scholarly journals Tröpfchenexposition bei Tracheotomie

HNO ◽  
2021 ◽  
Author(s):  
C. Plettenberg ◽  
K. Geipel ◽  
I. Stenin ◽  
T. Klenzner ◽  
M. Wagenmann ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Die Pandemie COVID-19 („coronavirus disease 2019“) zeichnet sich durch eine hohe Infektiosität bei Tröpfchenübertragung und hoher Virusdichte in den oberen Atemwegen aus. Schwere Krankheitsverläufe stehen mit interstitiellen, beatmungspflichtigen Pneumonien in Verbindung, bei denen regelmäßig Tracheotomien (TT), ein tröpfchen- und aerosolerzeugender medizinischer Eingriff, notwendig werden. Die TT als potenzielles Infektionsrisiko für medizinisches Personal wird in der Literatur kaum behandelt. Deshalb war es Ziel dieser Studie, die Tröpfchenexposition des Op.-Teams während der Tracheotomie zu quantifizieren, um hierdurch die Anforderungen an die notwendige persönliche Schutzausrüstung (PSA) besser zu definieren. Material und Methoden Bei 4 nichtinfektiösen Patienten wurde eine chirurgische Tracheotomie durchgeführt, bei der der Chirurg und seine Assistenz jeweils eine chirurgische Mund-Nasen-Maske mit Klarsichtvisier trugen. Nach Durchführung des Eingriffs bestimmten wir Tröpfchenart, -verteilung und -menge auf dem Visier makroskopisch und mikroskopisch. Ergebnisse Auf den Visieren fanden sich durchschnittlich 29 Tröpfchen im mittleren Drittel des Visiers, 4 im rechten Drittel und 13 im linken Drittel, bei einer durchschnittlichen Tröpfchengröße von 571 µm (± 381 µm). Die kleinsten Tröpfchen waren 55 µm, die größten 1431 µm groß. Eine Zunahme der Tröpfchen fanden sich bei vermehrter Ventilation während des Eingriffs. Bluttröpfchen waren häufiger als Sekrettröpfchen. Schlussfolgerung Es konnte eine deutliche Kontamination des Gesichtsvisiers mit Tröpfchen dargestellt werden. Gerade im Fall einer TT von hochinfektiösen Patienten, z. B. COVID-19, ist demnach die Verwendung einer Kapuzen-Kopfbedeckung in Kombination mit einem Atemschutzgerät mit Luftreinigung mit Stromversorgung empfehlenswert, um einen Infektionsschutz des Operateurs und der Op.-Assistenz bestmöglich zu gewährleisten.

2015 ◽  
Vol 79 (05) ◽  
pp. 394-398 ◽  
Author(s):  
S. Petersen ◽  
H. Roggendorf ◽  
S. Wicker

Zusammenfassung Ziel der Studie: Medizinisches Personal hat ein erhöhtes Infektionsrisiko und kann Infektionskrankheiten auf Patienten übertragen. Auch Medizinstudierende haben regelmäßigen Kontakt mit Patienten und sollten deswegen über den gleichen Immunschutz gegenüber impfpräventablen Infektionen wie medizinisches Personal verfügen. Ziel unserer Studie war das Wissen und die Einstellung zu arbeitsmedizinisch indizierten Impfungen sowie den Impfstaus der Medizinstudierenden zu erheben. Methodik: Anonyme Fragebogenerhebung bei Medizinstudierenden des 4. vorklinischen Semesters der Goethe-Universität Frankfurt. Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Wenngleich eine hohe Akzeptanz der Medizinstudierenden hinsichtlich Impfungen festgestellt wurde, so ist das Wissen und der Impfstatus der Studierenden verbesserungswürdig. Bspw. wussten nur 46,4% der Medizinstudierenden, dass es eine generelle Influenzaimpfempfehlung für medizinisches Personal gibt und lediglich 76,8% der Studierenden gaben an, dass sie 2 Masernimpfungen erhalten hatten. Insgesamt 2/3 der Studierenden waren „sehr für Impfen“ bzw. „vollkommenen für Impfen“ und bewerteten die Wahrscheinlichkeit für ungeimpftes medizinisches Personal an einer arbeitsbedingten Infektion zu erkranken als „ziemlich groß“ bis „sehr groß“. Vor dem Hintergrund der positiven Grundeinstellung der Studierenden können – durch die Vermittlung von weiterem Wissen hinsichtlich impfpräventabler Infektionen und arbeitsbedingter Infektionsrisiken – mit einen konsequenten Impfangebot voraussichtlich hohe Impfquoten bei den Studierenden erreicht werden.


