Infektiöse Endokarditis bei Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern

2021 ◽  
Vol 10 (05) ◽  
pp. 454-458
Author(s):  
Maarja Maser ◽  
Robert Matthias Radke

ZusammenfassungErwachsene Patienten mit angeborenen Herzfehlern (EMAH) sind eine größer werdende Patientengruppe, die eine lebenslange Begleitung und Behandlung benötigt. Eine der wichtigsten Komplikationen bei EMAH-Patienten ist die infektiöse Endokarditis.Die Echokardiografie hat sowohl bei der Diagnosesicherung als auch beim Erkennen von Komplikationen und im Follow-up eine ganz zentrale Bedeutung. Computer- und Positronenemissionstomografie werden zur Beurteilung von implantierten Fremdmaterial zunehmend eingesetzt. Eine antibiotische Therapie erfolgt zunächst empirisch und später auf den individuellen Erreger zugeschnitten. Zurzeit wird die Antibiotikaprophylaxe nur den Patienten mit deutlich erhöhtem Endokarditisrisiko vor den zahnärztlichen Eingriffen mit dem höchsten Risiko empfohlen.

2016 ◽  
Vol 73 (7) ◽  
pp. 431-435
Author(s):  
Markus G. Mohaupt

Zusammenfassung. Kardiovaskuläre Erkrankungen sind eine Hauptursache für Morbidität und Mortalität. Es ist vordringlich, diese Bedrohung zu minimieren. Hypertensive Schwangerschaften treten einerseits bevorzugt bei Frauen auf, die zu kardiovaskulären Erkrankungen tendieren, andererseits prädisponieren hypertensive Schwangerschaftserkrankungen, z.B. eine Präeklampsie, für spätere kardiovaskuläre Komplikationen. So sollten präventive Massnahmen schon früh nach der akuten Erkrankungen dieses Risiko reduzieren. Dazu gehört die Information bezüglich eines gesunden Lebensstil und zukünftige hausärztliche Kontrolluntersuchungen der kardiovaskulären Risikoindikatoren. In ähnlicher Weise sind Kinder mit einem erniedrigten Geburtsgewicht bzw. Mangelgeburtlichkeit für ein gegebenes Gestationsalter betroffen. Da diese Geburtskomplikationen häufiger bei hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen auftreten, sollten den Müttern vergleichbare langfristige präventive Massnahmen getroffen werden. Zusammenfassend benötigen Mutter und häufig auch die Kinder aus hypertensiven Schwangerschaften geeignete kardiovaskuläre langfristige Präventionsmassnahmen. Frauen mit einem bislang nicht erkannten metabolischen bzw. Herz-Kreislauferkrankungsrisiko können damit einem sorgfältigen Follow-up zugeführt werden. Somit kann die hypertensive Schwangerschaft als Risikoindikator die Basis für eine frühzeitige Risikoprävention und ein gesundes Leben legen.


2019 ◽  
Vol 236 (04) ◽  
pp. 516-522
Author(s):  
Timothy Hamann ◽  
Mayss Al-Sheikh ◽  
Sandrine Zweifel ◽  
Fabio Meier ◽  
Daniel Barthelmes ◽  
...  

