestimmten Fällen ein gutes Ergebnis. Die operative Behandlung erlaubt eine frühzeitige Mobilisation und funktionelle Nachbehandlung. Für die Wahl der geeigneten Behandlung sind der Gesundheitszustand des Patienten, die Frakturmorphologie und die Knochenqualität maßgeblich. Für den geriatrischen Patienten bedeutet ein Hüftpfannenbruch einen ernsten Einschnitt in seinem Leben und ist mit einer hohen Rate an möglichen Primär- und Sekundärkomplikationen verbunden.


OP-Journal ◽  
2018 ◽  
Vol 34 (03) ◽  
pp. 261-268 ◽  
Author(s):  
Michael Kreinest ◽  
Sven Vetter ◽  
Paul Grützner ◽  
Klaus Wendl ◽  
Stefan Matschke

ZusammenfassungNur 5 – 10% aller Wirbelsäulenverletzungen betreffen Kinder. Über 90% dieser Kinder mit einer Verletzung der Wirbelsäule haben ihr 16. Lebensjahr bereits erreicht. Bei Kindern unter dem 10. Lebensjahr ist am häufigsten die Halswirbelsäule betroffen. Zwischen 12 und 27% der Kinder mit einer Verletzung der Wirbelsäule haben begleitende neurologische Defizite bis hin zur kompletten Querschnittsymptomatik. Sowohl für die Diagnostik als auch für die Therapie von Verletzungen der Wirbelsäule im Kindesalter sind Kenntnisse über die Ossifikation der Wirbelkörper sowie über weitere anatomische und biomechanische Besonderheiten der heranwachsenden Wirbelsäule erforderlich. Neben der klinischen und neurologischen Untersuchung erfolgt die Diagnostik hauptsächlich mittels Röntgen und kernspintomografischer Bildgebung. Für die Frakturen der Wirbelsäule im Kindesalter existieren spezielle Klassifikationssysteme. Im Vergleich zum Erwachsenen ist bei Kindern mit Verletzungen der Wirbelsäule häufiger eine konservative Therapie möglich. Alle stabilen Frakturen sowie die typischen Verletzungen der Endplatten können prinzipiell funktionell nachbehandelt werden. Auch Verletzungen, die eine geringgradige Veränderung des physiologischen Alignments verursachen, können oftmals noch konservativ therapiert werden. An der Halswirbelsäule wird die Indikation zur Stabilisierung vor allem bei deutlich gestörtem zervikalen Alignment gestellt. Oftmals erfolgt die Therapie im Halofixateur. Alternativ kann die Stabilisierung mittels Fixateur interne oder direkter Verschraubung erfolgen. Bei Verletzungen der Brust- und Lendenwirbelsäule wird eine operative Therapie empfohlen, wenn sich eine posttraumatische Segmentkyphose von über 20° ausbildet. Nach Reposition erfolgt hier meist die dorsale Instrumentierung. Generell zeigen Kinder mit Verletzungen der Wirbelsäule ein gutes Outcome.


2020 ◽  
Vol 158 (04) ◽  
pp. 417-431
Author(s):  
Daniela Weinmann ◽  
Stefanie Adolf ◽  
Andrea Meurer

ZusammenfassungDie Epiphyseolysis capitis femoris (ECF) ist die häufigste Hüftgelenkserkrankung des Jugendlichen bei steigender Tendenz. Grund dafür ist der ebenfalls steigende Body Mass Index in dieser Altersgruppe. Um Komplikationen und Folgeschäden zu minimieren, ist eine frühzeitige Diagnostik und Therapie erforderlich, um ein persistierendes Cam-Impingement mit späterer Arthroseentwicklung zu vermeiden. Es gibt sowohl offene als auch arthroskopische Operationsverfahren um eine Rekonturierung des Schenkelhalses nach Abschluss des physiologischen Remodelings zu erzielen. Zu klären bleibt weiterhin die Frage nach dem optimalen Operationsverfahren mit den bestehen Langzeitergebnissen bei Epiphyseolysis capitis femoris.


Author(s):  
Thomas Betz ◽  
Ingolf Töpel ◽  
Markus Steinbauer ◽  
Christian Uhl