Der Radiologe ◽  
2020 ◽  
Vol 60 (10) ◽  
pp. 908-915
Author(s):  
Benedikt H. Heidinger ◽  
Daria Kifjak ◽  
Florian Prayer ◽  
Lucian Beer ◽  
Ruxandra-Iulia Milos ◽  
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Zusammenfassung Klinisches/methodisches Problem Seit dem Auftreten des neuartigen Coronavirus Ende 2019 und der damit verbundenen Erkrankung – Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) – kam es zum Ausrufen einer Pandemie durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Der Referenzstandard für die Diagnose ist der Virusnachweis mittels „reverse transcription polymerase chain reaction“ (RT-PCR). Bei hoher Spezifizität ist die Sensitivität der RT-PCR jedoch stark abhängig von der Symptomdauer, der Viruslast, der Qualität der Probe sowie des verwendeten Tests. Radiologische Standardverfahren Im Rahmen von COVID-19 werden primär Thoraxröntgen und Thorax-Computertomographie(CT) zur Erkennung von Lungenmanifestationen bzw. deren Ausdehnung und von Komplikationen eingesetzt. Leistungsfähigkeit Die Sensitivität und Spezifizität des Thoraxröntgens bei COVID-19 ist gering. Die Thorax-CT weist eine hohe Sensitivität von ungefähr 90 % bei jedoch geringer Spezifizität auf (zwischen 25 und 33 %). Empfehlung für die Praxis Die Indikation für die Durchführung von Bildgebung im Rahmen von COVID-19 sollte immer mit Bedacht gestellt werden, um das Übertragungsrisiko für medizinisches Personal und andere Patienten zu minimieren. Die Bildgebung ist vor allem hilfreich zur Evaluierung des Ausmaßes der Lungenbeteiligung der Erkrankung, zur Abgrenzung von Komplikationen und Differenzialdiagnosen. Typischerweise zeigen sich bilaterale, subpleurale Milchglasverdichtungen mit oder ohne Konsolidierungsareale. Im Verlauf können auch Veränderungen einer organisierenden Pneumonie beobachtet werden. Bei Untersuchungen nach Genesung einer COVID-19-Pneumonie ist auf fibrotische Lungenveränderungen zu achten.


2001 ◽  
Vol 14 (4) ◽  
pp. 169-180 ◽  
Author(s):  
Matthias Kliegel ◽  
Christoph Rott ◽  
Vera 'Heureuse ◽  
Gabriele Becker ◽  
Petra Schönemann

Es war das Anliegen dieses Teilprojektes der Heidelberger Hundertjährigen-Studie, eine der besonderen Situation Höchstaltriger angepasste Kurzform des Mini-Mental Status Test zu überprüfen. Diese verzichtet auf die Items, die Lese- und Schreibfähigkeit voraussetzen. Zum anderen sollte das Ausmaß an kognitiven Beeinträchtigungen in der untersuchten Altersgruppe der noch vorhandenen kognitiven Leistungsfähigkeit gegenübergestellt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die hier verwandte Testskala ihr primäres Ziel, systematische, rein sensorische Benachteiligungen auszuschließen, erreichen konnte, dass die Skala immer noch eine hohe Konstruktvalidität besitzt und dass die hier gewählte Version für die Untersuchung von sensorisch stark beeinträchtigten Hochaltrigen ein geeignetes Instrument zur Bestimmung des kognitiven Status ist. Betrachtet man die Verteilung des kognitiven Status in der hier analysierten Stichprobe von Hundertjährigen, so fällt auf, dass es zwei Extremgruppen zu geben scheint. Eine Gruppe, die gar keine oder nur sehr geringe kognitive Leistungseinbußen zeigt und eine Gruppe, bei der ein sehr starkes Defizit auffällt. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass selbst im höchsten Alter die kognitive Entwicklung noch Spielräume für interindividuelle Unterschiede zulässt.