Zusammenfassung Zweck Bei Patienten mit okulärer Syphilis wurde das Spektrum der intraokulären und der systemischen Befunde beschrieben. Es wurde analysiert, wie häufig persistierende Seheinschränkungen trotz Therapie auftraten und welches morphologische Korrelat den visuellen Dysfunktionen zugrunde lag. Methoden Eingeschlossen wurden Patienten, die zwischen 2010 und 2018 mit okulärer Syphilis im UniversitätsSpital Zürich behandelt wurden. Allgemeine Charakteristika, okuläre Präsentation, visuelle Funktionen (bestkorrigierter Visus, Gesichtsfeld) vor und nach Therapie wurden retrospektiv analysiert. Ergebnisse Bei 17 Patienten (1 weiblich, 16 männlich) mit einem medianen Alter von 42 Jahren (Spannweite 22 – 53), wurde eine okuläre Syphilis diagnostiziert. In 11 Fällen zeigte sich eine bilaterale Entzündung, es waren 28 von 34 Augen betroffen (82%). Anteriore (n = 3), intermediäre (n = 4), posteriore Uveitis (n = 10), Panuveitis (n = 5) und Papillitis (n = 6) lagen vor. Bei 8 Patienten fand sich ein abnormaler Liquorbefund (47%). Sechs von 17 Patienten (35%) waren HIV-positiv (HIV: human immunodeficiency virus). Bei allen Patienten sprach die intraokuläre Entzündung auf die intravenöse antibiotische Therapie mit Benzylpenicillin an. Die initiale Sehschärfe aller betroffenen Augen (n = 28) lag im Median bei 0,1 logMAR (0,8 dezimal), Spannweite 2,8 bis − 0,1 logMAR (Lichtperzeption bis 1,25 dezimal). Im letzten Follow-up lag die mediane Sehschärfe bei 0 logMAR, Spannweite 0,4 bis − 0,1 logMAR (0,4 – 1,25 dezimal). Die mediane Follow-up-Dauer lag bei 11 Monaten (Spannweite 3 – 60 Monate). Bei 4 Augen von 3 Patienten wurde beim letzten Follow-up ein korrigierter Visus von ≤ 0,6 erreicht. Sechs Augen von 5 Patienten zeigten ein persistierendes Skotom mit zentralen Gesichtsfelddefekten. Als morphologisches Korrelat der persistierenden Sehdysfunktionen fanden sich Alteration und Desintegration der äußeren Netzhautschichten und/oder eine Atrophie der peripapillären Nervenfaserschicht in Patienten, in denen sich die syphilitische Uveitis als Panuveitis mit Retinitis (n = 3 Augen), als posteriore Uveitis (n = 2 Augen) oder als Papillitis (n = 4 Augen) manifestierte. Schlussfolgerungen Das Spektrum der Manifestationen bei okulärer Syphilis ist breit. Trotz Therapie führte die okuläre Syphilis in über einem Drittel der betroffenen Augen zu persistierenden visuellen Einschränkungen. Besonders Patienten mit Retinitis oder Papillitis hatten ein Risiko für bleibende visuelle Dysfunktionen.


2002 ◽  
Vol 59 (9) ◽  
pp. 475-479 ◽  
Author(s):  
Navratil

Vulvitis und Vulvovaginitis sind das häufigste gynäkologische Problem bei präpuberalen Mädchen. Es gibt verschiedene Riskofaktoren in dieser Altersgruppe wie mangelnde anogenital Hygiene, anatomische und physiologische Besonderheiten, die die Häufigkeit der Vulvovaginitis erklären. Die Symptome sind meistens Pruritus, Genitalschmerzen, Brennen und Fluor vaginalis. Eine genaue Anamnese und eine Allgemeinuntersuchung sind immer notwendig, dann folgt die gynäkologische Untersuchung, die vor allem in einer Genitalinspektion besteht. Zeit, Geduld und Kompetenz sind unentbehrlich. Der kleinen Patientin wird der Untersuchungsgang erklärt, es gilt vor allem Ängste und Unsicherheiten abzubauen. Befunde können Vulvaerythem, Excoriationen, Fluor sein. Eine makroskopische, mikroskopische und mikrobiologische Fluoruntersuchung ist für die Diagnosestellung unentbehrlich. Unspezifische Mischinfektionen sind am häufigsten in dieser Altersgruppe. Spezifische Erreger, vor allem aus dem HNO oder gastrointestinalen Bereich können aber auch gefunden werden, Pilzinfektionen hingegen sind eine Rarität. Therapeutische Maßnahmen bestehen in Meiden von chemischen oder mechanischen Ursachen, Lokalmaßnahmen wie Gebrauch von nicht irritierenden Hautwaschemulsionen, Sitzbäder mit verschiedenen geeigneten Zusätzen. Eine antibiotische Therapie wird nur bei entsprechendem mikrobiologischem Befund durchgeführt. Antimykotika sind obsolet. Wichtig, um therapeutische Misserfolge und Traumatisierungen der kleinen Patientin zu vermeiden, ist die Kenntnis der Besonderheiten dieser Altersgruppe, das Beherrschen der entsprechenden Untersuchungstechnik und der sinnvollen weiteren diagnostischen und therapeutischen Interventionen. Ein Gespräch über Präventivmaßnahmen sollte immer durchgeführt werden.


2020 ◽  
Author(s):  
D Ohm ◽  
J Rödel ◽  
U Will ◽  
A Stallmach ◽  
T Bruns ◽  
...  