Zusammenfassung Einleitung Eine Stentprotheseninfektion nach endovaskulärer Versorgung ist eine seltene, jedoch schwere Komplikation mit hoher Mortalität. Aufgrund der steigenden Anzahl von endovaskulären Eingriffen ist mit einer Zunahme von Stentprotheseninfektionen zu rechnen. Eine einheitliche Leitlinie zu Diagnostik und Therapie dieses Krankheitsbilds existiert nicht. Die Datenlage beruht auf Fallberichten, retrospektiven Untersuchungen und Metaanalysen, oft aus der offenen Aortenchirurgie. Die Diagnosestellung kann mitunter schwierig sein. Die Klinik des Patienten, die Bildgebung und der kulturelle Erregernachweis sind entscheidend. Wenn möglich sollte eine Sanierung des Infektfokus mit Ausbau der infizierten Prothese erfolgen. Verschiedene Verfahren und Materialien kommen hierbei zum Einsatz. Zusätzlich sollte eine Langzeitantibiose unter engmaschiger Kontrolle der Entzündungsparameter gegeben werden. Methodik Es wurde eine retrospektive Analyse aller Patienten, die zwischen Januar 2008 und Mai 2017 an unserer Klinik aufgrund einer Stentprotheseninfektion behandelt wurden, durchgeführt. Die Studienendpunkte waren Infektfreiheit, Überleben und primäre Offenheit der Rekonstruktion. Zusätzlich wurde elektronisch nach gefäßchirurgischer Literatur gesucht, die sich mit der Therapie von Stentprotheseninfektionen nach EVAR (Endovascular aortic repair) und TEVAR (Thoracic endovascular aortic repair) befasst. Ergebnisse Insgesamt wurde bei 3 Patienten (100% Männer, Durchschnittsalter 77 Jahre) eine Stentprotheseninfektion diagnostiziert. In allen Fällen handelte es sich um eine Stentinfektion nach EVAR. Bei allen Patienten wurde der Stent-Graft entfernt und eine anatomische Rekonstruktion mit Homograft oder xenogenem Material durchgeführt. Ein Erregernachweis gelang in 2 von 3 Fällen. Alle Patienten erhielten eine Langzeitantibiose über 12 Wochen. Die 30-Tages-Mortalität lag bei 0%, im Nachbeobachtungszeitraum kam es zu keinem Re-Infekt. Ein Patient verstarb 2 Monate postoperativ an einer Darmperforation mit Peritonitis, ein weiterer Patient 92 Monate postoperativ an einem kleinzelligen Bronchialkarzinom. Die primäre Offenheit der Rekonstruktionen lag bei 100%. In der Literatur weist die konservative Therapie einer Stentprotheseninfektion eine sehr hohe Mortalität auf, wobei sie bei Patienten mit aortoenteraler oder aortobronchialer Fistel und konservativer Therapie am höchsten ist. Bei operativer Therapie der Stentprotheseninfektion ist diese deutlich niedriger. Zusammenfassung Die chirurgische Herdsanierung, der Prothesenersatz und die begleitende antibiotische Therapie sind entscheidend für das Langzeitergebnis nach Endostentinfektion. Eine konservative Therapie sollte nur bei chirurgisch nicht sanierbarem Fokus oder inoperablen Patienten durchgeführt werden.


2017 ◽  
Vol 142 (24) ◽  
pp. 1790-1794
Author(s):  
Rüdiger Baumeister

Was ist neu? Aktueller Stand Gerade ist die S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Lymphödeme“ bei der AWMF akkreditiert worden (AWMF Reg.-Nr. 058 – 001). Auf diese Leitlinie wird in dem Artikel besonders Bezug genommen und Angaben daraus verwendet 1. Diagnostik des Lymphödems Mögliche Störungen des Lymphtransportes sollen frühzeitig beachtet und zunächst basisdiagnostisch durch lymphbezogene Anamnese, Inspektion und Palpation erkannt werden. Insbesondere durch die Lymphszintigrafie lässt sich – falls nötig – eine genauere Quantifizierung des Lymphabstroms bestimmen. Konservative Therapie Alle Elemente der komplexen physikalischen Entstauungstherapie (KPE) sollten als Basis der Behandlung eines Lymphödems zum Einsatz kommen. Dies sind: Hautpflege, manuelle Lymphdrainage, Kompressionstherapie und/oder lymphologische Kompressionsstrumpfversorgung, entstauungsfördernde Sport-/Bewegungstherapie sowie eine Aufklärung und Schulung zur individuellen Selbsttherapie. Chirurgische Therapie Operative Maßnahmen, vor allem solche, die eine Verbesserung des Lymphabtransportes bewirken, sind bei Leidensdruck der Patienten und einer Zunahme sekundäre Gewebeveränderungen indiziert.


2020 ◽  
Vol 77 (4) ◽  
pp. 147-156
Author(s):  
René Fahrner ◽  
Daniel Inderbitzin