2005 ◽  
Vol 62 (4) ◽  
pp. 230-237 ◽  
Author(s):  
Renteria

Epidemiologische Studien zeigen eine Prävalenz von Missbrauchserfahrungen bei Mädchen zwischen 14 und 33%. Indizien für einen Missbrauch sind zwar im Einzelnen unspezifisch, bei gleichzeitigem Auftreten jedoch bedeutungsvoll: Somatische Indizien sind sexuell übertragbare Erkrankungen, Schwangerschaft, unerklärbare Blutungen, rezidivierende genitale Beschwerden. Psychosoziale nichtsexuelle Indikatoren sind neu aufgetretene Verhaltensschwierigkeiten, Ausreissen, Esstörungen etc; Psychosexuelle Indikatoren sind eine Hypersexualisation der Sprache und des Verhalten, ein gestörtes Körpergefühl und gestörte Geschlechstidentität. Als indirekt beweisende Befunde gelten neben alten Genital oder/und Analläsionen Einrisse des Hymens bis auf den Insertionssaum, die sich an tpyischer Stellle im hinteren Bereich der Kommissur finden. Die Abklärung und Betreuung von Kindern, bei denen Verdachtsmomente, aber keine sicheren Indizien bestehen, setzt eine hohe Kompetenz und eine multdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kindergynäkologen, Kinderpsychiatern, Kinderschutzgruppen und eventuell weiteren beteiligten Fachleuten voraus, um einerseits nicht ungerechtfertigt Familienstrukturen schwer zu belasten und damit den Kindern zu schaden, um andererseits aber auch sicherzustellen, dass die Opfer eine umfassende akute und langfristige medizinische und psychosoziale Betreuung erfahren.


2015 ◽  
Vol 72 (9) ◽  
pp. 567-575 ◽  
Author(s):  
Ulrich Otto ◽  
Marlene Brettenhofer ◽  
Silvan Tarnutzer

Zusammenfassung. Ein wesentliches Ziel der Telemedizin ist es, den Zugang zu medizinischen Angeboten durch Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) zu vereinfachen und nicht zuletzt in ländlichen Regionen neue Versorgungsmodelle für alle PatientInnen zu ermöglichen. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklungen werden Wege und Hilfsmittel gesucht, PatientInnen dort zu betreuen, wo sie leben – in Übereinstimmung mit dem verbreiteten Wunsch, so lange wie möglich zu Hause zu leben, auch bei Älteren, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind oder mehr und mehr nicht auf nahe lebende Angehöriger zurückgreifen können. Weil zunehmend komplexe Krankheitsbilder und Multimorbidität eine Betreuung durch mehrere ÄrztInnen und Fachkräfte sowie informelle Unterstützung erfordern, ist eine hohe intersektorale Vernetzung der AkteurInnen im Gesundheitssystem nötig. Neue Strategien verfolgen dieses Ziel u. a. durch den Aufbau von elektronischen PatientInnenakten, integrierten Versorgungsmodellen und ähnliche Lösungen. Die Telemedizin stellt hierbei einen wichtigen Baustein dar, mit erheblichem Potenzial gerade für Ältere. Sie zeigt sich als offenes Konstrukt, dessen Angebote und Massnahmen in einem ständigen Entwicklungsprozess erweitert werden. Die Antreiber für diesen Prozess sind zum einen ein verstärkter Einsatz von technischen Hilfsmitteln in der Medizin und zum anderen ein verstärktes Bedürfnis nach patientInnenorientierter Versorgung. Gerade im Kontext heute oftmals frühzeitiger Entlassungen aus Krankenhäusern sind technologisch gestützte Massnahmen zur Nachbetreuung von PatientInnen ein mögliches Mittel zur Risikoverminderung und Qualitätssteigerung von Behandlungen. Wesentliche Herausforderungen sind zudem die Orientierung an Selbstmanagementförderung, und an intersektoraler und interdisziplinärer Kooperation. Begünstigt werden die genannten Entwicklungen im Bereich der Telemedizin dadurch, dass aktuell trotz bisher oftmals konstatierter Vorbehalte von Älteren gegenüber Technik eine rasche Entwicklung zu einer höheren Vertrautheit Älterer mit einschlägigen elektronischen Geräten und Anwendungen stattfindet. Der Artikel bietet neben einer notwendigen Begriffsklärung einen Überblick über verschiedene Aspekte und deren Einsatzgebiete mit einem Fokus auf Anwendungsbeispiele für die ältere Bevölkerung und bildet aktuelle Entwicklungen in der Thematik ab. Abgerundet werden die Erläuterungen durch eine knappe Sammlung bisher vorliegender Erkenntnisse aus Evaluationen und Metastudien zu Wirkungen, Kosten und Nutzen von Telemedizin in der Praxis.