2018 ◽  
Vol 23 (02) ◽  
pp. 62-63
Author(s):  
Cornelia Blaich

Malet-Larrea A et al. Cost analysis and costbenefit analysis of a medication review with follow-up service in aged polypharmacy patients. Eur J Health Econ 2017; 18: 1069–1078 Arzneimittelbezogene Probleme durch Medikationsfehler oder unerwünschte Wirkungen verschlingen Gesundheitsressourcen und sind eine finanzielle Belastung für das Gesundheitssystem. Vor allem ältere Patienten, die häufig viele Medikamenten einnehmen, sind von arzneimittelbezogenen Problemen und deren negativen klinischen Auswirkungen betroffen. Eine individuelle Überprüfung der Pharmakotherapie eines Patienten hilft, vermeidbare Medikationsfehler und Nebenwirkungen zu verhindern.


2007 ◽  
Vol 27 (02) ◽  
pp. 98-104
Author(s):  
G. Bendel ◽  
P. Ott ◽  
C. Laage ◽  
U. Dietrich ◽  
M. Hempel ◽  
...  

Zusammenfassung Ziel: Amputationen der unteren Extremitäten sind eine häufige Komplikation bei Patienten mit Diabetes mellitus. Diese Studie untersucht, ob die Anwendung eines strukturierten Disease-Management-Programms (DMP) für den diabetischen Fuß (DF) die Majoramputationen (MA) reduzieren kann. Design, Methoden: In einem prospektiven Studienansatz untersuchen wir DF-Patienten in einer Behandlungskette von ambulanter, akutmedizinischer und rehabilitativer Therapie. Die Rekrutierungsphase reichte vom 1/2000 bis 12/2004. Alle Studienteilnehmer werden darüber hinaus einer Verlaufskontrolle über fünf Jahre unterzogen. Das University of Texas Wound Classification System (UT) für Fußulzera diente als Basis der Dokumentation und Analyse. Wir evaluierten die Anzahl von Amputation der unteren Extremitäten, die Abheilungsraten der Ulzera und die zugrunde liegenden Formen der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit. Resultate: Wir berichten hier die Ergebnisse der ersten Patientengruppe, die die Zwei- Jahres-follow-up-Untersuchungen abgeschlossen hatten. Im Jahr 2000 wurden 102 Patienten mit neuem DF konsekutiv in die Studie eingeschlossen. 68,6% waren Männer, das mittlere Alter der Studienpopulation war 68,1 ± 11,4 Jahre und die mittlere Diabetesdauer 19,4 ± 10,3 Jahre. Nach zwei Jahren konnten noch 68 Patienten nachuntersucht werden. Insgesamt verstarben 22 Patienten (21,6%) und 12 (11,8%) haben die Studie aus verschiedenen Gründen beendet. Bei Entlassung aus der Rehabilitations-Klinik waren 35,3% der Ulzerationen abgeheilt und weitere 44,1% befanden sich im UT-Grad 1. Nach zwei Jahren konnte eine komplette Abheilung bei 51 Patienten (50% der Kohorte der originären 102 Patienten oder 75% der Probanden, die die 2-Jahres Follow-up-Untersuchung erreichten) konstatiert werden. 10 Patienten fanden sich im UT-Grad 1. Acht Diabetiker mussten einer MA während der 2-Jahresperiode unterzogen werden (Amputationsrate 7,8%). Schlussfolgerungen: Die primäre Zielstellung der Studie, eine signifikante Reduktion der MA bei Patienten mit DF konnte erreicht werden. Die Heilungsraten der Ulzera sind vergleichbar denen führender Zentren.


2020 ◽  
Vol 13 (3) ◽  
pp. 124-129
Author(s):  
Christian Trummer ◽  
Verena Theiler-Schwetz ◽  
Stefan Pilz