Zusammenfassung. Die akute Appendizitis ist eine der häufigsten akuten chirurgischen Krankheitsbilder. Vermeintlich wird diese Erkrankung meist als einfach zu diagnostizieren und zu behandeln angesehen. Dies gilt zwar für eine Mehrzahl der Patienten, jedoch gibt es auch regelmässig Fälle, bei denen die Diagnostik schwierig und die adäquate Therapie nicht immer eindeutig ist. Die Diagnostik umfasst neben der Anamnese und der klinischen Untersuchung in vielen Ländern zunehmend die intensivere Nutzung von bildgebenden Verfahren (Ultraschall, Computertomographie, ggfs. Magnetresonanztomographie), was wiederum zu unnötiger Strahlenbelastung v. a. junger Patienten und erhöhten Kosten im Gesundheitswesen führen kann. Im Gegensatz dazu, führen Verzögerungen in der Diagnosestellung und Therapie und die damit verbundenen Komplikationen häufig zu rechtlichen Auseinandersetzungen. Zusätzlich kommt hinzu, dass in den letzten Jahren ein Wandel in der Therapie-Strategie stattgefunden hat und nicht immer die notfallmässige Operation als Standardtherapie empfohlen wird. Die nicht-operative, konservative Therapie kommt immer mehr zum Einsatz, wobei es noch keine eindeutigen Ergebnisse und klare Identifizierung von Patienten-Gruppen gibt, die von dieser Therapie zweifelsfrei profitieren. Diese Probleme und Kontroversen sollen in diesem Artikel beleuchtet werden. Insbesondere soll dabei auch auf rechtliche Aspekte und interkollegiale Konflikte zwischen Zuweisern, Spitalärzten, Angehörigen und Patienten eingegangen werden. Einmal mehr zeigt sich, dass das vermeintlich einfache Krankheitsbild, doch nicht immer so einfach ist.


2021 ◽  
Author(s):  
Th. Bürger ◽  
M. Bürger ◽  
Th. Gebauer ◽  
E. Stegemann

ZusammenfassungVaskuläre Kompressionssyndrome betreffen meist die obere Thoraxapertur, häufig begleitet von einer nervalen Symptomatik, und werden zusammengefasst als Thoracic-outlet- (TOS) und, falls eine isolierte venöse Kompression im Vordergrund steht, als Thoracic-inlet-Syndrom (TIS) bezeichnet. Diagnostik und Therapie sind oft schwierig. Fehlende vaskuläre und neurogene Veränderungen indizieren als erstes meist eine konservative Therapie. Der embolische Verschluss der Armarterien bei jüngeren Patienten sowie eine erfolglose oder von Komplikationen gefolgte Embolektomie ohne offensichtliche andere Risikofaktoren sollten unbedingt an ein TOS denken lassen. TOS-Operationen sind technisch nicht einfach und sollten erfahrenen Fachabteilungen vorbehalten bleiben. Die richtige Patientenselektion ist mitentscheidend für ein erfolgreiches Ergebnis. Implantationen von Stents im Bereich des Schultergürtels sollten bei Kompressionssyndromen vermieden werden. Eine weitere Möglichkeit der supraaortalen Kompression ist durch eine A. lusoria möglich.


2001 ◽  
Vol 12 (4) ◽  
pp. 314-323
Author(s):  
Kerstin Konrad ◽  
Siegfried Gauggel

Zusammenfassung: In diesem Beitrag wird eine Übersicht über Störungen der Stimmung und des Antriebs bei Kindern und Jugendlichen mit erworbenen Hirnschädigungen unterschiedlicher Ätiologie (Hirntumoren, Schädel-Hirn-Trauma) gegeben. Obwohl es in den letzten Jahren immense Fortschritte im Bereich der Diagnostik und Therapie von kindlichen Depressionen gegeben hat, stellen die depressiven Symptome nach Hirnschädigungen im Kindesalter ein noch weitgehend unerforschtes Gebiet dar. Ausgehend von den bislang vorhandenen empirischen Studien werden Vorschläge für Diagnostik und Therapie von organisch bedingten Stimmungs- und Antriebsstörungen im Kindesalter gemacht.


2007 ◽  
Vol 64 (6) ◽  
pp. 337-343 ◽  
Author(s):  
Riecher-Rössler

Die Früherkennung und Frühbehandlung von schizophrenen Psychosen ist von entscheidender Bedeutung zur weiteren Verbesserung des Verlaufs dieser bisher häufig chronisch verlaufenden und zur Frühberentung führenden Erkrankungen. Frauen erkranken im Durchschnitt etwa 4–5 Jahre später als Männer, oft noch nach dem 40. Lebensjahr. Diese «Spätschizophrenien», die bei Frauen immerhin etwa 20% aller Schizophrenien ausmachen, sollten nicht übersehen werden. Prodromi und andere Vorboten der Erkrankung sind bei Frauen ganz ähnlich wie bei Männern, auch die Verzögerung von Diagnostik und Therapie zeigt keine Geschlechtsunterschiede. Durch die Tatsache, dass Frauen im Mittel erst in höherem Alter erkranken als Männer, sind sie in ihren verschiedenen sozialen Rollen schon besser etabliert. Allerdings besteht offensichtlich die Gefahr, dass bei Frauen die berufliche Integration vernachlässigt wird. Früherkennung, Frühintervention und Frührehabilitation sollten aus den genannten Gründen immer auch geschlechtersensibel sein.


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