2004 ◽  
Vol 25 (3) ◽  
pp. 123-139 ◽  
Author(s):  
Christine Altstötter-Gleich

Zusammenfassung: Es werden zwei Studien zur Testgüte eines Messinstruments (GTS+) berichtet, das auf der Basis der Items des BSRI und des EPAQ sowie eines Itempools zur Erfassung von Expressivität und Instrumentalität ( Altstötter-Gleich, 1996 , 1998 ) konstruiert wurde. Es enthält Adjektive, die einerseits gut zwischen Geschlechterstereotypen trennen und andererseits über eine hohe soziale Erwünschtheit verfügen. Explorative und konfirmatorische Faktorenanalysen verweisen auf die Separierbarkeit der Dimensionen Expressivität und Instrumentalität, die interne Konsistenz der Skalen ist hoch. Am Beispiel von Konstrukten der psychischen Gesundheit, erhoben mittels des Trierer Persönlichkeitsfragebogens ( Becker, 1989 ) und des NEO-FFI ( Borkenau & Ostendorf, 1993 ), werden erste Belege für die Konstruktvalidität der Skala erbracht, indem aus dem Androgyniekonzept ableitbare Annahmen zum Zusammenhang zwischen Expressivität, Instrumentalität und Facetten psychischer Gesundheit überprüft werden.


2019 ◽  
Vol 76 (1) ◽  
pp. 29-31 ◽  
Author(s):  
Caroline Roduit

Zusammenfassung. Unerwünschte Arzneimittelreaktionen sind häufig im Kindesalter. Jedoch ist nur ein kleiner Anteil dieser Reaktionen auf Medikamentenallergien zurückzuführen. Etwa 10 % aller Eltern berichten, dass bei ihren Kindern der Verdacht auf eine Medikamentenallergie vorliegt. Obwohl keine verlässlichen epidemiologischen Daten vorliegen, legen Studien nahe, dass nur 10 % dieser Kinder eine echte Medikamentenallergie haben. Die häufigste Medikamentenallergie bei Kindern ist die Allergie auf Antibiotika, insbesondere Betalaktam-Antibiotika. Bei Kindern besteht eine der grössten Schwierigkeiten der Diagnose der Medikamentenallergie darin, bei einem makulopapulösem Exanthem zwischen einer Medikamentenallergie und einem virusinduzierten Exanthem zu unterscheiden, insbesondere bei Reaktionen nach Antibiotika. Daher wird eine hohe Anzahl der Kinder fälschlicherweise als «medikamentenallergisch» bezeichnet. Im Falle eines Verdachtes auf eine Medikamentenallergie, wird daher eine komplette allergologische Diagnostik empfohlen.


2014 ◽  
Vol 71 (11) ◽  
pp. 671-678
Author(s):  
Ramin Khatami

Das Spektrum der schlafmedizinischen Erkrankungen umfasst eine Reihe von speziellen neurologischen Erkrankungen, die sich durch eine hohe Prävalenz kennzeichnen oder die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Dem praktisch tätigen Arzt kommt eine Schlüsselrolle in der Erkennung und Behandlung dieser Erkrankungen zu und sollte deshalb mit den wichtigsten schlafmedizinischen neurologischen Erkrankungen vertraut sein. Im Folgenden werden als wichtigste Vertreter, das Restless Legs Syndrom (mit oder ohne Periodic Limb Movement im Schlaf), Bewegungsstörungen im Schlaf (v. a. nonREM- und REM-Schlaf-Parasomnien), epileptische Anfälle im Schlaf sowie die Narkolepsie vorgestellt. Die Narkolepsie gilt zwar als seltene Erkrankung, ermöglicht aber als Modellerkrankung physiologische bzw. pathophysiologische Vorgänge der Schlaf-/Wachregulation zu verstehen. Eine zunehmende Bedeutung gewinnt auch die REM-Schlafverhaltensstörung, die als Frühzeichen einer neurodegenerativen Erkrankung (z. B. Synukleinopathien wie Parkinson-Erkrankung) auftreten kann. Eine frühzeitige Diagnose eröffnet hier die Möglichkeit in Zukunft neuroprotektive Substanzen einzusetzen.