Zusammenfassung Die subakute Thyreoiditis (SAT) und die akute suppurative Thyreoiditis (AST) sind Schilddrüsenerkrankungen, bei welchen es durch Zerstörung von Schilddrüsengewebe zum Auftreten einer Hyperthyreose kommen kann. Die SAT ist vermutlich (post-)viraler Genese. Typischerweise folgt einer initial hyperthyreoten Phase oft eine zumeist transiente Hypothyreose, klinisch sind Halsschmerzen, Fieber oder Abgeschlagenheit charakteristisch. Laborchemisch werden oft erhöhte Entzündungsparameter gefunden, hilfreich für die Diagnosestellung sind außerdem ein erhöhtes Thyreoglobulin sowie hohe Leberparameter. Sonographisch zeigen sich häufig fokale, schlecht abgrenzbare hypoechogene Areale bei verminderter Schilddrüsendurchblutung, in szintigraphischen Untersuchungen ist der Tracer-Uptake reduziert. Therapeutisch kommen Betablocker zur Linderung hyperthyreoter Beschwerden zum Einsatz, zur analgetischen Therapie werden nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und Glukokortikoide eingesetzt. In schweren Fällen kann auch eine Thyreoidektomie notwendig sein, bei unklaren Fällen sollte die Indikation zu einer Feinnadelpunktion großzügig gestellt werden, um eine Abgrenzung zu malignen Prozessen oder einer AST zu ermöglichen. Im Gegensatz zur SAT handelt es sich bei der AST um eine bakterielle Infektion der Schilddrüse, die oft auf dem Boden von anatomisch-strukturellen Veränderungen entsteht. Typische Symptome umfassten eine Schwellung des Halses verbunden mit Schmerzen, Fieber, Heiserkeit, Dysphagie sowie einem lokalen Erythem. Laborchemisch zeigen sich auch hier erhöhte Entzündungsparameter, während eine Hyperthyreose seltener ist. In der akuten Entzündungsphase kann eine Abszessformation und ihre Ausdehnung mittels Ultraschall oder CT dargestellt werden. Hinsichtlich der Therapie sind eine rasche antibiotische Therapie und eine Drainage des Abszesses von großer Bedeutung, teilweise kann auch eine operative Entfernung von Schilddrüsengewebe notwendig werden.


2020 ◽  
Author(s):  
Andreas Wiedl ◽  
Stefan Förch ◽  
Annabel Fenwick ◽  
Edgar Mayr

Zusammenfassung Hintergrund Osteoporotische Wirbelkörperfrakturen sind eine häufige Verletzung alter Menschen, deren optimale Behandlung (konservativ oder operativ) diskutiert wird. Die Literatur beschreibt nach Wirbelkörperaugmentationen geringere Mortalitäten als nach konservativer Therapie. Ob eine positive Korrelation des operativen Vorgehens mit dem Überleben nach oben genannten Verletzungen besteht, soll im eigenen alterstraumatologischen Patientenkollektiv überprüft werden. Methodik Es erfolgte die Erfassung aller Patienten, die mit einer osteoporotischen Wirbelkörperfraktur vom 01.02.2014 bis 31.01.2015 auf einer alterstraumatologischen Station behandelt wurden. Im Rahmen eines 2‑Jahres-Follow-up wurden diese auf die assoziierte Sterblichkeit untersucht, wobei insbesondere der Einfluss der Therapie untersucht wurde. Ergebnisse Insgesamt konnten 74 Patienten (Rücklauf 74 %) mit einem durchschnittlichen Alter von 83,2 Jahren eingeschlossen werden, davon wurden 40 konservativ und 34 operativ versorgt. Die gesamte Ein- und Zweijahresmortalität betrugen 29,7 % bzw. 35,1 %, nach operativer Versorgung 20,6 % bzw. 23,5 % und nach konservativer Therapie 37,5 % bzw. 45 % (p = 0,113 bzw. 0,086, Chi-Quadrat-Test). Die um Störfaktoren bereinigte „hazard ratio“ betrug 2,0 (95 %-KI: 0,686–6,100) Diskussion Auch wenn möglicherweise wegen der eher geringen Fallzahl kein signifikantes Ergebnis nachgewiesen werden konnte, zeigen die Analysen eine Tendenz des verbesserten Überlebens nach operativem Vorgehen. Dies steht im Einklang mit internationalen Studien. Bestehende Untersuchungen lassen vermuten, dass die Reduktion der Kyphosierung durch die Operation einen wichtigen kausalen Zusammenhang darstellen könnte.