2014 ◽  
Vol 71 (10) ◽  
pp. 609-616
Author(s):  
Dieter Hofer ◽  
Franziska Wenger ◽  
Markus Kohler ◽  
Markus Badertscher

Abhängigkeitserkrankungen weisen eine hohe Prävalenz auf und kommen als komorbide Störungen gehäuft sowohl mit anderen psychiatrischen als auch somatischen Krankheiten vor. Sie werden aber leicht „übersehen“, weshalb die Diagnosestellung ein zielgerichtetes Vorgehen erfordert und komorbide psychische Störungen (Affektive- und Angsterkrankungen, Zwangsstörungen, psychotische Erkrankungen sowie ADHS) ausgeschlossen werden sollten. Bei schwerer, meist mehrfacher Abhängigkeit und in fortgeschrittenen Krankheitsstadien sind oft mehrere Therapeuten involviert, hier ist eine enge Absprache ausschlaggebend für eine wirksame Therapie. Die Therapeuten werden bei akuten, schweren Intoxikationen oder gravierenden psychosozialen und somatischen Folgeschäden mit der Frage nach fürsorgerischen Maßnahmen konfrontiert. Ärzte müssen in diesen Situationen sorgfältig zwischen therapeutischem Auftrag des Patienten und dem (in einigen Kantonen) im Rahmen einer Fürsorgerischen Unterbringung staatlich delegierten Auftrag unterscheiden. Suchterkrankungen treten im Alter vermehrt auf, werden aber nicht selten „übersehen“ oder bagatellisiert. Aber auch Low-Dose Abhängigkeiten von Beruhigungsmitteln haben eine hohe Komplikationsrate z. B. durch ein erhöhtes Sturzrisiko, weshalb bei Betagten die Verschreibung dieser Substanzen zurückhaltend erfolgen sollte.


2011 ◽  
Vol 68 (6) ◽  
pp. 345-352 ◽  
Author(s):  
Christoph R. Meier

Orale Kontrazeptiva enthalten eine Kombination aus dem Östrogenderivat Ethinylöstradiol und einem Gestagenderivat (kombinierte orale Kontrazeptiva), oder ein Gestagen allein (Minipille). Von vielen Frauen wird die Pille sehr gut ertragen, und sie zeichnet sich durch einen tiefen Pearl-Index aus, was besagt, dass die Methode eine hohe kontrazeptive Sicherheit aufweist. Sowohl die Östrogendosis wie auch das in der Pille enthaltene Gestagenderivat beeinflussen das Risiko, gewisse unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) zu erleiden. Die am häufigsten berichteten UAW der Pille sind Spannungsgefühl in der Brust, Kopfschmerzen, gastrointestinale Unverträglichkeit oder Stimmungsschwankungen, welche aber oftmals vorübergehender Natur sind. Die vorhandene Angst vor Gewichtszunahme bei Einnahme oraler Kontrazeptiva ist Studien zufolge statistisch gesehen weitgehend unbegründet, wobei es im Einzelfall aber durchaus zu namhafter Gewichtszunahme kommen kann. Das Brustkrebsrisiko erhöht sich unter der Pille nicht nennenswert; orale Kontrazeptiva reduzieren das Risiko, an einem Ovarial- oder einem Endometriumskarzinom zu erkranken. Die am häufigsten diskutierte, insgesamt aber nicht sehr häufige UAW ist die venöse Thromboembolie. Das Risiko steigt mit höherer Östrogendosis an, ist im ersten Einnahmejahr am höchsten, und ist für orale Kontrazeptiva der 3. Generation etwas höher als für diejenigen der 2. Generation. Individuelle genetisch prädisponierte Gerinnungsstörungen erhöhen in Kombination mit der hormonellen Pille das Venenthromboserisiko stark, und auch Rauchen ist ein Risikofaktor. Es ist deshalb sehr wichtig, dass Neuanwenderinnen von oralen Kontrazeptiva sorgfältig über mögliche Risiken informiert werden und dass in der Anamnese abgeklärt wird, ob keine relevanten Kontraindikationen vorliegen.


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