2008 ◽  
Vol 02 (01) ◽  
pp. 26-30
Author(s):  
S. Schneider-Koriath ◽  
C. Prinz ◽  
J. Bernhardt ◽  
K. Ludwig

ZusammenfassungDie Zahl der Patienten mit gewichtsreduzierenden Operationen wegen morbider Adipositas ist in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen. Für restriktive Verfahren (Magenband, vertikale Gastroplastik, Sleeve-Gastrektomie) wird ein Excess weight loss (EWL) von 40 bis 55 Prozent beschrieben, wobei nachsorgepflichtige chirurgische Komplikationen eher selten sind. Eine Supplementation ist im Regelfall postoperativ nicht notwendig. Operationsverfahren mit malabsorptiver Komponente (Magen-Bypass, biliopankreatische Diversion mit/ohne Duodenalswitch) weisen einen stärkeren EWL von 50 bis 85 Prozent auf, sind jedoch mit einer höheren Komplikationsrate behaftet. Im Follow-up ist eine lebenslange Substitutionstherapie notwendig, da folgende Defizite häufig beobachtet werden: Protein bei 1,4 bis 3 Prozent der Patienten, Eisen bei 45 bis 52 Prozent, Folsäure bei 35 Prozent, Vitamin B12 bei 33 bis 37 Prozent, Kalzium bei zehn bis zwölf Prozent, Vitamin D bei 45 Prozent und andere fettlösliche Vitamine (A, E, K) bei 10 bis 23 Prozent. Obwohl gleichzeitig nach Malabsorptions-Operationen eine verminderte Nahrungsaufnahme wichtiger Nährstoffe und Vitamine beobachtet wird, sind derzeit keine einheitlichen Empfehlungen zur notwendigen Substitution in der Literatur verfügbar. Zukünftige prospektive Studien sind notwendig, um die klinische Beurteilung dieser Mangelzustände besser einschätzen zu können.


Author(s):  
Zsolt Sziklavari ◽  
Annete Droste ◽  
Reiner Neu ◽  
Hans-Stefan Hofmann ◽  
Michael Ried

Zusammenfassung Hintergrund Der pulmonale Pseudotumor ist ein Sammelbegriff für diverse Subentitäten. Einige Subgruppen werden als intermediär maligne Tumoren betrachtet. Der Pseudotumor ist ein seltenes Krankheitsbild, wobei eine Abschätzung der Inzidenz und der Prävalenz nur schwer möglich ist. Methode Retrospektive Analyse aller zwischen 2008 und 2015 chirurgisch therapierten Patienten mit der Diagnose eines Pseudotumors der Lunge. Primärer Endpunkt der Studie war die Darstellung der Rezidiv- bzw. Metastasierungsrate. Sekundäre Endpunkte waren die Nomenklatur, die Anamnese, die Therapieart und der perioperative Verlauf. Ergebnisse Von 27 Patienten (63% männlich) mit einem Durchschnittsalter von 58 Jahren hatten 19 (70%) einen inflammatorischen Pseudotumor (IPT), 4 (15%) einen inflammatorisch-myofibroblastären Tumor (IMT) und jeweils 2 Patienten (7,5%) ein Pneumozytom bzw. Histiozytom. Eine präoperative pulmonale Infektion lag bei 12 (44%) Patienten vor. Die durchschnittliche Tumorgröße lag bei 2,1 cm (0,8 – 5,3 cm), die Lungenunterlappen waren mit 52% präferiert. Es wurden eine Enukleation, 20 atypische und 6 anatomische Resektionen durchgeführt. Dies erfolgte in 48% der Fälle (13/27) minimalinvasiv (VATS). Eine R0-Resektion lag bei 93% der Fälle (25/27) vor. Komplikationen traten bei 7 (26%) Patienten auf. Die Aufenthaltsdauer (Mittel 8 Tage) nach offener Resektion und VATS unterschied sich minimal (8,8 vs. 7,2 Tage). Das Follow-up lag bei 4 Jahren. In dieser Zeit entwickelte eine Patientin trotz R0-Resektion eines IMT ein Tumorrezidiv, an dem sie auch verstarb. Schlussfolgerung Die Therapie der Wahl beim Pseudotumor ist die R0-Resektion, bevorzugt per VATS. Die meisten Pseudotumoren nehmen einen gutartigen Verlauf, wenngleich Rezidive in einem kleineren Teil (v. a. bei IMT) der Fälle möglich sind. Eine Nachbeobachtung ist bei IMT notwendig. Die Anwendung einer einheitlichen Nomenklatur und Klassifikation wäre sinnvoll.


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